Plakat aus Plakatreihe | 2013
Plakat aus Plakatreihe | 2013
Plakatreihe 2013
Plakatreihe 2013
Plakatreihe 2015
Plakatreihe 2015
Plakatreihe 2016
Plakatreihe 2016
Einblick in verschiedene Medien wie Flyer aus Flyerkarawane oder Gedanken-Anhänger
Einblick in verschiedene Medien wie Flyer aus Flyerkarawane oder Gedanken-Anhänger
Festivallocation | Alte Pumpenfabrik Helmstedt
Festivallocation | Alte Pumpenfabrik Helmstedt
Festivallocation | Alte Pumpenfabrik Helmstedt
Festivallocation | Alte Pumpenfabrik Helmstedt
2017

Festival der Utopie

Gestaltung

Transformation Design Collective

Pate

Johanna Pohlmann

Kategorie

Begleiterscheinung

vorgeschlagen am

4. Dezember 2017

Plädoyer

Kann man eine SpinnereiKapsel eigentlich schlucken und was passiert dann? Wofür kann ein TraumTransponder nützlich sein? Und wieso sollte man immer auf jeden Fall eine IdeenRecycleSpule im Gepäck haben? Kürzlich habe ich zum dritten Mal das Festival der Utopie besucht. Begeistert von einem spielerisch-utopischen und auch sinnlichen Gestaltungskonzept, möchte ich dieses gerne für den Ehrenpreis vorschlagen.

Das Festival der Utopie ist ein ungewöhnliches Festival: das zentrale Element und somit das LineUp sind Workshops, in denen die Festivalbesucher_innen an zwei Tagen Visionen und Ideen für die Zukunft zu Themen wie Mobilität (2013), Arbeit (2015) oder Gesellschaft (2016) entwerfen. Ergänzt werden die Workshops durch Wissensduschen, in denen man sich inhaltlichen Input zu dem Thema abholen kann und Austauschformate, wie zum Beispiel #-Gespräche bzw. Geh-Spräche. Am Ende des Festivals steht eine Art Schaubudenrundgang (2013) oder offene Bühne (2016) für die Präsentation der Workshopergebnisse.

Eine Motivation der Veranstalter ist es junge Menschen an der Gestaltung der Region zu beteiligen. Sie schreiben im Festivalmagazin: „Wir glauben daran, dass Fantasiesport und ein gewisser Abstand vom Alltag dabei hilft eine Kultur des Experimentierens zu fördern und eine Gesellschaft beweglich zu machen. So kann eine konstruktiver Lernprozess entstehen und Neues in die Welt kommen.“ (FM, S. 11)

Bei der Betrachtung meines eigenen Terminkalenders stelle ich fest, dass es ein hehres Ziel ist 100 junge Menschen zu motivieren an einem Wochenende über die Zukunft unserer Gesellschaft nachzudenken. Gerade da diese Zukunft so sehr von Ohnmachtsgefühlen, Schreckensnachrichten und einem tickenden „Fünf vor Zwölf“ geprägt ist. Das Team des Festival der Utopie schafft es aber diese Stimmung umzudrehen und einen Möglichkeitsraum entstehen zu lassen. Dies gelingt den Macher_innen durch Ihre Art der (visuellen) Kommunikation, des Weckens von Neugierde und der Lust und Begeisterung sich zu beteiligen sowie neues zu Entdecken und zu Lernen. In Zusammenarbeit haben die beiden Büros ›Von A und Z‹ (Festivalkonzept und Durchführung) und ›NEA • Studio für neue Gestaltung‹ (Corporate Design, Kommunikation) unter dem Veranstalter ›Allianz für die Region GmbH‹ (Regionalentwicklungsgesellschaft) somit in meinen Augen ein einzigartiges Format mit einer einzigartigen visuellen Sprache entwickelt, die mich begeistert und ich an dieser Stelle teilen möchte.

Freitag, 3. Juni 2016: „Ich gehe durch Helmstedt, eine Kleinstadt an der ehemaligen innerdeutschen Grenze, die heute von Arbeitslosigkeit und demografischen Wandel geprägt ist. Die leeren Straßenzüge, die an eine andere Zeit erinnern empfinde ich als beklemmend. Ein paar Schritte weiter tut sich auf der rechten Seite ein Tor auf – das Tor zur Utopie: »Sie betreten den utopischen Sektor«. Beim Betreten ändert sich meine Stimmung: neugierig und gespannt entdecke ich das Festivalgelände. Die Utopie ist in eine ehemalige Pumpenfabrik eingezogen. Sie erzählt Geschichten aus vergangenen Zeiten: Auf einem Regal stehen schon vor Jahren eingekochte Kirschen und Bohnen, das Treppenhaus wird durch eine vergilbte Blümchentapete geschmückt, in der ehemaligen Werkshalle liegen handgezeichnete Baupläne auf Transparentpapier. Im Kontrast dazu hauchen futuristische Gebilde – gefaltete geometrische Formen – den Räumen neuen Glanz und Leben ein. Die in der Prototypingbar aufgereihten Gegenstände lassen erahnen, dass hier nicht nur gesponnen sondern auch etwas entstehen wird, die Sugar-Cubes an der Wand warten auf das Befüllen mit ›Liebesbriefen‹ statt Gefällt-mir-Angaben und an der Ladestation befühl ich mir schnell eine bunte Tüte bevor die goldene Posaune zum Anpfiff ruft.“

#festivalort
Das Festival reist von Ort zu Ort, von Leerstand zu Leerstand, von Möglichkeitsraum zu Möglichkeitsraum, welcher in der Festivalsprache als Nicht-mehr-noch-nicht-Ort bezeichnet wird. Bei jedem Festival gilt es einen neuen Raum zu entdecken und in ihm real-utopische Ideen für die Zukunft entstehen zu lassen.
Durch die Gestaltung entsteht ein utopischer Ort, der zum Träumen und Ideenspinnen einlädt. Vorhandenes Material wird genutzt (z. B. leerstehende Geschäfte werden zu ›WorkShops‹ und Schaufensterflächen zu Ideengebern, alte Waschbecken dienen als Legobaustellen, ein Büro wird zum Utopievorzimmer) und mit futuristischen Objekten kombiniert. Mit scheinbar einfachen Mitteln tauchen Elemente aus dem gedruckten Erscheinungsbild (Plakate, Flyer etc.) auch vor Ort (z. B. Wolken, Verläufe) auf.

#erscheinungsbild
Eine Wolke, in dessen Dunst eine Person aus einer scheinbar vergangenen Zeit mit einem futuristisch wirkendem Objekt agiert. Das Erscheinungsbild scheint dem Traum entführt. Eine Kombination von alt und neu in Collagen mit Wolken, Fotos von Menschen aus vergangenen Zeiten, Science-Fiction-Elementen und traumähnlichen Verläufen. Ein utopischer Moment entsteht aus der Kombination von längst Vergangenem und eventueller Zukunft.
Im Logo des Festivals ist die Utopie auf den Kopf gedreht und rückwärtsgeschrieben. Das Spiel mit verdrehten Wörtern zieht sich konsequent durch gestaltete Motive, Plakate und auch durch die Beschilderungen vor Ort auf dem Festival. Es unterstreicht die fantasieanregende Festivalsprache.

#festivalsprache
Die Festivalsprache ist eine nachdenkliche, verträumte, sphärische, kreative, spielerisch, visuelle Sprache, die den Charakter des Festivals unterstreicht. Die utopischsten Erklärungen zu Wortneuschöpfungen (z. B. Spinnerei-Kapsel, Innovations-Kompensator, Gedankenkraft-Triebwerk, Sehnsuchts-Ingenieur) werden bereits im Vorfeld in den sozialen Medien gesucht, gefunden und in ein Festivallexikon gegossen. „Die Ideen-Recycling-Spule bildet das Zentrum des Festivalgeländes. Sie erzeugt, durch eine gerechte, wohlwollende Stimmung, gutes Essen und spannende Menschen, ein kreatives Magnetfeld. In der Sonderausführung "Recycling" sorgt die Ideen-Spule auch dafür, dass verworfene oder bereits existierende Ideen neu gedacht werden wollen.“

Vom Festivallexikon bis zum Beutel den man jedes Jahr bei der Anmeldung mit den wichtigsten Dingen erhält, vom Discussiondinner bis Austauschquartett ist an alles und an Überraschendes gedacht. Die Liebe zum Detail ist für mich eines der wichtigsten Bestandteile des Festivals, denn dies überträgt sich – so mein Erlebnis – vom ersten Moment auf die Festivalbesucher_innen und führt von Anfang an zu einer Art-of-Hosting und somit willkommenen Atmosphäre die es tatsächlich ermöglicht noch zarte Ideen in den Raum zu werfen ohne Angst zu haben, dass sie jemand direkt plattritt.

Ich schlage das Festival der Utopie für den Ehrenpreis vor, da es konsequent in all seinen Elementen stimmig und einzigartig gestaltet ist. Obwohl ich die Kategorie "Begleiterscheinung" gewählt habe, ist es mehr als das: Die Gestaltung ist ein Möglichmacher für utopisches Arbeiten.

Beschreibung

Fes|ti|val der Uto|pie, das
Wortart: Eigenname, Neutrum

Zwei Tage kreativer Ausnahmezustand. – Fernab des Alltags trafen sich 2013, 2015 und 2016 rund 100 Utopisten und Visionärinnen an einem Nicht-Mehr-Noch-Nicht-Ort, um neue Ideen für die Zukunft der Region Braunschweig-Wolfsburg zu entwickeln, gemeinsam zu spinnen und Visionen zu gestalten.

Das Festival fand erstmals im September 2013 zum Thema ›Mobilität‹ auf der leerstehenden Hertiebrache in Peine statt. Umliegende vakante Mehrfamilienhäuser wurden zu Unterkünften umfunktioniert und die ehemaligen Ladengeschäfte verwandelten sich in WorkShops.
2015 stand auf der stillgelegten Ilseder Hütte das Thema ›Arbeit‹ im Vordergrund und 2016 zog das Festival in eine alte Pumpenfabrik in Helmstedt ein und setze sich mit dem Thema ›Gesellschaft‹ auseinander.

Kern des Konzeptes ist ein interdisziplinärer Zugang, der das Entwerfen von visionären Ansätzen ermöglicht und zu Veränderungsprozessen motiviert. Die Utopie ist ein Freiraum, in dem Bedenken á la »Das kann ich mir nicht vorstellen!« oder »Das hat noch nie funktioniert!« keinen Platz haben – ideal, um den eigenen Horizont zu erweitern. Das Festival der Utopie regt Menschen dazu an, das Potenzial ihrer Fantasie ernst zu nehmen, macht sie mit kreativen Methoden bekannt und lässt sie mutig in die Zukunft blicken.

Darüber hinaus möchte das Festival die Vielfalt und die Schätze der Region Braunschweig-Wolfsburg sichtbar machen und die regionale Identität der Menschen stärken. Das Team glaubt an das kreative und utopische Potenzial der Region – Zukunft findet nicht an einem fernen Ort statt. Der eigene Gestaltungsspielraum liegt vor der Haustür. Jeder kennt sein Umfeld am Besten, weiß um regionale Möglichkeiten und Probleme und bekommt die Auswirkungen von Veränderungen vor Ort direkt zu spüren.

Im Austausch zwischen teilnehmenden Visionär_innen und Vertreter_innen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Kultur werden die Ideen und das Engagement des Festivals vor Ort weiter getragen.
Das Team vermittelt Fachwissen und Methodenkompetenz. Experten_innen der Region bieten State-of-the-Art-Wissen – vielfältige Kreativitätsmethoden aus den Workshops helfen in Studium und Beruf neue Ideen und Ansätze zu entwickeln.

Das Festival der Utopie ist ein Projekt der Allianz für die Region GmbH, einer Strukturförderungsgesellschaft für die Region Braunschweig Wolfsburg und ist in Zusammenarbeit mit dem Haus der Wissenschaft Braunschweig entstanden. Mit der Gestaltung des Veranstaltungskonzeptes, der Umsetzung und der Kommunikation wurden die beiden Designagenturen ›von A und Z‹ und ›NEA • Studio für neue Gestaltung‹ beauftragt.


Work|shop, der
Wortart: Eigenname, maskulin
Anstelle von Endlosvorträgen und Powerpoint-Präsentationen wird auf dem Festival der Utopie durch verschiedene Workshops ein experimenteller Spielplatz für Visionen geschaffen. Jeder der zehn Workshops zeichnet sich durch ein eigenes Kreativformat aus, durch das Ideen zum Leben erweckt werden (z.B. Design Fiction, Kreatives Schreiben, Visual Thinking etc.).

Wis|sens|du|schen, die
Wortart: Substantiv, feminin
Die Workshops werden durch inspirierende Wissensduschen von sogenannten Inspirationsquellen (Experten und Expertinnen für das Schwerpunktthema) bereichert. Eine Wissensdusche ist ein kurzer Impulsvortrag, dauert etwa 15 Minuten und bietet dann Raum für Nachfragen und Diskussionen.

Jahr|markt für ku|rio|se Ge|dan|ken und ernst|haf|te U|to|pien
Wortart: Substantiv, maskulin
Für das Festivalfinale am Samstagabend laden wir Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur zu unserem Jahrmarkt für kuriose Gedanken und ernsthafte Utopien ein. Die Workshops verwandeln sich zu diesem Zeitpunkt in Schaubuden und die vielen Ideen nehmen hier Gestalt an. Ob in Form einer Lesung, einer gespielten Szene oder einer kleinen Ausstellung mit Zukunftsprodukten oder etwas ganz anderem – das bestimmen die Teilnehmer_innen. Unser Ziel ist es, die Strippenzieher_innen von heute in den Ideenprozess zu integrieren und inspirieren, und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Dis|cus|sion-Din|ner, das
Wortart: Substantiv, Neutrum
Wo kommt man besser ins Schwatzen als beim Essen? Im Anschluss an unseren Jahrmarkt für kuriose Gedanken und ernsthafte Utopien laden wir Utopisten_innen und Strippenzieher_innen an einer großen Tafel zum Abendessen ein, dem Discussion-Dinner. Dabei soll eine rege Diskussion über Mögliches und Unmögliches entstehen. Zu jedem Gang den Platz zu wechseln, ist nicht ausgeschlossen.

Rah|men|pro|gramm, das
Wortart: Substantiv, Neutrum
Die Workshops werden durch ein gemeinsames Programm umrahmt, das den Austausch aller hundert Teilnehmenden in den Fokus rückt – ein buntes Potpourri an Intermezzi von Entdecken und Zusammenkommen.
Zum Beispiel bereicherte 2016 das Stadttheater ›Rette uns wer kann‹ vom Braunschweiger Staatstheater das Festival mit kleinen Interventionen, die zum Nachdenken anregten. Oder aber Quartette boten die wunderbare Chance, dass sich vier Menschen über das gesamte Festival intensiver kennen lernten und tiefer begegneten. Sie bildeten über die Dauer der Veranstaltung ein festes Team, das immer mal wieder zusammen kam, um sich auszutauschen und sich außerhalb der Workshopgruppen näher zu kommen.
Ein weiterer Aspekt aus dem Rahmenprogramm stellten beispielsweise die Sugar Cubes dar – an der Wand hängende Briefumschläge, die mit Komplimenten, kleine Nachrichten und besonderen Erinnerungen vom Festival gefüllt werden konnten. Es gab Aktionen wie eine Nachtwanderung, bei der die Teilnehmenden per Zufallsprinzip die Umgebung mit ihren Workshopgruppen erkundeten und von interessanten Erlebnissen berichteten. Am gemeinsamen Lagerfeuer packten die Festivalbesucher ihre mit reichlich Bastelmaterial gefüllten Wundertüten aus und bauten gemeinsam an einem großen Tisch ihr Utopia. Oder man lernte mit einem Profi Jonglieren und tauschte sich in Geh-Sprächen (kleine Spaziergänge in Gruppen) über besondere Themen aus.


Sze|no|gra|fie, die
Wortart: Substantiv, feminin
Zum Festivalkonzept gehörte es jedes Jahr einen Leerstand oder eine Brache in einen nutzbaren Veranstaltungsort zu verwandeln. Neben den Aufräum- und Sicherungsmaßnahmen nahmen wir mittels gezielter szenografischer Maßnahmen die Gestaltung der Räume vor. Auch wenn die Möglichkeiten auf die Räumlichkeiten einzuwirken begrenzt waren, sollte man sofort erkennen, dass das Festival diesen Ort eingenommen hat. Dazu entwickelten wir beispielsweise faltbare Kuben aus weißem Karton, die entsprechend des Corporate Designs in unterschiedlichen geometrischen Formen vorhanden waren. Mit unsichtbaren Schnüren hingen wir sie zahlreich in den Gebäuden oder auf dem Außengelände auf. Diese Kuben konnten alles darstellen, man konnte ein fliegendes Objekt genauso wie ein ganzes Sonnensystem hineindenken.

Pop-Up, das
Wortart: Substantiv, Neutrum
2015 verwandelte das Festival der Utopie Team einen Leerstand am Braunschweiger Friedrich-Wilhelm-Platz für drei Monate in ein temporäres Pop-Up Büro. Unterstützt durch den Kultviertel e.V. wurde eine Zwischennutzung vereinbart und einem leerstehendem Café neues Leben eingehaucht. Dort bereitete das Team das Festival vor und war täglich als Anlaufstelle für Interessierte geöffnet. Darüber hinaus gab es einige Veranstaltungen des Vereins sowie ein Vorabtreffen und ein Konzert im Anschluss an das Festival, auf dem lokale Künstler auftraten.

Mar|ke|ting|kon|zept, das
Wortart: Substantiv, Neutrum
Das Ziel des Veranstaltungsmarketing war es, das Festival in der Region bekannt zu machen und Neugierde für das Festival zu wecken. Junge Menschen wurden als Teilnehmer_innen für die Veranstaltung gewonnen und Strippenzieher_innen über das Festival informiert und als Gäste für den Präsentationsabend geladen.
Das Marketingkonzept setzte auf partizipative und somit identitätsstiftende und Neugierde weckende Maßnahmen.
Die Bespielung des realen Raums anhand von Mitmachaktionen – Guerilla-Marketing-Aktionen im Vorfeld des Festivals und ein DIY-Camp zur Szenografie des Festivalgeländes – wurden über soziale Netzwerke wie Facebook angekündigt, in denen das ›Sichbeteiligen‹ selbstverständlich ist. Beide Realitäten bedingten und mobilisierten sich gegenseitig und schafften somit nicht nur Aufmerksamkeit, sondern vermittelten auch ein Gefühl davon, was das Festival der Utopie ist und möchte. Das Festivalteam bediente sich der ›share economy‹, dem Gedanken des ›open-source‹ und der etwas bewegenden ›crowd‹ und machte sich diese Grundgedanken nicht nur für das Festival selbst, sondern auch für dessen Bekanntmachung zur Nutze.

Beim Thema Zukunft ist Nachhaltigkeit im doppelten Sinne unumgänglich. So spielt dieser Begriff im gesamten Festivalkonzept, sowohl was das Festival selbst betrifft, als auch was das Festivalmarketing angeht, eine große Rolle. In diesem Sinne wurden unter anderem Konzepte entwickelt, die eine unnötige Anzahl von Druckmedien z. B. Flyern entgegenwirkten, eine mehrfache Verwendung von produzierten Dingen vorsahen und bewusst auf eine regionale und nach höchsten Standards umweltfreundliche und klimaneutrale Produktion der Druckerzeugnisse Wert legten.

Cor|po|rate Iden|ti|ty, die
Wortart: Substantiv, feminin
Wie erscheint etwas utopisch und fantastisch? Wie kann man es schaffen Neugierde zu wecken und zum Nachdenken anzuregen? Diese Fragen standen zu Beginn der Entwicklung der Corporate Identity für das Festival der Utopie.
Die Herausforderung für diese lag darin, das neue und für Außenstehende vollkommen unbekannte Format in seiner Andersartigkeit zu kommunizieren, bekannt zu machen und junge Menschen für eine Teilnahme am Festival und Engagement für die Region zu begeistern. Dafür musste das Format gefasst und das was es ausmacht – seine Identität – verständlich kommuniziert werden, bereits während das Festivalkonzept sich noch in der in der Entstehung befand.

Cor|po|rate De|sign, das
Wortart: Substantiv, Neutrum
Die Voraussetzung für ein schlüssiges Erscheinungsbild ist eine umfassende Bestandsaufnahme und die daraus resultierende Konzeptarbeit. Sie bildet die Basis und gibt der visuellen Erscheinung einen interessanten und spürbaren Inhalt. Sie verschafft einen Überblick, aus dessen Essenz nicht nur das Erscheinungsbild schöpft, sondern das gesamte Format und auch der Auftraggeber.
Als Ausgangspunkt für die Entwicklung des Corporate Designs wurden aus dem Festivalkonzept und den Vorstellungen des Teams Stichwörter extrahiert, die das Erscheinungsbild prägen sollten. Diese bildeten die Identität des Festivals ab, die im Folgenden visuell und verbal umgesetzt wurde.

Die Elemente Bild, Schrift, Farbe, Stimmung und Sprache fügten sich zu einer Erscheinung zusammen und gaben so dem Geist des Festivals Körper und Seele. Sie wurden zu Spielregeln des Corporate Designs sowie der Corporate Identity, setzten einen Rahmen für das Spielfeld und ermöglichten Spielraum zum Experimentieren in der Gestaltung als auch für die Identität. Sie visualisieren den Charakter des Festivals und zeigten letztendlich metaphorisch auf, was die Teilnehmenden auf diesem zu erwarten haben.

Entstanden ist eine nachdenkliche, verträumte, sphärische, kreative und spielerisch visuelle Sprache, die sowohl das Thema Utopie, als auch den Charakter eines Festivals und das besondere, neue und andersartige Format verkörpert.
Gespielt wurde mit auf den Kopf gedrehten oder rückwärts geschriebenen Worten sowie Wort- und Bildneuschöpfungen.
Die Bildcollagen beinhalteten dabei immer die gleichen Versatzstücke, die sich zu unterschiedlichen Motiven zusammenfügten und innerhalb der Spielfläche ein futuristisches Etwas bildeten. Die Elemente – eine Wolke, in dessen Dunst eine Person aus einer scheinbar vergangenen Zeit mit einem futuristisch wirkendem Objekt agiert – verbinden sich mit einem Begriff, dessen Bedeutung viel Raum für Assoziationen offen lässt.
Hier paart sich der Moment der Nostalgie mit dem Moment des Visionären. Ein Rahmenelement, das nicht zuletzt auch für das Logo genutzt wurde, gab der Szenerie Halt und definierte den Schauplatz, der sich, getragen von einem farbigen Verlauf, irgendwo im Nirgendwo abspielt.
Zehn Farbverläufe, die immer in Kombination mit einer festgelegten Objektfarbe auftauchten und der Atmosphäre des ganzen Gebildes dienten, ließen ein umfangreiches Farbklima entstehen, welches trotz des weitgefächerten Farbspektrums durch die Art der Verläufe direkt mit dem Festival verknüpft war.
Die Verwendung weißer Typografie vor farbigen Hintergrund erzeugte Leichtigkeit, die nicht zuletzt auch durch die Wolke verkörpert wurde und das Ganze wie ein Traumbild wirken ließ.

Cor|po|rate Lan|gu|age, die
Wortart: Substantiv, feminin
Kann man eigentlich auf einem Gedankenkraft-Triebwerk fliegen und eine Spinnerei-Kapsel schlucken? Und wie wäre es, wenn wir sträwkcür denken könnten?
Während des gestalterischen Prozesses wurde parallel eine Corporate Language entwickelt, die in der Corporate Identity eine zentrale Rolle einnahm und den Charakter der Veranstaltung auch verbal vermittelte. Mit Wortneuschöpfungen bekamen die Bildkompositionen Titel, die zum Nachdenken anregten, gleichzeitig jedoch nichts verrieten. Sie wurden zur Interaktion mit dem Betrachter genutzt und vermittelten den Teilnehmenden nicht zuletzt den Möglichkeitsraum, den das Projekt bot; ausdrücklich rumspinnen zu dürfen. Es sollten keine Hürden für absurde Gedanken aufgebaut werden, um das Interessante hinter diesen Gedanken für die Utopien nutzen zu können. Die visuelle Erscheinung ging also mit Vorbildfunktion voraus, zeigte wie es gehen konnte und bot dennoch den Freiraum seinen eigenen Kopf zu benutzen.

Wer|be|mit|tel, die
Wortart: Substantiv, feminin
Auch bei der Entwicklung der Werbemittel wurde mit neuen ungewöhnlichen Strategien gearbeitet. Die Region Braunschweig zeichnet sich durch ein besonders gut funktionierendes Netzwerk aus. Dieser Moment sollte für die Bewerbung des Festivals genutzt werden. So wurde auf das bekannte Prinzip des Kettenbriefes zurückgegriffen und, in Anlehnung an die Mobilitätsthematik (Festivalthema 2013), die ›Flyerkarawane‹ entwickelt. Hierfür entstanden zehn verschiedene Flyermotive, die in einem Paket zusammen mit einem Anschreiben an einen ›Karawanenführer‹ versendet wurden. Dieser konnte sich dann einen Flyer aussuchen und den Rest an potenzielle Utopisten_innen, interessierte Freunde_innen oder Arbeitskollegen _innen weitergeben.
So reiste die Karawane durch die Region. Der Vorteil lag vor allem darin, dass man nicht nur direkt das richtige Publikum erreichte, sondern auch die Chance erhöhte, dass sich durch persönliche Empfehlung intensiver mit dem Flyerinhalt auseinander gesetzt wurde. Das Flyerpaket wurde von einem mit dem Logo bedruckten Gummiband zusammengehalten, das später nicht nur als Festivalbändchen (Info-Stripes) fungierte, sondern auch zur Kennzeichnung der Trinkbecher genutzt wurde und zu guter Letzt auch nach dem Festival als Erinnerungsstück Verwendung finden konnte. So lebte der Gedanke des Festivals auch darüber hinaus im Alltag weiter.
Neben den Flyern wurden im Stadtraum der Region Aufhänger mit Gedanken verteilt, die den üblichen Flyer ablösten und zusätzlich auf das Festival aufmerksam machten. 
Statt Großflächenplakaten, die eine lange Vorlaufzeit benötigen, sowie der ansonsten üblichen einzelnen DIN A1 Plakate, entwickelten wir eine dreiteilige Plakat-Serie, die man bei Bedarf zu einem großen Plakat zusammenhängen konnte. Jedes Plakat funktionierte ebenfalls separat und konnte sowohl auf großer, als auch auf kleiner Fläche genutzt werden. Als zusätzliches ›Gimmick‹ entwickelte sich hieraus ein Sammelcharakter für die Plakate.
Hinzu kamen noch Stofftragetaschen, Utopie-Schatzkästchen, Programmhefte, Stempel, Post-its, Utopistenstammtisch-Flyer, Einladungskarten für Strippenzieher_innen, Festivallexikon, Briefpapier, Vernetzungskarten, Namensschilder, Teilnahmebescheinigungen, Banner, Anzeigen, ein Kurzkonzept für die Szenografie, das Festivalmagazin als Veranstaltungsdokumentation und vieles mehr.

Schlagwörter

Entdecke, was dir schmeckt (Cover)
Entdecke, was dir schmeckt (Cover)
Infografik »Wie viel Wasser steckt in welchem Lebensmittel«
Infografik »Wie viel Wasser steckt in welchem Lebensmittel«
2015

Entdecke was Dir schmeckt. Kinder erobern die Küche

Gestaltung

Lisa Rienermann

Pate

Andrea Augsten

Kategorie

Sonnenschein

vorgeschlagen am

7. Juli 2015

Plädoyer

Vom Tag unserer Geburt an ist die Nahrungsaufnahme eins unserer Grundbedürfnisse. Deren Erfüllung ist in unseren ersten Lebensmonaten vergleichsweise klar geregelt – danach wird es kompliziert. Dicke Kochbücher finden sich heute in jedem Haushalt. Gesunde, regionale oder schnelle Küche reicht dabei schon längst nicht mehr. Ausgewogen, vielseitig und bewusst soll sie sein, im besten Fall vielleicht auch noch schmecken.

Mit ihrem Buch »Entdecke, was Dir schmeckt« setzen Designerin Lisa Rienermann und Journalistin Anke M. Leitzgen bei denen an, die kulinarisch wirklich noch etwas zu entdecken haben: Kinder.
Doch das Buch ist kein übliches Kochbuch für Kinder, sondern eine wunderbar illustrierte, spannende und sinnliche Einführung in die Welt des Kochens und Essens.

Dabei fangen Leitzgen und Rienermann ganz vorn an – bei unseren Geschmackssinnen. Was schmeckt mir und wieso schmeckt es mir? Scheinbar einfache Fragen wie diese bilden die Basis dieses Buches. Geschmack soll verstanden werden und das geht am besten über das Selbermachen und Ausprobieren.

Weiter geht es mit der Wahl der Nahrungsmittel und der Frage, wo diese angebaut und weiterverarbeitet werden, bis sie auf dem Markt oder im Supermarkt zu finden sind. Ebenso detailliert gibt das Buch darüber Auskunft, wie unterschiedlich Speisen bei der Verwendung der selben Zutaten aussehen können. »Entdecke, was Dir schmeckt« reicht von der Darstellung kleiner Rezepte für einen ersten Kocheinstieg, über Einblicke in den Wasserverbrauch bei der Herstellung bis hin zur kindgerechten Erklärung von Konservierungsmethoden und deren Wirkungsweisen. Aber das Buch erklärt nicht nur, es regt vor allem zum Mitmachen an, und dadurch zu einem positiven Umgang mit Nahrungsmitteln und einer Lust am Essen.

Lisa Rienermanns spannenden Illustrationen schaffen es in sehr wunderbarer Weise, komplizierte Informationen und Handlungsabläufe simpel zu erklären. Zugleich schaffen ihre kleinen Kunstwerke, die Kinder und Erwachsenen neugierig zu machen. Die klar gegliederten Grafiken und Foto-Illustrationen fordern Kindern auf eine sehr ästhetische Weise, ohne kitschig, verniedlichend oder überladen zu wirken.

Das Buch bietet Kindern – ebenso wie jung gebliebenen Erwachsenen – die Gelegenheit, sich auf eine visuelle Nahrungsreise zu begeben. In einer grafisch klaren und authentischen Handschrift sind Informationen rund um das Thema so aufbereitet, dass wertvolle Informationen leichte Kost werden.

Guten Appetit.

Beschreibung

Es ist ein Buch für große und kleine Küchenforscher. Ein Buch für alle, die sich für Essen, Küche und Kochen interessieren.

Beim Essen kann jedes Kind mitreden. Warum schmeckt mir das? Wonach schmeckt das? Was mag ich nicht essen? Richtig interessant wird es, wenn man zusammen mit Kindern tiefer in das Thema einsteigt und sich in der Küche mal etwas genauer umsieht. Darum geht es in diesem Buch. Herauszufinden, was es für Nahrungsmittel gibt, wo sie herkommen, wie man sie am besten zubereitet und warum man manches mag und manches nicht so sehr. Welche praktischen Tipps es für gesunde Ernährung, zum Einkaufen und Bevorraten und in Sachen Küchenwerkzeuge gibt. Außerdem: Grundlegendes über das Zusammenwirken unterschiedlicher Nahrungsmittel plus erstaunliche Experimente aus dem Küchenlabor, Rezepte zum Ausprobieren – aber auch immer wieder die »Anstiftung« zum Verändern von Rezepten und zum Neu-Erfinden.

Uns war es wichtig, die vielen Inhalte in diesem Buch nicht mit erhobenem Zeigefinger zu kommunizieren – daher die vielen Infografiken und Bilder, die zum Selbstdenken und Weiterspinnen anregen. Dabei ist die Gestaltung wesentlich ein Teil der Aussage.

Informationen habe ich durch fotografische Illustrationen aufbereitet. Plakative Aufmacherbilder stellen Fragen und laden zum Nachdenken und Gespräch ein. Schritt-für-Schritt-Bilder begleiten spielerisch das Kochen. Grade für weniger große oder geübte Leser eröffnet sich Vieles durch die Bilder. Mit viel Haptik und Wärme ging es mir darum, nah am Betrachter und am Kochen zu bleiben. So sind Buchstaben manchmal aus Mehl oder Fettflecken, Infografiken bestehen aus echten Lebensmitteln und es finden sich Krümel auf den Seiten. Die Typographie ist in den Überschriften und Kapiteltrennern einerseits farben- und formenfroh, bleibt andererseits in den Fließtexten aufgeräumt und gut lesbar.

Details

Entstehungsjahr

2013

realisiert

weitere Angaben

21 cm x 24 cm
160 Seiten
Hardcover
vollständig vierfarbig

initiiert von

Beteiligte

Schlagwörter

eine gesunde, diverse Nutzung des Bodens
eine gesunde, diverse Nutzung des Bodens
durch unangepasste Landwirtschaft verursachte Erosion
durch unangepasste Landwirtschaft verursachte Erosion
Jedes Jahr wird in Europa eine Fläche der Größe von Berlin versiegelt.
Jedes Jahr wird in Europa eine Fläche der Größe von Berlin versiegelt.
Land Grabbing raubt den Menschen auf der ganzen Welt ihre Lebensgrundlage – den Boden.
Land Grabbing raubt den Menschen auf der ganzen Welt ihre Lebensgrundlage – den Boden.
Durch eine Rotation der quadratischen Flächen wird eine Umnutzung der Fläche dargestellt.
Durch eine Rotation der quadratischen Flächen wird eine Umnutzung der Fläche dargestellt.
Wenn wir doch nur eine zweite Erde hätten …
Wenn wir doch nur eine zweite Erde hätten …
Wir saugen die Fruchtbarkeit des Bodens aus.
Wir saugen die Fruchtbarkeit des Bodens aus.
2015

Let’s Talk About Soil

Gestaltung

Uli Henrik Streckenbach

Pate

Sebastian Murrer

Kategorie

durch die Blume

vorgeschlagen am

8. Juni 2015

Plädoyer

Erklär-Videos findet man im Internet zu Hauf. Meist geht es um Produkterklärungen oder die Filme sollen Anreize schaffen, irgendetwas zu kaufen. Als ich das Video »Let's Talk About Soil« sah, dachte ich zunächst auch, am Ende würde mir ein Produkt angeboten werden. Aber nein – es war tatsächlich ein Erklär-Film im wortwörtlichen Sinne.

Das Thema? Es geht um den Boden; den Erdboden. Das klingt zunächst nicht besonders spannend. Bei den momentanen Krisen der Welt wie Wasserknappheit, Kriegen, Krankheiten und dergleichen erscheint es als ein nicht so »wichtiges« Thema der Menschheit. Aber das sieht man nach zirka fünf Minuten anders. Durch die Machart des Animationsvideos bleibt man auch die ganze Zeit dabei. Es zeichnet sich durch Liebe zum Detail aus und besticht durch eine einheitliche grafische Sprache, flüssige und elegante Übergänge sowie eine anschauliche Darstellung von Naturprozessen. Ich war sofort von den bewusst reduzierten dreidimensionalen Grafiken im »Low Poly«-Stil fasziniert und staunte, mit welch minimalistischen Mitteln komplexe Prozesse aufbereitet werden können. Auch der Ton, die Sprecherstimme und die Musik ergeben dabei ein stimmiges Gesamtbild.

Diese Form der Inhaltsvermittlung ist in meinen Augen ein wichtiger Bestandteil zur Aufklärung der Menschen und meiner Meinung nach viel wirksamer als ein Artikel, eine Powerpointpräsentation oder sonstiges, das sich zu diesem Thema finden lässt. »Let's Talk About Soil« ist eines der schönsten, spannendsten und kurzweiligsten Erklär-Filme, die ich zuletzt gesehen habe. Durch die wichtige Funktion der Aufklärung hat das Video den Ehrenpreis für Gestaltung verdient!

Beschreibung

Was wissen wir eigentlich über unseren Erdboden? Messen wir ihm die Aufmerksamkeit bei, die er verdient?

In knapp fünf Minuten erzählt der Animationsfilm »Let's Talk About Soil« von der großen Bedeutung der Böden, veranschaulicht die verschiedenen Probleme und ruft zum gemeinsamen Handeln für den Schutz der Böden auf. Dabei werden Themen wie Bodendegradation, Erosion, Urbanisierung und Land Grabbing erläutert und visualisiert. Das Ziel des Films ist es, die komplexen Sachverhalte so ansprechend und unterhaltsam zu erklären, dass man sich auch damit auseinandersetzen möchte und die Bilder in Erinnerung bleiben. Ich spreche damit sowohl Experten an als auch diejenigen, die sich noch nie zuvor mit dem Thema beschäftigt haben.

Eine Vielzahl von spannenden Dingen will in diesem Zusammenhang visualisiert werden: Mähdrescher, Vogelscheuchen, Regenwürmer, Sandstürme, »böse« Supermarktpumpen, eine »Low Poly«-Version des Berliner Alexanderplatzes, eine »zweite Erde« und viele weitere Dinge aus der Welt des Bodens finden Platz in diesem Film.

Das Skript entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber des Films, dem IASS-Potsdam, dem Insitute for Advanced Sustainability Studies. Trotz eigener Recherche verfüge ich natürlich nicht über ein so umfassendes Wissen über Böden wie die Experten des Instituts. In jedem Fall war es ungemein wichtig, mich selbst mit dem Thema zu beschäftigen, um einen Bezug aufbauen zu können. Zudem entstanden während der Recherche schon Ideen und Bilder im Kopf, wie ich die Themen filmisch und grafisch visualisieren könnte. Diese Ideen habe ich in einem Storyboard und später in einem Animatic – einer animierten Version des Storyboards – umgesetzt. Der Sprecher Hilmar Eichhorn unterstützt die Botschaft durch eine ruhige Erzählerstimme. Das Storyboard setzte ich komplett digital um. Die letzten fünf Wochen der Produktion arbeitete ich zusammen mit dem 3D-Artist Ronny Schmidt an der Kreation der Assets und der Animation, an Rendering und Compositing. Weitere Unterstützung erhielten wir von Marcus Illgenstein, der sich für das Sound Design und die Musik verantwortlich zeigte; und Maik Lochmann, der das Character-Rig aufsetzte.

