Plakat zum Wintersemester 2012/2013
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Plakat zum Sommersemester 2013
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Programmheft, Vorder- & Rückansicht
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Programmheft, Innenansicht
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Programmhefte, Detail
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Übersicht der Mediengestaltung für ein Konzert
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Programmheft, die Heftfalz teilt die Wort-Bild-Marke
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2013

Corporate Design für das Orchester der TU Braunschweig

Gestaltung

Astrid Hesse & Helene Lauppe

Pate

Klaus Paul

Kategorie

ah und oh

vorgeschlagen am

1. Oktober 2013

Plädoyer

Ah und Oh – welch treffliches Intro: Töne voll Erstaunen und Überraschung, Freude und Begeisterung, Bewunderung und Anerkennung.

Astrid Hesse und Helene Lauppe teilen als Designerinnen nicht nur die Leidenschaft für die schönen und wahren Dinge des Lebens, sie verbindet auch eine weitere gemeinsame Passion – die Musik. Als Musikerinnen spielen sie im Orchester der Technischen Universität Braunschweig. Dieses Orchester ist seit circa 1975 an die TU angeschlossen und besteht überwiegend aus Studierenden. Die Teilnehmerzahl schwankt zwischen 60 und 80. Das Programm des Orchesters wechselt im Rhythmus der Semester. So wird im Winter ein mehr klassisches Repertoire aufgeführt und im Sommer wird ein experimentelles Programm erarbeitet.

Für dieses Orchester konzipierten Astrid Hesse und Helene Lauppe ein außergewöhnliches Erscheinungsbild, welches neben den üblichen Bestandteilen wie Logo, Typografie, Ausstattung et cetera auch einen Grundstein für zahlreiche Klang-Visualisierungen bereit hält. Als Basis-Idee wählten sie nämlich die Sitzordnung der Musikerinnen und Musiker im Orchester, orientiert an der so genannten amerikanischen Aufstellung, und gestalteten ein äußerst flexibles Gestaltungssystem. Auf einem unsichtbaren Raster von Halbkreisen sind die einzelnen Stimmen oder Stimmgruppen des Orchesters platziert – insgesamt 30 Punkte. Das Verbinden dieser Punkte definiert Beziehungen unter den einzelnen Akteuren und lässt komplexe grafische Liniengebilde entstehen. Kombiniert mit dem Namen des Orchesters bilden diese Bildelemente das grafische Markenzeichen. Erweitert durch Flächenbelegungen und Überlagerungen sowie Farbcodierung lässt sich gezielt ein recht umfangreiches Repertoire an Bildgrafiken entwickeln. Als eine Art Kommunikationsschema lässt sich dieses experimentell auch als Visualisierungs-Prinzip auf jedes einzelne Musikstück anwenden.

Das Erscheinungsbild vermittelt authentisch und überzeugend die Identität und das Selbstverständnis des Orchesters. Es verschafft Einheit und Zusammenhalt, zeigt das leidenschaftliche Interesse an der Musik und die Freude am Musizieren in der Gemeinschaft. In der Gestaltung verbinden sich Emotion und Technik. Neben der hohen ästhetischen Qualität begeistert mich bei dieser Arbeit insbesondere die geniale, raffinierte Idee der Sitzordnung als »Masterplan«, die mit Kreativität, Spaß und Konsequenz ein enormes Potential an Klang-Visualisierungen hervorbringen lässt.

Beschreibung

Wie könnte wohl das Erscheinungsbild für ein Orchester aussehen, das jung, facettenreich und mittellos ist? Diese Frage durften wir, Astrid Hesse und Helene Lauppe, uns letztes Jahr im Rahmen eines studentischen Projektes stellen. Trotz Bezahlung (Aufwandsentschädigung) gab es für uns so gut wie keine Vorgaben. Stattdessen blieb für uns Gestalterinnen Raum, etwas zu wagen und zu experimentieren.

Die Gestaltung des Corporate Designs für das Orchester der Technischen Universität Braunschweig und das Sichtbarmachen von Hörbarem reizten uns als Aufgabe. Uns faszinierte auch, dass in diesem Orchester fast ausschließlich Musiker mit technischem fachlichem Hintergrund sitzen. Letzteres sollte Inspirationsquelle für unseren Entwurf werden. Bei dem Betrachten existierender Corporate Designs kamen wir (leider) zu dem Ergebnis, dass die Präsentation von Orchestern und anderen Musik-Institutionen meistens mit den üblichen Noten, Notenschlüsseln und ⨍-Löchern arbeitet. Ungewöhnliche und einprägsame Erscheinungsbilder sind selten. »Schade!«, dachten wir. Zugleich spornte es uns an, nach einer einzigartigen Lösung zu suchen.

