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2013

Der Schattenspringer

Gestaltung

Daniela Schreiter

Pate

Stefanie Ollenburg

Kategorie

durch die Blume

vorgeschlagen am

16. April 2013

Plädoyer

Schon eine Weile verfolge ich das Fuchskind und seine Comics. Ich mag ihren Stil, und ihren listigen (ja ich meine »listigen«, nicht »lustigen«!) Humor.

Das Fuchskind – unter einem anderen Namen kenne ich die rothaarige, meist bunt gekleidete und doch zurückhaltende Frau gar nicht – ist ruhig und sagt wenig, aber seine Comics sprühen vor Lebensfreude. Eine Freundin sagte mir damals, dass das Fuchskind das Asperger-Syndrom hätte. Mir wurde es so erklärt: »Sie könne die Gesichter von Menschen nicht lesen und sei deshalb so zurückhaltend.«

Wikipedia schreibt dazu: »Als Asperger-Syndrom wird eine tiefgreifende Entwicklungsstörung innerhalb des Autismusspektrums bezeichnet, die vor allem durch Schwächen in den Bereichen der sozialen Interaktion und Kommunikation gekennzeichnet ist sowie von eingeschränkten und stereotypen Aktivitäten und Interessen bestimmt wird. Beeinträchtigt ist vor allem die Fähigkeit, nonverbale und parasprachliche Signale bei anderen Personen intuitiv zu erkennen und intuitiv selbst auszusenden. …«

Ich konnte mir das kaum vorstellen, denn wenn ich das Fuchkind sah, lächelte sie meist – etwas schüchtern, aber hinter ihren Augen blitzte und blinkte es. Und diesen Esprit spürt man in ihren Comics.

In ihrem »Schattenspringer« fand ich endlich eine für mich schlüssige Erklärung, was hinter diesen Augen vor sich ging und geht! Mit dem »Schattenspringer« hat sich das Fuchkind getraut, sich komplett zu outen.

»Der Schattenspringer« handelt von ihrer Sicht der Welt, von ihrem Autismus. Als ich diesen Comic anfing, wollte ich immer mehr lesen – und nun füttert uns das Fuchkind immer wieder mit neuen Geschichten und Berichten aus der Sicht der Frau mit dem Asperger-Syndrom. Und ich darf mitlachen, das finde ich einfach klasse!

Leichtigkeit und humorvolle Zeichnungen sind ihre Art, Menschen wachzurütteln und zu sagen, was hinter einem Verhalten steckt, das vielleicht nicht der Norm entspricht. Gefühle, Meinungen und Bedürfnisse werden so erklärt, dass mein Kopf und besonders mein Herz angesprochen wird.

Das Fuchskind setzt sich für etwas ein, das nicht offensichtlich ist, in unserer Gesellschaft als unnormal behandelt und darum oft verschwiegen wird. Sie gibt Menschen mit Asperger-Syndrom den Mut sich zu »outen«. Angehörigen macht sie Mut, sich der Situation zu stellen und damit auf eine positive Weise umzugehen.

Beschreibung

Seit ich meine Diagnose für das Asperger-Syndrom bekam, wollte ich einen Comic darüber zeichnen. Mir fiel auf, wie schwierig es ist, Nicht-Autisten meine Wahrnehmung der Welt zu erklären und darzustellen: was ist Autismus und wie variabel können die Symptome und Erscheinungsformen sein? Die meisten können mit dem Begriff Autismus nicht viel anfangen. Sie verbinden damit in erster Linie bestimmte Filmfiguren, hochbegabte aber sozial minderbemittelte Menschen und das Klischee vom schaukelnden Kind, das nicht angefasst werden möchte. Es gibt eine starke Berührungsangst vor diesem Thema, die vor allem durch Fehlinformationen entsteht. Statt jedes Mal abstrakt ein Referat zu dem Thema zu halten, dachte ich: warum zeichne ich es nicht konkret auf? So werden die meisten Situationen doch viel deutlicher und hey, wenn es dabei auch noch ab und zu witzig ist, nehme ich den Lesern gleichzeitig die Berührungsangst. Humor überspringt mit Leichtigkeit jede Hemmschwelle.

Die einzelnen Seiten des Comics zeichne ich zuerst als Rough Pages analog vor. Diese scanne ich ein und realisiere dann die Panels, das Inking et cetera digital in einem Grafikprogramm. Dass ich den Comic als Schwarz-Weiß-Variante gestaltete, hatte in erster Linie zeitliche Gründe. Die Coloration ist der größte Zeitfaktor bei der Entstehung eines Comics und da ich den »Schattenspringer« als Nebenprojekt zu meiner eigentlichen Arbeit, ohne einen separaten Coloristen, gezeichnet habe, bot sich diese Variante an. Ich wollte mir auch die Möglichkeit offen halten, den Comic als eigenes Buch herauszubringen, falls sich kein Verlag gefunden hätte. Autismus ist ein sehr spezielles Thema und wird in der Comic-Landschaft so gut wie nie thematisiert – ich hatte also keine großen Hoffnung auf einen Verleger. Um dies finanziell realisieren zu können, wäre eine Farbvariante vom Kostenaufwand für mich nicht möglich und für Interessierte (Autismus-Vereine und Selbsthilfegruppen) nicht erschwinglich gewesen.