Der Film feierte im November 2012 seine Premiere auf der vom IASS veranstalteten »Global Soil Week« in Berlin. Dies ist eine Konferenz, bei der Akteure aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft aus über 60 verschiedenen Ländern zusammenkommen, um über die Bedrohung der Böden zu diskutieren und eine »Agenda for Action« für nachhaltiges Bodenmanagement und nachhaltige Landbewirtschaftung zu erarbeiten. Um möglichst viele Menschen zu erreichen, wurde der Film mittlerweile in zehn Sprachen übersetzt, auf diversen Kanälen und Plattformen online gestellt und dort mittlerweile von weit über 300.000 Menschen angesehen.

Details

Entstehungsjahr

2012

realisiert

initiiert von

Beteiligte

Schlagwörter

Cover »Leute«
Cover »Leute«
Dirigent und Diktator aus »Leute«
Dirigent und Diktator aus »Leute«
Boxer und Champion aus »Leute«
Boxer und Champion aus »Leute«
Entdecker und Touristen aus »Leute«
Entdecker und Touristen aus »Leute«
Dämon und Schneemann aus »Leute«
Dämon und Schneemann aus »Leute«
2015

Leute

Gestaltung

Blexbolex

Pate

Jens Bonnke

Kategorie

Sonnenschein

vorgeschlagen am

17. Februar 2015

Plädoyer

»Es gibt ’ne Menge Leute
jede Menge Leute
diese Leute
Junge Junge – gibt das Leute 
und was haben die nicht zu tun.
Die einen tun dies
die anderen das. 
Einer wohnt direkt über mir. 
Was soll’s,
es gibt ’ne Menge Leute«

So heißt es im Song »’Ne Menge Leute« von Fink, der Band des kürzlich und viel zu früh verstorbenen Musikers und Malers Nils Koppruch.

Blexbolex’ Bilderbuch illustriert auf wunderbare und originelle Weise diese Menge Leute und wie die so dieses und so jenes tun. Ein Panoptikum von Gestalten und ihren Charakteristika – in ihren jeweiligen Berufen oder Freizeitbeschäftigungen, in ihren typischen Erscheinungen oder zugeschriebenen Eigenschaften.

Dabei hat Blexbolex die Motive in verblüffender Einfachheit inszeniert. Reduzierte Formen, grafisch heruntergebrochen auf das Wesentliche, stets aber mit einer organischen Linienführung, die nie die unemotionale Anmutung von Piktogrammen oder Infografiken aufkommen lässt.

Jedes einzelne Bild steht als freie Form auf weißen Grund, darüber in blauen Versalien die Benennung der Figur. Die Paarungen, die sich dadurch auf den Doppelseiten ergeben, sind mit Bedacht gewählt und höchst originell: mal naheliegend wie bei »Ein Einarmiger« / »Ein Zyklop«, mal überraschend wie bei »Ein Pirat« / »Ein Unterwasserarbeiter«, mal subtil wie bei »Ein Redner« / »Ein Schlangenbeschwörer« und manchmal so erratisch und komisch wie bei »Eine Sekretärin« / »Ein Yeti«.

Die Farbigkeit, die mit einer auf wenige Töne beschränkten Palette und überlappenden beziehungsweise überdruckenden monochromen Flächen an Siebdruck denken lässt, rundet die stimmige Wirkung des Blexbolex’schen Leute-Universums ab, in dem jedes einzelne Motiv dank seiner Plakativität und berückenden Schönheit auch als großes Bild an der Wand funktionieren würde.

Beschreibung

»Leute« wirkt auf den ersten Blick nicht wie eine Computerarbeit, manche Betrachter vermuten, dass es sich um ein altes Bilderbuch aus den 50ern handelt, weil die Illustrationen retro anmuten, aber dennoch: Ich arbeite ausschließlich am Computer, hier kann ich ohne Bleistiftskizzen frei improvisieren und die Dinge auf dem Bildschirm umher schieben, bis es mir gefällt. Und wenn ich ein Motiv auf mehreren Bildern verwende, muss ich es nur einmal zeichnen. Am Computer sind manche Dinge leicht, die mit echten Materialien fast unmöglich wären, beispielsweise die Mischung verschiedener Techniken wie Holzschnitt, Lithografie und Siebdruck. Ich kann diese Techniken nur deshalb am Computer wiedergeben, weil ich sie im Studium gelernt habe, denn das Prinzip bleibt gleich. Wenn ich einen Holzschnitt wiedergebe, nehme ich eine schwarze Fläche, dann »kratze« ich mit meinem Stift auf der Grafik-Tafel die Farbe weg, so dass der Gegenstand im Negativ erscheint. Für Graustufen verwende ich eine Rasterung – das entspricht dem Effekt der Lithografie, wo die Maserung des Steins für Schattierungen sorgt. Die Leichtigkeit, mit der die Bilder am Computer entstehen, verleiht ihnen auch auf dem Papier etwas Freudiges, Heiteres.

»Leute« ist ein umfassendes Kompendium. 200 verschieden Typen findet man in dem Buch, darunter Fantasiegestalten genauso wie solche, die uns jeden Tag auf der Straße begegnen. Ich habe versucht, das jeweils Besondere einzufangen, manchmal ist es nur eine bestimmte Bewegung oder Haltung, manchmal ein Gegenstand. Jeder Betrachter wird sich in »Leute« auf irgendeiner Seite wiederfinden, die meisten sicherlich auf mehr als einer Seite. Die Bilder sprechen für sich, aber die Zusammenstellung der Paare auf den Doppelseiten gibt dem Buch noch eine neue Dimension: Was unterscheidet den Boxer vom Champion? Was den Touristen vom Reisenden? Was haben DJ und Koch gemein? Nur bei einem Paar habe ich mir einen Scherz erlaubt, in diesem Fall sehe ich wirklich keine Verbindung zwischen den beiden Figuren, aber jedes gute Muster muss schließlich auch durchbrochen werden.

Wer das Buch lesen wird, wem es gefallen könnte, spielte für mich bei der Entstehung keine Rolle. Ich weiß aber inzwischen, dass es Kindern genauso gern mögen wie graphisch interessierte Erwachsene.

Details

Entstehungsjahr

2008

realisiert

weitere Angaben

Umfang:
208 Seiten

Format:
18 x 24 cm

Druck:
durchgehend farbig, 3 x 3 PMS, Offset

Einband:
Hardcover, amerikanischer Schutzumschlag

Papier:
100 g/m² SenBo Munk Dkal Light Paper

Startauflage:
4.000 Exemplare
(nicht mehr lieferbar, jetzt als broschierte Version erhältlich)

Verkaufte Exemplare:
12.000 Stück


initiiert von

  • Blexbolex

Beteiligte

Schlagwörter

KRISTEL01 – Cover
KRISTEL01 – Cover
KRISTEL01 – Doppelseite 08/09
KRISTEL01 – Doppelseite 08/09
KRISTEL01 – Doppelseite 54/55
KRISTEL01 – Doppelseite 54/55
KRISTEL02 – Cover
KRISTEL02 – Cover
KRISTEL02 – Doppelseite 01/02
KRISTEL02 – Doppelseite 01/02
KRISTEL02 – Doppelseite 36/37
KRISTEL02 – Doppelseite 36/37
KRISTEL02 – Doppelseite 96/97
KRISTEL02 – Doppelseite 96/97
2015

KRISTEL Magazin

Gestaltung

Christof Görs

Pate

Lena Lamprecht

Kategorie

ah und oh

vorgeschlagen am

12. Februar 2015

Plädoyer

2012 entschied sich eine kleine Gruppe von Studierenden der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, das Kunstleben mit einem Magazin zu bereichern. KRISTEL entstand. Inzwischen erschienen zwei Magazine und die dritte Ausgabe ist in Arbeit. Zwei Worte sind bezeichnend für die Zusammenarbeit in diesem Team: Interdisziplinarität und Eigeninitiative. So wurden die ersten Grundsteine dieses Projektes mit einer simplen Idee gelegt: ein Magazin aus der Kraft der Studierenden herauszubringen, welches sich mit Gestaltung, Kunst und Wissenschaft beschäftigt. Die verschiedenen an der Hochschule vertretenen Studiengänge sollten alle in einem Magazin vereint werden. Ein Produkt von Studierenden entstand. Entsprechend zwar eine kleine Idee, die jedoch schnell Form und Gestaltung annahm. Die Hochschule stellte sich als hervorragendes Sammelbecken der unterschiedlichsten benötigten Fähigkeiten dar. So setzt sich das Team aus Designern, freien Künstlern, Kunst- und Medienwissenschaftlern zusammen.

Ich bin die Herausgeberin des Magazins und bin daher keine unabhängige Leserin. Ich entwickelte die Idee, arbeitete an der Umsetzung und veröffentlichte die erste Ausgabe. Ich komme aus dem Bereich der Kunstwissenschaften. Somit hat besonders der Bereich der Gestaltung für mich einen hohen Stellenwert. Denn Aufgabe war es, einen Designer zu finden, der selbstständig arbeitet, sich dennoch in das Team einfügt und Ideen sinnvoll umsetzen kann. Eine gelbe Banane auf einem gelben Shirt: wir entdeckten Christof Görs. Bei der eben beschriebenen Arbeit handelt es sich um selbst produzierte Shirts mit eigens gestalteten Motiven. Ein vielseitiger Gestalter, der durch weitere gestalterische Arbeiten überzeugte und für experimentelles Arbeiten offen war. So nahm sich der Kommunikationsdesigner dieser Aufgabe an. Der Bereich Gestaltung sowohl für die ersten beiden Ausgaben oblag ihm weitestgehend alleine. Noch viel bezeichnender ist die Konzeption des Magazins. So startete das KRISTEL-Team mit einem weißen Blatt Papier. Nach und nach fanden Punkte und Linien ihre Bedeutung, ihren Platz. Von den ersten Entwürfen des Magazinnamens über die gesamte Innenheftgestaltung bis hin zu der Idee eines Covers arbeitete Christof Görs in dem KRISTEL-Team als Gestalter. Besonderes Augenmerk lag dabei auf der Zusammenarbeit: Selbstständig zu arbeiten, auf Vorschläge und Ideen der Herausgeber einzugehen und dabei immer stets den eigenen Stil zu wahren, war und ist eine Fähigkeit, die dem KRISTEL-Team besonders am Herzen liegt und durch Christof Görs Bestätigung fand.

Gerade die Herausforderung angenommen, ein komplett neues Magazin zu entwerfen, stand die nächste Aufgabe schon bevor: Leitfaden für die zweite Ausgabe des Magazins war diesmal ein Thema − Körper. Besonderes Merkmal dieser Edition ist die Handschrift des Gestalters selbst. Subtil, aber dennoch auffällig fließt diese immer wieder mit in die Betrachtung der Bilder als auch Texte ein. Gerade auch die zweite Ausgabe war Anlass für Christof Görs, gestalterisch die gängigen Normen zu durchbrechen, dem Thema Körper mit Gestaltung nahe zu kommen, es aufzugreifen, schlicht das Magazin durch Text, Bild und Thema ein Ganzes werden zu lassen. Immer wieder integrierte der Designer das Thema Körper in die Gestaltung. Angefangen bei dem Cover, dass doch an organische Strukturen unter einem Mikroskop erinnert, über die handschriftlichen Elemente, die ganz klar dem Körper des Gestalters entspringen, bis hin zu kleineren Besonderheiten, die sich leicht transparent in den Hintergrund einfügen. Eine Transparenz, die sorgfältig auserwählt scheint, um den Text nicht zu erdrücken und den bildlichen Hintergrund nicht als bloßes Beiwerk wahrzunehmen. Gerade diese abweichende Form von der eigentlichen Norm, ein Magazin zu gestalten, ist ein experimentelles Arbeiten, das mit einem »ah-und-oh-Effekt« beschrieben werden kann.

Das Team KRISTEL veröffentlichte mit dem Gestalter Christof Görs die erste Ausgabe eines komplett neuen Magazins. In einer weiteren erfolgte sodann die Ausweitung, der Fortschritt: Ein Leitthema. Christof Görs konnte dem Magazin so seine ganz persönliche gestalterische Handschrift geben. Somit möchte ich die Arbeit von Christof Görs nicht nur durch die Veröffentlichungen wertschätzen, sondern ihn auch für den Ehrenpreis vorschlagen. Zwar bin ich keine unabhängige Leserin, allerdings eine Herausgeberin, die den Bereich der Gestaltung dem Designer überließ. Dieser gestaltete sodann zwei Ausgaben, die der Philosophie von KRISTEL entsprachen: Ein Magazin von Studierenden, das beweist, dass verschiedenste Studiengänge für sich arbeiten, aber dennoch letztlich etwas Gemeinsames schaffen können.

Beschreibung

Als ich gefragt wurde, ob ich die Gestaltung für das KRISTEL-Magazin übernehmen wolle, musste ich nicht lange überlegen. Die Möglichkeit, ein gesamtes Magazin von Beginn an zu gestalten und zu planen, war einfach zu verlockend. Dass die Planung und Organisation ausschließlich von Studierenden übernommen wurde, störte mich dabei überhaupt nicht: Dies bot mir ein sehr großes Maß an Freiraum. Allerdings war es manchmal auch nicht ganz einfach, in einem nahezu gleichberechtigten Team zu arbeiten. Anders als im herkömmlichen Designbetrieb gab es nämlich keine klaren hierarchischen Strukturen und vieles musste im Plenum ausdiskutiert werden.

In den Plenen wurde über so gut wie alles diskutiert. Von der Themenauswahl des Heftes über das Format bis hin zum Preis. Natürlich wurde auch über die Gestaltung diskutiert, wobei weniger über konkrete Regeln geredet wurde, als vielmehr über visuelle Grundtendenzen, die ich dann als Gestalter visualisierte. Aber da das konstruktive Diskutieren ja eine der wichtigsten Fertigkeiten des Studierenden ist, kamen wir immer zu einem zufriedenstellenden Ergebnis. Auch die Tatsache, dass die Gruppe sich aus Wissenschaftlern, Gestaltern und Künstlern zusammensetzte, erzeugte ein spannendes Reibungsfeld aus verschiedenen Sichtweisen.

Da es sich bei KRISTEL um ein neu gegründetes Magazin handelte, war der gestalterische Spielraum entsprechend groß. Ich konnte vom Logo über die Schrift bis zum Papier bestimmen und gestalten.

Ich entwickelte das Grundlayout, welches ich so flexibel gestaltete, dass es der Vielzahl an verschiedenen Texten gerecht wurde. Auch erhielt ich Fotos und Illustrationen, die im Layout Platz finden mussten. Um trotz des flexiblen Rasters noch eine Grundordnung zu erhalten, wurden die Artikel in verschiedene Kategorien unterteilt und durch Farbigkeit beziehungsweise Typografie dezent visuell voneinander getrennt. Das Fehlen statischer Raster oder Vorgaben habe ich dabei nie als störend empfunden.

Das größte Problem war, dass man sich nicht zu sehr im Experimentieren verlor und die Zeit vergaß. Denn auch wenn es ein studentisches Projekt war, mussten natürlich Zeitvorgaben eingehalten werden.

Bei der zweiten Ausgabe galt es, einen Mittelweg aus alt und neu zu finden. Wir wollten zwar einen gewissen Wiedererkennungswert erzeugen, aber einfach auf die flexiblen Gestaltungsraster der ersten Ausgabe zurückzugreifen, war uns zu langweilig. Wir entschieden uns, Format und Papier beizubehalten und mit einem neuen Raster zu arbeiten.

Vorherrschende Probleme bei der Erstellung des Magazins waren wie fast immer Geld und Zeit. Alle Mitglieder des Teams mussten ja noch nebenher studieren oder arbeiten und so war es manchmal nicht ganz einfach, sich selber und andere zu motivieren. Auch habe ich den organisatorischen Aufwand unterschätzt. Es mussten Leute gefunden werden, die die weniger spannenden Aufgaben, wie zum Beispiel Gegenlesen oder Verkauf, übernehmen. Es mussten Bildrechte geklärt werden, Schreiber koordiniert werden und vieles mehr. Ich hatte mit diesen Aufgaben zwar wenig zu tun, da ich mit der Gestaltung voll ausgelastet war, aber durch die Plenen hatte ich auch einen guten Einblick in die Aufgabengebiete der anderen Beteiligten.

Details

Entstehungsjahr

2013

realisiert

weitere Angaben

KRISTEL01
Höhe: 240mm
Breite: 170mm
Schriften: Fedra Sans und Meta
Umfang: 90 Seiten
Drucktechnik: Offsetdruck
Bindung: Klebebindung

KRISTEL02
Höhe: 240mm
Breite: 170mm
Schriften: Quadraat Sans und Meta
Umfang: 114 Seiten
Drucktechnik: Offsetdruck
Bindung: Klebebindung

initiiert von

Beteiligte

Schlagwörter

IMAGO Camera
IMAGO Camera
IMAGOgramme Künstler
IMAGOgramme Künstler
IMAGOgramme Familien & Kinder
IMAGOgramme Familien & Kinder
IMAGOgramme freie Arbeiten
IMAGOgramme freie Arbeiten
IMAGOgramm Nick Cave
IMAGOgramm Nick Cave
IMAGOgramm Wim & Donata Wenders
IMAGOgramm Wim & Donata Wenders
IMAGOgramm Jeremiah / 2square StreetArt Californien
IMAGOgramm Jeremiah / 2square StreetArt Californien
2015

IMAGO – die begehbare Kamera

Gestaltung

Susanna Kraus

Pate

Sibylle Wagner

Kategorie

ah und oh

vorgeschlagen am

21. Januar 2015

Plädoyer

Oh

Das erste »Oh« als ich das Porträt von Bazon Brock gesehen hatte. Dann die Porträts der anderen drei Großen: Rihm, Weibel, Sloterdijk im ZKM, Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe.

Jetzt, selbst in der Kamera stehend, ein neues »Oh«. Dieses Betreten der Fast-Dunkelheit. Das Staunen beim Blick über die Spiegelumkehrung des Selbst. Die Versetzung in den Betrachterblick. Eine Begegnung mit der vertrauten und der neuen Wahrheit des Eigenen, der Blick auf das unbekannte und gleichzeitig vertraute Eigene in der begehbaren Kamera.

Das alles in einer Höhle. Ahnung des ureigenen Eintretens ins Licht – wie Geburt.

Wieder ein »Oh«. Das Staunen über das Ausprobierenmögen der eigenen Körpersprache. Wie ein Spiel; ein kleiner, privater Tanz ums Ich. Das Auswählen der einen Geste unter tausend anderen Möglichen. Dann der Selbstauslöser. Das selbst entschiedene Jetzt. Eine Sekunde, die festhält; Licht loslässt.

Ein weiteres »Oh«. Lebensgroß, dieses Schattenergebnis mit Licht. Die Abbildung tatsächlich ein Original. Das Ergebnis ein einmaliges, unwiederholbares unter tausend nicht wahrgenommenen, nicht ausgewählten, nicht festgehaltenen Perspektiven auf sich selbst, durch sich selbst. Ein fixiertes, papiernes Zeugnis der entschiedenen Tat des Auslösenden, selbstverantwortet, von Dauer, da Dokument.

Ein kurzes Einsgewordensein mit sich – das wäre die zweite Geburt.

Fakten

Erfunden wurde die Technik der Direktbelichtung in Siebziger Jahren von Werner Kraus, welcher gemeinsam mit dem Künstler Erhard Hößle die begehbare Kamera baute. Werner Kraus´ Tochter Susanna Kraus war es dann, die die Kamera zu dem heute einmaligen Erlebnis machte, indem sie mit der Firma Ilford das Verfahren der Imago 1:1 entwickelte.

Größe: 7 x 4 x 3 Meter

Das Foto entsteht durch eine Direktbelichtung auf ein Positivpapier, also eine Lichtmalerei. Die Porträts, die entstehen, sind 60 x 200 cm groß und schwarz-weiß; jedes ein Unikat. Wie bei einem überdimensionalen Fotoautomat kann man sich im Innern dieser Großbildkamera mittels eines Selbstauslösers und eines seitenrichtigen Spiegels selbst porträtieren. Zehn Minuten nach dem Auslösen nimmt man das fertige Selbstporträt entgegen.

Beschreibung

Wie alles begann …

2004 war ich auf der Suche nach einem Geburtstagsgeschenk für einen Jugendfreund. Ich erinnerte ich mich an gemeinsame Fotos – erstellt in den 70er Jahren in München in der Kamera meines Vaters. Nach Jahren im Archiv entrollte ich die Bilder und war sofort fasziniert von deren Wirkung. Dies war der Auslöser für die Reaktivierung der historischen IMAGO Camera.

Professor Hufnagel von der Neuen Sammlung der Pinakothek der Modernen in München hatte sie in einem Lager aufbewahrt. Er stellte sie mir mit folgenden Worten zur Verfügung: »… Wenn Du es schaffst, dass diese Maschine wieder die wunderbaren großen Portraits ausspuckt, dann bekommst Du sie zurück …«. Die Dimension dieses Satzes konnte ich damals nicht erkennen; dass es Jahre intensivster Anstrengungen kosten würde, alleine um das damals so benannte »Umkehrpapier« wieder zu beschaffen. Mit Rat und Tat standen mir der Erfinder Werner Kraus – mein Vater – und der Künstler Erhard Hößle zur Seite. Sie vermittelten mir das Wissen und die Technik der Kamera – soweit sie es selber noch wussten, denn es lagen immerhin fast 30 Jahre dazwischen. Mir war von Beginn an klar, dass der eingeschlagene Weg nicht der leichteste sein würde, vor allem in einer Zeit, wo viele schon auf die digitale Welt fokussiert waren.

Die Kamera habe ich mit meinen beiden Söhnen Jakob und Paul renoviert und wieder zusammengebaut. Professor Rehm, Leiter der Münchner Akademie der Künste, gewährte mir und meiner Riesenkamera Unterschlupf. In der alten Siebdruckwerkstatt konnte ich ein Jahr lang arbeiten. Hier restaurierten wir die Kamera. Die größte Herausforderung bestand jedoch darin, Firmen zu gewinnen, um ein in Vergessenheit geratenes fotografisches Verfahren wiederzubeleben: das Direkt-Positiv-Verfahren.

Ich erinnere mich an unzählige Telefonate mit den großen Firmen der Fotobranche. Mit meinem Anliegen – der Herstellung eines Direkt-Positiv-Papiers – wurde ich als Nicht-Fach-Frau des Öfteren belächelt und manchmal nicht ernst genommen. Einer der Standardsätze, die ich mir immer wieder anhören musste, lautete sinngemäß: »Das sind ja wirklich tolle Bilder und eine großartige Kamera, die Sie da ausgegraben haben. Aber wissen Sie was, Frau Kraus, vergessen Sie es einfach. Es ist aussichtslos, das Papier dafür bekommen Sie nie wieder.«

Unbelehrbar probierte ich weiter. Ich testete mehrere Verfahren der Direktbelichtung; immer nach dem Motto »Trial & Error«. Als ich jedoch eines Tages knöcheltief in giftigen Chemikalien stand, weil mir jemand eine kaputte Entwicklermaschine verkauft hatte, kamen leichte Zweifel auf. Aber wie die Geschichte zeigt, habe ich all diese Rückschläge verkraftet.

2006 war es dann soweit. An dieser Stelle möchte ich den Fotografen Floris Neusüß erwähnen, denn von ihm kam der entscheidende Hinweis, der endlich zum Erfolg führte.

Ilford schickte mir nach einem Jahr Wiederentwicklung eine erste Rolle Direkt-Positiv-Papier zum Testen. Auf dieser entstanden in der Münchner Akademie die ersten lebensgroßen Portraits – genau drei Wochen vor meiner ersten, schon längst angekündigten Ausstellung in Wien.

Nach 27 Jahren folgte nun also die Premiere der wieder in Betrieb genommenen IMAGO Camera. Eine erste Ausstellung zum Monat der Fotografie 2006, für die ich mich in meinem Konzept auf das Sigmund Freud Jahr 2006 bezog und Wiens Psychoanalytiker zum Selbstbild in die Kamera einlud, zeigte Kamera und Bilder in einem großen Raum im Museumsquartier Wien. Und mein erstes Spezialpapier, ein Gemeinschaftswerk von Ilford Switzerland und Fotokemika in Kroatien, hielt, was es versprach. Die Premiere verlief erfolgreich, die IMAGO Camera war wieder da, und Professor Hufnagel in München hielt sein Wort. Zwischen 2006 und 2011 wurde ich von mehreren Museen eingeladen, im deutschsprachigen Raum die Kamera und meine Arbeiten zu zeigen.

Ein wichtiges Projekt waren sicherlich die Artisten des Circus Roncalli in München. Die IMAGO Camera kehrte an den Ort ihrer Wurzeln zurück, in zahlreichen Interviews und Filmen wurde die Familiengeschichte dokumentiert und erzählt. Die Anerkennung und Akzeptanz war spürbar. Daraufhin folgte ein Jahr intensiver Arbeit im Zentrum für Kunst und Medientechnologie, im ZKM in Karlsruhe, eines der größten Museen für Medienkunst in Europa. Dessen Leiter, Peter Weibel, platzierte die IMAGO Camera im kunsthistorischen Zusammenhang als ein interaktives Kunstwerk, entstanden in der Zeit der Fluxus- und Happening-Kunst der 60er und 70er Jahre. Damit war der Weg für die IMAGO Camera geebnet.

Nach mehreren Jahren des Reisens im deutschsprachigen Raum, Ausstellungen wie unter anderem »Göttliches Spiel« im Kunsthistorischen Museum Wien, »Selbstbildnisse« im Fotomuseum Burghausen und vielen mehr gab es mehrere Stationen in Berlin, bevor die Kamera 2011 im »Aufbau Haus am Moritzplatz« einen eigens für sie konzipierten Kunstraum bezog und damit für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Dieser Kunstraum wurde zum Ort der Begegnung. Internationales Publikum entdeckt die IMAGO Camera und viele Gäste verlassen uns ganz glücklich mit ihrem Selbstportrait unter dem Arm – um die Erfahrung reicher, sich der Kunst der Selbstdarstellung im Bauch der Kamera mit nur einem Auslöser und einem seitenrichtigen Spiegel ausgestattet ausgesetzt zu haben.

Nur ein einziges Mal noch musste meine Kamera reisen. 2013 lud mich Professor Hufnagel ein, zur Eröffnung seiner temporären Kunsthalle in München ein Happening zu veranstalten. So kehrte die alte IMAGO Camera für kurze Zeit noch einmal an ihren Ursprungsort zurück.

Die Produktion des Direkt-Positiv-Papieres stellt allerdings für mich und vor allem für die beteiligten Firmen nach wie vor eine große Herausforderung dar. Die Schwierigkeit liegt darin, dass nur wenige Menschen und Firmen das Know-how für diese extrem komplexe Technologie besitzen. Ich muss zur Kenntnis nehmen, dass mein Projekt ein Alleinstellungsmerkmal mit allen Vor- und Nachteilen hat, Fluch und Segen zugleich. Ein Fluch insofern, dass einzelne Rohstoffe und Materialien nicht mehr zur Verfügung stehen und mit hohen Kosten wieder hergestellt werden müssen. Und dass die Mitarbeiter der großen Firmen, welche die Kunst dieser schwierigen Technologie beherrschten, gar nicht mehr in den Firmen arbeiten. Der Markt für analoge Fotografie wird zwar kleiner, das Interesse dafür steigt jedoch wieder. Da heißt es, neue, innovative Wege zu gehen, Überzeugungsarbeit zu leisten und den Glauben an das Projekt nicht zu verlieren. Segen insofern, dass unser spezielles Fotopapier auch von Künstlern und Fotografen verwendet wird und die Nachfrage derzeit so groß ist wie noch nie.

Manchmal fühle ich mich wie eine Pionierin im Bereich der Fotografie und blicke mit Stolz auf mein Werk. All meine Zeit, Energie und Leidenschaft sind es wert, wenn ich das Ergebnis betrachte, die Fotografie – sei es aus der IMAGO Camera, einer 8 x 10 Inch Plattenkamera, oder einer Lochkamera. Die hohen Kontraste, diese Brillanz der Oberfläche, dieses Spiel mit Licht und Schatten, und immer die Gewissheit dabei, dass es sich hier um eine authentische Wiedergabe der Wirklichkeit handelt, um ein Unikat ohne Nachbearbeitung, das genau so in dem Moment des Auslösens entstanden ist. Dann weiß ich, dass ich nicht zurück kann und diesen, meinen, Weg weitergehen werde.

Und ich bin neugierig wohin er mich noch führt.

Details

Entstehungsjahr

1970

realisiert

Ort

Prinzenstraße 85D
10969 Berlin
Deutschland
im Aufbau Haus am Moritzplatz

weitere Angaben

Kameragröße 7 x 4 x 3 Meter, spezielles Direkt-Positiv-Papier, maßstabsgetreue Direktbelichtung

initiiert von

Beteiligte

Schlagwörter

Hardcover Edition / Einband mit Heißfolienprägung  zweifarbig / Neon Farbschnitt / Einleger Künstler-Buchdruckkarte innen
Hardcover Edition / Einband mit Heißfolienprägung zweifarbig / Neon Farbschnitt / Einleger Künstler-Buchdruckkarte innen
Einband Rücken mit Sponsorenliste zweifarbig heißfoliengeprägt
Einband Rücken mit Sponsorenliste zweifarbig heißfoliengeprägt
Innenseite mit Grafik zur Kurzgeschichte der PIXEL, zwei Pantone-Farben
Innenseite mit Grafik zur Kurzgeschichte der PIXEL, zwei Pantone-Farben
Innenseite mit Arbeiten von Kreativen (Mirko Borsche) und Kindern aus Afrika
Innenseite mit Arbeiten von Kreativen (Mirko Borsche) und Kindern aus Afrika
Innenseite mit Heft im Buch / Verkürzte Seiten / zwei Pantone-Farben
Innenseite mit Heft im Buch / Verkürzte Seiten / zwei Pantone-Farben
Innenseite Detail / zwei Pantone-Farben Neon + Gold
Innenseite Detail / zwei Pantone-Farben Neon + Gold
Innenseite / Typografie in Kombination mit afrikanischem Muster (modern interpretiert)
Innenseite / Typografie in Kombination mit afrikanischem Muster (modern interpretiert)
2014

Sweet Charity Edition

Gestaltung

MILCH + HONIG designkultur

Pate

Monika Obermeier

Kategorie

Nächstenliebe

vorgeschlagen am

8. Dezember 2014

Plädoyer

Es war ein großer Schritt in der Geschichte, als die Menschen verstanden, dass die Welt nicht als Scheibe vorzustellen sei, sondern als Kugel – als Globus. Heute lautet eine unserer größten Herausforderungen, sich damit auseinanderzusetzen, was »Globalisierung« bedeutet. Weil und obwohl »die Welt« immer mehr zusammenwächst, werden die Unterschiede und Spannungen zwischen »den Welten« für jeden sichtbar. Wie soll man das erfassen, was soll man tun?

Christina John und Rafael Dietzel, die Inhaber von MILCH + HONIG designkultur, leisten mit Ihrem Buch »Sweet Charity Edition« einen Beitrag, der die Spannung zwischen unseren westlichen Lebensrealitäten und denen eines Entwicklungslandes begreifbar macht. Sie tun dies auf sehr kreative, innovative und herzerfrischende Art, indem sie alle Sinne des Lesers ansprechen.

Das Buch dokumentiert einen Dialog auf vielen Ebenen. Zunächst suchten Christina und Rafael nach Designern und Künstlern, die bereit waren, Fotografien und Bilder für ihr ganz besonderes Projekt zur Verfügung zu stellen. Für einen Beitrag begeistern konnten sie Mirko Borsche, Christoph Niemann, die Poschauko-Brüder, Julian Zimmermann von Deutsche und Japaner, Christian Hundertmark von C100 und noch viele mehr. Mit diesen Arbeiten im Gepäck ging die Reise nach Afrika. Dort werden Kinder eines Entwicklungsprojektes von der jungen Organisation Bonfaremo e.V. unterstützt. Diese Kinder nahmen die Ideen der Künstler auf und integrierten sie in ihre Welt. Mit deren durch diese ungewöhnliche Kooperation entstandenen Bildern, vielen Eindrücken und Erfahrungen ging es wieder zurück nach Deutschland, um den Dialog zwischen Designern / Künstlern und den Kindern weiterzuführen. Das Engagement von Bonfaremo e.V. in Bezug auf die von ihnen unterstützen Projekte, der Enthusiasmus der Kinder und die Arbeiten der Designer / Künstler sollten eine Form finden. Diese sollte davon zeugen, wie wertvoll Helfen für unsere Gesellschaft sein kann – und zwar nicht nur für die Empfänger. Dank ihrer eigenen Begeisterung gelang es Christina und Rafael, zahlreiche Helfer und Spender zu finden, die alle ihren Beitrag zur Verwirklichung dieses Herzensprojektes leisteten.

In Händen halte ich nun ein Buch, das durch sein mit glänzend transparenter und metallic-roter Heißfolienprägung veredeltes Hardcover zunächst meinen Tastsinn in seinen Bann zieht und mich dazu ermuntert, es sogleich aufzuschlagen. Der neonrot leuchtende Farbschnitt, die Illustrationen in goldener und zwischen neonorange und -pink changierender Druckfarbe sowie die eingefügten Innenseiten in schmalerem Format machen es zu einer haptischen Erfahrung. Diese wird durch die Verarbeitung von unterschiedlichen – aber immer edlen – Papieren der Firma Fedrigoni für den Einband, den Innenteil und die Karten noch verstärkt.

Durch den spannenden Kontrast zwischen dem reduzierten Layout und der Typografie und der bunten, sehr individuellen Kunst wird das Buch zu einem visuellen Erlebnis. Dazu trägt auch der extreme Leuchteffekt durch die schillernden Sonderfarben bei, die nicht nur für den Farbschnitt, sondern auch für die grafischen Trennseiten eingesetzt wurden.

Nicht zuletzt regt das Buch auch meinen Geruchs- und Geschmackssinn an. »Mit Sand lässt sich nicht würzen«, hat mal jemand gesagt und wollte damit beschreiben, weshalb manche Gerichte, die man im Ausland gegessen hat, zu Hause nie wieder so besonders schmecken. Mit diesem Buch lässt sich meiner Meinung nach würzen! Man erhält eine Idee von Afrika und der ganzen Erde, weil man Anteil nimmt und dabei merkt, dass wir alle Teile sind, die zusammen ein Ganzes ergeben: die Welt.

Durch aufwendige Verarbeitung und einen innovativen Ansatz macht die »Sweet Charity Edition« begreifbar, wie kreativ Dialoge sein können – und wie Nähe zwischen Menschen trotz großer Entfernung entstehen kann.

Beschreibung

Wir leben in einer absoluten Wohlstandsgesellschaft. Alles haben wir im Überfluss. Markenkleidung, teure Autos, Möbel, Schmuck … dafür ist uns kein Cent zu schade. Jeder will up-to-date und mobil sein, agiert schnell und erfolgsorientiert. Wo alles auf Konsum ausgerichtet ist, ist materieller Luxus zur Normalität geworden. Der wahre Luxus jedoch ist Zeit.

Wir, Christina John und Rafael Dietzel von MILCH + HONIG, engagieren uns dafür, dass sich Menschen Zeit nehmen, um zu helfen. Wir wollen, dass sie sich über soziale Projekte informieren, sich damit beschäftigen und dafür spenden. Frühere solcher von uns realisierten Hilfsprojekte finden Sie auf sweet-charity.info

Auf Bonfaremo stießen wir zufällig durch einen Freund. Kurzentschlossen trafen wir uns mit dem Vereinsvorstand Felix Garbe. Lange sprachen wir mit ihm über die Hintergründe der Projekte und Ansätze des jungen Vereins, über Schwierigkeiten und Erfolge bei der Realisierung. Die Geschichten der Kinder, das Engagement der jungen Gründer und die Form der Hilfe, nämlich mit Bildung Armut zu bekämpfen, überzeugten uns sofort und motivierten uns, einen eigenen Beitrag zu leisten. Da wir die Gründer und einige der Mitarbeiter kennen, hatten wir sofort Vertrauen in das Projekt. Eine dreiwöchige Afrikareise überzeugte dann vollends.

Uns kam ein Gedanke, den wir sinnvoller fanden, als 2.000 Euro zu spenden. Unternehmen machen Werbung, um Aufmerksamkeit auf ihre Produkte oder Dienstleistungen zu lenken. Wir fragten uns: warum soll dies nicht auch für Non-Profit-Organisationen gelten? Wir nahmen uns vor, 20.000 Menschen zu erreichen und ihnen auf eine bewegende Art und Weise von der Vision und Arbeit einer Organisation Bericht zu erstatten. So entstand die Idee eines Kunstbuches – der Sweet Charity Edition –, das gemeinsam mit hilfsbedürftigen afrikanischen Kindern entstehen sollte, einen persönlichen Bezug zu ihnen herstellen und einen wirklichen Austausch fördern sollte.

Anfang 2013 gewannen wir über einen Aufruf rund 30 namhafte Künstler und Gestalter aus Deutschland. Deren unentgeltlich für unsere Aktion zur Verfügung gestellten Arbeiten überreichten wir dann direkt an Schüler der Msafiri School und der King’s Academy in Tansania. Vor Ort konnten wir uns nicht nur von der dortigen Lebenssituation ein Bild machen, sondern auch die Kinder zu Kreativität animieren. Dies wird leider in Afrika – einem Kontinent, in dem es für viele Menschen eher um’s Überleben geht – wenig gefördert. Aber alle Kinder haben einen Spieldrang, wollen sich kreativ mitteilen und Feedback bekommen. Sie erfahren eine ganz besondere Wertschätzung, wenn sie ein persönliches Geschenk wie beispielsweise eine Zeichnung bekommen und ihren Dank visuell als Antwort an den Gestalter richten können.