Wir führten im Zuge des eigentlich so musikalischen Themas auch eine Recherche in den Naturwissenschaften durch. Wir hofften, so auf Aspekte zu stoßen, die sich in ein Gestaltungssystem integrieren lassen. Neben dem mathematischen Symbol » ⨍« für Funktionen, das grafisch mit ⨍-Löchern verschmolz, stießen wir dabei zum Beispiel auf die »Chladnischen Klangfiguren«, ein physikalisches Phänomen nach Ernst F. F. Chladni, das mithilfe von Sand Tonschwingungen auf Metallplatten sichtbar macht. So hat jede Tonfrequenz ein eigenes Muster. Wir begeisterten uns für die Idee, mit den verschiedenen Gebilden zu spielen, die Physik und Musik verbinden. Bedauerlicherweise mussten wir feststellen, dass bereits jemand anderes, nämlich Demian Conrad, mit diesem Motiv ein hervorragendes Erscheinungsbild gestaltet hat. Also hieß es für uns: weitersuchen. Als nächstes versetzten uns die Nichtnewtonschen Fluide in Aufregung. Hierbei handelt es sich um Stoffe, die im ruhigen Zustand flüssig, bei starkem Krafteinwirken fest werden. Wir träumten von Ketchup, der nach unserer Musik oder besser der des Orchesters tanzte … Leider muss man als Designer aber hin und wieder einsehen, dass zu viel »Genialität« oft einfach zu viel ist. Wir verwarfen die Idee. Es entstanden noch zahlreiche weitere, die wir nicht verfolgten, weil sie austauschbar oder, visuell umgesetzt, reizlos waren.

Bei der finalen Idee jedoch hatten wir gleich ein gutes Gefühl. Sie kam ganz plötzlich aus dem Nichts heraus – die erste Skizze besteht aus ein paar Buntstiftstrichen auf Papier. Bevor wir uns jedoch endgültig entschieden, testeten wir den Ansatz auf seine Logik hin. Wir strebten eine funktionsfähige und glaubhafte Regelung an. Durch die Verbindung der Stimmgruppen, die im Orchester die gleiche Melodie spielen, sollten sich überlagernde Flächen entstehen. Zu untersuchen war nun, ob Musikstücke ausreichend Parallelstimmen aufweisen, sodass auch wirklich Flächenbilder entstehen. Die ersten Tests dazu führten wir an einem Stück des derzeitigen Programms durch, der »Batman-Suite« von Danny Elfmann. Dazu mussten Musikthemen analysiert und gleiche Rhythmen herausgesucht werden. Diese Untersuchung erforderte musikalische Kenntnisse und Erfahrung in sinfonischer Analysearbeit. Hierbei erkannten wir die Notwendigkeit, uns auf eine Sitzordnung festzulegen, die weitestgehend jede Besetzung darstellen und somit als Basis dienen kann. So wählten wir die barocke Orchestersitzordnung als Raster für unser System. Anschließend legten wir Spielregeln für unsere Gestaltung fest, die eine Anwendung auf jede Art von Orchestermusik ermöglichen.

Auch wenn die Grafiken den Kern der Gestaltung ausmachen, so ist das typografische Konzept nicht minder wichtig. Um eine optische Parallele zur TU Braunschweig zu zeigen, wählten wir für das Erscheinungsbild ihres Orchesters die Hausschrift der Universität: die Nexus Sans. Obwohl der Charakter der Grafiksprache konstant ist, wechselt das Bild doch in seiner Form, weshalb es uns wichtig war, ein strenges typografisches Layout zu erstellen – sowohl für die Wortbildmarke als auch für alle Kommunikationsmittel. Die variierende Grafik des Signets wird mit einem Vierzeiler, der den vollen Titel des Orchesters aufführt, ergänzt und gibt diesem eine feste Basis, die den Wiedererkennungswert erhöht.

Bei Plakat, Postkarte und Programmheft hängt die Typografie von dem jeweiligen Format und von der Hierarchie der Informationen ab. Prämisse war hier, dass sich der Text schnell und einfach erfassen lässt.

Ein kostensparendes Konzept realisierten wir für die Programmhefte: durch das Ausbalancieren von Schriftgröße, Laufweite und Zeilenabstand gelang es uns, alle Informationen auf einem Bogen anzuordnen, ohne diesen dabei zu überladen. Auch das DIN-A4-Format wählten wir zu Gunsten einer einfacheren Reproduktion: ohne Verschnitt können die Programmbögen einfach durch einen Kopierer vervielfältigt werden.

Sehr detailverliebt gestalteten wir sämtliche Kommunikationsmittel und erfreuen uns nun an dem vielseitig einsetzbaren System, welches schon vorab den Konzertbesuchern einen visuellen Eindruck der bevorstehenden Konzertklänge mitgibt. Die Erscheinung des Orchesters wechselt jedes Semester und ist dennoch wiedererkennbar.

Details

Entstehungsjahr

2012

realisiert

weitere Angaben

Papier Programmheft:
Evercopy Colour Laser

Vervielfältigung des Programmheftes durch Fotokopie.
Vervielfältigung des Plakats und der Postkarten durch Offsetdruck.

Schrift:
Nexus Sans von Martin Majoor

Maße:
Plakat DIN A3
Postkarte DIN A6
Programmheft DIN A5

initiiert von

Beteiligte

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