Noch ist der Comic nicht fertiggestellt, er wird aber mindestens 140 Seiten umfassen. Zur Zeit arbeite ich an Seite 103. Bis spätestens September 2013 wird er beendet sein.

Der Comic hat inzwischen einen Verlag gefunden und wird im Frühjahr 2014 erscheinen.

Details

Entstehungsjahr

2013

Prototyp

Website

www.fuchskind.de/galerie/schattenspringer/aspie.php

initiiert von

Schlagwörter

4 Kommentare

1 Bernd Rathke, 17.4.2013, 7:22

Das Fuchskind zeichnet Comics - und mehr. Sie nutzt ihre gestalterische Kreativität spielerisch und doch eindeutig für eine gute Sache. Dies ohne Verbissenheit in einem sonst so schwierigen und verkrampft diskutierten Themenkreis: Autismus / Asperger.

Das Fuchskind tut damit das, was Gestaltung tun kann, nämlich Welten verbinden und Inhalte vermitteln. Sie vermittelt also gestalterisch zwischen Welten, die sonst getrennt blieben.

Mehr davon!

2 Bärbel Möller, 17.4.2013, 8:06

Ich kann das Plädoyer nur unterstützen. Als Mutter eines 13-jährigen Sohnes mit dem Asperger Syndrom habe ich schon etliche Ratgeber, Fachbücher und Biografien gelesen, doch keines hat mich von Anfang an so gefesselt, wie der Comic Schattenspringer.
Er erzählt auf so einfache und lustige Art die Sichtweise von Menschen mit dem Asperger Syndrom. Auch nach 13 Jahren fällt es mir oft noch schwer anderen zu erklären was es mit dem Asperger Syndrom auf sich hat.
Ich bin mir sicher, dass ein Comic wie der Schattenspringer eine breite Öffentlichkeit verdient hat.
Gerade in Bezug auf Inklusion wäre er meiner Meinung nach ein absolut guter Comic, um ihn zum Beispiel an Schulen einzusetzen.
Einziger Wermutstropfen für mich ist, dass man den Schattenspringer (noch ) nicht offiziell als Comic irgendwo kaufen kann ;)

3 Don Krypton, 17.5.2013, 17:08

Glanzparade!

Seit ich die ersten Seiten des (mittlerweile glücklicherweise ziemlich umfangreichen) Schattenspringers gesehen habe, bin ich begeistert von Danis Art zu zeichnen und ihrem ganz eigenen Humor, den ich mal als fröhliche und hintergründige Naivität im Angesicht ihres Aspie-Hintergrundes bezeichnen möchte.

Innenansichten einer Außerirdischen.

Ich habe mich, bevor ich den Schattenspringer gelesen habe, nur sehr oberflächlich und Rainman-artig mit dem Asperger-Syndrom beschäftigt. Dani hat mir da eine große Tür in eine Welt geöffnet, die mir bislang so fremd war wie vermutlich ihr die meinige. Und sie hat mich von der ersten Seite an fasziniert.

Die zwei Seiten eines Künstlers.

Nachdem ich die Fuchskind-Kurzgeschichten und -Karikaturen schon interessiert betrachtet habe, musste mehr her. Der Schattenspringer war die Lösung und eine Überraschung: Aus der farbigen in die Schwarzweiß-Welt und von den Tierchen zu den Menschen. Danis - obwohl minimalisierte - immer präzise Mimikdarstellungen begeistern auch "auf der Langstrecke" dieses Comics und lassen hoffen, dass sie bald auch in der Fläche der Comiclandschaft große Erfolge feiern kann.

Weiter so!

4 Lisa Schicha, 23.12.2013, 13:09

Ich finde den Comic "Schattenspringer" absolut genial! Er ist wunderbar gezeichnet, witzig und selbtironisch dargestellt und zeigt sehr anschaulich, wie Asperger denken und fühlen.
Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit Autismus, da mein Sohn auch ein Asperger ist.
Ich freue ich schon auf das Erscheinen des Comics und werde ihn sicher kaufen und ihn weiterempfehlen.
Ich wünsche der klugen und begabten Zeichnerin Daniela Schreiter viel Erfolg mit ihrem Comic!

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