Man sagte uns anfangs, dass die Kinder gar nicht wirklich gut zeichnen könnten und dass man nicht sicher sei, ob etwas »Brauchbares« für unser Kunstbuch herauskommen würde. Umso überraschender waren die Ergebnisse der Kinder und ihr Vergnügen an der gemeinsamen Arbeit. So viel Energie haben wir noch nie bei einem vergleichbaren Workshop erlebt! Die Fünf- bis Zehnjährigen ließen ihrer Kreativität zu unserer großen Freude an insgesamt drei Workshop-Tagen freien Lauf. Sehr bemerkenswert fanden wir die Entwicklung der Kinder: zunächst waren sie etwas schüchtern, zeichneten teilweise die Vorlagen 1:1 ab und trauten sich nicht, eigene Ideen zu visualisieren. Nach auflockernden Übungen und wildem Gekritzel an der Tafel sowie einer Runde Luftballons war die Zurückhaltung plötzlich weg und die Kinder tauchten in ihre eigene kleine Traumwelt ab. Ohne Computer, ohne Vorlagen entstanden ganz eigene, erstaunliche Welten und Werke.

Die vielen tollen Arbeiten zu sortieren und auszuwählen, war eine Herausforderung. Wäre es nach uns gegangen, hätte das Buch viel dicker werden müssen! Die bunten Bilder animierten uns, neben edlen afrikanischen Mustern mit kräftigen (Neon-)Farben zu arbeiten und ungewohnte Farbkombinationen zu schaffen. Die freien Muster basieren ebenso auf dem Spieltrieb der Kinder wie dem farbenfrohen Kontinent selbst.

Die eigentliche Schwierigkeit lag nicht in der Gestaltung, sondern darin, Mitstreiter zu gewinnen und dieses Projekt (inklusive Webseite, Öffentlichkeitsarbeit, Produktion der Edition) ohne Budget mit viel Zeit und Energie umzusetzen. Doch die Freude an der gemeinsamen Arbeit mit den Helfern und Gestaltern hier wie auch den kleinen Künstlern in Afrika waren Entlohnung genug und motiviert uns, weiterzumachen!

Wir danken allen, die das Projekt unterstützt haben und es mit ihrem Engagement bereichert haben.

Details

Entstehungsjahr

2013

realisiert

weitere Angaben

Auflage:
1.500 Expemplare

Format:
19,5 x 27 cm

Papier:
Cover: Ispira 120 g/m²
Inhalt: Symbol Tatami White 135 und 115 g/m²
Einleger Sonderedtion-Karten: 
Materica Gesso 360 g/m²

Druck:
Farben 6c / Pantone 805 und 872

Bindung:
Klebebindung von 
großen und kleinen Seiten

Farbschnitt:
Pantone Neon

Einband:
Heißfolienprägung

Website

www.sweet-charity.info

initiiert von

Beteiligte

Schlagwörter

Sinti und Roma, das Hörbuch-Cover
Sinti und Roma, das Hörbuch-Cover
mit CD
mit CD
außen
außen
innen
innen
mit anderen Hörbüchern der Reihe
mit anderen Hörbüchern der Reihe "Länder Hören, Kulturen entdecken"
2014

Sinti und Roma Hörbuch

Gestaltung

Roswitha Rösch

Pate

Anja Lennartz

Kategorie

Begleiterscheinung

vorgeschlagen am

13. August 2014

Plädoyer

Rot leuchtet das Rad vor dem blauen Hintergrund des Himmels, grün scheinen die Grashalme am unteren Bildrand.

Rot, Blau, Grün: Bewegung, Himmel und Erde – dies sind die Parameter der offiziellen Fahne der Sinti und Roma, die 1971 auf dem ersten Weltkongress der internationalen Bürgerrechtsbewegung der Roma in London festgelegt wurde.

Für mich hat das Cover des Hörbuches »Sinti und Roma hören« eine Art Magie ausgestrahlt: es hat mich neugierig gemacht auf die kulturelle Vielfalt und Eigenständigkeit der Sinti und Roma und es hat mich förmlich in das Hörbuch »hineingezogen«. Außerdem finde ich schön, dass ein Symbol, das bei dem ersten so wichtigen Kongress der Sinti und Roma als Zeichen der Eigenständigkeit und des Stolzes auf die eigenen Kultur entwickelt wurde, die Gestaltung der Verpackung dominiert.

Roswitha Rösch vermittelt durch ihre Gestaltung des Hörbuches Respekt vor den Kulturen anderer und Freude am Entdecken von Neuem und Gemeinsamen. Das liegt nicht zuletzt an ihrer feinfühligen Herangehensweise an Themen wie Interkulturalität und Diversität = kulturelle Vielfalt und Achtung vor dem Anderen.

Sie spielt mit den Parametern, indem sie Himmel, Gras und Chakra-Rad eine Plastizität verleiht. Schlägt man das Smart-Pac des Hörbuchs auf, finden sich in der Gestaltung der CD und des 20-seitigen Booklets die Motive und Farben wieder und tragen so das internationale Motto der Sinti und Roma durch die gesamte optische Gestaltung.

Inhaltlich korrespondiert das Cover mit der Darstellung der jahrhundertealten Kultur und Kulturgeschichte der Roma: die indischen Wurzeln, die Nicht-Sesshaftigkeit, das Ziehen-Wollen und Ziehen-Müssen, die Assoziation mit dem Rad eines Leiterwagens, die mündliche Erzähltradition, die Liebe und das Recht auf Freiheit und Respekt, auf Eigenständigkeit und Achtung.

Dabei erschafft Rösch, scheinbar mühelos, eine Überleitung zum Inhalt des Hörbuchs. Das »Sinti und Roma hören« ist im Silberfuchs-Verlag Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern in der Hörbuch-Reihe »Länder und Kulturen hören und entdecken« erschienen. Die vielfältigen Informationen, Musik, Traditionen und Alltag, lassen den Betrachter tief eintauchen in die Kultur der Sinti und Roma.

Gestaltung, die berührt, die einen Prozess in Gang setzt – dafür steht für mich die Gestaltung des Sinti-und-Roma-Hörbuchs: es lädt dazu ein, sich mit der Kultur der – mutmaßlich – anderen zu beschäftigen. Die Gestalterin ermöglicht dem Betrachter, Vorurteile über eine Kultur, die Jahrhunderte lang in Klischées verachtet und ausgegrenzt wurde über Bord zu schmeißen und Neues zu entdecken. Ihr Cover macht nicht nur nachdenklich, sondern ruft unmittelbar zum (respektvollen) Handeln auf. Ein Anstoß, dem wir alle folgen sollten!

Beschreibung

»Sinti und Roma« – das Volk ohne Land, zu dem ich als Kind so gerne gehört hätte, weil sie in meinen Augen die freiesten Menschen der Welt waren … Das war in den 1950er Jahren – und ich kannte keinen einzigen von ihnen. Ich wurde gewarnt: sie rauben Kinder und die müssen dann mit ihnen durch die Welt reisen. Sie stehlen, betrügen und missachten Recht und Ordnung.

Über ein halbes Jahrhundert später – geschichtlich aufgeklärter, aber nicht wissender, fühlte ich mich überfordert damit, für ein kleines Quadrat, welches zum Schluss als Cover gedruckt werden sollte, etwas Reduziertes und zugleich Typisches zu entwerfen. Es sollte Freiheit und Tragik ausdrücken, niemanden verletzen und sich zudem auch noch verkaufen. Ich spürte eine gewisse Angst und ließ darum besondere Vorsicht walten.

Zur Vorbereitung las ich viel. Erst las ich das Manuskript, um die Richtung zu fühlen. Danach recherchierte ich im Internet. Dann brachten die Verlegerinnen Stapel von Büchern zu mir. Ich ließ mich sinnlich darauf ein, ließ mich regelrecht hineinfallen, hörte Farben, roch Musik, sah … aber leider nichts. Immer mehr Bücher kamen ins Haus. Ich googelte und sammelte wie wild. Im fremden Chaos ordneten sich endlich Ideen, Bilder, Hoffnungen.

Sowohl das Rad als auch die Farben (rot, grün, blau) standen für mich bald fest, weil die Roma diese selbst für ihre Fahne gewählt haben. Das Rad, das ich baute, kann eigentlich nicht funktionieren, denn die Speichen sind nicht mit der Nabe verbunden. Es sind eher Pfeile, die auf den Mittelpunkt – die Familie – zeigen. Auf diese Weise bleibt es rätselhaft und ist zugleich als Rad erkennbar.

Das Gras: nicht sanft im Wind wiegend, sondern scharfkantig, fast dornig wollte ich es haben. Ich schnitt die Halme aus Papier aus, scannte sie, verlieh ihnen dadurch Tiefe und Farbe – frühlingsgrün vor nachtblauem Himmel. Magisch, träumerisch, kindlich …? Auf dem Cover ist das Gras vor dem Rad. Auf der CD wächst es dahinter … eingesperrt.

Die Gestaltung des Covers war für mich ein toller Prozess, ein langes, quälendes und sehr lustvolles Suchen, Probieren, Fluchen, Verwerfen, Neubeginnen … Finden. Ich bin in die Welt der Sinti und Roma eingetaucht und kam dadurch Schritt für Schritt ihnen, dem Cover und meiner Kindheit näher. Eine runde Sache.

Details

Entstehungsjahr

2011

realisiert

weitere Angaben

vierseitige Hardcover CD-Verpackung

Format:
142 x 125 mm

Einband:
Ungestrichener Papp-Einband mit Buch-Haptik

Verarbeitung und Papier:
Außenbezug Econolin Matt 120 g/qm, 4/0-c Offsetdruck + Lack
Inlay 170 g/qm Bilderdruckpapier 4/4-c Offsetdruck + Dispersionslack matt

Schriften:
Papyrus / Myriad Pro

Zusatz:
16-seitiges, künstlerisch gestaltetes Beiheft mit Zeittafel und farbigen Abbildungen

Illustrationstechnik:
Collage manuell
Weiterverarbeitung in InDesign, Illustrator und Photoshop CS3

initiiert von

Beteiligte

Schlagwörter

Der schöne Tod
Der schöne Tod
Ein Glas Milch
Ein Glas Milch
Schmerzen
Schmerzen
Zuhause
Zuhause
Der letzte Augenblick
Der letzte Augenblick
Angepasste Medizin
Angepasste Medizin
Wir
Wir
2014

Palliativ-Versorgung

Gestaltung

Ines Gerlach

Pate

Jyrgen Schwarz

Kategorie

durch die Blume

vorgeschlagen am

1. Juli 2014

Plädoyer

Dies ist eine studentische Abschlussarbeit, die wahrlich Tiefe hat. Ich habe die Gestalterin als Kommilitone am Rande begleitet und weiß daher, was hinter dieser Arbeit steckt – eine Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit, ein kurzes Praktikum auf einer Palliativstation, eine Koordination mit der deutschen Palliativ-Stiftung (Teile der Arbeit wurden veröffentlicht) und vor allem der geschickte Umgang mit dem Medium. Die Arbeit besteht aus der Konzeption von sieben Einzelmotiven für doppelseitige Anzeigen in der FAZ. Diese Form der Kommunikation soll eine für das Thema nötige Aufnahmezeit ermöglichen, die beispielsweise eine Plakatkampagne niemals bieten kann.

Die Anzeigen wollen nicht schockieren, sondern berühren, wollen nicht provozieren, sondern Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Das Thema trifft nicht nur den Zeitgeist und seine Diskussion um die Alterung der Gesellschaft, es betrifft jeden persönlich, weil jeder betroffen sein kann oder Betroffene kennt. Wie am Beispiel »… der letzte Wunsch – ein Glas Milch …« gut zu sehen ist, ist der Gestalterin gelungen, die Botschaft in kleine, greifbare Geschichten herunterzubrechen, die jeder versteht und die emotional berühren.

Die Arbeit zeugt von großem Verantwortungsbewusstsein und widmet sich einer gesellschaftlichen »Grauzone« – jeder weiß, dass es da etwas gibt, aber kaum einer sieht hin oder möchte sich dem Sterben widmen.

Beschreibung

In meiner Bachelorarbeit setzte ich mich mit dem tabuisierten und doch brandaktuellen Thema »Palliativ-Versorgung« auseinander. Dabei entstand eine Anzeigenkampagne, die in einem meinungsbildenden Medium (Frankfurter Allgemeine Zeitung) ein öffentliches Bewusstsein für das gesellschaftlich relevante und weitgehend tabuisierte Thema schaffen soll. Als Absender dieser Imagekampagne fungiert die »Deutsche PalliativStiftung«, die sich nicht nur für Angehörige und Patienten stark macht, sondern ebenso das Thema in die Öffentlichkeit tragen möchte.

Mein Ziel war, Einblicke in die Vielschichtigkeit der Palliativ-Versorgung zu geben und dabei ein Gespür für die tragenden Gedanken dieses Betreuungskonzepts zu vermitteln. Entstanden sind sieben Großformat-Anzeigen, die je einen elementaren Leitgedanken visualisieren und inhaltlich aufgreifen. Jede der sieben Anzeigen kann für sich alleine stehen und ergibt in der Serie einen umfassenden Überblick über die Kerngedanken der Palliativ-Versorgung.

Sterben und Tod nicht realistisch darzustellen, war mir wichtig – der Betrachter soll nicht von vornherein mit klischeebehafteten Bildern verschreckt oder mit zu komplexen Informationen überfordert werden.

Um Verständnis und Einsicht wird geworben, nicht um Mitleid: auch Sterbezeit ist Lebenszeit.

Details

Entstehungsjahr

2012

Prototyp

weitere Angaben

Anzeigenkampagne in einer Tageszeitung (Frankfurter Allgemeine Zeitung)

7 doppelseitige Motive

Maße:
800 x 570 mm

initiiert von

  • Ines Gerlach

Schlagwörter

Der Goldrand als Wurzelgeflecht
Der Goldrand als Wurzelgeflecht
Der Goldrand verkleckert
Der Goldrand verkleckert
Der Goldrand als Spinnennest
Der Goldrand als Spinnennest
Wurzelgeflecht Großansicht
Wurzelgeflecht Großansicht
Kleckerrand Großansicht
Kleckerrand Großansicht
Spinnennest Großansicht
Spinnennest Großansicht
2014

The Cup Project

Gestaltung

Beate Grübel – polydukt DESIGN

Pate

Annika Brinkmann

Kategorie

Begleiterscheinung

vorgeschlagen am

10. Juni 2014

Plädoyer

Das »Dschungelcamp« feierte 2014 sein zehnjähriges Jubiläum. Wieder einmal ging es in dieser Fernsehsendung um das Überwinden von persönlichen Grenzen, um Unbehagen und Ekelthemen. Ekel hat viel mit dem individuellen Empfinden zu tun. Jeder Mensch hat hier seine ganz persönliche Hemmschwelle. Es geht dabei um Ängste, gar um ausgewachsene Phobien, die mit Hygiene, Geschmack, Geruch und Haptik zu tun haben.
 Ekel ist nicht rational. Genau so wenig, wie es Phobien sind. Das Herz schlägt schneller, es wird einem heiß, der Körper ist in Alarmbereitschaft. »Bäh« und Würgegeräusche sind die akustischen Äußerungen, die wir von uns geben, wenn wir etwas uns Unangenehmes sehen, schmecken oder riechen. Wir schütteln uns, um diese Empfindung los zu werden. Mitunter haben wir sogar das Bedürfnis, uns mindestens die Hände zu waschen oder dem Unbehagen einen Wohlgeruch, -geschmack oder -gefühl entgegen zu setzen.
»Mhm« oder sogar Schmatzgeräusche geben wir von uns, wenn wir einen Geruch oder Geschmack lieben. »Mhm« ist ein Laut des Genusses. Genuss bringt uns zum schmunzeln. Wir fühlen uns wohl, wir tun uns etwas Gutes.


Eines der beliebtesten Genussmittel ist Kaffee. Wie jedes Genussmittel, kann er zur Sucht werden. Achtlos und in Mengen konsumiert wird aus seiner anregenden Wirkung ein beständiges Anreichern des Nervengift-Spiegels. Zelebriert als die Tasse am Nachmittag, feine Süßspeisen dazu, kultiviert aus dünnwandigen, kleinen Tassen getrunken, wird der Genuss des Kaffees zum Highlight des Tages. Kaffee gibt es als Massenware, jedoch auch als Luxusgut. Um die Qualität von Kaffeebohnen, die von Wildkatzen oder Ziegen gefressen und von ihnen ausgeschieden wurden, ranken sich Mythen. Damit wären wir wieder beim Thema Ekel, Hemmschwellen und Unbehagen …


Beide Themen – kultivierten Genuss und spontanes Unbehagen – bringt Beate Grübel in ihrem Kaffeeservice zusammen. Dünnwandig das Porzellan, klassisch der schmale Henkel, der das Halten der Tasse nur mit drei Fingerspitzen erlaubt.
 Das Bild, das sich beim Anblick dieser Tassen vor meinem inneren Auge abspielt, ist antiquiert: Es zeigt eine kleine Kaffeegesellschaft, in der Kaffee stilvoll bis etepetete vom besten Porzellan mit makellosem Dekor genossen wird und einen herben Kontrapunkt zum süßen Gebäck bildet. Vor meinem inneren Auge spielen Rosa, Hellblau, Stuck, gestärkte Rüschendecken und Perfektion eine Rolle. Perfektion im Sinne einer makellos sauberen Szenerie, die nur durch wenige Kleinigkeiten ruiniert werden kann. Und diese Kleinigkeiten hat Beate Grübel in goldenem Dekor direkt auf die Tassen gebannt! Kleine Spinnen krabbeln hundertfach an einem Henkel hoch und besetzen den Teil, den man eigentlich anfassen wollte, um die Hitze des Kaffees erst im Mund und nicht schon mit der Hand zu spüren. Eine Spinne hält sich sogar dort an der Tasse auf, wo die Lippen platziert werden. Man möchte sich schütteln bei dem Gedanken, es wären echte Spinnen, so schreckt es einen. Doch halt! Dabei könnte der Kaffee verschütten! Einer der schlimmsten Fauxpas, die beim Servieren dieser Köstlichkeit passieren können! Kostbarer, schwarz glänzender Kaffee auf der Untertasse und am unteren Rand. Kaffee, der Flecken macht, wenn er auf dem Weg der Tasse zum Mund herunter tropft und peinliche Flecken auf der Kleidung oder dem Tischtuch hinterlässt. Unangenehm! Peinlich! Noch peinlicher ist es, wenn eine Tasse dreckig auf den Tisch gelangt, der Gast gar versucht, die Tasse unbemerkt zu säubern oder sich mit einem dezenten Hinweis eine andere geben lässt. Die häufigsten Flecken sind vermutlich die Reste von Lippenstift. Was aber, wenn man der Tasse ansieht, dass sie nicht nur schlecht, sondern möglicherweise nach der – geraume Zeit zurückliegenden – letzten Nutzung gar nicht gewaschen wurde und ein Schimmelpilz sein Myzel über den Rand wuchern lässt? Es schüttelt mich!


Beate Grübel spielt mit unseren Emotionen. Sie verknüpft bewusst positive und negative Assoziationen, um uns zu irritieren, ja: zu provozieren. An dieser Stelle wird aus Produktdesign Kunst am Alltagsobjekt. Dieses Design will nicht gefallen um jeden Preis. Es will uns herausfordern. Dazu, unsere persönlichen Hemmschwellen und Verhaltensmuster zu hinterfragen und über unseren Schatten zu springen. Stellen wir uns unserer ganz persönlichen Dschungelprüfung!

PS Das Design hat in seiner Entstehungsgeschichte nichts mit dem Dschungelcamp zu tun!

Beschreibung

»The Cup Project« ist das Ergebnis eines Experiments. Es ging mir darum, ein klassisches Produkt – die Goldrand-Tasse – soweit mit Spannung aufzuladen, bis es dazu anregt, die eigene Haltung, Gewohnheiten und anerzogene Verhaltensmuster in Frage zu stellen. Dabei legte ich den Fokus ausschließlich darauf, den Goldrand so zu verändern, dass es zu einer Wahrnehmungsirritation kommt, zu einer Art Rückkopplung zwischen Sehen und Fühlen.

Um das zu erreichen, stellte ich mir folgende Fragen: mit welchem Gefühl möchte ich am wenigsten konfrontiert werden, wenn ich eine Porzellantasse zum Mund führe? Welche grafische Zusatzinformation kann den Goldrand so verändern, dass er einen Impuls zur Verhaltensänderung liefert? Und: wodurch entstehen überhaupt Hemmschwellen, Abneigungen und Verhaltensautomatismen?

Was ich persönlich nicht möchte, wenn ich aus einer Tasse trinke, selbst wenn sie aus noch so hochwertigem Material ist, war mir relativ schnell klar: pelzig und fusselig soll es nicht sein, staubig und schmutzig nicht, spitz und splittrig auch nicht. Ich möchte beim Trinken bitte nicht bekleckert werden und mit meinen Händen und Lippen nichts berühren müssen, was unangenehme Assoziationen in mir auslöst.

Je länger man sich mit den eigenen Hemmschwellen und Abneigungen auseinandersetzt, desto klarer wird, wie stark der jeweilige kulturelle und soziale Kontext das Empfinden prägt und zur Entstehung von Verhaltensautomatismen beiträgt. Die Koppelung an persönliche (Negativ-)Erlebnisse färbt die Reaktion auf gewisse »grafische Zusätze«. Es gibt starke, angeborene Schutzreflexe, wie etwa das automatische Verschließen der Lippen, wenn sie etwas Pelziges ertasten, um uns vor der Aufnahme von Verdorbenem (Schimmel) oder Schwerverdaulichem (Fell) zu bewahren.

Und so stellt sich jedem in ganz unterschiedlicher Intensität die Frage:

Setzt man seine Lippen wirklich gerne an einen Tassenrand, der von feinem Wurzelgeflecht überzogen ist, auch wenn dieses aus hochwertigstem Gold ist?

Hält man beim Anheben der Tasse nicht intuitiv schützend die Hand unter sie, um ein Kleckern zu vermeiden?

Und zögert man nicht unwillkürlich, eine Tasse zu ergreifen, an deren Henkel sich ein Spinnennetz befindet?

Die Tassenkollektion »The Cup Project« führt also beim Betrachten zu den unterschiedlichsten Reaktionen, die einem im »Normalfall« gar nicht in den Sinn gekommen wären. Sie regt zu Gesprächen an und liefert Denkanstöße.

Jetzt können Sie sich natürlich fragen, welchen Sinn es haben soll, ein Produkt durch Gestaltung bewusst so zu verändern, dass man ihm mit gemischten Gefühlen und vielleicht sogar mit Abneigung gegenüber tritt. Besteht doch eine der grundlegenden Aufgaben des Designs darin, Begehrlichkeit zu wecken und nicht darin, Hemmnisse zu schaffen. Aber gegenläufig zu arbeiten und Gewohnheiten zu durchbrechen, halte ich für sehr wertvoll. Und zwar immer dann, wenn es dazu beitragen kann, zum Nachdenken anzuregen, Wahrgenommenes zu hinterfragen, den eigenen Standpunkt zu überprüfen – und dadurch den Boden dafür zu bereiten, um eingefahrene Wege überhaupt verlassen zu können. Hier kann Raum für Neuentwicklung entstehen.

Details

Entstehungsjahr

2010

Prototyp

weitere Angaben

Fotorealistische Designkonzeption

initiiert von

Schlagwörter

Ringe und Anhänger
Ringe und Anhänger
Ring
Ring
Ring
Ring
Manschettenknöpfe
Manschettenknöpfe
Schlüsselkette
Schlüsselkette
Anhänger
Anhänger
ungeschliffene und geschliffene Steine von der Isar
ungeschliffene und geschliffene Steine von der Isar
2014

ISAR

Gestaltung

Saskia Diez

Pate

Sabine Kobel

Kategorie

kleine Ewigkeit

vorgeschlagen am

24. März 2014

Plädoyer

Immer wenn ich am Schaufenster von Saskia Diez hier in München vorbeikomme, muss ich stehenbleiben und hineinschauen. Im Fenster liegen Schmuckstücke aus ganz unterschiedlichen Materialien. Aus Silber beispielsweise. Oft aber auch aus eher unscheinbaren Materialien wie Lederbändern, Schnüren oder Holzperlen. Und obwohl der Schmuck von Saskia Diez reduziert, schlicht und oft sehr zierlich ist, fällt er auf, vielleicht gerade deswegen. Die Entwürfe kommen »auf den Punkt«, sie sind nie zuviel – aber auch nie zu wenig.

Besonders beeindruckt hat mich die Schmuckserie »ISAR«. Für diese Serie werden Steine geschliffen, poliert und in Schmuckstücken verarbeitet. Das klingt nun zunächst nicht ungewöhnlich, aber es sind nicht etwa die »echten«, die sogenannten »Edelsteine«, die »Juwelen«. Nein, es sind ganz normale Steine, wie Kalkspat, Dolomit und Ölschiefer, die in der Isar gesucht und gefunden wurden. Flusskiesel sozusagen, die wohl schon eine kleine Ewigkeit lang in der Isar lagen und an denen die meisten Menschen achtlos vorbeigehen würden. Bearbeitet und gefasst sind sie aber wirklich wunderschön. Spannend ist, dass Saskia Diez ihre Isar-Steine in einer Edelsteinschleiferei bearbeiten lässt. Dort bekommen sie teilweise Formen und Facetten, die man von Smaragden, Rubinen und Diamanten kennt. So wirken die Schmuckstücke gleichzeitig klassisch und überraschend.

Beschreibung

ISAR ist ein sehr persönliches Projekt. Ich bin am Wasser, an einem See aufgewachsen und habe immer viel Zeit dort verbracht. Nun lebe und arbeite ich in der Nähe der Isar, die nur wenige Meter von meinem Atelier in München entfernt fließt. An dem See, an dem ich aufgewachsen bin, lebte auch mein Großvater, der für mich eine wichtige Figur war, und der immer mal wieder einen Stein vom Ufer durchschnitt und die so entstandene Fläche polierte. So brachte er die Eigenheit und Schönheit dieses Steines zum Vorschein und machte den Stein selbst zu einer Art Schmuckstück. Als ich 2010 von Anna Schetelich von der Oona Gallerie eingeladen wurde, zum Thema »Heimat« Schmuck zu entwerfen, war mir schnell klar, dass ich mit Kieselsteinen vom Isarufer arbeiten wollte. Mein Heimatgefühl ist nicht sehr verortet, doch die Nähe zum Wasser gehört auf jeden Fall dazu.

Also machte ich mich auf den Kiesbänken auf die Suche nach Steinen. Oft war das, was ich von außen erwartete und das, was sich dann nach dem Schliff zeigte, überhaupt nicht das gleiche, und vieles, was von außen vielversprechend schien, konnte ich anschließend nicht gebrauchen. Doch mit der Zeit habe ich einen guten Blick dafür entwickelt, wonach ich suche. Doch es ist immer noch jedes Mal, wenn die Steine geschliffen von der Schleiferei kommen, eine Überraschung, was im Paket ankommt. Ob ich mit meinen Vermutungen wohl richtig lag?

Die Steinschleifer, mit denen ich nach einiger Suche und Ausprobieren zusammenarbeite, sind Ludwig Bank und Hermann Grimm. Ich musste sie allerdings erst überreden, für mich dieses wertlose Material zu bearbeiten. Es schien nicht sehr einleuchtend, da der Arbeitsaufwand ja derselbe ist, als schliffe man Edelsteine. Und auch das Risiko, dass die Steine beim Schliff zu Bruch gehen, ist höher.

Die Farbigkeit der geschliffenen Kiesel variiert von Schwarz über verschiedene Grau-, Beige- oder Weiß-Schattierungen, mal mit, mal ohne Maserung. Doch selbst kräftigere Farben, Rot-, Grün- und Blautöne kommen vor. Meine Mitarbeiter und ich verarbeiten diese dann zu Manschettenknöpfen, Ringen, Anhängern und Schlüsselketten.

Details

Entstehungsjahr

2010

realisiert

weitere Angaben

die Serie umfasst Manschettenknöpfe, Ringe, Anhänger und Schlüsselketten

Maße
Manschettenknöpfe: Steinkugeln 12 mm Durchmesser, Silberkugeln 10 mm Durchmesser, Länge der Manschettenknöpfe circa 32 mm
Ringe: Kugeln 16 und 20 mm Durchmesser, facettierte Steine circa 20 mm Durchmesser, Ringschiene circa 2 mm stark, in diversen Ringgrößen erhältlich
Anhänger: Kugel circa 12 mm Durchmesser, Öse circa 8 mm Außendurchmesser und 2 mm stark
Schlüsselketten: Kugeln circa 16 und 20 mm Durchmesser, Länge insgesamt circa 17 cm
Kugeln: Durchmesser von 16 oder 20 mm
facettierte Steine: Durchmesser von 20 mm

Gewicht
Manschettenknöpfe: circa 20 g
Ringe: circa 20 g
Anhänger: circa 8 g
Schlüsselketten: circa 30 g

Materialien
Kieselsteine vom Isarufer und Sterling Silber

initiiert von

Beteiligte

Schlagwörter

»Cover«
»Cover«
»Cover« mit Grau
»Cover« mit Grau
System
System
»Cover« mit Rot
»Cover« mit Rot
»Cover« mit Tellern
»Cover« mit Tellern
»Cover« in der Küche
»Cover« in der Küche
2014

Cover

Gestaltung

Alex Valder

Pate

Jörg Gätjens

Kategorie

ah und oh

vorgeschlagen am

15. März 2014

Plädoyer

»Regal auf anders!« Normalerweise wird im Regal die Front eines Buchs geschluckt und der Rücken präsentiert. Warum eigentlich? »Cover« bietet die Möglichkeit zu zeigen, was da vorne so drauf ist. Nicht nur schöne Bildbände, auch LPs, Zeitschriften, Karten, Fundstücke und Küchenutensilien lassen sich hier präsentieren. »Cover« ist Setzkasten, Pinnwand, Bilderrahmen, Bild und Aufbewahrung in einem. Je nach Stimmung oder Neuzugängen lässt sich die persönliche Auswahl schnell wieder ändern. Dieses Möbel bricht mit »Regalgewohnheiten« – eine kleine Änderung des Blickwinkels und schon sieht man mehr als sonst!

Beschreibung

Arbeiten mit Büchern ist auch Arbeiten mit ihren Coverseiten. Über Bilder erschliessen sich mir eher Inhalte. Und Bilder die nebeneinander stehen, beeinflussen sich gegenseitig. Daraus ist für mich dieses leichte Stahlregal geworden, in dem Bücher, Platten, Objekte, ... zusammen ein neues Ganzes entstehenlassen. Einfach wie in einer Collage.

Details

Entstehungsjahr

2012

realisiert

weitere Angaben

Material:
5 mm Stahldraht,
farbig pulverbeschichtet

Maße:
Höhe 70 cm
Tiefe 13,5 cm
Breite: 32 oder 60 cm

Schlagwörter

»May« – Kette aus dekorativem Oberflächenmaterial (Automobilfertigung)
»May« – Kette aus dekorativem Oberflächenmaterial (Automobilfertigung)
»Melody« – Kette aus gebrauchtem Fahrradschlauch
»Melody« – Kette aus gebrauchtem Fahrradschlauch
»Melody« aus der Schmuckkollektion »… like a lady«
»Melody« aus der Schmuckkollektion »… like a lady«
»little Florence« und »Monique« – Armband und Kette aus dekorativem Oberflächenmaterial (Automobilfertigung)
»little Florence« und »Monique« – Armband und Kette aus dekorativem Oberflächenmaterial (Automobilfertigung)
»Johanna« – Kette aus gebrauchtem Fahrradschlauch
»Johanna« – Kette aus gebrauchtem Fahrradschlauch
»Scarlett« – Kette aus Resten der Taschenherstellung (Kunstleder)
»Scarlett« – Kette aus Resten der Taschenherstellung (Kunstleder)
2014

»… like a lady«

Gestaltung

Christiane Diehl

Pate

Katrin Böhringer

Kategorie

ah und oh

vorgeschlagen am

26. Februar 2014

Plädoyer

… und alles begann so oder so ähnlich DownUnder im Sydney des Jahres 2001 mit dem Postboten, der seine zuzustellenden Briefe mit breiten, schönen, dicken, roten Gummibändern bündelte … und sie manchmal einfach achtlos wegwarf, wie so viele andere Postboten auch, so dass auf dem Boden überall rote Gummibänder rumlagen … das Objekt der genialen Idee ward gesichtet, damit dieses zu Neuem, nie vorher Gesehenem transformiert werden konnte … die »banalen«, gebrauchten Bänder wurden gefädelt, gerollt, gebündelt, gekordelt, gefächert, geschichtet, verdreht, verwoben, gepresst, in aneinander liegende Achten gelegt und vieles mehr … und zu unkonventionellen und einzigartigen Schmuckstücken der besonderen Art veredelt … mit der Zeit haben unzählige der schönen, roten, einfachen Bänder zweifach den Besitzer gewechselt … dem Rot wurde es jedoch bald zu langweilig … weitere Farben mussten gefunden werden und so ergab sich ganz plötzlich eine neue Materialquelle … noch gut erhaltene, schon viele Kilometer gerollte, tiefschwarze Schlauchware einer allen Fahrradfahrern bekannten Firma aus Hannover wurde über die Weltmeere verschifft, um in Sydney verwandelt zu werden … in unglaublich vielfältige und fantasievolle Kreationen … aufgrund der größeren zu bearbeitenden Flächen wurde das Material nun auch gestanzt oder in Streifen geschnittenen, danach gelocht, verbandelt, gezwirbelt, verwirbelt und vieles mehr..... und stetig nimmt der Pool an gebrauchten Materialien zu … so werden mittlerweile auch ausgediente luftgefüllte Schlafmatten in ungewohnten Formen zu neuer Abend- und Nachtnutzung gebracht … Produktionsreste aus der Leder- und Kunststoffverarbeitung in vielen Farben bereichern zunehmend den Fundus an gebrauchten Stoffen … die recycelten, wundervollen Schmuckstückunikate in Form von Halsketten, Armbändern, Broschen, Ohrringen und Ringen von Christiane Diehl verzaubern nicht nur deren Träger+Innen und alle, die sie sehen, sondern reisen auch munter durch die Welt von einer Ausstellung zur nächsten, in Galerien, Museen und Schlösser … Gründe genug, um endlich angemessen bepreist und geehrt zu werden!

Beschreibung

Ich arbeite in ganz unterschiedlichen räumlichen und zeitlichen Maßstäben: Als Landschaftsarchitektin entwickele ich Konzepte und Entwürfe für Gebiete, die manchmal in Quadratkilometern bemessen werden und deren Realisierung oft Jahre braucht. Im Gegensatz dazu steht die kleinteilige Arbeit an meinen »Schmuckstücken«, die immer im Maßstab 1:1 in der direkten Auseinandersetzung mit den verwendeten Materialien und deren spezifischen Eigenschaften gestaltet werden. Hier gibt es keinen Plan, den andere ausführen, sondern ich behalte den Prozess in allen Details unter meiner Kontrolle und führe alle Arbeitsschritte selbst aus. Entwurf und Realisierung sind eins und in relativ kurzer Zeit vollendet – beides gefällt mir!

In meiner Kollektion »… like a lady« verwandele ich recyceltes Material in unkonventionelle Schmuckstücke, passend zu den verschiedensten Anlässen. Ich verarbeite dazu Produktionsreste von Firmen aus Hannover und Umgebung, wie zum Beispiel Produkte für die Taschenherstellung, dekorative Flächenmaterialien, sowie gebrauchte Fahrradschläuche und Luftmatratzen. Einfache Grundformen wie ausgestanzte Kreise und geschnittene Streifen in verschiedenen Größen stelle ich zu vielfältigen Kreationen zusammen. Dabei gibt es für jedes Schmuckstück oft nur eine Grundform, zum Beispiel einen Kreis, den ich falte und auffädle. Durch die Aneinanderreihung und ständige Wiederholung dieser einen Form entstehen kompakte und komplexe Gebilde. Mich fasziniert dabei, wie viele verschiedene Kreationen sich aus einer Form entwickeln lassen, indem ich zum Beispiel nur die Größe, die Falttechnik, die Anordnung oder auch das Material verändere. Jede neue Halskette, jedes neue Armband oder jedes neue Paar Ohrringe erhalten ihren eigenen Charakter und werden von mir mit einem passenden weiblichen Namen betitelt.

Obendrein bereitet es mir viel Vergnügen etwas Neues aus Altem zu kreieren, statt es wegzuwerfen.

Details

Entstehungsjahr

2013

realisiert

weitere Angaben

Materialien:
gebrauchte Fahrradschläuche
(von einem Fahrradunternehmen aus Hannover)

dekorative Flächenmaterialien
(aus der Automobilfertigung)

Reste aus der Taschenproduktion
(von Firmen aus Hannover und Umgebung)

reißfester Nylonfaden
(Dandyline)

Verschluss:
der Verschluss wird aus dem jeweiligen ausgestanzt

Auflage:
variiert je nach Verfügbarkeit des Materials,
bei Reststücken auf ein bis zwei begrenzt

Maße:
Ketten »May«, »Melody« und »Johanna« circa 55 cm lang
Kette »Scarlett« circa 50 cm lang
Kette »Monique« circa 45 cm lang
Armband »little Florence« circa 11 cm im Durchmesser

initiiert von

Schlagwörter

Perlenwasserflasche
Perlenwasserflasche
Pressform
Pressform
Skizze
Skizze
Gipsmodell
Gipsmodell
2014

Perlenflasche

Gestaltung

Prof. Günter Kupetz

Pate

Birgit Bauer

Kategorie

kleine Ewigkeit

vorgeschlagen am

25. Februar 2014

Plädoyer

Günter Kupetz ist Bildhauer gewesen – das heißt, als er mit 17 eingezogen wurde und nach Kriegsjahren zurückkam, fing er im zertrümmerten Berlin eigentlich eine Maurerlehre an. Vom Maurer zum Architekten war es nicht weit, also beschritt der junge Günter auch diesen Weg ein Stück. Schließlich blieb er als Schüler bei dem Bildhauer Bernhard Heiliger.

Wie ein Bildhauer zum Design der wohl verbreitetsten Flasche der Welt kommt? Laut Kupetz ist daran nicht nur seine Expertise, sondern auch das Glücksrittertum und die verworrenen Wege der Nachkriegszeit schuld. Denn, wie er mir einmal erzählte, gab es ja damals keine »Designer«. Wenn jemand eine Flasche brauchte, gab es einen Aufruf, bei dem alle möglichen Disziplinen mitmachten. Bei der Normflasche Deutscher Brunnen, die heute als »Perlenflasche« weltbekannt ist, waren auch Grafiker und andere Künstler mit im Rennen. Da Günter Kupetz durch glückliche Umstände bei der WMF schon Erfahrung mit dem Werkstoff Glas gemacht hatte, bekam er den Job und hob im Frühjahr 1969 die Perlenflasche aus der Taufe.

Für mich repräsentiert die Perlenflasche ein Stück lebendiger deutscher Designgeschichte, die des Pfandsystems und viele Bilder vieler schön gedeckter Tische auf denen die Perlenflasche immer eine gute Figur machte. Da ich Günter Kupetz persönlich kennenlernen durfte, symbolisiert die Flasche für mich auch den Aufbruch einer verwundeten, traumatisierten Jugend in die Nachkriegszeit. Sie war nie Ausdruck einer Revolution, sondern Verwirklichung dessen, was sich die von Krieg und Vernichtung gezeichneten jungen Leute von der Zukunft wünschten.

Die Perlenflasche fand auf der ganzen Welt Verbreitung, weil sie nicht nur gut in der Hand liegt, sondern auch in den Abfüllanlagen optimal läuft und als Pfandflasche viele viele Kreisläufe mitmacht. Und wer findet nicht auch, dass die Glasperlenstruktur am besten die Frische von Sprudelwasser wiedergibt?

Ich freue mich jedes Mal, wenn ich eine der vielen Millionen Flaschen sehe und finde, Herr Kupetz sollte trotz vieler anderer Auszeichnungen auch den Ehrenpreis erhalten.

Beschreibung

Mit der Form meiner sogenannten Perlenflasche, jener Norm-Glasverpackung, auf die sich die in der Genossenschaft Deutscher Brunnen organisierten Produzenten von Mineralwasser in Deutschland im Jahr 1969 verständigten, verbinden zu meiner Freude inzwischen 95 Prozent der deutschen Verbraucher Mineralwasser. Als ich den Auftrag zur Gestaltung einer solchen Einheitsflasche erhielt, ging es zunächst darum, ein einfaches, deutschlandweites Pfandsystem für Mineralwasser zu initiieren, um den bis dato lokal organisierten Abfüllermarkt mit verschiedensten Flaschenformen zu vereinheitlichen. Meine Normflasche und das dazugehörige deutschlandweit einheitliche Pfandsystem sollten es ermöglichen, eine in Hamburg gekaufte Mineralwasserflasche in München zurückzugeben. Ein ungeplanter, aber der Genossenschaft Deutscher Brunnen überaus willkommener Nebeneffekt war, dass die deutschlandweit einheitliche Flasche den Markt für Mineralwasser hierzulande erst entstehen ließ – bis zur Einführung eines flächendeckenden Systems war nämlich mit Kohlensäure versetztes Mineralwasser noch ein nahezu exotisches Erfrischungsgetränk. Ich darf wohl sagen, dass mein Design dem Produkt zum Durchbruch verhalf.

Im Vorfeld meiner Arbeit erhielt ich eine Studie der Marktforschungsfirma Oppenheimer, die in Deutschland erforscht hatte, wie eine Flasche aussehen sollte, in der einfach Wasser war. Außerdem gab es technische Vorgaben, denn die Glashütten mussten sich damals gerade mit neuen Fertigungsmaschinen einrichten. Die Perlenflasche wurde in einem Viererkarussell gefertigt und dann auf einem Band von Arbeitern kontrolliert. Vor meinem Entwurf standen deshalb unter anderem Verschluss, Durchmesser und Höhe der Flasche bereits fest. Die Verdickungen in der Silhouette sollten übrigens verhindern, dass sich das Etikett abnutzt. Am Grad der Abgestoßenheit dieser Verdickungen lässt sich erkennen, wie lange die Flasche schon im Umlauf ist – je breiter und rauher der Streifen, desto länger. Über fünfzig Mal können die Flaschen wiederverwendet werden.

Bis heute sind mehr als fünf Milliarden Flaschen produziert worden. Die Form der Perlenflasche ist seit 1969 unverändert. Ihr Erfolg beim Verbraucher hat die Genossenschaft Deutscher Brunnen auch dazu bewogen, die typische Form der Flasche auf die seit den 1990er Jahren gebräuchliche PET-Mehrwegflasche zu übertragen, auch wenn es hierfür keinerlei produktionstechnische Notwendigkeit gab. PET hat als Werkstoff nämlich andere Eigenschaften als Glas und kann darum anders geformt werden. Die Entscheidung, meine Perlenflaschengestaltung auf das Material PET anzuwenden, hatte also in erster Linie marketingorientierte Gründe. Es ging darum, das positive Image der gläsernen Perlenflasche auf ein deutlich minderwertigeres Material zu übertragen. Da seit ihrer Markteinführung der Anteil der PET-Mehrwegflaschen im Bereich Mineralwasser kontinuierlich wächst und der Anteil der gläsernen stetig zurückgeht, kann man den angestrebten Imagetransfer als gelungen betrachten.

Details

Entstehungsjahr

1968

realisiert

weitere Angaben

0,7-Liter-Mehrwegflasche

Material
Flasche aus Klarglas
Schraubverschluss aus Aluminium

Maße
Höhe 29,4 cm
Bodendurchmesser 7,2 cm

Gewicht
circa 600 g

Auflage
über 5 Milliarden Expemplare

initiiert von

Schlagwörter

Ringobjekt Gitter - Edelstahl
Ringobjekt Gitter - Edelstahl
Ringobjekt Cube Edelstahl
Ringobjekt Cube Edelstahl
Ringobjekt Big Turn Edelstahl
Ringobjekt Big Turn Edelstahl
Ringobjekt Rotunde Edelstahl innen hohl
Ringobjekt Rotunde Edelstahl innen hohl
Ringobjekt Quadratur I Edelstahl
Ringobjekt Quadratur I Edelstahl
Ringobjekt Quadratur 2 Edelstahl
Ringobjekt Quadratur 2 Edelstahl
Armobjekt Gittertragwerk PLA
Armobjekt Gittertragwerk PLA
2014

Architektur + Schmuck

Gestaltung

David Sayn

Pate

Peter Fabian

Kategorie

ah und oh

vorgeschlagen am

10. Februar 2014

Plädoyer

Edelmetall mit neuer Textur, Optik und Haptik!

Die Schmuckstücke von David Sayn sind kleine Skulpturen, von denen ich glaube, dass sie auch in größerem Maßstab als Architektur oder als Kunst im öffentlichen Raum funktionieren würden. Sayn kreiert seine Ideen am Bildschirm und materialisiert diese dann über einen 3D-Drucker in Edelmetall. Die 3D-Drucktechnologie nutzte er erstmals 2009 – damals noch zur Schmuckerzeugung aus Kunststoff. 2012 entstand seine Kollektion »Architektur & Schmuck« aus Edelstahl, Titan und Silber. Bei diesem Vorgang werden die Stücke mithilfe von Metallpulver gedruckt und von Laserstrahlen gesintert. Es entstehen Schmuckstücke mit neuer Textur und Oberflächenstruktur, wodurch die edlen Materialien eine originelle Optik und Haptik verliehen bekommen!

An dieser formal anspruchsvollen und technisch innovativen Arbeit merkt man, dass der Designer (er ist auch Architekturtheoretiker) viel von Architektur, Material und Formenkonstruktion versteht. Der architektonische Designaspekt ist bei jedem einzelnen Schmuckstück sichtbar – und spürbar!

Beschreibung

Die Entwicklungen unserer Zeit überschlagen sich förmlich und die Disziplinen wachsen zusammen beziehungsweise überlagern sich. Weshalb sollte man nicht Kunst, Design oder Architektur mit der heutigen Technik verbinden? Mittlerweile ist es möglich, Ersatzteile für menschliche Knochen aus Edelstahl- oder Titanpulver zu drucken – warum also nicht auch Schmuck?


Der Weg

Die ersten gedruckten Schmuckobjekte kosteten vier- bis fünfhundert Euro. Als besondere Herausforderung galt die Herstellung sehr kleiner und detailreicher sowie größerer Objekte. Besonders die Aufbereitung der Druckdaten war mit einem sehr hohen Aufwand verbunden und zum Teil nur mithilfe teurer 3D-Software möglich. Das hat sich diametral verändert! Die benötigte Software wird mittlerweile sogar kostenlos angeboten. Einige Programm- und Betriebssystemhersteller bieten Plug-Play-Lösungen an, die vor allem Laien einen schnellen Einstieg ermöglichen. Und das ist erst der Anfang: auf zahlreichen Internet-Plattformen für 3D-Dateien kann man Design-Templates herunterladen und anschließend auf dem heimischen 3D-Drucker ausdrucken – ganz nach dem Motto: »Ship information not stuff!«. Für Designer, Ingenieure, Architekten und Goldschmiede sind vor allem 3D-Drucker mit UV-Harzen, genannt SLA-Drucker, besonders geeignet, da diese auch kleinste Details herausarbeiten können. Nach meiner Einschätzung ist der Siegeszug der 3D Drucker nicht aufzuhalten.


Kollektion

Bei meinem »Architekturschmuck« handelt es sich um circa 250 verschiedene Schmuckstücke und die erste Schmuck-Kollektion weltweit, die vollständig mit einem (Metall-)3D-Drucker hergestellt wird. Die Schmuckstücke sind nach dem Druckvorgang bereits so perfekt, dass sie nur noch gereinigt werden müssen. Mittlerweile wird der Schmuck in kleinen Serien produziert und ist absolut erschwinglich. Seit kurzem ist es ebenfalls möglich, Silber-, Gold- und Titanpulver zu drucken.


Philosophie

Mit meinem »Architekturschmuck« greife ich Konstruktionsmethoden und Gestaltungsgrundsätze auf, statt reale Architektur zu kopieren. Es geht nicht darum, ein Modellgebäude am Finger zu tragen, sondern um das Wesen architektonischer Formen und deren Konstruktionen sowie Proportionen. Der fast grenzenlose Übergang der Architektur zur Skulptur ist erwünscht! Die Schmuckstücke sind grundsätzlich skulptural, da sie die Funktion einer Architektur schlichtweg nicht erfüllen können.

»Architekturschmuck« ist eine Symbiose aus Material, Form und Konstruktion in Verbindung mit der neuesten Technik und somit ein unverwechselbares Produkt unserer Zeit!

Details

Entstehungsjahr

2009

realisiert

weitere Angaben

Material:
Edelstahl, Titan, Silber, ABS, PLA

Technik:
3D-Druck, Laser-Sintern

initiiert von

Schlagwörter

Die ersten drei Ausgaben von »Obdach« im Rahmen der Bachelor-Arbeit
Die ersten drei Ausgaben von »Obdach« im Rahmen der Bachelor-Arbeit
Intensive Zusammenarbeit unter freiem Himmel mit der Obdach-Redaktion
Intensive Zusammenarbeit unter freiem Himmel mit der Obdach-Redaktion
Veröffentlichung der ersten Ausgabe von »Obdach« mit Unterstützung von Domkapitular Hans-Jürgen Eberhardt sowie der Start-Hilfe Mainz
Veröffentlichung der ersten Ausgabe von »Obdach« mit Unterstützung von Domkapitular Hans-Jürgen Eberhardt sowie der Start-Hilfe Mainz
weitere Ausgaben die bis Ende 2012 entstanden
weitere Ausgaben die bis Ende 2012 entstanden
Jubiläumsausgabe – Ein Jahr »Obdach«
Jubiläumsausgabe – Ein Jahr »Obdach«
Einblick in die Jubiläumsausgabe
Einblick in die Jubiläumsausgabe
Einblick in die Jubiläumsausgabe
Einblick in die Jubiläumsausgabe
2014

Obdach, eine Straßenzeitung für Mainz

Gestaltung

Franziska Haube

Pate

Marie-Niamh Dowling

Kategorie

Nächstenliebe

vorgeschlagen am

27. Januar 2014

Plädoyer

Eine Straßenzeitung ist eine lokale Zeitung, die auf der Straße von Menschen in sozialer Not verkauft wird. Meist sind es Obdachlose, oft aber auch Asylbewerber oder Langzeitarbeitslose, die auf diese Weise einen niederschwelligen Zugang zu einer Arbeit bekommen, in Kontakt mit der Gesellschaft bleiben und ein kleines Einkommen erzielen. Unter den deutschen Straßenzeitungen ist üblich, dass der Verkäufer 50 Prozent des Preises erhält und dass mit dem restlichen Erlös die Produktion finanziert wird.

Viele Straßenzeitungen in Deutschland werden redaktionell von Journalisten gestaltet. »Obdach« beschreitet einen anderen Weg und gibt dem Genre der Straßenzeitung wieder ein Gesicht: ein raues, ungeschöntes, aber auch dankbares und lustiges, dessen Kopf ab und zu eine Narrenkappe krönt.

Aus diesem Grund meldeten sich auf einen Aushang vier Menschen, um an einer Straßenzeitung für Mainz mitzuarbeiten. Diese Menschen sind entweder obdachlos oder haben in der Vergangenheit in Obdachlosigkeit gelebt.

Bei den wöchentlichen Treffen wurden die geschriebenen Artikel gelesen, die Fotografien der Einwegkameras angesehen sowie über neue Themen für »Obdach« nachgedacht. Durch diese enge Zusammenarbeit und die vielen Gespräche entstand von Treffen zu Treffen mehr Vertrauen, das »Obdach« inhaltlich sowie gestalterisch bereichert und dieses Projekt zu etwas ganz Kostbarem macht.

Beschreibung

Die Entstehung:

Als ich noch in Leipzig lebte, kaufte ich mir hin und wieder die Leipziger Straßenzeitung »Kippe«. Dies geschah aber nicht, weil ich die Inhalte oder die Gestaltung interessant fand, sondern weil ich dem Verkäufer mit meinem Geld helfen wollte. Als ich im September 2010 für sechs Wochen in Hamburg ein Praktikum absolvierte, entdeckte ich bei meinen Mitbewohnern die Straßenzeitung »Hinz&Kunzt«. Schon das Cover überraschte mich durch seine klare und zeitgemäße Gestaltung. Auch der Inhalt weckte mein Interesse: durch eine gute Mischung aus sozialkritischen und kulturellen Themen, Analysen und Interviews mit Obdachlosen und Prominenten.

Daraufhin befasste ich mich intensiv mit Straßenzeitungen. Viele Straßenzeitungen in Deutschland orientieren sich inhaltlich und gestalterisch an kommerziellen Magazinen. Dies kann durchaus ein erfolgreiches Modell sein, wie das Beispiel »Hinz&Kunzt« zeigt. Meiner Meinung nach sollten sich Straßenzeitungen jedoch als eigenes Genre betrachten und das durch ihre Inhalte und durch ihre Gestaltung zum Ausdruck bringen. Des Weiteren finde ich, dass die Verkäufer von Straßenzeitungen in den konzeptionellen und redaktionellen Prozess integriert werden sollten. Eine authentische Zeitung kann nur entstehen, wenn die Menschen, die darin thematisiert werden, mit ihren eigenen Worten ein Bild der Straße wiedergeben können.

Mein Konzept:

Eine Zeitung sollte nicht nur als »gute Tat« sondern wegen ihres interessanten Inhalts gekauft werden. Die Gestaltung sollte sich dem Inhalt anpassen und glaubwürdig wirken. In Mainz wird bisher nur eine überregionale Straßenzeitung, die »strassen gazette«, vertrieben, die entsprechend geringfügig auf das Leben in Mainz eingeht. Darum machte ich die Entwicklung und Realisation einer neuen Straßenzeitung für Mainz zum Thema meiner Bachelor-Arbeit.

Kontakt zu meinem Redaktionsteam erhielt ich durch die Start-Hilfe Mainz, eine Beratungsstelle für Menschen ohne Wohnung der Pfarrer-Landvogt-Hilfe. Über Aushänge und Flyer in der »Start-Hilfe« versuchte ich, obdach- und mittellose Menschen für mein Projekt zu gewinnen. Bei den wöchentlichen Treffen besprachen wir Texte, Fotografien und Layout und diskutierten Ideen für neue Artikel. Der Thematik entsprechend ist die Produktion »Low Budget«. Das spiegelt sich auch in der Gestaltung wider: sie ist zurückhaltend und klar. Die Arbeit des jeweiligen Autors soll im Vordergrund stehen, nicht die Gestaltung.

Für das Bildkonzept differenzierte ich zwischen dem dokumentarischen Teil und den Fotografien des Teams. Der dokumentarische Teil bestand partiell aus Digital- und Analog-Fotografien, die mit Einwegkameras vom ganzen Team erstellt wurden. Die daraus entstehenden Unterschiede in der Bildqualität hob ich durch eine einheitliche Rasterung auf. Um zwischen den Fotografien der Dokumentation und den Arbeiten des Teams zu differenzieren, wurden diese in Graustufen abgebildet. Die eigentlichen Fotografien des Teams wurden alle analog mit der Einwegkamera erstellt und ausschließlich farbig abgebildet.

Alle in »Obdach« enthaltenen Texte wurden originalgetreu übernommen, das heißt es wurden keine Korrekturen in Bezug auf Ausdruck oder Rechtschreibung vorgenommen.

Die Herstellung:

Für die ersten drei Ausgaben konnte ich die W.B. Druckerei Hochheim und den Caritasverband Mainz gewinnen. Die W.B. Druckerei schenkte mir das Papier und reduzierte erheblich die Druckkosten, die der Caritasverband Mainz übernahm. Die nachfolgenden vier Magazine wurden von mir selber, auf einem extra für Obdach gekauften Drucker hergestellt.

»Obdach« wurde aus Kostengründen in schwarz-weiß gedruckt. Die Farbabbildungen wurden auf einem gesonderten Bogen gesammelt und später mit dem Obdach-Team gemeinsam in die Hefte geklebt. Dies ist nicht nur kostengünstig, sondern verleiht der Zeitung auch einen handgemachten Charakter. Als Bindung fungierte eine Klammerheftung. »Obdach« ist eine von gestalterischen, sowie teilweise inhaltlichen Gesichtspunkten künstlerische Zeitung, die einerseits Hintergrundinformationen zur soziale Lage in Mainz aufzeigt und andererseits ungeschönt die Meinung der Straße offen legt. »Obdach, eine Straßenzeitung für Mainz« kann als eine Art »soziale Plastik« gesehen werden, da die Zusammenarbeit und Organisation mit dem Obdach-Team einen ebenso wichtigen Anteil an der Bachelor-Arbeit einnimmt.

Nach meiner Bachelor-Arbeit und neben meiner Berufstätigkeit habe ich an Wochenenden weitere vier Ausgaben mit der Redaktion zusammen gestaltet, auf meinem Drucker gedruckt und mit dem Team gemeinsam fertiggestellt. Als meine Berufstätigkeit immer mehr Zeit einforderte, versuchte ich einen Nachfolger für das Projekt zu finden. Leider vergebens. Weihnachten 2012 erschien die letzte Ausgabe von »Obdach«.

Details

Entstehungsjahr

2011

realisiert

weitere Angaben

Das Projekt »Obdach, eine Straßenzeitung für Mainz« besteht aus sieben Magazinen (18 x 22,5cm) und einer Fotoausstellung, die im Atelier Zukunft Mainz, sowie bei »dogooder-Festival Mainz« gezeigt wurde.

Auflagenhöhe / Seiten:
Ausgabe 1–3: 250 Exemplare, 32 Seiten
Ausgabe 4: 100 Exemplare, 28 Seiten
Ausgabe 5: 250 Exemplare, 24 Seiten
Ausgabe 6: 300 Exemplare, 40 Seiten
Ausgabe 7: 250 Exemplare, 40 Seiten

Papier:
Als Papier wurde überwiegend Recyclingpapier genutzt.
Das Papier für Ausgabe 4–7 erwarb ich bei der Druckerei der Fachhochschule Mainz.

Drucktechnik:
Druck aus Kostengründen in schwarz-weiß
Die Farbabbildungen wurden auf einem gesonderten Bogen gesammelt und später mit dem Obdach-Team gemeinsam in die Hefte geklebt.
Für die Jubiläumsausgabe wurde das Cover auf einem Risographen gedruckt.

Bindung:
Klammerheftung

Preis aller Ausgaben:
2 Euro, von denen der Verkäufer 1,50 Euro erhält.

Website

www.obdach.net

initiiert von

Beteiligte

Schlagwörter

2014

Der Trauerkloß

Gestaltung

Birgit Leinemann

Pate

Marina Hemmersbach

Kategorie

Sonnenschein

vorgeschlagen am

22. Januar 2014

Plädoyer

Der Trauerkloß ist eine vom Leben gezeichnete behaarte Kritzelkuschelkugel in Seufzerbildern von Birgit Leinemann, die aufs Beste mit Typo, Ironie, Zeichenstil und Bildwitz jongliert. Negatives wird positiviert, weil tröstend umgedacht! Eine gelassene Provokation im Happy-go-lucky-Lifestyle!

Zum ewigen Selbstmitleid und zum abgrundtiefen Frustiertsein verdonnert, fristet der Trauerkloß sein Dasein im schönen Bild und erheitert umgehend jeden seiner Betrachter. Sogar besonders schwer gebeutelte Seelen erkennen die Komödie in der Tragödie unmittelbar! Ach wie schön.

Auffallend bei aller traurigen Darstellung, dass der Betrachter sowohl bei den Bildern, als auch bei der realen Strickfigur ein Schmunzeln nicht unterdrücken kann. Der Trauerkloß trägt also dazu bei, negative Gedanken in positive zu wandeln. Es gibt Menschen, die beim Betrachten der Strickfigur unbewusst mit ihr »Händchen halten«, interessanterweise meist auch eigene traurige Geschichten erzählen oder sich gerade aus einer schwierigen Situation befreit haben. Der Trauerkloß hat also in gewisser Weise eine therapeutische Wirkung.

In der heutigen Gesellschaft, wo jeder perfekt funktionieren muss und traurige Gedanken oder ein solches Verhalten ja nicht vorhanden sein dürfen, wir immer nur »glücklich sein« sollen, stellt der Trauerkloß die richtige Verbindung her. Jeder sollte einen solchen kleinen Freund bei sich haben – er zaubert jedem ein Lächeln aufs Gesicht.

Beschreibung

Trauerkloß, der; engl. mope; ital. tristone

Das Leben einer traurigen Figur

Der Trauerkloß erblickte das Licht der Welt in Form einer Telefongesprächskritzelei. Schnell war klar: Er ist mehr als das. Er ist ein Paradoxon: selbst zum ewigen Traurig-Sein und Selbstmitleid verdammt, erweckt er beim Betrachter genau das Gegenteil. Die Komödie in einer jeden Tragödie.

An einem regnerischen Winterabend begann ich diese Kritzelei in eine reale Form zu bringen. Das heißt, ich strickte eine Figur, ein fusseliges Etwas und entwickelte die traurigsten Augen der Welt. So entstand der Trauerkloß. Dieser Trauerkloß saß nun Tag für Tag im Büro auf meinem Drucker und IMMER wenn jemand diese Figur sah, bekam er einen ganz weichen mitfühlenden Blick und der Satz: »Oh nein, wie traurig«, war zu hören. Ein herzliches Lachen folgte dann. Dieser Gegensatz fiel mir auf und gefiel mir. So entstanden die ersten Ideen.

Im Jahr 2013 nun mündeten diese Ideen in eine Ausstellung, bei deren Vernissage so viel gelacht wurde und gleichzeitig sehr viele traurige Geschichten an mich heran getragen wurden. Der Trauerkloß ist eine Figur, die man spontan mag und wie man mir seitdem immer wieder erzählte, einem über gewisse traurige Momente oder Erlebnisse hinweg helfen kann.

Kinder wollen ihn sofort trösten und Erwachsene werden wieder zu Kindern. Ein Freund belächelte den Trauerkloß ein wenig; umrahmte die Figur mit Worten wie infantil und ein klein wenig albern. Jedoch, ohne es zu merken, saß er die ganze Zeit da und hielt die Hand vom Trauerkloß. Da war es wieder: das Paradoxe. Ein wenig infantile Lebenshilfe – das ist etwas sehr Schönes. Jeder sollte einen Trauerkloß haben. Seit der Ausstellung wird der Trauerkloß immer wieder auf Reisen mitgenommen und man kann sich denken, was »er« davon hält. Es gefällt ihm nicht. Aber dem Besitzer entfährt immer wieder ein Lachen, wenn er ihn in den verschiedenen Situationen fotografiert.

Details

Entstehungsjahr

2013

realisiert

weitere Angaben

Den »Trauerkloß« gibt es als Figur käuflich zu erwerben. Das Prinzip: »Trauerkloß on Demand«. Die Figur ist handgestrickt und handgenäht. Über meine Homepage www.birgitleinemann.de kann man mir eine Nachricht schicken und schon geht der Kerl auf Reisen. Dort ist bisher kein Shop eingerichtet.

Zusätzlich gibt es einzelne Zeichnungen und ein Poster. Die dargestellten Bilder können außerdem im Format 60 x 30 cm im Alu-Dibond-Verfahren als Druck gekauft werden. Alle Preise gibt es auf Nachfrage.

initiiert von

Beteiligte

Schlagwörter

Planung und erster Prototyp Fassadenbegrünung aus alten Paletten – aktuell laufendes Projekt
Planung und erster Prototyp Fassadenbegrünung aus alten Paletten – aktuell laufendes Projekt
von der Planung bis zur Umsetzung: eine automatisch bewässerte Balkonbegrünung mit Insektenhotel und Vogeltränke
von der Planung bis zur Umsetzung: eine automatisch bewässerte Balkonbegrünung mit Insektenhotel und Vogeltränke
alternative Wohnformen grüner Pavillon (Experimentdays, 2012)
alternative Wohnformen grüner Pavillon (Experimentdays, 2012)
temporärer Garten mit Färbepflanzen im Aufbauhaus am Moritzplatz in Berlin, 2012
temporärer Garten mit Färbepflanzen im Aufbauhaus am Moritzplatz in Berlin, 2012
»Sören« – die Urlaubsbewässerung
»Sören« – die Urlaubsbewässerung
SÖREN in handelsübliche Pflanzgefäße einbauen
SÖREN in handelsübliche Pflanzgefäße einbauen
SÖREN in Recyclingmaterialien einbauen
SÖREN in Recyclingmaterialien einbauen
2013

»Sören« – die Urlaubsbewässerung

Gestaltung

Sven Benthin

Pate

Lars Zimmermann

Kategorie

ah und oh

vorgeschlagen am

23. Dezember 2013

Plädoyer

»Sören« ist ein hocheffizientes System, welches besonders gut als Urlaubsbewässerung eingesetzt werden kann. Der Gießaufwand wird reduziert, die Balkonbegrünung wird üppiger und die Blütenpracht reichhaltiger. Außerdem verfolgt Sven Benthin, der Entwickler dieses Systems, ein recht intelligentes und überraschendes Produktentwicklungskonzept: »Sören« ist Open-Source!

Ich stieß auf »Sören« und Sven Benthin bei meiner Suche nach neuen und nachhaltigen Produkten mit innovativen Entwicklungs- und Kommunikationsideen. Ich war sofort begeistert. »Sören« ist ein offen entwickeltes Produkt. Menschen sind eingeladen, es mitzuentwickeln. Auch lässt sich »Sören« durch die offene Entwicklung viel leichter an die eigenen Bedürfnisse anpassen. Des Weiteren hat »Sören« eine positive Wirkung auf das Stadtklima. Wie beiläufig wird durch das Balkongrün ein vielversprechender Effekt erzielt: überhitzte Innenstädte werden in den Sommermonaten durch die Verdunstung von Wasser abgekühlt.

»Sören« ist ein sehr kluges Konzept. Hocheffizient wird den Pflanzen Wasser für ihr Wachstum zur Verfügung gestellt. Dabei wird der Arbeits- beziehungsweise Betriebsaufwand auf ein Minimum reduziert. Die Funktionsweise von »Sören« ist leicht zu durchblicken und jedem ist es damit möglich, eventuell notwendige Reparaturen oder Anpassungen spielend leicht vorzunehmen. Der stadtökologische Nutzen von »Sören« ist sehr vielversprechend. Die Pflanzen werden durchgehend mit Wasser versorgt. Dadurch können sie fortwährend Wasser verdunsten. Eine Absenkung der Umgebungstemperatur wird erreicht. Der urbane Hitze-Insel-Effekt wird gemindert. Das Leben in der Stadt wird frischer.

Besonders interessant ist, dass »Sören« zum heutigen Zeitpunkt aus recycelten Gegenständen hergestellt wird. Jeder kann ihn nachbauen. Mit seinem Konzept zeigt uns Sven Benthin einen neuen Weg: Alte Produkte werden nicht weggeworfen, sondern sollen eine neue Bedeutung und einen neuen Zweck erhalten; sie bleiben wertvoll. »Sören« wird in seiner weiteren Entwicklung zu einem öko-effektiven Produkt. Das heißt, dass die Materialien später auch in neuen Produkten weiterverwendet werden können oder durch natürliche Abbauprozesse wieder der Natur zugute kommen.

Sven Benthin entwickelt »Sören« in einem offenen Prozess. Die Open-Source-Bewegung, die sich mit dem Internet zuerst für Software etabliert hat, greift zunehmend auf andere Produktsparten über. Sie zeigt uns enorme kollaborative und kreative Potentiale. Produkte, die offen kommunizieren, wie sie konstruiert sind, woraus sie bestehen und wie sie funktionieren, erlauben es weiteren Nutzern, ihre Konstruktionen, Materialitäten und Funktionsweisen einzusetzen, anders zu nutzen und neu zu erfinden. Dynamischere, ressourcenschonendere (Umwelt, Gesundheit, Zeit, Geld) und schnellere Innovations- und Verbreitungsprozesse werden gefördert. Es ist ein Anliegen von Sven Benthin, mit »Sören« nicht nur eine Open-Source Produktentwicklung zu betreiben, sondern auch mit den damit verbundenen Strategien zur Verbreitung und Kommunikation zu experimentieren und sie weiterzuentwickeln.

Der Innovationsgrad ist nicht nur auf der Produktebene hoch. Durch die drei Elemente Produktentwicklung, Kommunikations- und Verbreitungstrategie wird das Ganze noch komplexer. Ich bin der Meinung, dass sich dem Ehrenpreis bei dieser Arbeit die Gelegenheit bietet, explizit die zukunftsweisende offene Entwicklung von Open-Source-Produkten zu unterstützen und deren Wichtigkeit herauszustellen. Die zu Grunde liegenden Ideen können mit einer Auszeichnung Sven Benthins mit dem Ehrenpreis für Gestaltung besser in die Gesellschaft getragen werden, werden greifbarer und nachvollziehbarer. Durch meinen Vorschlag zum Ehrenpreis hoffe ich viele Menschen zu gewinnen, um gemeinsam eine offenere und ökologischere Wirtschaft im Sinne des Gemeinwohles zu entwickeln. Sven Benthins »Sören« ist ein Produkt, welches in mehreren Dimensionen in diese Richtung zeigt.

Beschreibung

»Sören« ist ein Bewässerungssystem für Pflanzen in Gefäßen. Es wird ein Speicher mit Wasser gefüllt, der die Versorgung der Pflanzen mit Wasser sicherstellt. Die Pflanzgefäße sind miteinander verbunden, im unteren Bereich der Gefäße befindet sich ein Wasserreservoir. Von dort wird das Wasser über ein kapillar wirkendes Material (ähnlich einem Docht) dem darüber liegenden Wurzelraum der Pflanzen zur Verfügung gestellt. Die Pflanzen versorgen sich nach ihrem eigenen Bedarf aus diesem Wasservorrat. Sobald das Wasser von den Pflanzen aufgenommen wird, öffnet sich ein Schwimmerventil und das Wasser läuft aus dem Wasserspeicher nach.

»Sören« lässt sich nicht nur auf dem eigenen Balkon anwenden, sondern kann auch zur Versorgung von Pflanzen in der Stadt genutzt werden, die sich im öffentlichen Raum befinden. Regenwasser wird von den Dachflächen gesammelt und über die Regenrinne in die Kanalisation abgeleitet. Dieses Wasser kann jedoch zur Versorgung der Pflanzen genutzt werden. Es wird in Reservoirs zwischengespeichert und wird über »Sören« den Pflanzen zur Verfügung gestellt. Vor allem bei heftigem Niederschlag in kurzer Zeit führt eine dezentrale Speicherung des Wassers dazu, dass die Mischwasserkanalisation (in der das Regenwasser zusammen mit dem Fäkal-Abwässern entsorgt wird) nicht mehr überläuft und wie bisher ungeklärt in die Flüsse und Seen der Stadt entwässert wird (im Falle der Spree passiert dies aktuell circa dreißig Mal pro Jahr). Die Qualität der Gewässer ließe sich mit »Sören« verbessern. Die bewässerten Pflanzen verdunsten das Regenwasser. Sie leisten somit einen Beitrag zur Abkühlung des Stadtklimas.

»Sören« funktioniert nicht nur auf dem Balkon, auf dem Hof oder in der Straße, sondern auch an der Fassade von Gebäuden. »Sören« sorgt jedoch nicht nur für Wasser. Er befähigt uns, wieder kritisch mit entworfenen Produkten umzugehen. »Sören« lädt sogar dazu ein, diese zu verändern, zu optimieren, anzupassen. Bereits jetzt kann »Sören« von jedem Bürger mitgestaltet werden. Das Ergebnis wird hoffentlich ein Produkt sein, das kaum Schwachstellen aufweist, einen hohen Individualitätsgrad erreicht und dabei einen kleinen ökologischen Fußabdruck aufweist.

Lasst uns »Sören« gemeinsam entwickeln.

Entstanden ist meine Idee in der »grünen Stadt-Planungsgemeinschaft« – einem jungen Berliner Startup. 2011 entschlossen sich sechs junge Menschen unterschiedlicher Disziplinen dazu, ihre Erfahrungen aus der Arbeit in Studienprojekten in eine gemeinsame Zukunft fließen zu lassen. Sie verstehen sich als Partner, deren wichtiges Anliegen die Steigerung des Gemeinwohls ist.

Details

Entstehungsjahr

2012

realisiert

weitere Angaben

SÖREN – aus Recyclingmaterialien
Bauanleitung für die Urlaubsbewässerung von Pflanzen

Materialliste:
1x Eimer für den Speicher
1x Eimer für das Schwimmerventil
2x ineinander steckbare Eimer *
1x Schwimmerventil 2
1x Gewindefitting 90° - Innengewinde (IG)
2x Gewindefitting 90° - Außengewinde (AG)
1x Gewindefitting T - Außengewinde (AG) *
3x Überwurfmutter*
1x Vlies *
* je nach Anzahl der zu bepflanzenden Gefäße

Werkzeugliste:
1x scharfes Messer
1x Forstnerbohrer/Kegelbohrer 20mm
1x Dicht-/Klebemasse
(Dichtungsringe gehen auch)

weiter geht es hier:
http://www.gruenestadtplanung.files.wordpress.com/2012/09/sc3b6ren_bauanleitung_deutsch.pdf

Website

gruenestadtplanung.wordpress.com/5_bewasserung/

initiiert von

Schlagwörter

die Arbeitsmaterialien: Arbeitsheft, Plakat und Karten
die Arbeitsmaterialien: Arbeitsheft, Plakat und Karten
Aufgabe 2: Erlebe Deine Visitenkarte mit allen Sinnen! Es gibt mehr zu entdecken als Du glaubst!
Aufgabe 2: Erlebe Deine Visitenkarte mit allen Sinnen! Es gibt mehr zu entdecken als Du glaubst!
Aufgabe 5: Erkenne Dein wahres Ich – den Superheld-Geheimagenten
Aufgabe 5: Erkenne Dein wahres Ich – den Superheld-Geheimagenten
Aufgabe 17: Versuch's mal mit dem Kollegen ... Bringt er Dich auf neue Ideen?
Aufgabe 17: Versuch's mal mit dem Kollegen ... Bringt er Dich auf neue Ideen?
das Plakat: Wer es nicht zerschneiden möchte, kann auch eine eigene Materialsammlung starten.
das Plakat: Wer es nicht zerschneiden möchte, kann auch eine eigene Materialsammlung starten.
eine Wundertüte für die Wahrnehmung
eine Wundertüte für die Wahrnehmung
2013

Markenschärfung & Design – Arbeitsmaterialien

Gestaltung

anneandrea. Markenschärfung & Design

Pate

Lutz Woellert

Kategorie

ah und oh

vorgeschlagen am

9. Dezember 2013

Plädoyer

»Wer sagt eigentlich, dass Vergnügen nutzlos wäre?« Dieser Satz von Charles Eames wird in den »Arbeitsmaterialien für Markenschärfung & Design« zitiert, für die ich mich begeistert habe, und er bringt die Sache auch genau auf den Punkt. Was macht eine Marke aus? Was unterscheidet ein Unternehmen von einem anderen? Wie möchte ich mich nach außen hin präsentieren? Als Freiberufler habe ich mich ziemlich oft mit diesen Fragen beschäftigt, habe sie mir selbst und anderen gestellt. So richtig Spaß hatte ich dabei eher selten. Die Fragen klingen mittlerweile so abgedroschen und die Überlegungen dazu sind immer schon so zielorientiert, dass man irgendwie den Bezug dazu verloren hat.

Daher empfinde ich die Arbeitsmaterialien der Agentur »anneandrea.« als gelungenen Versuch, zur eigenen Wahrnehmung zurückzufinden. Der Titel klingt etwas sperrig, aber die Arbeitsmaterialien sind erfrischend unterhaltsam, abwechslungsreich und zugänglich – wenn man Lust hat, selbst ein wenig aktiv zu werden. Das Stichwort »experimentell« gibt daher auch den Ausschlag, warum ich die Arbeitsmaterialien gerne beim Ehrenpreis sehen würde.

Sie bestehen aus drei Elementen. Den Kern bildet eine Art Notizbuch mit kleinen Aufgaben, die man bearbeiten kann. Dabei geht es mehr um die eigene Wahrnehmung als um markenspezifische Überlegungen. Zum Beispiel finde ich die Anregung sehr schön, mit einem Mitarbeiter oder Freund ein Gespräch über ein Thema zu führen, mit dem man sich noch nie beschäftigt hat, einfach um zu sehen, ob es einen auf neue Ideen bringt. Als zweites Element liegen vier Postkarten bei, die jeweils anders einzusetzen sind. So soll man die eine Postkarte an sich selbst schicken, um sich an etwas zu erinnern, das man übermorgen erledigen möchte. Als drittes Element ist ein Plakat dabei, auf dem ein Mosaik vieler kleiner Bilder zu sehen ist. Die Aufforderung, das Plakat zu zerschneiden und sich daraus sein eigenes Design-Moodboard zu erstellen, ist vom Ergebnis her deutlich hilfreicher, als man das zuerst vermutet.

Bei all der Verspieltheit merkt man in der Gesamtheit der Arbeitsmaterialien, dass sie von zwei Grafikerinnen gestaltet wurden, die Erfahrung mit Markendesign haben. Diese Kombination finde ich sehr gelungen.

Beschreibung

Eine unserer wichtigsten Erkenntnisse möchten wir gerne weitergeben: Design ist Wahrnehmung ist Identität.

»anneandrea.« ist eine junge Designagentur aus Hannover. Unser Arbeitsschwerpunkt liegt auf der strategischen Markenberatung mittelständischer Unternehmen und Existenzgründer. Für unsere Kunden gibt es häufig zwei Probleme: Erstens benötigen sie eine Designdienstleistung, zweitens kollidieren die Denkweisen eines Designers oft mit denen der übrigen unternehmerischen Welt. Unsere Arbeitsmaterialien sollen hier Abhilfe schaffen: Die Idee ist, dem Betrachter grundlegende Begriffe und Theorien aus unserem Arbeitsalltag spielerisch zu vermitteln. Im Optimalfall sorgen wir nicht nur für ein besseres Verständnis zwischen professionellen Kreativen und Menschen aus der Wirtschaft, sondern ermöglichen erste, konkrete Arbeitsergebnisse als Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.

So haben wir für alle, die immer schon die alltäglichen Dinge etwas genauer betrachten wollten, unsere »Markenschärfung & Design – Arbeitsmaterialien« konzipiert. Sie sollen einen unterhaltsamen Anstoß bieten, die (An-)Gewohnheiten des eigenen Unternehmens zu hinterfragen und dorthin zu schauen, wo Identität, Kreativität und Design ihren Anfang nehmen: in der eigenen Wahrnehmung.

Das Experiment, Zufall und viele andere Themen aus dem Bereich des »Unkalkulierbaren« gehören für jeden Gestalter zum täglich Brot. Für die meisten unserer Kunden allerdings sind sie ein Gräuel. Der Prototyp des deutschen Unternehmers ist spezialisiert auf Autobau, Kalkulation und hochtechnische Ingenieurleistungen – eine Skizze wird, wenn überhaupt, in 3D visualisiert, weil weniger zu weit von der perfekten Lösung entfernt wäre.

Da setzt unsere Methode an: Wer unsere Arbeitsmaterialien nutzt, kann noch einmal den Entdeckergeist seiner Jugend in sich fühlen, den Bleistift in die Hand nehmen oder sich wieder für kleine Dinge begeistern lernen. Unternehmer, die täglich die Verantwortung für Menschenleben tragen, für hunderte Arbeitsstellen oder einfach für eine Menge Geld, haben den Zugang zu ihren kreativen Potentialen mitunter aus den Augen verloren. Wer sich nun aber zum Beispiel im Rahmen eines Corporate-Design-Prozesses wieder in die Denkmuster seiner Jugend hineinzuversetzen übt, kann diese Erfahrung auch für seine tägliche Arbeit nutzen.

Aufgaben wie »Male mit der linken Hand eine einfache Form. Schreibe zehn Dinge auf, die deine Form darstellen könnte.« oder »Schließe die Augen. Befühle die Gegenstände um Dich herum. Welche zwei Dinge fallen Dir am meisten auf und warum?« sind nicht nur Experimente, die den Zufall nutzen. Für die Zielgruppe, für die unsere Arbeitsmaterialien konzipiert sind, ist sicher das größere Experiment, sich auf diese Methode einzulassen.

Die »Markenschärfung & Design – Arbeitsmaterialien« dienen uns sowohl als Akquise-Tool als auch als Workshop-Material. Sie kommunizieren, was uns von anderen unterscheidet: strategisch, hinterfragend und mit dem nötigen Blick für Details widmen wir uns unserer Arbeit und unseren Kunden – verziert mit einer zusätzlichen Spur weiblichen Feingefühls.

Details

Entstehungsjahr

2013

realisiert

weitere Angaben

1 Arbeitsheft:
DIN A5
56 Seiten
80 g/m² Naturpapier creme
Offsetdruck

1 Plakat:
DIN A1
80 g/m² Naturpapier creme
Offsetdruck

4 Postkarten:
DIN A5
300 g/m² Naturpapier creme
Offsetdruck

initiiert von

Schlagwörter

Kombination einer Gartenküche aus dem wetterbeständigen Material HPL
Kombination einer Gartenküche aus dem wetterbeständigen Material HPL
Kombination einer Gartenküche aus wetterfest verleimtem und geöltem Birkenschichtholz
Kombination einer Gartenküche aus wetterfest verleimtem und geöltem Birkenschichtholz
Verbindung zweier Module einer Gartenküche durch die einhängbaren, verbindenden Arbeitsplatten
Verbindung zweier Module einer Gartenküche durch die einhängbaren, verbindenden Arbeitsplatten
das Element »Air« – der Arbeitstisch – aus Schichtholz mit Outdoorbeschichtung
das Element »Air« – der Arbeitstisch – aus Schichtholz mit Outdoorbeschichtung
Die Kombinations- und Erweiterungsmöglichkeiten unserer Gartenküchen sind unbegrenzt.
Die Kombinations- und Erweiterungsmöglichkeiten unserer Gartenküchen sind unbegrenzt.
große Kombination über Eck zum mediterranen Kochen in heimischen Gärten
große Kombination über Eck zum mediterranen Kochen in heimischen Gärten
Das Element »Fire-Plancha« eignet sich unter anderem hervorragend zur Zubereitung von Fisch und Meeresfrüchten.
Das Element »Fire-Plancha« eignet sich unter anderem hervorragend zur Zubereitung von Fisch und Meeresfrüchten.
2013

OCQ – die Küche für draußen

Gestaltung

OCQ Outdoor Cooking Queen und graustich Agentur für Design, Beratung & Realisierung

Pate

Fabian Elfeld

Kategorie

ah und oh

vorgeschlagen am

2. Dezember 2013

Plädoyer

Draußen nur Grillen? Warum eigentlich? Wenn wir mit Freunden im Garten feiern, wollen wir dann immer nur Steaks und Hähnchenflügel servieren? Und warum sollen wir eigentlich auf die Annehmlichkeiten einer Küche verzichten? Auf fließendes Wasser, eine Arbeitsfläche in der richtigen Höhe, auf Stauraum und unsere Lieblingswerkzeuge? Ich habe nie verstanden, warum das so sein muss und habe mich dem Draußenkochen deshalb immer verweigert, bis ich die modularen Outdoorküchen von OCQ entdeckte, denn mit denen geht es auch anders.

Durchdacht designt, ohne protzig zu sein, praktisch und clever, ohne kompliziert zu sein und hochwertig, ohne teuer zu sein: die Outdoorküchen bieten alles, was ich für eine liebevoll zubereitete Mahlzeit brauche. Arbeitsfläche, Wasserstelle und Gaskochfeld kann ich so kombinieren und platzieren, wie es zu meinem Kochstil passt, und sie jederzeit mit wenigen Handgriffen verändern. Ganz besonders interessant für mich ist die »Plancha«. Das ist ein neuer Grilltrend aus Spanien, bei dem man auf einer gasbefeuerten Platte aus emailliertem Stahl unkompliziert die vielfältigsten Gerichte zubereiten kann. Mit der Plancha kann ich bei bis zu 340°C Fleisch und Gemüse auf einer Dampfschicht über der Platte garen. Das Essen trocknet dadurch nicht aus, Aromen und Gewürze bleiben daran haften und anders als beim Grillen kann ich das Fleisch für den perfekten Geschmack großzügig mit Marinaden, Alkohol und anderen Flüssigkeiten übergießen. Kein Grill und keine Tepanyaki-Platte kann da mithalten. Gerade auch, wenn man nicht nur Fleisch garen will, ist diese Platte einfach großartig, denn auch kleingeschnittenes Gemüse lässt sich darauf problemlos zubereiten. Mir schmecken ganz besonders gut etwa in Sherry eingelegte Backpflaumen im Speckmantel, die auf der Platte ruckzuck fertig sind und durch die Spalten in einem Grillrost leicht hindurchfallen könnten.

Die Küchenelemente sind stabil und trotzdem luftig gebaut und an den Luftspalten kann ich die Arbeitsplatte zur Verbindung der einzelnen Elemente oder eine Box für Küchenutensilien einhängen. Dank OCQ fallen damit alle Grenzen der kulinarischen Fantasie. So koche ich gerne draußen!

Beschreibung

Ausgangspunkt der Produktentwicklung war der ganz eigene Bedarf. Ich, Nadine Pollex, koche und bewirte wahnsinnig gerne Gäste und habe es schon immer bedauert, bestimmte Prozesse beim Zubereiten von Speisen oder auch beim Vorbereiten einer Grillparty bei schönem Wetter nicht bequem nach draußen verlagern zu können. Eine Marktanalyse zeigte mir, dass ich mit diesem Wunsch nicht allein bin und dass es quasi keine wohnlichen, praktischen und flexiblen Lösungen gibt, die nicht nur den »oberen Zehntausend« vorbehalten sind. Diese Erkenntnisse brachten mich zu der Entscheidung, meinen Job zu kündigen und ein Unternehmen zu gründen, das Gartenküchen auf den Markt bringt – Design und Produktion made in Germany. Ich definierte die Produktanforderungen und suchte nach kreativ-praktischen und kochbegeisterten Produktentwicklern und Designern.

René Götzenbrugger mit seinem Büro für Design, Beratung und Realisierung zu begegnen, war perfekt. Er begeisterte sich sofort für mein Projekt, zumal er selbst ebenfalls gern draußen kocht und entsprechend den Bedarf sah. Die Zusammenarbeit konnte beginnen! Gemeinsam suchten wir nach der idealen Gestalt, die unsere Vorstellungen im Sinne von Funktion, Kundennutzen, Visualität und den einzusetzenden Materialien verbindet.

Entstanden ist ein Küchensystem, mit dem ganze Menüs unter freiem Himmel zubereitet werden können. Wo Grills ihre Grenzen haben oder großvolumige Outdoorküchen fester und unflexibler Bestandteil der Architektur sind, bieten wir mit der mobilen Modularität und flexiblen Einsatzfähigkeit der Elemente eine echte Alternative. In Unterscheidung zu anderen Grillsystemen legen wir Wert auf einen eindeutig »möbeligen« Charakter. Die Gartenküchen sollen sich harmonisch bis akzentuiert in die Freiraumgestaltung einfügen. Den Großküchencharme von Edelstahllösungen, auf die wegen der Materialeigenschaften im Außenbereich gerne zurückgegriffen wird, wollten wir vermeiden.

Wichtig für den Konsumenten schienen uns Witterungsbeständigigkeit, Stabilität, Modularität und Individualität zu sein. Die einzelnen Elemente unseres Produkts sind darum vielfältig kombinier- und erweiterbar. Sie stellen eine praktische Ergänzung zum Grillen dar, funktionieren aber auch unabhängig davon. Mit unterschiedlichen, sowohl ökonomisch als auch ökologisch sinnvollen Materialkombinationen bieten wir Varianten für ganz individuelle Ansprüche. Die Möglichkeit des Ersatzes und der Ergänzung sind sowohl für Konsumenten als auch für die Umwelt nachhaltig von Vorteil.

Hauptansatz bei der Entwicklung unserer Gartenküche war, den Modul-Charakter für unterschiedlichste Zielgruppen und ihre räumlichen Möglichkeiten zu forcieren. Die Produkte sollten von der Minimalanwendung auf dem »Mini-Balkon« bis hin zur »Mega-Terrasse im Park« einsetzbar sein. Das bedeutete für uns, einen »Baukasten« mit Rastersystem zu entwickeln – beginnend bei einer Kleinst-Einheit von 58 x 58 cm, die zu einer Endlosfläche erweitert werden kann. Die stabile Verbindung der Module, die auch schnell und rückstandslos lösbar sein soll, wird über Klettriemen oder einhängbare Arbeitsflächen realisiert. Ob im Kleinen oder Großen: Die einzelnen Module und auch die weiteren Anbauteile ergeben nun bei jeder Konfiguration »ein Ganzes«, so dass der Eindruck einer kompletten Küche auch bei unterschiedlichsten modularen Anordnungen entsteht.

Der Einsatz von Materialien stellte für uns eine Herausforderung dar. Gemeingültige »future materials« wie zum Beispiel Bambus-Kunststoffgemische sind aufgrund ihrer Transportwege und wegen ihrer Einstufung als Sondermüll derzeit noch nicht empfehlenswert. Andere »future materials« oder »Component-Materialien« erweisen sich oft als sehr schwer herstellbar und fallen wieder in die Sparte der luxuriösen Halbzeuge. Diese wären aus Kostengründen und wegen der fehlenden Reputation im Volksmund für den Erfolg des Gesamtproduktes nicht förderlich gewesen. Wir entschieden uns deshalb für das sogenannte HPL-Material, das durch seine Hochdruckverpressung von bis zu 80 Prozent natürlichen Zellulosefasern mit einem Kunstharz-Zusatz sogar verbrannt werden kann und somit noch zu den organischen Werkstoffen zählt. Besonders ökonomisch ist dabei die enorme Unempfindlichkeit des Materials im Outdoorbereich. Es ist über Jahre hinweg resistent gegen jegliche Einflüsse wie Schädlinge (Pilz, Insekten), Regen, Wind, Sonne, Stoß, Abrieb ... Das Material muss nicht gepflegt werden. Einzelteile können jederzeit demontiert und partiell ersetzt werden. Abfallstoffe können über den normalen Hausmüll entsorgt werden. Die aus heutiger Sicht ökologisch besonders sinnvolle Variante ist die Verwendung von gewachstem Birkenschichtholz. Das Holz gilt als schnell nachwachsender, heimischer Rohstoff, der sich in seiner schichtweisen Verleimung sehr gut für eine stabile Bauweise von Möbeln eignet (zum Beispiel in Verwendung bei Kinderspielplätzen), da sich der natürliche Verzug von Holz enorm reduziert. Durch die Verwendung eines wasserfesten Klebers auf Seiten der Rohmaterialproduktion und der von uns geölten Oberfläche erreicht man ein Höchstmaß an Wetterstabilität eines heimischen Holzes, die auch individuell auf natürlicher Ebene nachgebessert werden kann, ohne besondere Lackiertechniken oder Ähnlichem. Uns erschien gerade diese Lösung sehr zukunftsfähig, da sie aus dem Anbau von heimischen Hölzern besteht (CO²-Reduktion durch kurze Lieferwege), einfach entsorgt werden und selbst nachgebessert werden kann.

Details

Entstehungsjahr

2012

realisiert

weitere Angaben

kleinste Einheit:
Höhe 95 cm
Breite 58 cm
Tiefe 58 cm

größte Einheit:
unendlich

Materialien:
HPL, Birkenschichtholz gewachst oder mit Outdoorbeschichtung

Funktionen:
Grillen mit dem Element »Fire-Plancha«
Kochen mit dem Element »Fire-Cooking«
Vorbereiten, Abstellen und Anrichten mit dem Element »Air«
Abwaschen und Wasser »zapfen« mit dem Element »Water«
plus jede Menge durchdachtes Zubehör

Website

www.o-c-q.com

initiiert von

Beteiligte

Schlagwörter

Defakto »Detail« in Stahl mit weißem Zifferblatt
Defakto »Detail« in Stahl mit weißem Zifferblatt
Detailansicht
Detailansicht
Detailansicht
Detailansicht
Schließe
Schließe
Defakto »Detail« in PVD mit schwarzem beziehungsweise weißem Zifferblatt
Defakto »Detail« in PVD mit schwarzem beziehungsweise weißem Zifferblatt
Rückansicht der Ausführung in Stahl (links) und PVD (rechts)
Rückansicht der Ausführung in Stahl (links) und PVD (rechts)
2013

Defakto Einzeigeruhr

Gestaltung

Raphael Ickler

Pate

Laura Macek

Kategorie

kleine Ewigkeit

vorgeschlagen am

13. November 2013

Plädoyer

Seit einem halben Jahr habe ich eine ganz besondere Uhr an meinem Handgelenk: die Einzeigeruhr »Defakto Detail«. Durch diverse Designblogs wurde ich darauf aufmerksam. Anfangs beeindruckte mich die zurückhaltenden Gestaltung, es steckt aber noch viel mehr in dieser Uhr.

Die Funktionsweise ist simpel: Die Zeit wird von einem Zeiger auf einer 5-Minuten-Skala angezeigt. Dabei lassen sich die Stunden und Minuten sehr intuitiv lesen und sogar in Zwischenräume (zwischen Minute 5 und 10) einteilen. Da der Zeiger 12 Stunden für eine Umdrehung benötigt, entsteht ein gefühlter Zeitfluss durch den Tagesablauf. Der Tag und die Nacht als Einheit.

Spannend finde ich, dass man nach meiner Beobachtung aber deswegen nicht zu spät kommt, sondern sich das eigene Zeitgefühl darauf einrichtet und man so eher eine Minute früher da ist! Kern meiner Erfahrung mit der Einzeigeruhr »Defakto Detail« ist das Erleben einer entspannteren Wahrnehmung der Zeit. Es bedarf einer kurzen Eingewöhnungszeit, aber nach ein bis zwei Tagen macht es »Klick« im Kopf.

Manchmal passiert es mir nun, dass ich bei Uhren mit zwei oder drei Zeigern nachdenken muss, bevor ich die aktuelle Zeit lesen kann. Ich erkenne, wie kompliziert diese klassischen Uhren eigentlich sind und wie langweilig bürokratisch deren Einteilung der Zeit. Dieser Punkt ist für mich entscheidend und sagt viel darüber aus, wie praktisch die Einzeigeruhr ist. Die puristische Gestaltung verstärkt diese Erfahrung und erfreut das Auge immer wieder.

Das Wesen der Uhr ist für mich unbedingt zu betonen. Die Konkurrenz ist vielfältig, doch hat sie es nicht geschafft, das Zeitablesen so angenehm zu gestalten. Der Hersteller »Defakto« macht sich Gedanken über Zeit und deren Empfinden. So werden auch Einzeigeruhren angeboten, die mit einem Zeiger nur Viertelstunden anzeigen.

Ich schlage die Einzeigeruhr »Defakto Detail« für die Kategorie »kleine Ewigkeit« vor, da ich durch sie eine angenehmere Zeitwahrnehmung kennengelernt habe und das jeden Tag aufs Neue schätze.

Beschreibung

Wer etwas Neues entwickeln möchte, stößt häufig auf essentielle Fragen – und auf historische Vorbilder. Die ersten Uhrenmodelle überhaupt waren Einzeiger, damals noch aufgrund technischer Restriktionen. Heute, wo es keine Restriktionen mehr gibt, besinnen wir uns auf die positiven Aspekte dieser Produkte und gehen gegen das Zeit-Diktat unserer Gesellschaft an, indem wir bewusst auf spezifische Minuten- und Sekundenanzeige verzichten. Das Modell Defakto »Detail« ist ein Beispiel dafür.

Als junge Uhrenmanufaktur existiert Defakto seit 2009. Die von uns in Pforzheim hergestellten Uhren zeichnen sich durch ihre klaren puristischen Linien aus. Die hohe Qualität unserer Produkte ist auf eine lange Erfahrung im Uhrenhandwerk zurückzuführen: 1924 gründete Karl Ickler die Ickler GmbH. Seit diesem Zeitpunkt fertigt unsere Familie nun in vierter Generation voller Leidenschaft hochwertige Uhren in Kleinserie.

Die Ästhetik unserer Zeitmesser ist inspiriert von den Ideen des Bauhaus sowie von der Werteauffassung zeitgenössischer Gestaltung. Mit unserer Formsprache widersetzen wir uns dem Trend modischer, kurzlebiger Produkte. Dadurch entsteht ein eigener, starker und unabhängiger Charakter, der sich durch die gesamte Defakto Kollektion zieht.

Unsere Spezialisierung auf Einzeigeruhren beruht auf dem Wunsch, ein neues, gelasseneres Erleben der sonst häufig als rastlos wahrgenommen Konstante »Zeit« zu bewirken. Verstärkt wird dieser Aspekt durch die von uns verwendete Grob-Skalierung, die sozusagen zwangsläufig zu Entschleunigung führt. Wir zielen dabei darauf ab, die Intuition des Trägers herauszufordern und bewirken auf diese Weise einen entspannteren Umgang mit der Zeit.

Die Defakto »Detail« zeichnet sich durch eine feingliedrige 5-Minuten-Skalierung und durch ein mit nur 6,6 mm ultraflaches Edelstahlgehäuse aus. Die Indexe haben dabei identische Strichstärken und verdoppeln ihre Länge in Abhängigkeit zur Größe der Zeiteinheit. Die großen Indexe stehen für die Stundeneinheiten 1 bis 12, die drei kleineren dazwischen jeweils für die Angaben Viertel, Halb und Dreiviertel. Die kleinste Einheit repräsentiert die 5-Minuten-Schritte. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase lässt sich die Uhrzeit mit der Defakto »Detail« intuitiv auf etwa zwei Minuten genau ablesen.

Das Ziel unseres Unternehmens ist es, Uhren anzubieten, die sich gegen die Einheitsgestaltung der meisten Anbieter stellen und so auch lange nach dem Kauf noch gefallen. Defakto »Detail« verbindet professionelles Handwerk mit minimalistischer Gestaltung und entschleunigender Zeitanzeige.

Details

Entstehungsjahr

2012

realisiert

weitere Angaben

Materialien:
Gehäuse Edelstahl
Armband Kalbsleder
Saphirglas, innen entspiegelt

Maße:
Gehäuse 40 mm,
sehr flache 6,6 mm hoch

Wasserdichtheit:
50 m Tiefe

Swiss made Quartzwerk Ronda 715
Massiver Vollgewindeboden
Ergonomische Schließe mit Logo

initiiert von

Beteiligte

Schlagwörter

2013

SEALANDER

Gestaltung

Daniel Straub

Pate

Tobias Köcher

Kategorie

ah und oh

vorgeschlagen am

12. November 2013

Plädoyer

Da hört der Ausflug nicht an der Wassergrenze auf und der Spaß ebenfalls nicht: Der SEALANDER ist ein kleiner Wohnwagen mit allem, was man für einen Trip fürs lange Wochenende braucht. Doch er hat ein zusätzliches Plus: Er kann einfach zu Wasser gelassen werden und erweitert so den eigenen Horizont. Für mich als Vater eines kleinen Sohnes ist dieser Schwimmcaravan das ideale Piratenboot und Tipi in einem. So erlaubt das große Faltverdeck das Auswerfen der Angel mit meinem kleinen Abenteurer und wird am Abend zum großen Fenster für den offenen Sternenhimmel. Bei ungemütlichem Wetter hilft eine auf dem integrierten Kocher aufgesetzte Suppe aus. Und will es mit dem Fischfang nicht gelingen, gibt ein frisch zubereiteter Kakao meinem Seefahrer wieder neuen Schwung.

Die spontanen Touren auf allen Terrains und die Möglichkeit, dabei das Wasser nicht nur vom Ufer aus zu betrachten, sondern gemeinsam mit meinem Sohn völlig neu zu erleben, zu »befahren«, empfinde ich als eine umittelbare Erfahrung der eigenen Freiheit. Ich freue mich auf die kommenden Abenteuer!

Die Vision des Schwimmwohnwagens hat der Designer Daniel Straub seit seiner Diplomarbeit nicht aufgegeben. Die frische Form ist kein Produkt von großen Entwicklungsetagen mit vielen Produktionsrestriktionen sondern spiegelt seinen persönlichen Wunsch zur »grenzenlosen« Freiheit wieder. Dieser Wunsch ist in jedem Winkel des SEALANDERS wiederzuerkennen und deutlich spürbar. Das macht aus meiner Sicht dieses Fahrzeug einmalig und mich mit meinen Ausflügen wirklich frei! Vielen Dank Daniel Straub!

Beschreibung

Im Zentrum des Projektes SEALANDER steht die Entwicklung eines innovativen Mobilitätskonzeptes, mit dem ich 2010 mein Studium als Industriedesigner beendet habe. Es handelt sich dabei um eine mobile Freizeitbehausung, welche sowohl an Land als auch im Wasser bewegt werden kann. Sie ist voll funktionsfähig als Wohnanhänger und als Boot mit Außenbordmotor. Ziel des Konzeptes war die Entwicklung eines Freizeitgefährts, welches die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung erweitert und neue Wege und Perspektiven eröffnet.

Antrieb für die Entwicklung des Konzeptes war mein persönlicher Traum von mehr Vielfallt und Flexibilität bei der Freizeitgestaltung. Schon immer haben mich mobile Behausungen fasziniert und die damit verbundenen Möglichkeiten gereizt. Dennoch bleiben die bestehenden Formen dieser Freizeitbehausungen stets an die Grenzen der für sie vorgesehenen Umgebung gebunden. Ein Umstand, welchen ich ändern wollte.

Im Anschluss an den finalen Entwurf im Rahmen meines Studiums folgten ab Mitte 2010 die ersten Schritte der Umsetzung. Gemeinsam mit verschiedenen Partnern aus Boot-, Fahrzeug- und Kunststoffbau entwickelte ich im darauf folgenden Jahr zunächst zwei Prototypen. Neben zahllosen funktionalen und technischen Lösungen, welche für die Anwendung in zwei so verschiedenen Umgebungen nötig sind, bestand dabei die wesentliche Herausforderung vor allem in der Erfüllung der damit verbundenen Zulassungskriterien. Trotz dieser Vielzahl an zu berücksichtigenden Anforderungen stand mein formalästhetischer Anspruch nie zurück. Mein Ziel war es, eine Formsprache zu entwickeln, welche die innovative Anwendung des Gefährts intelligent und zeitgemäß transportiert. So sollte das Design den eigenständigen Charakter des Konzeptes unterstreichen und sich von der vorherrschenden Formsprache seiner Artverwandten (Caravan und Boot) abheben, dabei dennoch in beiden Umgebungen auch optisch funktionieren.

Nach der erfolgreichen Veröffentlichung von zwei Prototypen auf dem Caravan Salon in Düsseldorf 2011 und der positiven Resonanz darauf entschied ich mich, den Schwimmcaravan zu einem serienreifen Produkt weiterzuentwickeln. So folgte ein weiteres Jahr der Entwicklung und Modifikation der Prototypen sowie des Aufbaus der für die Serienfertigung notwendigen Produktionsprozesse.

Über viele Höhen und Tiefen und zahllose Lösungen und Ideen wurde im darauf folgenden Jahr aus meiner Vision vom grenzenlos mobilen Freizeitgefährt Realität. Mit dem SEALANDER ist erstmals ein schwimmfähiger Caravan in Serie gegangen und seit 2012 für alle Freizeitpioniere verfügbar. Er bedient den Bedarf einer wachsenden Zielgruppe im Freizeitmobilmarkt welche – so wie ich selbst – nach flexiblen Konzepten und innovativen Produkten sucht, die der modernen Form dieser Freizeitkultur zeitgemäß entsprechen. Der SEALANDER wird komplett in Deutschland entwickelt und hergestellt. Bei seiner Produktion werden die modernsten Fertigungsverfahren aus dem Boots- und Formbau mit der Präzision und der Detailliebe traditioneller Manufakturarbeit vereint. Die Kombination aus technischer Innovation, sorgfältiger Verarbeitung und höchster Materialqualität setzt neue Maßstäbe im Caravanbau. Mein Design orientiert sich an dessen Benutzern und deren vielfältigen Bedürfnissen. Dabei stehen Funktionalität, Anwenderfreundlichkeit und Ästhetik im Vordergrund. Gestalterisch verdichten sich dabei die beiden Erlebniswelten des SEALANDER zu einer einzigartigen Formensprache. Sein dynamisches und modernes Design vermittelt Leichtigkeit und Agilität in jeder Umgebung. Jeder SEALANDER steht deshalb nicht nur für Pioniergeist, grenzenlose Möglichkeiten und einen völlig neuen Freizeitwert, sondern ist auch Garant für Qualität und intelligentes Design – made in Germany.

Details

Entstehungsjahr

2012

realisiert

weitere Angaben

Der SEALANDER ist eine innovative, mobile Freizeitbehausung mit amphibischen Eigenschaften. Der Schwimmcaravan kann sowohl an Land als gezogener Wohnanhänger als auch mittels Außenbordmotor selbstständig auf dem Wasser bewegt werden.

Website

www.sealander.de

initiiert von

  • Daniel Straub

Schlagwörter

Kissen-Motive: »Haus des Reisens« und  »Weltzeituhr«
Kissen-Motive: »Haus des Reisens« und »Weltzeituhr«
Kissen mit Plattenbau--Motiven
Kissen mit Plattenbau--Motiven
Motiv »Platz der Vereinten Nationen«
Motiv »Platz der Vereinten Nationen«
Motiv »Cafe Mockba«
Motiv »Cafe Mockba«
Motiv »Platte rot«
Motiv »Platte rot«
Motiv »Haus des Reisens«
Motiv »Haus des Reisens«
Motiv »Platte rot«
Motiv »Platte rot«
2013

Kissenkollektion: Platte

Gestaltung

s.wert design

Pate

Volker Stein

Kategorie

ah und oh

vorgeschlagen am

5. November 2013

Plädoyer

»Wow!« Die Kissen von s.wert haben einen »Wow!«- und einen »Aha!«-Effekt. Spricht einen auf den ersten Blick vielleicht einfach das Muster oder die Farbe an, erkennt man bei genauerem Hinsehen, dass die grafischen Muster von Architektur und Stadt inspiriert sind.

Ich sah die Kissen zum ersten Mal in Berlin auf der »Designmai«-Ausstellung, ich schätze das war 2006. Die dort gezeigten Kissen thematisierten DDR-Gebäude, die vom Abriss bedroht waren und von denen heute keins mehr steht. Die Kissen sprachen mich ästhetisch an und als ich dann im Gespräch mit den Designern erfuhr, dass da auch ein Stück Berliner Architekturgeschichte drinsteckt, überzeugte mich das und seitdem zieren die s.wert-Kissen meine Couch.

Die gewohnte Umgebung wird in den Textildesigns von s.wert transformiert: Straßenleuchten blühen, Fassaden werden zu Jacquard-Mustern, Oberleitungen ziehen feine Linien über den Stoff. In den aktuellen Kollektionen werden nicht mehr nur »verschwindende Fassaden« thematisiert, sondern Gebäude aus verschiedenen Epochen. Interessant finde ich dabei den Kontrast zwischen der Härte der eigentlichen Motive – Beton, Stein und Glas – und den textilen Objekten.

Mir gefällt an den Arbeiten von s.wert die Einladung, seine Umgebung mit neuen Augen zu sehen.

Beschreibung

Als Plattenbauten werden Gebäude bezeichnet, die vorwiegend aus Betonfertigteilen hergestellt sind, diese Bauweise war in der DDR sehr beliebt. In der Umgangssprache wird der Begriff Plattenbau häufig auf Großwohnsiedlungen reduziert.

Die Kissenkollektion »Platte Ost« zeigt eine Auswahl verschiedener Plattenbau-Fassaden, wie zum Beispiel die für Bildungseinrichtungen typische Platte. Im Berlin der 90er Jahren waren die roten, blauen oder ockergelben Fassaden der zweigeschossigen Kindergarten- und Schulplatte noch oft zu sehen.

Auch das siebzehngeschossige »Haus des Reisens« (1971, Entwurf: Korn, Brieske, Steiger) und das 125 Meter hohe, ehemalige Interhotel »Stadt Berlin« sind als Kissenmotive festgehalten. Während das Hotelgebäude am Alexanderplatz in den letzten Jahren renoviert wurde, ist die Zukunft des »Haus des Reisens« ungewiss. Das Gebäude, an dessen östlicher Fassade sich ein Kupferrelief von Walter Womacka befindet, steht nicht unter Denkmalschutz und wird laut Bebauungsplan durch den Neubau eines 150m hohen Hochhauses ersetzt werden.

Details

Entstehungsjahr

2013

realisiert

weitere Angaben

Kissengröße:
50 x 50 cm

Material:
100% Baumwolle mit Reißverschluss.
Bezug kann abgenommen und bei 30 Grad gewaschen werden.

Füllung:
Federn

initiiert von

Schlagwörter

Come together! Mosque, Church and Synagogue.
Come together! Mosque, Church and Synagogue.
Mannheim, Moschee. Titel: Durchsichtiges Manöver
Mannheim, Moschee. Titel: Durchsichtiges Manöver
Mannheim, Moschee. Titel: Mein Freund
Mannheim, Moschee. Titel: Mein Freund
Balingen, Heilig-Geist-Kirche. Titel: Abendmahl_2
Balingen, Heilig-Geist-Kirche. Titel: Abendmahl_2
Mannheim, Moschee. Titel: Für Ihn
Mannheim, Moschee. Titel: Für Ihn
Salzburg: Moscheefoto im Altarraum der altkatholischen Kirche.
Salzburg: Moscheefoto im Altarraum der altkatholischen Kirche.
Saalfelden: Moschee- und Synagogenfotos in der katholischen Kirche.
Saalfelden: Moschee- und Synagogenfotos in der katholischen Kirche.
2013

Kommt zusammen! Kirche, Moschee, Synagoge

Gestaltung

Jochen Gewecke

Pate

Christin Annette Binder

Kategorie

Nächstenliebe

vorgeschlagen am

5. November 2013

Plädoyer

Stille. Innehalten. Poesie. Verzauberung. Kunst. Einblick. Verständnis. Nähe. Begegnung. Unterschied. Eigenheit. Distanz. Fragen. Gott. Glaube. Tradition. Geschichte. Synagoge. Kirche. Moschee. Moment. Ewigkeit. Pfarrer. Rabbiner. Imam. Bibel. Torah. Koran. Sonntag. Predigt. Amen. Shalom. Israel. Entdeckung. Vertrauen. Tempel. Minarett. Bild. Augenblick. Aufnahme. Kamera. Motiv. Licht. Schatten. Religion. Gemeinde. Vielfalt. Beisammensein. Geist. Konfession. Gotteshaus. Kultur. Gegenstand. Kronleuchter. Judentum. Weltreligion. Wurzeln. Besucher. Christentum. Dimension. Komposition. Ästhetik. Struktur. Strahlen. Himmel. Farbe. Tiefblau. Linien. Kanten. Geometrie. Werk. Symbol. Brauchtum. Mensch. Frau. Mann. Bekenntnis. Kopfbedeckung. Kerze. Menora. Ausdruck. Kreuz. Gebetsraum. Teppich. Bank. Schiff. Fenster. Zeremonie. Gottesdienst. Moslems. Osten. Gruppe. Freundschaft. Inspiration. Detail. Perspektive. Sichtweise. Thema. Weg. Hoffnung.

Ein einziges Bild der Ausstellung »Kommt zusammen! Moschee, Kirche, Synagoge« von Jochen Gewecke sagt mehr als hundert Worte!

Kraftvoll und zugleich sehr behutsam laden die Bilder dieser drei wundervollen Ausstellungszyklen Menschen unterschiedlicher Religionen ein, im wahrsten Sinne des Wortes Schwellen zu überschreiten: Denn Jochen Gewecke zeigt seine Moschee-Fotografien in Kirchen, seine Synagogen-Bilder in Moscheen und seine Kirchen-Aufnahmen in Synagogen. Auf diese Weise lädt er Juden, Christen und Muslime dazu ein, in fremde Gotteshäuser zu schauen und Gast bei den jeweils Anderen zu sein. Die feine Achtsamkeit, mit der Jochen Gewecke in seinen Fotografien Themen wie Religionsvielfalt, Verständnis und Respekt aufgreift, ist außergewöhnlich. Von ganzem Herzen schlage ich daher die berührenden Bilder der Ausstellung »Kommt zusammen! Moschee, Kirche, Synagoge« und deren Vision von einem toleranten, religiösen Miteinander für den Ehrenpreis vor.

Beschreibung

Noch nie in einer Moschee gewesen? Ich auch nicht. So fing das Ganze an, 2002, und ich hatte keine Ahnung, wo es enden würde. Aber soweit sind wir noch nicht. Ich also überlegte: wo in Deutschland gibt es gebaute Moscheen? Ah, in Mannheim, eine der ersten. Ich hin. Gefragt. Darf ich? Rein? Fotos machen? Ich durfte. Wie weiter? Fotografieren Sie auch Menschen? Tue ich. Fotografieren Sie uns, wenn wir beten? Tat ich.

Und jetzt? Eine Ausstellung mit Moschee-Fotografien. Aber wo? Galerie? Rathaus? Bank? Nein, nein! Das passt nicht. Aber wo denn dann, um Himmels willen? Eine Kirche sollte es sein. Moschee-Bilder in der Kirche, genau: das war’s!

Also eine Kirche finden. Nett fragen. Nochmal fragen. Geduld haben. Denn die Pfarrerin hatte einen Wohnungsbrand gehabt und andere Sorgen. Also wieder fragen. Irgendwann endlich ein »Ja« bekommen. Monate später Eröffnung: Moschee in der Kirche: CityKirche Mannheim, Februar 2004. Die erste Etappe auf einem langen Weg. Dabei geht es um Kunst, nicht um die pure Dokumentation. Um Abstraktion, Konkretion, um Reduktion und Fokussierung. Um die Essenz.

Die Fotografien sind durchweg farbig. Und doch oft monochrom oder nur wenig »bunt«. Meistens extrem reduziert und nicht opulent, eher grafisch als fotografisch. Die Fotografien verraten den Grafiker, der ich von Berufs wegen bin: Formen, Muster, Flächen, Farben. Licht und Schatten. Spiegelungen und Reflektionen. Nicht das Abgebildete ist wichtig, sondern das Bild, das entsteht. Ein Bild, das für sich steht und nicht für das, was war, als es entstand. Eine Geschichte erzählen, die Fantasie wecken, zum Weiterdenken anregen, zum Hinschauen ­animieren. Die Welt mit anderen Augen sehen, neue Blickwinkel entdecken, Sensibilität fürs Detail ­entwickeln.

Doch zurück zum Weg. Ein Pfarrer fragte: »Kann die Ausstellung denn auch zu uns in die Kirche kommen?« Sie konnte – wurde dort aber vom Kirchengemeinderat wieder ausgeladen. Also suchte ich eine andere Kirche, die die Bilder beherbergen würde. Und so begann die Ausstellung von Ort zu Ort zu reisen. Bis ein Freund fragte: »Gut und schön, aber wann bringst Du die Kirche in die Moschee?« Das saß. Er hatte ja recht. Also traf ich Vorbereitungen und fotografierte schon mal vorsorglich in Kirchen. Aber sie in einer Moschee auszustellen, sollte noch Jahre dauern. Zwischendurch bereits die Frage: Und was ist mit den Synagogen? Die oft nur noch verwischte oder gar keine sichtbaren Spuren mehr hinterlassen haben (Gott sei Dank gibt es jetzt wieder neue, so in Ulm oder in München). Unterdessen tourte die Ausstellung und brachte Menschen zusammen: in Stuttgart, Tübingen, Karlsruhe und Balingen. Dort hingen dann auch schon die ersten Kirchenfotos, fein ökumenisch getauscht: die evangelischen bei den Katholiken und umgekehrt und die Moschee-Fotos in beiden Gotteshäusern.

Dann 2007 das große Abenteuer: Kirche in der Moschee. Moschee in der Synagoge. Synagoge in der Kirche. Alle waren sie dabei. Endlich. Wieder in Mannheim. Mit einem angedrohten Bildersturm in einem der drei Gotteshäuser, der nur mit viel diplomatischem Geschick in der Nacht vor der Eröffnung abgewendet werden konnte. Das Fernsehen war da und drehte einen famosen Bericht für die Nachrichten. Und ich dachte, das sei der Durchbruch. Weit gefehlt. Er war es nicht. Danach war jahrelang Stille. Kein Mensch interessierte sich für das Projekt.

Erst die Verleihung des Europäischen Bürgerpreises und die damit verbundene mediale Aufmerksamkeit brachte wieder Schwung in die Sache. Ausstellungen in Erdmannhausen, Kirchheim am Neckar, Salzburg, Saalfelden und Schwäbisch Hall folgten. Neue Fotografien kamen hinzu, beispielsweise aus orthodoxen Kirchen. Eine serbisch-orthodoxe Kirche öffnete ihre Türen für Fotos aus der Moschee und der Synagoge.

Heute ist die Ausstellung auf dem Sprung in weitere Länder, zum Beispiel nach Brüssel ins Europäische Parlament, vielleicht sogar über den großen Teich: Im Juli 2013 habe ich sie einem Museum in Kansas / USA vorgestellt. Doch auch der Sprung um die nächste Ecke oder in die mir nächstgelegene Großstadt will gewagt sein: Selbst dort war die Ausstellung noch nicht. Denn die Entwicklung des interreligiösen Dialogs braucht da offenbar noch Zeit.

Der Weg ist nicht zu Ende. Er hat gerade erst angefangen.

Details

Entstehungsjahr

2007

realisiert

weitere Angaben

Technik:
überwiegend Diapositiv, wenige Digitalfotos
ohne Blitz

Papier:
Ilfochrome

Formate:
zwischen 13 x 18 und 50 x 60 cm

Rahmung:
Schrägschnittpassepartout, Aluminiumrahmen

initiiert von

Beteiligte

Schlagwörter

Einbindung in die Nachbarschaft von Kopenhagen
Einbindung in die Nachbarschaft von Kopenhagen
Übergang vom Roten Platz zum Schwarzen Platz
Übergang vom Roten Platz zum Schwarzen Platz
Blaue Stunde am Roten Platz
Blaue Stunde am Roten Platz
Übersicht des Schwarzen Platzes
Übersicht des Schwarzen Platzes
Spiel-Oktopus aus Japan
Spiel-Oktopus aus Japan
Übersicht des Grünen Parks
Übersicht des Grünen Parks
Translozierte Objekte im Grünen Park
Translozierte Objekte im Grünen Park
2013

Superkilen

Gestaltung

TOPOTEK 1

Pate

gesine grotrian

Kategorie

kleine Ewigkeit

vorgeschlagen am

12. Oktober 2013

Plädoyer

Superkilen ist so innovativ wie nachahmenswert. Der Kopenhagener Distrikt Nørrebro, der zuvor nicht viel mehr als Probleme zu bieten hatte, lockt seit seiner Eröffnung im Juni 2012 mit Farben, Plätzen und Freiräumen. Und das Konzept funktioniert – die ganze Stadt spricht darüber, trifft sich dort, es finden Austausch und Begegnung statt. Urbane Kultur auf hohem Design-Niveau, die Menschen für Miteinander und Bewegung Raum schafft: dieses städteplanerische Ziel ist erfüllt und wünscht Nachahmung. Es ist ein Gemeinschaftswerk der Künstlergruppe Superflex, dem Architekturbüro BIG und den Landschaftsarchitekten Topotek1. Und es ist eine Freude, in Kopenhagen nach Superkilen zu fragen.

Das Konzept macht aus einer multinationalen Nachbarschaft ein Fest der Verschiedenheiten und setzt ikonografische Akzente aus aller Welt spielerisch ein. Entwickelt wurde es im Miteinander der Anwohner, die ihre Ideen und Artefakte einbringen konnten. Die unterschiedlichen Charakertistika des Ortes sind in Farbflächen eingeteilt worden: ein schwarzer Markt, ein roter Platz, ein grüner Park. Schwarz ist das klassische Zentrum des Viertels mit Springbrunnen, Grillmöglichkeiten und chinesischen Palmen. Rot bietet Bewegungsmöglichkeiten und steht für modernes Leben. Grün ist für Hunde, Freizeit, Erholung, Picknick, Spazieren und Vergnügen.

»Eine Reise um die Welt in meinem Vorort« ist ein wunderschöner Ansatz. Parallel zu den vielfältigen Möglichkeiten virtueller Begegnung, die unsere Zeit prägen, kann man sich hier an einem armenischen Picknicktisch verabreden, den Schatten des russischen Pavillons nutzen oder das Eispapier in die brittischen Mülleimer werfen. Pflanzen aus aller Herren Länder, Adaptionen internationaler Firmenschilder und Marktikonen neben Kunstwerken aus der ganzen Welt bieten einem Problemviertel respektvoll Nutzungsflächen und Freizeiträume.

Da will man doch auch mal hin, oder?

Beschreibung

Superkilen ist eine heterogene Ortscollage in einer dicht besiedelten, zentral gelegen Nachbarschaft Kopenhagens. Das international geprägte Quartier mit einer bunten Mischung verschiedener Kulturen soll mit Hilfe des gebauten Freiraums revitalisiert werden. Über seine bisherige Funktion als monofunktionaler Durchgangsraum hinaus wird Superkilen zu einem innovativen und an Gleichzeitigkeiten reichen Ort. Entsprechend zielt das Freiraumkonzept darauf, die unterschiedlichen Charaktere des Ortes und seiner Akteure zu stärken. Ein Schwarzer Platz ist entstanden, ein Roter Platz und ein Grüner Park. Verstanden als Dialog mit der urbanen Realität Superkilens, wird innerhalb dieser Struktur ein Grund legendes Motiv der Gartenkunstgeschichte aktualisiert. Die Translozierung eines Ideals, das Wiederschaffen oder Reproduzieren eines anderen Ortes ist ein tragendes Thema durch die Epochen hindurch. Wo der chinesische Garten miniaturisierte Felsformationen berühmter Bergorte zeigt, abstrahiert der japanische Zengarten das Meer zu Wellen aus Kies. Die historischen Gärten in Florenz oder Versailles sind gefüllt mit allegorischen Abbildungen und der englische Landschaftsgarten führt Nachbildungen griechischer Ruinen vor. In Superkilen entstand aus diesem Thema eine zeitgenössische und urbane Form: ein globaler, universeller Garten. Hier spiegelt der Transfer einprägsamer Elemente von anderen Orten und Kulturen die multi-ethnische Struktur des Quartiers wider und aktiviert sie. Die Möblierung und Ausstattung von Superkilen ist aus einem internationalen Katalog an städtischen Elementen entwickelt worden. In vielmonatigen Workshops und Gesprächen mit Anwohnern und Vereinen wurde die Kreativität und Phantasie des Quartiers mobilisiert und Bürgerbeteiligung als Motor für das gestalterische Prinzip der Vielheit entwickelt. Von Anwohnern ausgesuchte Rundbänke, Brunnen, Leuchten, Fitnessgeräte und mehr bildet nun Superkilens Diversität und internationale Persönlichkeit in einem vielseitigen Quartierspark ab. Leuchtreklamen aus vielen Ländern auf dem Roten Platz sind hierbei die augenfälligsten Zeichen für den Kulturtransfer. Die importierte Werbung verfremdet den Ort auf fast theatralische Weise. Die um Aufmerksamkeit heischenden Werbeobjekte verfehlen ihr eigentliches, kulturell spezifisches Publikum, werden aber gleichzeitig zu Botschaftern und Aktivisten einer globalen, urbanen Kultur. Das synchron aufgeführte Werberepertoire illuminiert und aktiviert den internationalen Charakter des Quartiers im Zeichen von Information und Kommunikation. Dabei überraschen und faszinieren die blinkenden Neonschilder für einen japanischen Pachinkosaal vielleicht auf ähnliche Weise wie historische Chinoiserien im Landschaftsgarten, während uns eine lateinamerikanische Telefonzelle den Hauch der Illusion einer tropischen Strandpromenade vermitteln mag.

Details

Entstehungsjahr

2012

realisiert

Ort

Nørrebrogade 210
2200 Kopenhagen
Dänemark

weitere Angaben

Baukosten:
48 Mio. DKK

Gesamtgröße:
27.200 m²

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Roter Platz

PU auf Asphalt, 2 Rottöne, Orange, Magenta
Tartanbelag, 2 Rottöne, als Fallschutz

Bäume:
Acer platanoides »Faasens Black«
Acer platanoides »Royal Red«
Prunus cerasifera »Nigra«

Größe:
9.500 m²

----------

Schwarzer Platz

Asphalt, weiße Streifen aus Thermoplast
schwarzer Tartanbelag als Fallschutz

Bäume:
Cedrus atlantica »Glauca«
Prunus serrulata »Kanzan«
Trachycarpus fortunei (Palmen)

Größe:
3.700 m²

----------

Grüner Park

PU auf Asphalt, 2 verschiedene Grüntöne (Fertigstellung 2014)
Rad und Fußweg zum Teil Bestand

Bäume:
Araucaria araucana
Ginkgo biloba
Cedrus libanii
Larix decidua

Größe:
ca. 14.000 m²

Website

superkilen.dk

initiiert von

Beteiligte

Schlagwörter

Plakat zum Wintersemester 2012/2013
Plakat zum Wintersemester 2012/2013
Plakat zum Sommersemester 2013
Plakat zum Sommersemester 2013
Programmheft, Vorder- & Rückansicht
Programmheft, Vorder- & Rückansicht
Programmheft, Innenansicht
Programmheft, Innenansicht
Programmhefte, Detail
Programmhefte, Detail
Übersicht der Mediengestaltung für ein Konzert
Übersicht der Mediengestaltung für ein Konzert
Programmheft, die Heftfalz teilt die Wort-Bild-Marke
Programmheft, die Heftfalz teilt die Wort-Bild-Marke
2013

Corporate Design für das Orchester der TU Braunschweig

Gestaltung

Astrid Hesse & Helene Lauppe

Pate

Klaus Paul

Kategorie

ah und oh

vorgeschlagen am

1. Oktober 2013

Plädoyer

Ah und Oh – welch treffliches Intro: Töne voll Erstaunen und Überraschung, Freude und Begeisterung, Bewunderung und Anerkennung.

Astrid Hesse und Helene Lauppe teilen als Designerinnen nicht nur die Leidenschaft für die schönen und wahren Dinge des Lebens, sie verbindet auch eine weitere gemeinsame Passion – die Musik. Als Musikerinnen spielen sie im Orchester der Technischen Universität Braunschweig. Dieses Orchester ist seit circa 1975 an die TU angeschlossen und besteht überwiegend aus Studierenden. Die Teilnehmerzahl schwankt zwischen 60 und 80. Das Programm des Orchesters wechselt im Rhythmus der Semester. So wird im Winter ein mehr klassisches Repertoire aufgeführt und im Sommer wird ein experimentelles Programm erarbeitet.

Für dieses Orchester konzipierten Astrid Hesse und Helene Lauppe ein außergewöhnliches Erscheinungsbild, welches neben den üblichen Bestandteilen wie Logo, Typografie, Ausstattung et cetera auch einen Grundstein für zahlreiche Klang-Visualisierungen bereit hält. Als Basis-Idee wählten sie nämlich die Sitzordnung der Musikerinnen und Musiker im Orchester, orientiert an der so genannten amerikanischen Aufstellung, und gestalteten ein äußerst flexibles Gestaltungssystem. Auf einem unsichtbaren Raster von Halbkreisen sind die einzelnen Stimmen oder Stimmgruppen des Orchesters platziert – insgesamt 30 Punkte. Das Verbinden dieser Punkte definiert Beziehungen unter den einzelnen Akteuren und lässt komplexe grafische Liniengebilde entstehen. Kombiniert mit dem Namen des Orchesters bilden diese Bildelemente das grafische Markenzeichen. Erweitert durch Flächenbelegungen und Überlagerungen sowie Farbcodierung lässt sich gezielt ein recht umfangreiches Repertoire an Bildgrafiken entwickeln. Als eine Art Kommunikationsschema lässt sich dieses experimentell auch als Visualisierungs-Prinzip auf jedes einzelne Musikstück anwenden.

Das Erscheinungsbild vermittelt authentisch und überzeugend die Identität und das Selbstverständnis des Orchesters. Es verschafft Einheit und Zusammenhalt, zeigt das leidenschaftliche Interesse an der Musik und die Freude am Musizieren in der Gemeinschaft. In der Gestaltung verbinden sich Emotion und Technik. Neben der hohen ästhetischen Qualität begeistert mich bei dieser Arbeit insbesondere die geniale, raffinierte Idee der Sitzordnung als »Masterplan«, die mit Kreativität, Spaß und Konsequenz ein enormes Potential an Klang-Visualisierungen hervorbringen lässt.

Beschreibung

Wie könnte wohl das Erscheinungsbild für ein Orchester aussehen, das jung, facettenreich und mittellos ist? Diese Frage durften wir, Astrid Hesse und Helene Lauppe, uns letztes Jahr im Rahmen eines studentischen Projektes stellen. Trotz Bezahlung (Aufwandsentschädigung) gab es für uns so gut wie keine Vorgaben. Stattdessen blieb für uns Gestalterinnen Raum, etwas zu wagen und zu experimentieren.

Die Gestaltung des Corporate Designs für das Orchester der Technischen Universität Braunschweig und das Sichtbarmachen von Hörbarem reizten uns als Aufgabe. Uns faszinierte auch, dass in diesem Orchester fast ausschließlich Musiker mit technischem fachlichem Hintergrund sitzen. Letzteres sollte Inspirationsquelle für unseren Entwurf werden. Bei dem Betrachten existierender Corporate Designs kamen wir (leider) zu dem Ergebnis, dass die Präsentation von Orchestern und anderen Musik-Institutionen meistens mit den üblichen Noten, Notenschlüsseln und ⨍-Löchern arbeitet. Ungewöhnliche und einprägsame Erscheinungsbilder sind selten. »Schade!«, dachten wir. Zugleich spornte es uns an, nach einer einzigartigen Lösung zu suchen.

Wir führten im Zuge des eigentlich so musikalischen Themas auch eine Recherche in den Naturwissenschaften durch. Wir hofften, so auf Aspekte zu stoßen, die sich in ein Gestaltungssystem integrieren lassen. Neben dem mathematischen Symbol » ⨍« für Funktionen, das grafisch mit ⨍-Löchern verschmolz, stießen wir dabei zum Beispiel auf die »Chladnischen Klangfiguren«, ein physikalisches Phänomen nach Ernst F. F. Chladni, das mithilfe von Sand Tonschwingungen auf Metallplatten sichtbar macht. So hat jede Tonfrequenz ein eigenes Muster. Wir begeisterten uns für die Idee, mit den verschiedenen Gebilden zu spielen, die Physik und Musik verbinden. Bedauerlicherweise mussten wir feststellen, dass bereits jemand anderes, nämlich Demian Conrad, mit diesem Motiv ein hervorragendes Erscheinungsbild gestaltet hat. Also hieß es für uns: weitersuchen. Als nächstes versetzten uns die Nichtnewtonschen Fluide in Aufregung. Hierbei handelt es sich um Stoffe, die im ruhigen Zustand flüssig, bei starkem Krafteinwirken fest werden. Wir träumten von Ketchup, der nach unserer Musik oder besser der des Orchesters tanzte … Leider muss man als Designer aber hin und wieder einsehen, dass zu viel »Genialität« oft einfach zu viel ist. Wir verwarfen die Idee. Es entstanden noch zahlreiche weitere, die wir nicht verfolgten, weil sie austauschbar oder, visuell umgesetzt, reizlos waren.

Bei der finalen Idee jedoch hatten wir gleich ein gutes Gefühl. Sie kam ganz plötzlich aus dem Nichts heraus – die erste Skizze besteht aus ein paar Buntstiftstrichen auf Papier. Bevor wir uns jedoch endgültig entschieden, testeten wir den Ansatz auf seine Logik hin. Wir strebten eine funktionsfähige und glaubhafte Regelung an. Durch die Verbindung der Stimmgruppen, die im Orchester die gleiche Melodie spielen, sollten sich überlagernde Flächen entstehen. Zu untersuchen war nun, ob Musikstücke ausreichend Parallelstimmen aufweisen, sodass auch wirklich Flächenbilder entstehen. Die ersten Tests dazu führten wir an einem Stück des derzeitigen Programms durch, der »Batman-Suite« von Danny Elfmann. Dazu mussten Musikthemen analysiert und gleiche Rhythmen herausgesucht werden. Diese Untersuchung erforderte musikalische Kenntnisse und Erfahrung in sinfonischer Analysearbeit. Hierbei erkannten wir die Notwendigkeit, uns auf eine Sitzordnung festzulegen, die weitestgehend jede Besetzung darstellen und somit als Basis dienen kann. So wählten wir die barocke Orchestersitzordnung als Raster für unser System. Anschließend legten wir Spielregeln für unsere Gestaltung fest, die eine Anwendung auf jede Art von Orchestermusik ermöglichen.

Auch wenn die Grafiken den Kern der Gestaltung ausmachen, so ist das typografische Konzept nicht minder wichtig. Um eine optische Parallele zur TU Braunschweig zu zeigen, wählten wir für das Erscheinungsbild ihres Orchesters die Hausschrift der Universität: die Nexus Sans. Obwohl der Charakter der Grafiksprache konstant ist, wechselt das Bild doch in seiner Form, weshalb es uns wichtig war, ein strenges typografisches Layout zu erstellen – sowohl für die Wortbildmarke als auch für alle Kommunikationsmittel. Die variierende Grafik des Signets wird mit einem Vierzeiler, der den vollen Titel des Orchesters aufführt, ergänzt und gibt diesem eine feste Basis, die den Wiedererkennungswert erhöht.

Bei Plakat, Postkarte und Programmheft hängt die Typografie von dem jeweiligen Format und von der Hierarchie der Informationen ab. Prämisse war hier, dass sich der Text schnell und einfach erfassen lässt.

Ein kostensparendes Konzept realisierten wir für die Programmhefte: durch das Ausbalancieren von Schriftgröße, Laufweite und Zeilenabstand gelang es uns, alle Informationen auf einem Bogen anzuordnen, ohne diesen dabei zu überladen. Auch das DIN-A4-Format wählten wir zu Gunsten einer einfacheren Reproduktion: ohne Verschnitt können die Programmbögen einfach durch einen Kopierer vervielfältigt werden.

Sehr detailverliebt gestalteten wir sämtliche Kommunikationsmittel und erfreuen uns nun an dem vielseitig einsetzbaren System, welches schon vorab den Konzertbesuchern einen visuellen Eindruck der bevorstehenden Konzertklänge mitgibt. Die Erscheinung des Orchesters wechselt jedes Semester und ist dennoch wiedererkennbar.

Details

Entstehungsjahr

2012

realisiert

weitere Angaben

Papier Programmheft:
Evercopy Colour Laser

Vervielfältigung des Programmheftes durch Fotokopie.
Vervielfältigung des Plakats und der Postkarten durch Offsetdruck.

Schrift:
Nexus Sans von Martin Majoor

Maße:
Plakat DIN A3
Postkarte DIN A6
Programmheft DIN A5

initiiert von

Beteiligte

Schlagwörter

Film 1: »Unsichtbar«
Film 1: »Unsichtbar«
Film 2: »Machtlos«
Film 2: »Machtlos«
Film 3: »Es wird schon«
Film 3: »Es wird schon«
Film 4: »Falsch«
Film 4: »Falsch«
Film 5: »Faszinierend«
Film 5: »Faszinierend«
Film 6: »Spiel«
Film 6: »Spiel«
2013

Mobbing zerstört Leben

Gestaltung

Jörn Lemke

Pate

Mailin Lemke

Kategorie

Nächstenliebe

vorgeschlagen am

9. September 2013

Plädoyer

DIe Arbeit »Mobbing zerstört Leben« hat mich sehr berührt, als ich sie das erste Mal gesehen habe. Die Arbeit beinhaltet sechs unterschiedliche Filme, die das Thema »Mobbing« aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Dieses Problem wird meiner Meinung nach viel zu oft von unserer Gesellschaft totgeschwiegen und vor allem bei Kindern kann es einen nicht wieder gut zu machenden Schaden anrichten. Wir denken oft, dass wir nachvollziehen können, was Mobbing bedeutet, aber ich glaube, darin irren wir uns. Die Filme haben mir verdeutlicht, dass ich kaum etwas wirklich über dieses Thema weiß, und dass Mobbing oft auch Grenzen überschreitet, die ich mir einfach nicht vorstellen kann.

Ich fand die Filme sehr bewegend, auch auf Grund der Darstellung. Dass man die Sprecher niemals wirklich sieht, lässt die Erzählungen für mich noch intensiver werden. Ich verbinde das Erzählte nicht nur mit einer speziellen Person. Die Geschichte steht für mich für eine Vielzahl anonymer Kinder, die etwas Ähnliches erlebt haben. Das Spiel mit Schärfe und Unschärfe sowie die langen Kamera-Einstellungen unterstreichen die Erzählungen der verschiedenen Sprecher und haben in mir Betroffenheit hervorgerufen. Die Filme sind sehr ästhetisch, ohne vom Inhalt abzulenken. Die Bilder und Geschichten der Sprecher sind in den sechs Filmen sehr unterschiedlich. Man erkennt jedoch durch die Art des Schnitts und der Kameraführung, dass sie alle zusammen gehören und eine Einheit bilden.

Beschreibung

Im August 2012 berichteten die Medien von einem »Auftragsmord unter Teenagern«. In den Niederlanden wurde ein 15jähriges Mädchen ermordet, weil sie im Internet angeblich schlecht über eine Freundin geschrieben hatte. Als ich davon hörte, fragte ich mich, ob Kinder oder Jugendliche überhaupt wissen, was sie einander antun und wie es soweit kommen kann. Daraufhin habe ich einige Wochen im Internet recherchiert und Bücher über Mobbing und speziell über Cybermobbing gelesen. Nachdem ich mit dem Thema vertraut war, habe ich ein paar Gespräche geführt: mit Schülern, Lehrern und einem Sozialarbeiter, der an einer Schule beratend tätig ist und Konflikte schlichtet. Es war mir wichtig, nicht nur theoretisch über das Problem Bescheid zu wissen. Ich wollte wissen, wie präsent Cybermobbing ist und wie man es an den Schulen miterlebt. Nach diesen Gesprächen habe ich mich dazu entschieden, nicht nur über Cybermobbing aufzuklären, sondern auch »klassisches« Mobbing einzubeziehen. In den meisten Fällen tritt Cybermobbing in Kombination mit klassischem Mobbing auf. Das heißt, wird jemand online bloß gestellt, so wird er damit auch in der Schule konfrontiert. Oder wenn jemand in der Schule fertig gemacht wird, geht es nachmittags online weiter.

Ich entschied mich dafür, Kurzvideos zu entwickeln. Mit Videos kann man in kurzer Zeit viel erzählen und den Betrachter direkt ansprechen. Durch meine Recherche habe ich einige Fälle und allgemeine Fallbeispiele kennengelernt, die mich persönlich sehr bewegten und schockierten. Da Mobbing jedoch immer eine Gruppe betrifft, empfand ich es als interessant, das Geschehen nicht nur aus der Sicht der Betroffenen zu zeigen. Natürlich ist das Mobbing-Opfer die Person, die es zu retten gilt. Ich habe mich aber auch gefragt, wie sich Eltern fühlen, warum viele Schüler nur zusehen oder was im Kopf eines Täters vorgeht. In den Filmen sieht man niemals das Gesicht einer Person. Das dient erst einmal dazu, niemanden bloß zu stellen. Außerdem hat man als Zuschauer dadurch die Möglichkeit, sich mit einer der Personen in den Filmen zu identifizieren. Alle Szenen wirken sehr ruhig und dienen zur Untermalung der gesprochenen Geschichten. Ich zeige Details von Gegenständen oder Umgebungen, die einem bekannt vorkommen. Dieses Bekannte oder Alltägliche erhält durch die Geschichten eine neue Bedeutung. Die Bilder wirken somit spannend, aber lenken nicht von dem ab, was man hört. Die Texte wurden von Schülern zwischen 13 und 15 Jahren gelesen. Bei der Entwicklung der Texte kam es mir darauf an, dass sie sich nicht anfühlten wie Zeitungsberichte, sondern eher wie Gedanken oder wie Tagebucheinträge. Sie sollten den Zuschauer mitreißen und persönlich einbeziehen. Mobbing kann nur gestoppt werden, wenn sich Leute für das Opfer einsetzen, bevor es zu spät ist. Die Filme sollen dazu ermutigen, einzuschreiten, wenn jemand gemobbt wird.

Die Filme zur Aufklärung über Mobbing habe ich speziell für Schüler entwickelt. In erster Linie sind die Filme für das Internet gedacht, wodurch sie zu jeder Zeit und für jeden zugänglich sind. Lehrer haben dadurch auch die Möglichkeit, die Filme im Unterricht zu zeigen und mit ihren Schülern einzelne Situationen zu besprechen.


Kurzbeschreibung der sechs Filme:

»Unsichtbar«
Tom ist ein Junge, der keinen Ausweg sieht. Er fühlt sich nicht beachtet und ungerecht behandelt. Da alle gegen ihn sind, kann er sich nicht aus der Situation befreien. Das führt dazu, dass er nicht mehr gerne in die Schule geht.

»Machtlos«
Eine Mutter beschreibt, wie stolz sie auf ihre Tochter Verena war, und wie deren Mitschüler sie aus Neid gehasst haben. Sie war schockiert, wie Kinder einander so etwas antun können. Sie wollte ihrer Tochter helfen, war aber machtlos.

»Es wird schon«
Ein Junge beschreibt, wie Schüler einen Jungen, der anders wirkt, fertig machen. Er empfindet die Situation als ungerecht, hat jedoch Angst davor, selbst zum Opfer zu werden. Er geht davon aus, dass jemand anderes dem Jungen schon helfen wird.

»Falsch«
Christin beschreibt, wie sie einen Jungen im Internet kennenlernt. Nach einiger Zeit entstehen bei ihr Gefühle für diesen Jungen. Eines Tages beschimpft dieser Junge Christin grundlos und macht sie emotional fertig. Sie ist 13 Jahre alt, sie kann mit dieser Situation nicht umgehen und nimmt sich das Leben. In Wirklichkeit war ihre Internetbekanntschaft kein Junge. Eine ehemalige Freundin wollte sich an Christin rächen und sie auf diese Weise erniedrigen.

»Faszinierend«
Ein Junge erzählt von seinem Geburtstag. Er ist gelangweilt, obwohl es für ihn ein besonderer Tag sein sollte. Einem Mädchen aus seiner Klasse einen Streich zu spielen, war die einzige Situation, die ihn erfreut hat. Für ihn war es lustig, für das Mädchen war es nicht der erste Streich.

»Spiel«
Ein Mädchen sieht sich im Internet ein Video an, in dem gezeigt wird, wie ein Junge von mehreren anderen zusammengeschlagen wird. Sie kann nicht fassen, dass so viele bereits das Video gesehen haben und noch niemand dagegen etwas unternommen hat.

Details

Entstehungsjahr

2013

realisiert

weitere Angaben

Anzahl der Filme:
6 Kurzfilme

jeweilige Filmlänge:
2 Minuten

Produktionszeitraum:
Oktober 2012 – Januar 2013

Kamera / Objektive:
Canon EOS 550D / EF-S 18–55mm

Aufnahme-Orte:
Schule, Spielplatz, Baggersee, Waldwege, Schlafzimmer, Fußballplatz

initiiert von

  • Jörn Lemke

Beteiligte

  • Sprecher: Schüler Max & Freunde

Schlagwörter

Das Online-Magazin im Responsive-Webdesign
Das Online-Magazin im Responsive-Webdesign
Eine unserer erfreulichsten Nachrichten ist auf unserem Blog zu sehen: renk. wurde ausgezeichnet zum Kultur-und Kreativpiloten 2013.
Eine unserer erfreulichsten Nachrichten ist auf unserem Blog zu sehen: renk. wurde ausgezeichnet zum Kultur-und Kreativpiloten 2013.
Ein redaktioneller Blogbeitrag: Karsten Kronas, ein deutscher Fotograf, welcher sich mit Transsexualität in dem Istanbuler Stadtteil Beyoglu beschäftigt.
Ein redaktioneller Blogbeitrag: Karsten Kronas, ein deutscher Fotograf, welcher sich mit Transsexualität in dem Istanbuler Stadtteil Beyoglu beschäftigt.
Unser kleines *Extra* auf unserem Blog mit dem Namen »Dahinter«, welches ein bisschen Spaß machen soll, durch die unkonventionelle Klick- & Zieh-Navigation.
Unser kleines *Extra* auf unserem Blog mit dem Namen »Dahinter«, welches ein bisschen Spaß machen soll, durch die unkonventionelle Klick- & Zieh-Navigation.
Hier sieht man die Entwicklung des renk.-Logos. Die Ausgangsschrift Avenir Next haben wir an den markierten Stellen abgerundet oder gekürzt.
Hier sieht man die Entwicklung des renk.-Logos. Die Ausgangsschrift Avenir Next haben wir an den markierten Stellen abgerundet oder gekürzt.
Das Erscheinungsbild in voller Farbpracht ist auf viele Medien übertragbar.
Das Erscheinungsbild in voller Farbpracht ist auf viele Medien übertragbar.
2013

renk.Magazin

Gestaltung

renk.

Pate

Siir Eloglu

Kategorie

ah und oh

vorgeschlagen am

9. September 2013

Plädoyer

Das renk.Magazin ist erfrischend anders. Immer wieder unterschiedlich sortiert kommt die Startseite daher. Auch wenn ich renk. mehrmals am Tag besuche, sind die Titel immer wieder anders gelistet, so dass die Seite immer wieder »neu« wirkt und meine Aufmerksamkeit massiv kitzelt. Ungewöhnlicher Inhalt, intelligenter Humor und guter Stil, sowohl in gestalterischer, als auch in redaktioneller Hinsicht, machen diese Website unverwechselbar und besonders. Einfach klug gestaltet, durch schlichte Schrift und klare Farbgestaltung, Chapeau!

Die Macher des renk.Magazin sind ein bunter Haufen von Kreativen, die ihren Hintergrund nicht in den Vordergrund stellen, denn einige haben einen hintergründigen Migrationshintergund. Es sind einfach Menschen aus dem Kommunikationsgewerbe, die über Dinge berichten, die sie bewegen, berühren, begeistern und inspirieren – also Menschen wie Du und ich! Dieser wilde Haufen konzentriert sich bei den Themen nicht nur auf Persönlichkeiten mit besagtem Hintergrund, sondern stellt auch kreative »Kartoffeln« – ein Begriff der Türken, wenn sie von Deutschen sprechen – vor, die von den Menschen und dem Leben in der Türkei infiziert und fasziniert sind und immer wieder dort hin müssen / wollen.

Die großformatigen und wirklich schönen Fotos unterstützen sehr wirkungsvoll die Inhalte der Artikel. Sie machen auf das Thema neugierig und auf die Personen, die portraitiert werden. Rezepte von Speisen mit Migrationshintergund werden als Video knackig präsentiert, ohne komplizierte Beschreibung, aber mit gut gelaunten Menschen und chilliger Musik, die Spass beim Kochen haben. Keine Werbung lenkt mich ab und empfiehlt mir Dinge, die mich so gar nicht interessieren. Wenn man einen Artikel runterscrollt, läuft der Inhalt im Schriftzug »renk.« mit, so dass der Titel durchsichtig wirkt. Das finde ich sehr cool und witzig.

So frisch und pfiffig kommt selten eine Website daher! Ich will sie nicht mehr missen.

Beschreibung

»Ayşe trägt Kopftuch und Ahmet eine Aldi-Tüte.« Klischeebilder wie diese hat nahezu jeder im Kopf. Von eben solchen Vorurteilen, Halb- und Unwahrheiten haben wir genug und deshalb wurde renk. gegründet! Wir, die festen Redaktionsmitglieder: Melisa Karakus, Ömer Mutlu, Danny Schuster, Roma Hering und Saliha Kubilay, versuchen kontinuierlich das Projekt renk. ehrenamtlich voran zu treiben.

renk. ist als Bachelor-Arbeit von Melisa Karakus an der FH Dortmund im Fachbereich Design entstanden und mittlerweile über sich hinaus gewachsen – es landete nicht, wie oftmals studentische Arbeiten in der Schublade, sondern es lebt. renk. Lebt von den Leuten die mitmachen und uns unterstützen. Das Online-Magazin wurde im Sommer 4 Monate nach Projektstart von der Bundesregierung zum Kultur- und Kreativpilot 2013 ausgezeichnet, worüber wir uns riesig freuen.

Nun aber zum Projekt selbst:


Welche Aufgabe verfolgt renk.?

renk. ist ein Onlinemagazin zur Aufdeckung »deutsch-türkischer Ausnahmeverhältnisse«. In Deutschland gibt es viele Plattformen und Magazine für politisch-engagierte Deutsch-Türken, deren Schwerpunkt oft auf die Integration von Türkeistämmigen in Deutschland ausgerichtet ist. Es gibt jedoch kaum eine Plattform beziehungsweise Publikation, welche sich mit deutsch-türkischer Kultur und Kreativität – jenseits von Folklore, Brauchtum und Religion auseinandersetzt.

renk. verbindet als erstes deutsch-türkisches Kulturmagazin neben einem gewissen gestalterischen Anspruch auch einen integrativen Aspekt, ohne dass dieser primär im Vordergrund steht.

renk. zeigt, dass Ausnahmeverhältnisse die Regel sind und möchte wegführen vom Klischee des typischen Vorzeige-Türken. Damit wird immer auch ein Ausnahmestatus generiert, der nur eine exemplarische Minderheit abbilden kann und weniger als Identifikationsfigur für die Mehrheit der jungen Deutsch-Türken geeignet ist.

Bei renk. sollen Menschen und Themen jenseits aller Klischees – nahe an der Zielgruppe – im Mittelpunkt stehen. Mit dieser Plattform soll das Leben der neuen und jungen deutsch-türkischen Generation gezeigt und aktiv mitgestaltet werden. 


Was bedeutet renk.?

renk. – ein in der deutschen Sprache unvollständig klingender, aber dennoch einprägsamer türkischer Begriff – zu deutsch: Farbe. Farbe ist eine individuelle und visuelle Wahrnehmung, die durch Licht hervorgerufen wird. Jeder Mensch sieht Farben anders. In allen Kulturen spielen Farben seit jeher eine wesentliche Rolle; sie bestimmen Riten, Gebräuche und den Alltag. Den hohen assoziativen Gehalt der Farben greift renk. auf, um dem Inhalt des Onlinemagazins einen visuellen Überbau zu geben. Die vielfältigen persönlichen Perspektiven der porträtierten Menschen und deren Geschichten damit zu unterstreichen. Es will aber auch zeigen, wie bunt und vielfältig die deutsche Gesellschaft ist.


Wie sieht renk. aus?

Das Farbschema gliedert sich derzeit in fünf Farben, welche sorgfältig aufeinander abgestimmt wurden. Dies ermöglicht eine breite Variations- und Kombinationsvielfalt, wie sie auf der Internetseite und der Geschäftsausstattung ersichtlich ist. Somit ergibt sich die für renk. eigene und typische Farbwelt. Die Internetseite wird beispielsweise in bestimmten Zeitabschnitten einem Farbwechsel unterzogen beziehungsweise auch die Klischeefragen (siehe Facebook) deren Farbigkeit sich immerzu abwechselt.


Die Wortmarke renk.

In Sachen Typografie bildet zunächst die Avenir Next die einzige Konstante. Alle weiteren vorkommenden Schriften, werden individuell ausgewählt (siehe Klischeekarten). Die Avenir Next diente zur Vorlage der renk.-Wortmarke, wurde zu diesem Zweck jedoch überarbeitet. Der geometrische und runde Ansatz in der Schrift war ausschlaggebend für die Wahl, jedoch wurde sie an ihren Kanten deutlich entschärft beziehungsweise abgerundet, um ein weicheres und verspielteres Schriftbild zu erlangen. Die Ausarbeitung des gesamten Schriftsatzes befindet sich noch in Arbeit – sie wird jedoch in Zukunft als renk.-Hausschrift Verwendung finden.


Online auf www.renk-magazin.de

Das renk. als Wortmarke (links oben zu sehen) erscheint ausgestanzt und lässt beim scrollen Artikel durch sich hindurch scheinen. Es tritt somit bewusst in den Hintergrund und lässt den erzählten Geschichten, welche gewissermaßen den Inhalt von renk. ausmachen, den Vortritt.

Die Internet-Plattform verkörpert voll und ganz die Idee der Farbwelt. So kommt es zu der überwiegend flächigen Farbgestaltung, bei der lediglich den verfassten Beiträgen Weißraum zugestanden wird. Die Darstellungsgröße der einzelnen Beiträge kann manuell beeinflusst werden, welches sich direkt auf die automatische Sortierung auf der Startseite auswirkt. Hierdurch wird unterschwellig eine ständig andere Optik hervorgerufen. Auch der technische Aspekt in Sachen Responsive-Design spielte von Anfang an bei der Konzeption eine große Rolle. Die Internetseite von renk. kann mit allen gängigen Smartphones, Tablets und PCs besucht werden.

Insgesamt wirkt die Internetseite auf der obersten Ebene aufgeräumt und durch Verwendung der gesättigten Farben sehr präsent. Es kommen immer nur zwei Farben zum Einsatz (zuzüglich Weiß und Schwarz) mit Ausnahme der »Dahinter-Seite«. Hier erlauben wir uns die »selbst auferlegte Sachlichkeit und Einfachheit« zu übergehen, um zu zeigen, was sich sprichwörtlich hinter den Kulissen abspielt. Dabei kommt ein beträchtlicher Part an Illustration zutragen, welcher einen abwechslungsreichen Kontrast zur flächigen Gestaltung bietet.

Details

Entstehungsjahr

2013

realisiert

Website

www.renk-magazin.de

initiiert von

Beteiligte

  • Melisa Karakus, Herausgeberin, Grafik
  • Ömer Mutlu, Herausgeber, Film
  • Danny Schuster, Grafik, technischer Support
  • Roma Hering, Text
  • Saliha Kubilay, Text

Schlagwörter

Buchcover
Buchcover
»Später nannten wir es die Zeit des Zweifels«, S. 6
»Später nannten wir es die Zeit des Zweifels«, S. 6
»Flip Flop«, S. 26
»Flip Flop«, S. 26
»Das alte E-Werk«, S. 32
»Das alte E-Werk«, S. 32
»Insomnia«, S. 59
»Insomnia«, S. 59
2013

»Das große Rauschen« – ein Artcomic zur Hauptstadt

Gestaltung

Dieter Jüdt

Pate

Claudia Pomowski

Kategorie

Begleiterscheinung

vorgeschlagen am

11. August 2013

Plädoyer

Ich hege eine große Leidenschaft für Bücher. Aufwendig gestaltet, lösen sie in mir eine Art Sinnesrausch aus. Es sind Bücher, die man sehen, fühlen, lesen, genießen und auch besitzen möchte, damit sich dieses Empfinden so oft wie möglich wiederholen kann.

Um dem allgemeinen Gerücht vom Sterben des Buchmarktes oder vom Verschwinden neuer, kunstvoller Buchveröffentlichungen zu trotzen, möchte ich auf ein 2012 erschienenes, ästhetisch sehr ansprechendes Buch aufmerksam machen.

Die Graphic Novel »Das große Rauschen« erzählt auf 68 Seiten in 50 Episoden aus dem Alltag Berliner Passanten. Der Inhalt stimmt nachdenklich. Welche Spuren hinterlassen wir? Liegt der schönste Tag unseres Lebens schon hinter uns? Was wurde aus den Menschen, die uns einst wichtig waren? Die vielen Kurzgeschichten handeln vom Alleinsein in der Großstadt, von Sommersprossen, Steppengras, Hunderegen, der Schönhauser Allee, Weißensee, der Nacht … und stellen in einer sensiblen Wort- und Bildsprache die große Frage nach dem Sinn des Lebens.

Im Zentrum von »Das große Rauschen« liegt die Zeichnung, die Visualisierung des Textes durch Dieter Jüdt. Sein gekonnter, erzählerischer Strich ist eine wunderbare Einladung, sich mit den poetischen Gedanken von Verena Postweiler über Berlin auseinanderzusetzen. Jüdt ist ein Könner in seinem Metier. Der für ihn typische lineare Duktus, gepaart mit grafischen Elementen, lässt die erzählten Episoden, die poetischen Momentaufnahmen aktuell wirken. Seine Figuren laden den Leser ein, sich mit ihnen zu identifizieren.

Dieter Jüdt ist ein Vielzeichner, einer, der die Hauptstadt beobachtet und uns mit seinen Zeichnungen zum Miterleben einlädt, uns mit seinem Blick sehen lässt. So wirken die Zeichnungen authentisch und Text und Bild werden in einem herrlich gebundenen Buch zur Einheit. Das extreme Querformat erfordert ein langsames Lesen und Schauen, ein behutsames Blättern der Seiten. Das Buch ist zweifarbig in schwarz und orange gestaltet und gedruckt – ein reizvolle Wechselspiel der Farben, welches sich vom Cover über den Innenteil konsequent durchzieht. Liebevolle Details wie das schwarze Vorsatzpapier, die Prägung auf Halbleinen und das orangefarbene Kapitalbändchen ergänzen die wertvolle Anmutung. Zusätzlich wurden zwei Bildmotive als prachtvolle Siebdrucke in zwei Echtfarben (Schwarz und Orange) in einer Auflage von 25 Stück gedruckt.

Dieser »Art-Comic« ist ein sehens- und lesenswertes Produkt des Verlaghauses J. Frank, Berlin. Ein Sammlerstück für Liebhaber der Buchkunst und solche, die es werden wollen.

Beschreibung

Verena Postweilers (Texte) und mein (Zeichnungen) Anliegen ist es, das Motiv der »Stadt« mit den Mitteln des Comics zu behandeln. Bewusst wählten wir für »Das große Rauschen« eine Frühform des Mediums, die »Comic-Strips«. Eine wiederkehrende gestalterische Konstante (vier gleich große Panels pro Seite) bilden so Bühne und gleichzeitig ruhigen Gegenpol für die von Dynamik und Unstetigkeit geprägten Erzählungen aus dem Alltag der Metropole.

Jede Story in »Das große Rauschen« ist dabei in sich abgeschlossen. Es gibt auch keine wiederkehrenden Hauptfiguren, wobei wir im Laufe der Arbeit an dem Buch dazu neigten, gewisse »starke« Protagonisten dann doch öfter auftreten zu lassen. Die Erzählungen sind, wie ihre Charaktere, teils real, teils fiktiv. Dennoch erscheinen uns die fiktiven Episoden angesichts des täglichen Lebens in der Stadt nicht weniger real. Hintergründe und Architektur basieren auf real existierenden Vorbildern, so steht beispielsweise »Das alte E-Werk« tatsächlich in der Kopenhagener Straße in Berlin.

Kommt man neu nach Berlin (der Name der Stadt wird im Buch nicht erwähnt), realisiert man schnell, dass die Stadt kein homogenes Ganzes ist, sondern aus lauter Einzelteilen besteht. Sie splittet sich auf in West und Ost, in Kieze, Szenen, Netzwerke. Und wie sich die Stadt im noch Kleineren zusammensetzt aus unendlich vielen Individuen, Einzelschicksalen und ihren Geschichten, unterliegt auch »Das große Rauschen« diesem mosaikartigen Muster. Viele einzelne kleine Momentaufnahmen, kurze Stories ergeben das immer bruchstückhaft bleibende Bild einer Stadt (und ihrer Menschen).

Spannend blieb in der Entstehung von »Das große Rauschen« auch stets die Interaktion zwischen Verena Postweiler als Autorin und mir als Zeichner. Ideen und Inspirationen spielten wir – wie beim Ping Pong – hin und her, blockten sie auch gelegentlich ab, schnitten sie an oder versahen sie mit neuem »Drall«. Der Entstehungsprozess dauerte über drei Jahre. Unser kontinuierlicher Austausch war für beide ein interessanter Lernprozess, denn es gibt ja in künstlerischen Kooperationen immer den Zeitpunkt, an dem man die eigene Idee und Arbeit vertrauensvoll aber unweigerlich aus der Hand geben muss …

Details

Entstehungsjahr

2012

realisiert

weitere Angaben

Format:
35 x 14 cm

Drucktechnik:
Digitaldruck

Papier:
Bio Top next cream 120 g/m², 1,3-faches Volumen

Bindung:
Hardcover, Halbleinen

Veredelung:
Prägung

Umfang:
68 Seiten

Auflage:
300

Handlettering

Erschienen als Quartheft 37 in der Edition Panopticon im Verlagshaus J.Frank | Berlin

Zur Publikation erschienen beim Verlag zwei Siebdrucke im Format 90 x 35 cm, gedruckt von Olli Nerlich, Berlin, auf 250 g Canson Papier, in Orange und Schwarz, Auflage je 25

initiiert von

Beteiligte

Schlagwörter

Sorti, der Ordnungshelfer
Sorti, der Ordnungshelfer
Diverse Modelle: Kinderbügel klein, mit Schuhhaken und Modulen zum variablen Zusammenstecken.
Diverse Modelle: Kinderbügel klein, mit Schuhhaken und Modulen zum variablen Zusammenstecken.
Zum Befüllen hängt er treu neben dem Bett.
Zum Befüllen hängt er treu neben dem Bett.
2013

Sorti

Gestaltung

Ela Mick

Pate

Ela Mick

Kategorie

weniger ist mehr

vorgeschlagen am

17. Juli 2013

Plädoyer

Ordnung muss sein!

Jetzt gibt es »Sorti«, deinen Ordnungshelfer!
Kein morgendliches Suchen mehr nach der zweite Socke oder Unterhose. Die Garderobe wird am Abend vorher zusammengestellt und Kleinteile im Netz verstaut.
Oder man hängt seine Jacke auf den Bügel und hat Handschuhe, Schal, Tasche und Geldbeutel jederzeit griffbereit. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Für höchste Beanspruchung ist dieser Bügel aus stabilem Multiplex und rundum mit einem Rahmen verstärkt. Das Netz hängt frei und ist somit von beiden Seiten befüllbar. Der einsteckbare Haken dient als Aufhängung für Hut oder Tasche. Er ist bei Bedarf abnehmbar. Es gibt den Bügel wahlweise mit Schuhhaken oder als steckbares Modulsystem (Mutter-Kind-Bügel).

Sehr gut einsetzbar für Kindergärten. Auch die Hausschuhe können an den Schuhhaken eingehängt werden und gehen so selbst im größten Getümmel nicht verloren.

Das spart Zeit und Nerven, und es gibt einem ein beruhigendes Gefühl zu wissen, wo man die Dinge wieder findet.

Beschreibung

Ich habe zwei Kinder, die jeden Morgen ihre Klamotten gesucht haben. Es spielten sich bei uns täglich die stressigsten Szenen ab. Wenn meine Tochter wieder unbedingt die rot-getüpfelten Socken zum blauen Kleid haben wollte und diese aber gerade ... Ja wo sind sie denn eigentlich jetzt schon wieder?
Alle waren zum Schluss genervt und es fehlte die Zeit um noch gemütlich seinen Kakao zu trinken.

So war mein Ursprungsgedanke:
Es müsste einen festen Ort geben, um die abends wild abgelegte Kleidung morgens mit einem Handgriff wieder griffbereit zu haben.

Abends gepackt – morgens parat!

Die stummen Diener nehmen unheimlich viel Platz in Anspruch. Auf einen einfachen Stuhl geschmissen, waren die Sachen wie durch Zauberhand morgens verschollen.
Bei normalen Kleiderbügeln fehlte mir der Platz für die Kleinteile.

Die Kunststoffkleiderbügel aus dem Schwimmbad waren das Vorbild für mein Produkt. Praktisch, hygienisch und mobil, aber leider hässlich und deshalb dazu verbannt, in dunklen Spinden ihr Dasein zu fristen.

Durch eigenes Design und edle Materialien machte ich den Schwimmbadbügel wohnungstauglich.


Details

Entstehungsjahr

2013

realisiert

weitere Angaben

Es wurde stabiles Multiplex verwendet und teilweise mit edlen Hölzern furniert. Die Netze sind aus handgeknüpftem Seidengarn und wurden mit natürlichen Farben gefärbt. Man kann sie zum Waschen mit den Edelstahl Schäkeln aus dem Holzkorpus leicht entfernen.

initiiert von

Beteiligte

  • Ela Mick, Design und Ausführung

Schlagwörter

Siebdruck auf dem Leinen-Einband
Siebdruck auf dem Leinen-Einband
Farbschnitt
Farbschnitt
Doppelseite aus dem Vorwort
Doppelseite aus dem Vorwort
Doppelseite aus dem Hauptteil
Doppelseite aus dem Hauptteil
Detail einer Kurzbiografie
Detail einer Kurzbiografie
Detail einer Doppelseite
Detail einer Doppelseite
Doppelseite aus dem Hauptteil
Doppelseite aus dem Hauptteil
2013

8m² – Acht Quadratmeter

Gestaltung

Peter Meyer

Pate

Ulrike Stoltz

Kategorie

durch die Blume

vorgeschlagen am

16. Juli 2013

Plädoyer

Ein Buch, in grobes graues Gewebe gebunden: »Acht Quadratmeter« steht auf dem Titel. Das ist die Größe einer Gefängniszelle. Das Buch enthält Texte, die Menschen hinter Gittern geschrieben haben. Alle hier abgedruckten Texte sind mit dem seit 1989 vergebenen »Ingeborg-Drewitz-Literaturpreis für Gefangene« ausgezeichnet und sind den jeweiligen Anthologien entnommen. Die Auswahl und Zusammenstellung für diese Ausgabe besorgte der Gestalter, Peter Meyer. Die Texte beschreiben den Alltag, die Erfahrungen, Gefühle, Hoffnungen, Träume, Sehnsüchte und Ängste, aber auch die Missstände und Mängel der Haft.

Sie kommen zu Wort in einer im Verhältnis zum Buchformat relativ großen, fetten serifenlosen Schrift (der URW Grotesk): schwer, direkt, schnörkellos treten sie uns vor Augen und bleiben dabei doch eingesperrt – in den Blocksatz und in einen dicken Linienrahmen, der einzig am Formatrand einen Ausweg zu bieten scheint: Fortsetzung auf der nächsten Seite, wo der Rahmen sich am Ende wieder um den Text legt und schließt. Die Linie ist so breit, dass sie am Beginn des Textes die jeweilige Überschrift enthält, der Name des/der Autor_in steht darüber, das heißt eigentlich direkt darauf: wie ein Türschild steht es da. Die Informationen zu den einzelnen Autor_innen finden sich dann unterhalb beziehungsweise außerhalb der »Textzelle« an deren Ende.

Die Texte zu lesen wird in diesem Buch gleichbedeutend damit, die Insassen im Knast zu besuchen. Das gestalterische Konzept ist bestechend einfach; die einzige Abwechslung besteht im individuellen Zuschnitt der Text-»Zellen«. Vorwort, Nachwort, Anhang und Impressum sind dementsprechend nicht in einen Linienrahmen eingesperrt und im Flattersatz gesetzt. Es gibt auch kurze Zitate, die Schwarz auf schwarzem Papier dem Vorwort, dem Textteil und dem Nachwort vorangestellt sind; ein ebensolches Zitat schließt das Buch ab. Das Schwarz dieser Trennseiten findet sich auch im Farbschnitt wieder. Das Papier lässt das Schwarz der Schrift und der Linien leicht hindurchscheinen, was nicht nur nicht stört, sondern die Hermetik und Geschlossenheit der Situation eher noch betont und verstärkt. Es hat eine leichte, geprägte Leinenstruktur, die wiederum mit den senkrechten und waagrechten Linien an Gitter erinnern – eine nonverbale Botschaft, die wir schon beim Einband beginnend und im Innenteil andauernd haptisch aufnehmen.

Das Buch zeigt Buchgestaltung, wie sie sein soll: auf den Text bezogen, ohne illustrativ zu sein. Die handwerkliche Seite lässt ebenfalls keine Wünsche offen, präzise bis ins Detail ist alles durchgearbeitet und trägt somit auch zum Eindruck hoher Konzentration und Dichte bei. Die Texte sind inhaltlich schwer, schwerwiegend, und wenn auch die Schriftwahl und -anordnung eine visuelle Schwere hat, so wird doch die Lesbarkeit der Texte durch die typografische Gestaltung nicht erschwert, sondern im Gegenteil positiv unterstützt. Die Gestaltung folgt hier dem durchaus klassischen Konzept »Typografie muss lesbar sein« – auch wenn weder die Inhalte noch deren typografische Form klassisch zu nennen sind. Eine rundum gelungene, zeitlos moderne Arbeit.


Beschreibung

»Das Gefängnis ist eine ganz eigene in sich geschlossene Welt, von der wir Draußengebliebenen – die wir lediglich durch eine winzige Drehung an der Schicksalsschraube verschont geblieben sind – beinahe gar nichts wissen.« (Kaspar Zorn)

Das Buch »8m² (Acht Quadratmeter)« entstand im Rahmen eines freien Projektes an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Es basiert auf meiner persönlichen Auseinandersetzung mit Gefangenenliteratur. Gefangenenliteratur umfasst all jene Erfahrungsberichte, Reportagen, Autobiografien, Briefwechsel, Prosa und Lyrik, die in oder infolge von Gefangenschaft entstanden sind.

Die Grundlage für diese Arbeit bildete ein im Sommersemester 2011 hochschulübergreifendes Projekt zwischen der Fachklasse Buchkunst (betreut durch Prof. Sabine Golde) der Burg Giebichenstein in Halle und des Studiengangs Kommunikationsdesign mit dem Schwerpunkt Typografie (betreut durch Prof. Ulrike Stoltz) der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Ausgehend von einem Text von Gerrit Jan de Rook mit dem Titel »Bücher sind wie … Häuser. Vögel. Reisen.« beschäftigte ich mich im Zuge dessen erstmals mit Gefangenenliteratur. Im Rahmen dieses hochschulübergreifenden Projektes enstand meine erste Arbeit, die sich mit Gefangenenliteratur beschäftigt. Hierfür analysierte ich erst das komplette Strafgesetzbuch, interpretierte es dann und inszenierte es zuletzt typografisch in einem Buch. Das Ergebnis ist ein (unleserliches) Buch – quasi eine Wand aus Worten. Alle Zeichen, bis auf die Wortzwischenräume, sind durchgestrichen und interpretieren so das deutsche Strafgesetz auf eine typografisch-bildliche Art und Weise. Da ich die recherchierten Texte der Gefängnisinsassen nicht mit dem Strafgesetzbuch kombinieren wollte, entstand im darauffolgenden Jahr eine zweite Arbeit, die sich ausschließlich der Gefangenenliteratur widmet.

Das Konzept, die Gestaltung und Typografie, die Schriftwahl, der Materialeinsatz und die Veredelung ergaben sich aus der literarischen Intensität dieser Texte.

Mein Ziel war, Menschen auf Gefangenliteratur aufmerksam zu machen und dem Leser einen Blick hinter die Mauern zu gewähren. Ich möchte mit dieser Arbeit keinesfalls eine Wertung zu den Umständen abgeben, die zur Verurteilung und zur Freiheitsstrafe der Gefangenen / Autoren führte. Das aufgrund seines Inhalts sehr emotionale Buch beschreibt authentisch und literarisch anspruchsvoll, wie Gefangene die Haft erleben. Sie berichten vom Leben hinter Gittern – von Gefühlen, Hoffnungen, Träumen, Sehnsüchten und Ängsten.

»Jeden Abend der gleiche Vorgang: Tür zu, Schlüssel rum, Licht aus, allein mit dem Schweigen. Wenn die Wände erzählen könnten! Von denen, die nachts leise weinen, von denen, die im Schlaf schreien oder von denen, die ganz still sind.« (Ralf Sonntag)

Die Texte sind beeindruckend ausdrucksstark und gewähren dem Leser einen Blick in die acht Quadratmeter einer herkömmlichen Gefängniszelle.

Um dem Leser das Gefühl der Gefangenen / Autoren näher zu bringen und die Intensität der Texte zu unterstützen, entschied ich mich bewusst für eine schwere Grotesk und einen eingeengten / ummauerten Textrahmen. Die Worte erscheinen schwer und die dicken schwarzen Balken, von denen die Texte umgeben sind, grenzen sie von dem großzügigen Weißraum der Doppelseiten ab. Die Enge scheint sich so zu verdoppeln – man fühlt sich unwohl, ein Unbehagen steigt auf. Der Leser wird so automatisch in den Text gezogen und fühlt sofort die Schwere und Enge der beschriebenen Erfahrungen und Umstände.

»Anfangs war er verzweifelt, dann kam die Auflehnung gegen das Schicksal, dann die Phase der Ergebung. Jetzt hat er nur noch Angst, Angst vorm Tod in diesem Haus, und manchmal ist er versucht, den langen Weg zu diesem furchtbaren Ende abzukürzen.« (Norbert Jeschke)

Details

Entstehungsjahr

2012

Prototyp

weitere Angaben

Format:
180 × 280 mm

Papier:
Opaline-Leinen (110 g/m²) von May+Spies
schwarzes Ingrespapier (90 g/m²)

Bindung:
Fadenheftung auf Lagen

Schrift:
URW Grotesk Medium & Light von Hermann Zapf

Veredelung:
Siebdruck auf groben Leinen-Einband
dreiseitiger Farbschnitt in schwarz

initiiert von

Beteiligte

Schlagwörter

temporäres digitales Tagebuch
temporäres digitales Tagebuch
330 Seiten Gegenwartsarchiv – ein Wendebuch mit zwei Covern – einmal Archiv / Collect und einmal Consume / Highlights
330 Seiten Gegenwartsarchiv – ein Wendebuch mit zwei Covern – einmal Archiv / Collect und einmal Consume / Highlights
Collect Part – archivarischer Teil des Buches – exemplarische Doppelseite eines Telefons mit vielen Informationen
Collect Part – archivarischer Teil des Buches – exemplarische Doppelseite eines Telefons mit vielen Informationen
Collect Part– archivarischer Teil des Buches – exemplarische Doppelseite von mehreren Telefonen mit wenigen Informationen und Abbildung eines besonders schönen Fundstücks
Collect Part– archivarischer Teil des Buches – exemplarische Doppelseite von mehreren Telefonen mit wenigen Informationen und Abbildung eines besonders schönen Fundstücks
Consume Part – Doppelseite mit gefundener SMS – die Fußnote verweist auf ein Telefon im archivarischen Teil
Consume Part – Doppelseite mit gefundener SMS – die Fußnote verweist auf ein Telefon im archivarischen Teil
Consume Part – Doppelseite mit gefundenem Bild und SMS-Verkehr eines anderen Telefons – Fussnoten verweisen auf Telefone im archivarischen Teil
Consume Part – Doppelseite mit gefundenem Bild und SMS-Verkehr eines anderen Telefons – Fussnoten verweisen auf Telefone im archivarischen Teil
Consume Part – Doppelseite mit gefundenen Bildern – Kurzgeschichte zu einem Telefon auf verkürzter Seite
Consume Part – Doppelseite mit gefundenen Bildern – Kurzgeschichte zu einem Telefon auf verkürzter Seite
2013

Collect Consume Forget

Gestaltung

Niklas Hippel

Pate

Daria Groß

Kategorie

durch die Blume

vorgeschlagen am

6. Juli 2013

Plädoyer

Datenschutz ist ein heikles Thema. Wir alle möchten ungern der Öffentlichkeit Privates von uns preisgeben. Wer schon mal ein Handy verloren hat oder dem es geklaut wurde, sollte hier aufhorchen.

Niklas Hippel hat in Bremen auf Flohmärkten und Internetplatformen 100 Handys erworben und diese in einem Buch gelistet. In schöner Typografie wurden wie in einem Produktkatalog alle Merkmale, Produktdetails und die übrig gebliebenen Daten fein säuberlich aufgeführt. Da bei Entnehmen der SIM-Karte nicht alle Daten von einem Handy gelöscht werden, also ein Teil immer noch auf dem Telefon selbst gesichert ist, bieten die Fundstücke eine Menge interessanter Daten. SMS, Adressbucheinträge, Bilder und Videos – aufregende Dinge!

Neben der Auflistung sind in einem zweiten Teil großformatig Bilder und Textfragmente aus den dazugehörigen Textnachrichten grafisch in Szene gesetzt.

Die 100 Handys wurden zu Niklas Hippels Diplomarbeit 2011 an der Hochschule für Künste in Bremen an einer Wand in Szene gesetzt. Davor ein Stuhl mit einem kleinem Holztisch, auf dem man das wuchtige lilafarbene Buch mit gelber Banderole vorfand. Beim Blättern der Seiten war der Blick auf die Handys gerichtet. Ich selber habe mit Schrecken zwei Modelle entdeckt, die mir abhanden gekommen sind – mulmiges Gefühl!

Das Buch macht deutlich, wie achtlos wir mit unseren Daten umgehen. Und es macht nachdenklich. Wer hat die Rechte an den gespeicherten Bildern? Was ist mit den Telefonnummern aus den Adressbüchern?

Ein echt gelungenes Buch – grafisch und thematisch!

Beschreibung

In dieser Arbeit thematisiere ich den digitalen Müll des Alltags, die Identität des Menschen und den Umgang mit der selbigen.

Mein Ziel war, digitale Archive der Gegenwart ausfindig zu machen – in begrenztem Umfang, übersichtlich und mit einer Vielzahl unterschiedlicher Informationen – und ich fand einen persönlichen Gegenstand, einen treuen Begleiter: das Mobiltelefon. Ich fand ein Schmuckkästchen, welches an der intimen Privatsphäre seines Besitzers teilhaben darf, welches zwar wichtige und einschneidende Lebensabschnitte dokumentiert, aber dennoch nur aus gegenstandslosen Einsen und Nullen besteht. Ich fand ein Archiv, welches zwar über einen bestimmten Zeitraum gefüllt, gepflegt und gehütet wird, aber dann in Vergessenheit gerät – collect, consume, forget, die Erinnerungen, die emotionale Komponente.

In Zeiten, in denen sich der Bürger über »NSA-Affären«, den gläsernen Menschen und die Google-Maschinerie echauffiert, muss man gar nicht erst die Aquarien der Social-Communities wie Twitter und Facebook aufsuchen, um auf den nachlässigen Umgang mit der eigenen Identität zu stoßen. 100 Mobilfunktelefone kosten in einem Internetauktionshaus zwischen 100 und 300 Euro und sind gefüllt mit bebilderten Geschichten, komprimierter Poesie, Traurigem, Lustigem, Spannendem oder auch Langweiligem. Sie dokumentieren das ungeschönte Leben.

Das Handy ist ein fetischartiges Symbol und Ausdruck der eigenen Persönlichkeit. Es reflektiert auf einzigartige Weise den Alltag des Nutzers zu einem bestimmten Zeitpunkt – eine Mischung aus emotionaler Beziehung und repräsentativem Statussymbol. In der Rolle des Informationsparasiten analysierte, katalogisierte und archivierte ich jedes dieser Telefone, las äußere Eindrücke und innere Werte aus, interpretierte sie und verknüpfte sie zu neuen Inhalten.

Das Buch als Urform des Archives und Medium, welches die Gegenstandslosigkeit der Daten haptisch erfahrbar macht, erschien mir für meine kri­ti­sche Zusam­men­fas­sung der Fund­stü­cke die geeignetste Form zu sein. Mein Wendebuch hat zwei Teile – einen archivarischen Teil und einen, der sich mit den Highlights beschäftigt. Des weiteren sind 20 Kurz- und Hörgeschichten entstanden, welche einige Telefone und ihre Besitzer skizzieren und karikieren.

Es soll der buchhalterische Datafreak angesprochen werden, der sich im kindlichen Frühstadium seines Statistikerlebens stundenlang im Abwägen von Quartettkarten verlieren konnte, der es liebt, Daten zu vergleichen und Schlüsse daraus zu ziehen. Der visuell- und textaffine Mensch widmet sich zunächst den Geschichten und Grafiken und wirft danach vielleicht noch einen Blick in das Archiv.

Mehrere Ausstellungen begleiteten das Projekt und regten zu stundenlangen Diskussionen an. Dieses Projekt lässt offenbar niemanden kalt. Wer immer es sieht, ist betroffen, fühlt sich einbezogen, bezieht Stellung, ist peinlich berührt, gar wütend oder total belustigt.

Details

Entstehungsjahr

2010

Prototyp

weitere Angaben

Bindung:
Wendebuch, Leinenhardcover mit Prägung und Banderole

Format:
Din A4

Umfang:
330 Seiten

Papier:
Banderole: Munken Pure 100 g/m²

Drucktechnik:
Banderole: Siebdruck

Website

www.collect-consume-forget.com

initiiert von

Schlagwörter

Halle-Neustadt, Bahnhof
Halle-Neustadt, Bahnhof
Halle-Neustadt, Passage
Halle-Neustadt, Passage
Halle-Neustadt, Frau Kicinski
Halle-Neustadt, Frau Kicinski
Halle-Neustadt, Bruchsee
Halle-Neustadt, Bruchsee
Halle-Neustadt, Andersenstraße
Halle-Neustadt, Andersenstraße
Halle-Neustadt, Frau Reinicke
Halle-Neustadt, Frau Reinicke
Halle-Neustadt, Block 10
Halle-Neustadt, Block 10
2013

Die Weite des Blicks – Erinnerungen aus der Stadt der Zukunft

Gestaltung

Anja Weber

Pate

Stefanie Ollenburg

Kategorie

Begleiterscheinung

vorgeschlagen am

24. Juni 2013

Plädoyer

Es ist ein Blick in die Vergangenheit – Bilder einer Plattenbausiedlung in Halle-Neustadt sowie Portraits von älteren Damen, die dort schon fast ihr ganzes Leben lang wohnen, aufgenommen im Jahr 2004.

Die Serie hat mich berührt, besonders die Portraits der älteren Frauen, so authentisch und dadurch emotional aufgeladen. Auch die Bilder der Plattenbauten zeigen, wie verlassen und einsam dieser zu DDR-Zeiten sicherlich belebte Stadtteil heute wirkt.

»Ein Bild sagt mehr als tausend Worte« – ich finde, das trifft auf diese Fotoreihe zu. Anja Weber fotografiert die Menschen so wie sie sind. Jedes Portrait scheint deren innere Schönheit hervorzuheben, ohne sie zu »verschönen«. Anja Weber hat das Geschick, das Authentische auf eine ansprechende Art und Weise zu zeigen. Das Gleiche trifft auf die Bilder der Umgebung zu. Ihr Auge sieht eine reale Welt und doch hat sie etwas Fantastisches.

Diese Fotoserie verdient für mich einen Ehrenpreis in der Kategorie »Begleiterscheinung«. Es ist ein Blick aus einer anderen Perspektive, die zeigt auf fast skurrile Weise, was in unserem Land war und was gerade passiert: dass das Leben sich für viele Menschen in den Randgebieten gravierend verändert hat. Dass diese Gebiete und ihre Bewohner vereinsamen. Es entstehen Geisterstädte in denen soziale Kontakte vernachlässigt werden.

Beschreibung

»So viel Grünes, wie wir in unserer Stadt hier haben, also da müssen Sie lange suchen, ehe Sie das woanders finden! Wir hatten mal eine schwedische Delegation hier, lange vor der Wende. Mit den Delegationsmitgliedern waren wir in dem Block, in dem Frau Luther wohnt. Da ist auf dem Dach eine wunderschöne Terrasse, von dort konnten die Schweden die Stadt mal von oben sehen: eine Stadt im Grünen! Wunder-, wunder-, wunderschön, also wirklich wahr. Man kann sich in die Stadt verlieben, wenn man sie nur alleine schon von oben sieht.« sagt Elisabeth Reinicke. Sie wohnt seit 1967 in Halle-Neustadt.

Halle-Neustadt, ab 1963 als Schlafstadt für die Chemie-Industrie-Standorte Leuna und Buna geplant, war die »Stadt der Zukunft«, eine sozialistische Vorzeigestadt mit allem, was als Annehmlichkeiten des modernen Lebens begriffen wurde: Fernheizung, warmes Wasser, Innen-WC, Kinderbetreuung vor der Haustür. 1964 zogen die ersten Bewohner ein, Ende der 1980er Jahre lebten 100.000 Menschen in Halle-Neustadt, das Planziel war erreicht. Dann kam die Wende und mit dem Wegfall der Chemie-Industrie gingen auch die Menschen. Heute ist die Bevölkerung auf etwa 45.000 geschrumpft, die Altersstruktur hat sich umgekehrt: betrug 1970 das Durchschnittsalter 23 Jahre, ist heute jeder zweite Neustädter im Rentenalter.

Meine Arbeit »Die Weite des Blicks« ist der Versuch eines Portraits des Stadtraums und seiner Bewohnerinnen. Ausgangspunkt für meine Fotografien waren persönliche Begegnungen mit langjährigen Bewohnerinnen Halle-Neustadts. Erstmalig traf ich die Mitwirkenden in den zahlreichen Seniorenzentren der Stadt – denselben Räumen, die ehemals als Kindertagesstätten genutzt wurden. Es handelte sich dabei überwiegend um Frauen. In Interviews erzählten sie über ihr früheres und heutiges Leben in der Stadt und ihre persönliche Nutzung des öffentlichen Raumes. In den Gesprächen wurde schnell klar, dass ihr Bild von Halle-Neustadt wenig mit dem gemein hat, was sich mir als ortsfremder Besucherin 2004 als erster Eindruck vermittelte. Die gelebte Erfahrung der Seniorinnen manifestiert sich in ihrem gegenwärtigen Blick auf die Stadt.

Fotografisch versuchte ich, mit den durch die Interviews gewonnenen Eindrücken die heutige Stadt zu betrachten – sie nicht nur als sichtbare (Ober)fläche zu begreifen, sondern vielmehr die Erzählungen über den gelebten Raum mitschwingen zu lassen. Meine Fotografien entstanden mit einer Fachkamera, wie sie häufig für die Architekturfotografie benutzt wird. Bei einer Fachkamera ist es möglich, stürzende Linien auszugleichen und Aufnahmen mit großer Schärfentiefe zu machen. Als Analogie zum subjektiven Blick der Frauen auf ihre Stadt nutzte ich die Kamera hier in der Form, um die spezifischen Schärfen und Unschärfen in den Bildern zu realisieren. Bei den Portraits im neutralen Setting versuchte ich mich auf Gesicht und Ausdruck zu konzentrieren, der Blick der Portraitierten ist in die Ferne gerichtet.

»Die Weite des Blicks« ging hervor aus dem Arbeitsbuch »Subjektive Landschaften« (zusammen mit Saskia Hebert und Sanja Utech), einem Beitrag zum Ideenwettbewerb »Schrumpfende Städte« der Bundeskulturstiftung und der Zeitschrift Arch+. »Subjektive Landschaften« kam in die engere Wahl des Wettbewerbs. Die Arbeit wurde im Dezember 2004 gemeinsam mit den anderen Finalisten im DAZ Berlin gezeigt und im Mai 2005 im Magazin Arch+ 173 publiziert.

Details

Entstehungsjahr

2004

realisiert

weitere Angaben

13 Fotografien, davon 4 Portraits und 9 Aufnahmen im Stadtraum

4 Texttafeln

Material:
C-Prints, Alu-Dibond, gerahmt

Maße Bilder:
40 x 50 cm
bis 100 x 135 cm

Maße editierte Interviews der portraitierten Frauen:
20 x 50 cm

initiiert von

Beteiligte

Schlagwörter

Kollektion
Kollektion
Kollektion
Kollektion
Kollektion
Kollektion
Shopper
Shopper
großer Rucksack
großer Rucksack
Collage: Inspirationsphase
Collage: Inspirationsphase
Collage: Pop-Up-Konzept
Collage: Pop-Up-Konzept
2013

Pop-Up

Gestaltung

Wilma Pingel

Pate

Annette Jacobs

Kategorie

ah und oh

vorgeschlagen am

16. Mai 2013

Plädoyer

Wilma Pingel's »Pop-Up« Taschen zeigen in herrlich eleganter Weise ein simples aber pfiffiges Gestaltungsprinzip auf.

Einfache flache Quadrate, Rechtecke und Kreise verwandeln sich in dreidimensionale Taschen. Das Faltkonzept lässt zu, dass die Taschen bei Nichtbenutzung oder Transport leicht verstaut werden können. Formal ist es wunderbar, dass die Taschen im zusammengefalteten Zustand einfarbig sind und bei Benutzung überraschend das komplette Farbkonzept »entfalten«. Die Taschen werden aus süddeutschem Rindsnappaleder in Berlin hergestellt und von der Firma Olbrish vertrieben. Ein gelungen praktisches Design mit spielerischem Aha-Effekt.

Beschreibung

»Machen Sie einfach, was Sie schon immer am Thema Taschen fasziniert hat!« Mit diesem wundervollen Satz, mit dem mich die Geschäftsführer der Ledermanufaktur Olbrish nach unserem ersten Gespräch entließen, begann das Projekt »Ledertaschen für Olbrish« vor einiger Zeit. Und was mich am Thema Taschen fasziniert, das musste ich erst einmal herausfinden.

In den darauffolgenden Wochen verbrachte ich jeden Tag in verschiedenen Bibliotheken. Stöberte, blätterte und studierte; hangelte mich von Thema zu Thema, gelangte von Hölzchen auf Stöckchen, um mich selbst wie ein Gefäß mit Eindrücken, Bildern und Informationen zu füllen. Ich näherte mich dem Thema geschichtlich, »reiste« in verschiedene Länder, von England über Japan nach Afrika und Südamerika, beschäftigte mich mit Kunst und Skulpturen, blätterte Fotobände durch, unternahm Ausflüge ins Kunsthandwerk, setzte mich mit Fashiondesign und Modegeschichte auseinander, studierte Naturwissenschaften und blickte ins Tierreich. Jeden Tag nahm ich mir einen Stapel Bücher und Zeitschriften vor. Ich versah alles, was meinen Blick, wenn auch nur kurz, fesselte, mit einem Lesezeichen und kopierte alles am Ende des Tages. So sammelte sich in den Wochen der Recherche- und Inspirationsphase ein großer Schatz an Eindrücken, Erinnerungen und Darstellungen an, den ich, als ich das Gefühl hatte, jetzt bis oben hin angefüllt zu sein, in einer riesigen Collage weiterverarbeitete – sortiert nach Themen, Formen, Farben und Strukturen. Erst ab diesem Zeitpunkt, mit der Verbildlichung und Gedächtnisstütze an der Wand vor meinem Schreibtisch ständig vor Augen, wagte ich mich konkret an das Thema Taschen heran.

Im nächsten Schritt arbeitete ich mehrere Gestaltungsansätze für Taschen heraus – unter Berücksichtigung von Herstellungsverfahren, Schnittmustern und praktischem Nutzen. Dafür skizzierte und zeichnete ich und erstellte Modelle aus Papier. Gemeinsam mit dem Hersteller fiel die Entscheidung für eines der Konzepte: das »Pop-Up-Konzept«. Ursprungsgedanke dieses Konzepts ist die Arbeit mit geometrischen Formen und das Prinzip des Faltens, von der Fläche zur dreidimensionalen Form. Inspiriert von den Arbeiten japanischer Fashiondesigner wie Issey Miyake und Yohji Yamamoto, vom Bauhaus mit seinen geometrischen Grundformen, von japanischem und marrokanischem Kunsthandwerk, von Skulpturen von Künstlern wie Cy Twombly und Tony Cragg aber auch von schlichten Alltagsgegenständen wie einem Staubsaugerbeutel ist eine Kollektion von Taschen und Rucksäcken entstanden, die formal mit zeitlosen und bekannten geometrischen Formen spielt. Das Faltprinzip in Verbindung mit der Bewegung verleiht den Taschen einen ganz eigenen wesenhaften Zug. Die vereinfachte Verstaubarkeit der Taschen ist eher ein angenehmer Nebeneffekt, der dem Ganzen einen Zusatznutzen verleiht.

Der sehr intensiven Recherche- und Konzeptphase folgte nun die ebenso intensive Ausarbeitungsphase, in enger Zusammenarbeit mit dem Hersteller. Die Schnittmuster aus Papier mussten in Leder übertragen, an spezifische Herstellungsverfahren angepasst, in Arbeitsprozesse integriert und kosteneffizient zu Ende entwickelt werden. Materialbedingte Kompromisse und technische Detail-Lösungen für die Schnitte wurden gefunden und entwickelt. Zu guter Letzt wurden Farbkombinationen erdacht und, zusammen mit dem Fotografen Jan Carl Bartels, die Fotos geschossen.

Dieses Projekt war alles in allem eine tolle Arbeit. Vor allem die Möglichkeit, am Anfang ganz frei und mit jeder Menge Zeit an das Thema heranzugehen, war toll, wenn auch finanziell schwer zu bewältigen. Ich liebe es, wenn die Bedingungen bei einem Projekt es mir ermöglichen, mit dieser Methode an ein neues Thema heranzugehen, denn meiner Meinung nach ist es nur mit einer solch intensiven, künstlerisch forschenden Herangehensweise möglich, wirklich innovative Entwürfe und Produkte zu entwickeln. Aber leider ist das, wirtschaftlich gesehen, so gut wie nie möglich. Darum bin ich sehr dankbar für soviel Zeit und Freiheit bei diesem Projekt. Auch die Ausarbeitungsphase zusammen mit der Firma Olbrish war toll, interessant und lehrreich. Ich wurde sehr herzlich in dem Betrieb aufgenommen und ich erhielt intensive Einblicke in alle relevanten Bereiche.

Details

Entstehungsjahr

2012

realisiert

weitere Angaben

Die Ledertaschenkollektion »Pop-Up«, das sind zur Zeit zwei Rucksäcke und zwei Tragetaschen in verschiedenen Größen und ein Shopper, bestehend aus einfachen geometrischen Formen – Dreieck, Rechteck und Kreis – und der Kombination aus weichem und festem Leder. Die Taschen sind aus süddeutschem Rindsnappaleder gefertigt, werden in Berlin produziert und sind in zahlreichen Farbkombinationen erhältlich.

initiiert von

Beteiligte

Schlagwörter

Ebene 1 (herausnehmbar)
Ebene 1 (herausnehmbar)
Ebene 2 (herausnehmbar)
Ebene 2 (herausnehmbar)
Gravur im Kistendeckel
Gravur im Kistendeckel
Verkehrer. Kreuzt eine schwarze Katze den Weg von links, bringt das Unglück. Man braucht einen Verkehrer (der die Katze von rechts kommen lässt).
Verkehrer. Kreuzt eine schwarze Katze den Weg von links, bringt das Unglück. Man braucht einen Verkehrer (der die Katze von rechts kommen lässt).
Salzbremse. Salz verschütten bringt Unglück. Man braucht eine Salzbremse (aus der das Salz nicht so schnell entwischen kann).
Salzbremse. Salz verschütten bringt Unglück. Man braucht eine Salzbremse (aus der das Salz nicht so schnell entwischen kann).
Klirrkiste. Das Klirren von Porzellanscherben vertreibt Dämonen. Man braucht eine Klirrkiste (die ein Klirrgeräusch verursacht).
Klirrkiste. Das Klirren von Porzellanscherben vertreibt Dämonen. Man braucht eine Klirrkiste (die ein Klirrgeräusch verursacht).
Neutralisierer. Glasscherben bringen Unglück, Porzellanscherben bringen Glück. Ein Glas geht kaputt. Man braucht einen Neutralisierer (den man hinterherwirft).
Neutralisierer. Glasscherben bringen Unglück, Porzellanscherben bringen Glück. Ein Glas geht kaputt. Man braucht einen Neutralisierer (den man hinterherwirft).
2013

AUTEMETUA oder: Schwarze Katzen von links spiegelverkehrt ohne Scherben

Gestaltung

Eva Gräbeldinger

Pate

Florentine Heimbucher

Kategorie

ah und oh

vorgeschlagen am

12. Mai 2013

Plädoyer

Endlich: Erfindungen zur Vermeidung von Unglück und zur Förderung des Glücks im Aberglauben.

Worum es bei dieser Arbeit geht

Unser Alltag ist geprägt von Unsicherheiten, die Welt voller Ungewissheit. Wäre es da nicht hilfreich, einfach ein bisschen abergläubisch zu sein und sich so die fehlende Sicherheit zu geben?

Auf den ersten Blick eine einfache Lösung, doch fängt der Aberglaube erst einmal an, dann ist nicht nur das Glück greifbarer, nein, auch das Unglück lauert hinter jeder Ecke. Und was machst Du dann, wenn beim Anstoßen Dein Blick in die Augen Deines Gegenübers unterbrochen wird, wenn Du den Salzstreuer umstößt oder Dir – noch schlimmer – eine schwarze Katze von links über den Weg läuft? Dann ist der Aberglaube kein Hilfsmittel im Kampf gegen die Unsicherheit mehr, er fängt an, Dich zu quälen und bestraft Dich mit zusätzlichen Gefahren, die auf Dich lauern.

Doch glücklicherweise gibt es jetzt eine Kiste. Eine Kiste voller rebellierender Objekte, die den Aberglauben austricksen, verwirren und ihn nur noch in eine Richtung leiten – in die Richtung des Glücks, weg vom Unglück. 28 Objekte, die helfen, sich gegen die Kräfte des Unglücks zu wehren. Da gibt es den »Augenkontakt-Anzug«, der garantiert, dass man sich beim Anstoßen gegenseitig in die Augen sieht, den »Verkehrer«, der die Katze statt von links von rechts kommen lässt. Aber es gibt nicht nur Objekte, die Unglücksquellen neutralisieren, sondern auch Objekte, die dem Glück ein wenig auf die Sprünge helfen. Der »Jucker« lässt zum Beispiel Deine linke Hand jucken, was bedeutet, dass bald ein Geldsegen eintreffen wird.

Wieso die Arbeit so toll ist

Seit langem (oder vielleicht auch noch nie?) habe ich keine so ausgeklügelte, spannende, gleichzeitig humorvolle und durchdachte Arbeit mehr gesehen. Nur eine Auflistung von überschwellenden, lobenden Adjektiven? Jeder, der sich genauer mit dieser Arbeit befasst, wird mir wohl zustimmen, dass das nicht so ist. Warum also halte ich die Arbeit für so ausgeklügelt und durchdacht? Um nur ein Beispiel zu geben: schon allein der Name »AUTEMETUA« setzt sich zusammen aus den Worten »AUTEM« + »METU« + »A« (lateinisch: »Aber aus Angst vor …«), gleichzeitig ist das Ganze aber auch noch ein Palindrom – es lässt sich also von vorn und von hinten lesen. Man kann sich sicher sein, dass bei der Gestaltung der Kiste, der einzelnen Objekte, der Symbole und dem gesamten Rest nichts dem Zufall überlassen wurde. Spannend finde ich die Arbeit, weil der Aberglaube kein Produkt der Gegenwart ist, sondern weit in die Geschichte der Menschheit zurückreicht und wohl auch noch unsere Nachfahren beschäftigen wird. Und auch, weil man sofort wissen möchte, was sich hinter Namen wie beispielsweise »Bespucker«, »Holzklopfklopfholz« oder »Tischarm« verbirgt.

Ich habe die Kiste voll mit diesen aufwendig hergestellten Objekten bei einer Austellung gesehen, immer umringt von einer Menschentraube, die sich über den »Potenzschlüpfer« amüsierten und voller Neugierde die Bedeutung eines jeden Objektes erfahren wollten.

Immer noch nicht überzeugt? Tja, dann pfeif doch das nächste Mal, wenn wenn Du auf einem Schiff bist und schau was passiert, ohne einen »Pfeifenstopfer« bei dir zu haben …

Beschreibung

Das Projekt ist in erster Linie ein Statement (gegen die schlechten Seiten des Aberglaubens), also so etwas wie eine dreidimensionale Aussage. Zu Beginn sollte es ein Notfallkoffer werden, den man mit sich herumtragen kann. Aber während des Projekts wurde es (absichtlich) zu einer Art Schatztruhe, zu einem heiligen Aufbewahrungsort für alle möglichen »Autems«.

Meine Ausgangsfaszination galt eigentlich dem Alltagsritual, vor allem Situationen, in denen man ein tägliches Ritual aus irgendeinem Grund nicht vollziehen kann. Viele Menschen verzweifeln regelrecht daran. Neurose oder Aberglaube? Ich entschied mich, in Richtung Aberglauben weiter zu forschen. Es sollte eine Arbeit werden, mit der ich spielen kann, bei der ich so richtig toben und möglichst viele Disziplinen vereinen kann. Letztendlich beinhaltete die Arbeit schreiben, konzipieren, illustrieren, basteln, bauen, rumspinnen, nähen, gießen, ins Lateinische übersetzen, hämmern, schnitzen, modellieren, ein Logo gestalten, Layout, Symbole, Formen- und Bildsprache entwickeln. Ich las viele Bücher und befragte viele Leute zu allgemeinen und selbsterfundenen abergläubischen Regeln. Währenddessen wurde ich immer wütender, da der Aberglaube viel mehr Unsicherheit als Sicherheit vermittelt. Deshalb stellte ich mir die Aufgabe, das Unglück im Aberglauben bekämpfbar zu machen. Ich erfand Mittel, die es bisher noch nicht gab, die das Hintertürchen im Regelkatalog finden und dort fröhlich hinausspazieren. Die von mir entwickelten Mittel geben Sicherheit und rufen das Glück hervor.

Diese Mittel, genannt »Autems«, sind in einer Kiste aufbewahrt. Eine illustrierte und detaillierte Anleitung erläutert die Bedienung jedes Gegenstandes. Alles sollte einen mystischen, an frühere Artefakte des Aberglaubens angelehnten, aber auch einen alchemistischen, etwas verrückten, besessenen und forschungsbetonten Charakter haben.

So entstanden allerhand Objekte, wie zum Beispiel das Holzklopfklopfholz. Wenn man etwas verschrieen hat, soll man drei mal auf Holz klopfen. Was aber, wenn kein Holz in der Nähe ist? Das Holzklopfklopfholz kann man immer dabeihaben. Es ist handlich und aus reinstem Eichenholz, immer bereit, geklopft zu werden. Wer keine böse Schwiegermutter bekommen möchte, sollte den Tischarm verwenden, denn am Tischbein zu sitzen bringt derartiges Unglück. Mit Hilfe dieses Objektes lässt sich das Tischbein in einen Tischarm verwandeln. Sollte jemand seinen Teller nicht ganz leer essen können, weil er schon früher satt ist, kann er dem Schlechtwetter-Risiko wie folgt entgehen: man nehme den Aufess-Apparat zur Hand und lasse ihn die Arbeit des Aufessens verrichten. Dann sollte die Sonne schön scheinen können.

Das Projekt und die Methoden, die in dieser Kiste stecken, tragen den Namen »AUTEMETUA«. Die wesentlichen Satzfragmente meines Themas sind für mich »aber ich glaube« und »aber aus Angst vor« oder einfach nur »aber«. Diese beschreiben das Wesen der meisten mir bekannten abergläubischen Menschen sehr treffend. Da ich viele lateinische Zaubersprüche gedichtet und in die Anleitung integriert hatte, sollte sich die mystische, alchemistische und wissenschaftliche Anmutung auch in der Namensgebung fortführen: Aber = lat. »autem« klingt wie das englische »item« = ein Punkt, eine Position, ein Artikel. Meine Objekte sind ebenfalls Artikel, gesammelt in einer Kiste. Die Objekte sind tatsächlich kleine »Abers«: Sie widersprechen dem Aberglauben, wo sie können.

Ein Lieblingsautem habe ich nicht. Das wäre sonst, als hätte ich als Mutter ein Lieblingskind.

Da Palindrome eine magische Wirkung haben sollen, machte ich aus meinem »autem« nun auch ein Palindrom: AUTEMETUA. Hierbei ergibt sich Folgendes: lat. »AUTEM METU A« = »aber aus Angst vor«. Damit schließt sich der Kreis.

Die in dem Schriftzug verwendete Rune »Naudiz« steht für Not und Notsituationen, aber auch für Widerstand. Sie gibt dem AUTEMETUA ein besonderes »T« und lädt das Wort noch mehr mit Bedeutung auf. Die Assoziation »einen Strich durch die Rechnung machen« liegt nicht fern: AUTEMETUA macht dem Aberglauben den Strich durch die Rechnung.

Das Werk ist ein Einzelstück. Es wurde an der Werkschau im Juli 2012 an der Hochschule Augsburg ausgestellt. Eifriges Kopfnicken und zustimmende Kommentare zeigten mir, dass nicht nur ich mich für dieses Thema interessiere, sondern sich auch andere mit vielen Gedanken der Arbeit identifizieren können.

Eine Edition wäre denkbar, für den Verkauf zum Beispiel in Museumsshops. Diese einzelnen Multiples hätten dann jeweils auch eine eigene Verpackung für unterwegs, da sie nicht mehr erkennbar zu einem »großen Ganzen« gehören. Sie blieben allerdings Teile einer größeren Revolution.

Details

Entstehungsjahr

2012

realisiert

weitere Angaben

Kiste:
Eichenholz, circa 50 x 50 x 40 cm

Inhalt:
28 Objekte (»Autems«) aus verschiedenen Materialien wie zum Beispiel Eichenholz, Metall, Papier, Porzellan, Glas, Karton, Stoff, Wolle, Latex, Plexiglas, etcetera
Maße variieren hier.

Das innere der Kiste besteht aus aufeinander liegenden Ebenen. Diese sind wie Setzkästen konzipiert und man kann sie einzeln entnehmen. Die Fächer in den Setzkästen sind individuell auf das jeweilige darin befindliche Objekt zugeschnitten (jedes Objekt hat ein eigenes Fach).

Das Prinzip des Setzkastens vereint für mich verschiedene passende Eigenschaften: Die Gegenstände im Setzkasten haben den Charakter einer Sammlung, durch die Aufbewahrung in einzelnen Fächern werden sie speziell zur Geltung gebracht. Nicht zuletzt gewinnt die Sammlung durch den Setzkasten eine alchemistische oder wissenschaftliche Anmutung.

initiiert von

  • Eva Gräbeldinger

Beteiligte

Schlagwörter

Bottlewraps
Bottlewraps
So rollt man sie ein …
So rollt man sie ein …
… und das erscheint zum Beispiel beim Ausrollen: »in vino veritas«
… und das erscheint zum Beispiel beim Ausrollen: »in vino veritas«
»It’s wine o’clock« …
»It’s wine o’clock« …
… und »Time for wine«
… und »Time for wine«
Die beschriftbaren Flaschenlabels aus Kraft-Papier fixieren die Bottlewraps.
Die beschriftbaren Flaschenlabels aus Kraft-Papier fixieren die Bottlewraps.
Oder man nimmt zum Fixieren eine schöne Kordel aus Bast, Baumwolle oder gedrehtem Papier.
Oder man nimmt zum Fixieren eine schöne Kordel aus Bast, Baumwolle oder gedrehtem Papier.
2013

Bottlewraps

Gestaltung

DAC | design am chiemsee

Pate

Stefan Sachs

Kategorie

kleine Ewigkeit

vorgeschlagen am

29. April 2013

Plädoyer

»Wir bringen einen guten Roten mit«. Dieser hat einiges an inneren Werten, doch die äußeren mögen vielleicht nicht recht überzeugen. Außerdem ist es ja so, dass man ein solches Geschenk – altdeutsch »Mitbringsel« – seinen Gastgebern überreicht. Die »nackte« Flasche kann nun aus dem höchstwertig bestückten Weinkeller stammen, kann aber auch ein einfacher Einkauf beim Händler um die Ecke gewesen sein. Ihr Etikett gibt beim ersten Hinsehen kaum Aufschluss über die Qualität ihres Inhalts. Ein solches Geschenk hat auch symbolischen Charakter. Dazu kommt: nicht jeder hat den gleichen Wein-Geschmack.

Bottlewraps bieten eine wunderbare Möglichkeit, sich von dem »gemeinen« Gast zu unterscheiden. Unabhängig von der Qualität des mitgebrachten Weins ist der Bottlewrap ein Hingucker ersten Ranges.

Bottlewraps kann man sehr flexibel benutzen. Je nachdem, wie herum man die Flasche damit einrollt, ist auf der Außenseite jeweils ein anderes Design zu sehen. Eines der Designs ist beidseitig sowohl für Rot- als auch Weißwein nutzbar. Assoziativ werden Geschichten erzählt. DAC verwendet hauptsächlich Motive in Anlehnung an das 18. und 19. Jahrhundert, zum Teil gepaart mit Zitaten bekannter Persönlichkeiten. »In vino veritas« steht dort zum Beispiel, scheinbar in Marmor geschlagen, als aquarellierte Manifestation einer gleichgesinnten, innigen Freundschaft! Oder eine Zeile von Robert Louis Stevenson: »Wein ist Poesie in Flaschen!« Entrollt der Beschenkte die Flasche, so bringt er damit weitere Poesie und Zitate zum Vorschein. Auch typografische Elemente, die den Zeitgeist der Moderne mit dem Vintage-Charakter der Bottlewraps verschmelzen lassen, fließen mit ein. So reichen die Bottlewraps visuell weit in die Vergangenheit hinein, während man etwas ganz Neues in den Händen hält …

Das hochwertige Design wird bestimmt gern wiederverwendet. Das Designbüro DAC leistet hiermit einen Beitrag zur Nachhaltigkeit, denn die Anwendung ist so einfach wie genial: Die Flasche wird in einen beidseitig bedruckten, plan liegenden Papierbogen eingerollt. Das untere Bogen-Ende wird in die Wölbung der Flasche gefaltet und das obere leicht um den Flaschenhals gedreht. Es gibt auch Flaschenformen, bei denen die Mulde sehr flach ausfällt, zum Beispiel Schlegelflaschen, die vorwiegend bei Weissweinen vorkommen. In diesem Fall sollte ein Streifen Tesafilm genutzt werden, um das Papier unten zu fixieren. Mitgeliefert wird ein Kraft-Papier-Anhänger, den der Schenkende beschriften oder bestempeln und dann über den Flaschenhals stülpen kann. Dieser Anhänger befestigt ohne weitere Klebe-Utensilien das um die Flasche gerollte Papier und kann darum ebenfalls wiederverwendet werden. Die Bögen im DIN-A3-Format lassen sich sehr gut rollen, denn das Naturoffset-Papier ist ebenso leicht wie fest. Außerdem ist es blickdicht.

Diese Verpackungsgestaltung lässt jede Flasche, ob Wein oder gerne auch Champagner, zu meinem »letzten Wunsch« werden.

Beschreibung

Die Aufforderung: »Bring eine Flasche Wein mit« stellt jedes Mal vor das gleiche Problem. Die unverpackte Flasche versprüht in der Regel wenig Geschenk-Flair, wenn es nicht gerade ein Mouton Rothschild ist. Darum haben wir uns etwas einfallen lassen, damit Gäste auch mit einer Flasche vom Kiosk punkten können!

Die Idee zu Bottlewraps kam uns, als beim Stöbern im Netz die Whiskey-Flasche in der berühmten braunen Papiertüte auftauchte. Wir überlegten, ebenfalls Tüten zu gestalten. Produktionstechnisch war uns das dann jedoch zu kompliziert und zu wenig flexibel. Den Wein in Papier zu rollen, gefiel uns als Alternative besser. Dieser Vorgang hat einen gewissen Charme gegenüber dem schnöden Eintüten. Dass es nett wäre, beim Ausrollen zusätzlich zu der Flasche Wein noch etwas anderes Schönes vorzufinden, war ein weiterer gestalterischer Ansatzpunkt. »Im Wein liegt die Wahrheit!«, sagt man. Und die Wahrheit ist grundsätzlich etwas Schönes, wenn auch nicht unbedingt bei allem. So entstand die Innenseite eines Bottlewraps mit der Aufschrift: »in vino veritas«.

Alle unsere Bottlewraps-Motive haben etwas mit Wein zu tun. Für eines der Papiere verwendeten wir französische Weinquittungen und Etiketten aus dem 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. »It’s wine o’clock« zeigt auf einer Seite eine Hommage an J.J. Grandville, den fabulösen Zeichner aus dem 19. Jahrhundert. »Time for wine« deutet auf den Sommer hin, dargestellt durch eine Fotografie, auf der im Hintergrund Wein zu sehen ist, überblendet mit Wand- und Boden-Strukturen alter Häuser. Auf der Rückseite ist die Aufschrift »in vino veritas« in trockenen (Wein-)Boden und alte Damask-Tapetenmuster eingearbeitet. Das denkt Geschichten und Geheimnisse an, mit denen eine Flasche Wein weit mehr Aufmerksamkeit erreicht, als ihr Etikett, das einfach ihre Herkunft nennt.

Kraft-Papier-Labels hielten wir für eine elegante Variante, um die Bottlewraps auf einfache Weise am Flaschenhals zu befestigen. Kraft-Papier zeichnet sich durch eine sehr hohe Festigkeit und gleichzeitig eine schöne Oberflächenstruktur aus. Auch Kordel oder gewickeltes Papier sind als Alternativen denkbar. Wichtig war uns, dass es kein Kunststoff ist.

Die Auflage der Bottlewraps ist flexibel. Ab 25 Stück kann man bei uns Bottlewraps für individuelle Anlässe wie Geburtstage, Jubiläen oder Weineditionen produzieren lassen. So haben wir Bottlewraps zum Beispiel für zwei der ältesten Winzergenossenschaften der Welt gestaltet: die Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr, seit 1868 und die Weinmanufaktur Walporzheim, seit 1870. Übrigens muss es nicht immer Wein sein, der eingerollt wird. Die Bottlewraps funktionieren auch bei Sektflaschen oder Spirituosen. Wir arbeiten an weiteren Designs und Größen, denn der Markt ist riesig, mit den unterschiedlichsten Flaschenformen.

Details

Entstehungsjahr

2013

realisiert

weitere Angaben

Material:
Offsetpapier, 60 g/m²
Anhänger: Kraft-Papier

Maße:
DIN A3

Technik:
Collagen aus alten Dokumenten, Büchern, selbsterstellten Aquarellen und Skizzen

Drucktechnik:
Digital- oder Offsetdruck, je nach Auflage

Website

bottlewraps.eu

initiiert von

Schlagwörter

Treffpunkt Thusnelda-Allee
Treffpunkt Thusnelda-Allee
grüne Aussicht am Rondell
grüne Aussicht am Rondell
spielen am Sitzkiesel
spielen am Sitzkiesel
erste Besitzansprüche
erste Besitzansprüche
Sitzkiesels Skelett
Sitzkiesels Skelett
Sitzkiesels letzte Haut
Sitzkiesels letzte Haut
Sitzkiesels Sandmodell
Sitzkiesels Sandmodell
2013

Sitzkiesel = Parksymbol

Gestaltung

Latz und Partner

Pate

Florian Rueger

Kategorie

kleine Ewigkeit

vorgeschlagen am

25. April 2013

Plädoyer

Eine verwahrloste und heruntergekommene Grünanlage aus den fünfziger Jahren wurde zu einem neuen, attraktiven Stadtteilpark in Moabit, Berlin umgestaltet.

Ein Park-Element fiel mir besonders ins Auge: riesige Kiesel, welche aussehen, als ob sie Überbleibsel aus dem Berliner Urstromtal wären. Sie liegen im Ottopark, als ob sie schon immer dagewesen wären. Immer wenn ich sie sehe, verfalle ich darüber ins Nachdenken, wie viel Zeit, Geschehen und Leben über sie hinweggegangen ist – obwohl sie ein neues Park-Element sind. Dabei entstehen vielfältigste Bilder vor meinem inneren Auge. Man könnte fast meinen, sie lägen schon eine Ewigkeit im Ottopark, nur dass sie bisher noch niemand wahrgenommen hat.

Die Existenz dieser Kiesel, oder besser gesagt Findlinge, offenbart sich erst beim genaueren Betrachten. Sie liegen da wie in einem ausgetrockneten Flussbett, wo Findlinge natürlicherweise anzutreffen sind. Nur sind diese hier in ihrer Dimension, Anordnung und Materialität eindeutig ein menschliches Werk und nicht das einer Naturgewalt, wie zum Beispiel Wasser oder eines sich bewegenden Gletschergrunds. Sicherlich werden solche Gebilde unterschiedlich betrachtet und es gibt sicherlich vielerlei Ansichten – positive wie negative. Mein Eindruck ist durchweg positiv.

Die Findlinge sind besondere Orte im Park geworden, es sind Wegzeichen, wie zum Beispiel früher Kreuze an Wegkreuzungen. Sie fühlen sich einerseits geschmeidig an, andererseits ist die geglättete Betonoberfläche leicht angeraut und dadurch griffig. Die Berührung ruft bei mir äußerst gegensätzliche Emotionen wach, wie glatt und rau, sanft und brachial. Wahrscheinlich ist es von der Lichteinstrahlung oder vom persönlichen Befinden beeinflusst.

Ich glaube, die Findlinge werden hauptsächlich von Kindern aller Altersklassen bespielt. Sie rennen darüber, hüpfen von einem zum anderen, benutzen sie als Aussichtspunkt mit veränderter Perspektive und als Burg, welche es vor Angreifern zu verteidigen galt. Dies ist wahrscheinlich auch die Absicht und Zweck der Planer. Sie werden als Treffpunkt zum »chillen« von Jugendlichen genutzt, sowie als Ort für »Brotzeit / Mittagspicknick« von mutmaßlichen Büroangestellten. Sie dienen auch als Sitzmöbel für Wartende: Eine Mutter lehnt sich an und wartet, bis ihr Kleinkind den Stein erkundet hat, eine Oma mit Einkaufstüte ruht sich kurz aus, sie sind Treffpunkt für zwei Verliebte, ein Spaziergänger lässt seinen Hund darüber springen.

In der heutigen Zeit wird Freiraum immer mehr instrumentalisiert. Alles muss einen definierten Zweck, eine Funktion erfüllen. Meistens sind die Freiräume so gestaltet, dass man entweder ein Benutzerhandbuch braucht oder die Monofunktionalität zu Langeweile und mutwilliger Zerstörung führt. Diese scheinbar »zeitlosen Steine« regen die verlorengeglaubte Phantasie des städtischen Bürgers an, welcher in Zeitnot durch den Park rennt und sich am Ende vielleicht nur sich darüber aufregen kann, wer denn hier solche Hindernisse in seinem Weg installieren konnte. Ich halte dies für ein gelungenes Zeichen der Landschaftsarchitekten, welches sich gegen die vorherrschende Phantasielosigkeit des heutigen vorgekauten Geschmackes richtet.

Beschreibung

Im kleinen Tiergarten / Ottopark, Berlin Moabit erneuerten wir eine historisch wertvolle Parkanlage aus den fünfziger Jahren.

Neben den erhaltenen Oberflächen wie beispielsweise Mosaikpflaster haben wir neue Materialien eingeführt, die eine vielseitige Nutzung des Parks erlauben. Dem Betrachter eröffnen sich Wechselwirkungen zwischen Vegetation, neuen markanten Sitzelementen, bestehenden historischen Elementen und der Architektur. Die Bäume und Heckenkörper sind durch ihre lockere und unregelmäßige Verteilung unser vermittelndes Element zwischen den Ebenen. Sie sorgen für Kontinuität und Abwechslung im perspektivischen Erleben. Sitzkiesel, die sich in Dimension und Form den Heckenkörpern annähern, bilden im Park einen immer wiederkehrenden Körper, der sowohl ein identitätsstiftendes Element, als auch praktisches und nutzbares Sitzmöbel darstellt. Durch sich wiederholende Gestaltungselemente und einheitliche Materialien erreichen wir eine Homogenität, welche sich nahtlos in die Gestaltungssprache des Stadtquartiers einfügt.

Inspiration:

Am Anfang lag bei einem von uns ein Flusskiesel auf dem Schreibtisch. Daraus entwickelte sich schnell ein Objekt der Begierde, welches wir realisieren wollten. Wir begannen mit Modelliersand zu experimentieren und hatten dabei eine Menge Spaß. Wir stellten dabei fest, dass ein entspannter und fröhlicher Entwurfsprozess erheblich zur Qualitätssteigerung des fertigen »Produktes« beitragen kann. Dies wird unserer Meinung nach auch beim fertigen Ergebnis sichtbar.

In der Realität angekommen:

Bei den Bürgern polarisiert der Sitzkiesel. Bei der Mehrheit kommt er als universell nutzbares Objekt gut an. Bei einer Minderheit symbolisiert er eher den »Stein des Anstoßes«. Sie können mit unserer Umgestaltung des Parks und diesem speziellen Objekt wenig anfangen. Beobachtet man aber die Parknutzer, Passanten und Flaneure, dann bemerkt man immer wieder ein kurzes Überraschungsmoment. Ob eine Gestaltung bei den Nutzern gut ankommt und respektiert wird, sieht man leicht daran, inwieweit sich die Graffiti-Szene daran beteiligt. Ringsum werden regelmäßig die Häuserwände besprüht. Unserer Befürchtungen, die Sitzkiesel würden sofort in Besitz genommen, sind nicht eingetroffen. Die Sitzkiesel werden anscheinend akzeptiert und bedürfen erst einmal keinerlei größerer Markierungen. Sie sind für sich selbst schon markant genug.

Details

Entstehungsjahr

2012

realisiert

Ort

Thusnelda-Allee 1
10555 Berlin
Deutschland
Die ersten Sitzkiesel befinden sich zwischen Thusnelda-Allee und Ottostraße in Moabit. Weitere sollen zwischen Turmstraße und Alt-Moabit bei der U-Bahnstation Turmstraße realisiert werden.

weitere Angaben

Technik:
Die Sitzkiesel werden mittels Schottwänden aus Stahlbeton und dazwischen erfolgenden Auffüllungen aus Beton vorgeformt. Die Ring- und Randbewehrung gibt die Struktur des zweilagig aufzubringenden Spritzbetons vor. Der Spritzbeton ist inhomogen eingefärbt und wird abschließend sandgestrahlt.

Maße:
Die Sitzkiesel haben unterschiedliche Größen.
circa 5 x 3 m und bis zu 0,9 m Höhe

Aufsichtsfläche:
12–18 m²

initiiert von

Beteiligte

Schlagwörter

»Be happy«
»Be happy«
»Happy in red«
»Happy in red«
»Happy in blue«
»Happy in blue«
»Happy in red II«
»Happy in red II«
»Morgens-Mittags-Abends-Nachts«
»Morgens-Mittags-Abends-Nachts«
»Happy in red III«
»Happy in red III«
Gesamtansicht
Gesamtansicht
2013

Happy Pills

Gestaltung

Anke Hansen

Pate

Christine Naefeke

Kategorie

Sonnenschein

vorgeschlagen am

24. April 2013

Plädoyer

Pillen, Tabletten – damit beschäftigt man sich nur, wenn man muss. Und eigentlich auch nur mit ihrer Wirkung, nicht mit ihrem Aussehen. Warum auch, so farblos und eintönig, wie sie in ihren Blistern liegen.

Die Kölner Designerin Anke Hansen kam in den letzten Jahren unfreiwillig mit den »Little Helpers« regelmäßig in Kontakt – und erkannte deren Potential. Im tatsächlichen und im übertragenen Sinn. Sie entfernte die Pillen und ersetzte sie durch kleine Zeichnungen. Dort, wo bisher matt-farbene, eintönige Pillen lagen, sind jetzt feine, fröhlich-farbene Muster zu sehen. Jedes Blister wird so zu einem Schaufenster für ein individuell und fantasievoll gestaltetes, mit Filzstift gezeichnetes Kunstwerk.

Die auf bunten, quadratischen Acrylscheiben befestigten Blisterpackungen können alleine oder auch als Ensemble gehängt werden. Sie bieten dem Auge ein erstaunliches, dreidimensionales Spiel: Während die äußeren Formen der gezeichneten Pillen auf einem Bild immer gleich bleiben, und auch die Farben je Bild auf drei bis vier reduziert sind, ziehen Vielzahl, Ideenreichtum und Schönheit der Muster den Betrachter in den Bann. Auch beim wiederholten Betrachten finde ich immer wieder neue, faszinierende Kombinationen: strenge, verspielte, geschwungene, gerade, runde und eckige Linien, gefüllt mit bunten Farben, die munter machen. Jede Packung bleibt ihrer Musterart treu und wird dennoch vielfach raffiniert variiert.

Durch die Akkuratesse der Zeichnungen kommt eine Assoziation mit Drogen nicht auf. Eine Wirkung muss man den kleinen Kunstwerken dennoch zuschreiben: Sie vermögen die Stimmung aufzuhellen und scheinen Schmerzen vergehen lassen zu können – mit ausschließlich positiven Nebenwirkungen, rezeptfrei und ohne Verfallsdatum.

»Eine neue Sicht auf ein für jedermann bekanntes Objekt zu schaffen und etwas Eintöniges in etwas Fröhliches zu verwandeln, das hat mich fasziniert«, sagt Anke Hansen, »Keine Pille nehmen, um sich besser zu fühlen, sondern sie einfach nur anschauen und sich dann gut fühlen, dass war der Reiz der Arbeit.«

In einer Ausstellung in Aachen sah ich vor einiger Zeit die »Happy Pills«. Die so spannende und facettenreiche Gestaltung eines so monotonen und zu den weniger schönen Seiten des Alltags gehörenden Objekts hat mich nachhaltig fasziniert. Durch die Schönheit, die Fantasie und das bunte Spiel weisen die filigranen Zeichnungen über die Ästhetik hinaus darauf hin, was Pillen auch sein können: Hoffnungsbringer, die Schmerz und Isolation in Lebensfreude verwandeln können. 

Beschreibung

Das Thema Pillen begleitet uns ein Leben lang. Manche Menschen mehr, manche weniger. Mich inspirieren die leeren Blisterpackungen mit ihren streng angeordneten Pillenfächern, aus ihnen etwas Neues zu schaffen. Sind die Pillen erst einmal raus, stellen die Blister durch die einzelnen Fächer eine Art Schaufenstergalerie dar. Dicht gedrängt oder freizügig, meist runde oder ovale Formen, streng gerade oder schräg mit Versatz angeordnet. Für mich war es der Anreiz, die Blisterverpackung neu zu füllen, mit Pillen, die glücklich machen.

Ich frage mich immer schon, warum Pillen, wenn man sie denn schon nehmen muss, nicht etwas freundlicher aussehen können. Schließlich nimmt man sie in dem Wissen, dass sie im Körper schon den richtigen Platz finden werden, um ihre heilende Aufgabe zu vollbringen.

Also habe ich Pillen entworfen, die allein durch Anschauen schon eine erheiternde, beruhigende, belebende oder konzentrierende Wirkung haben können: in Form von verschieden gezeichneten Mustern, die man optisch verbindet, vergleicht. Man kann sie einfach auf sich wirken lassen oder sich nur daran erfreuen.

Das Thema »Muster« taucht immer wieder in meinen Arbeiten auf. Neue Muster zu erschaffen, verbinde ich mit einer großen Befriedigung, weil es etwas Meditatives hat und nie langweilig wird. Die »Happy Pills« mit Mustern zu füllen war darum geradezu ein Drang. Jede Musterart einer Blisterpackung variiert nach der Anzahl der Pillenfächer. Die Muster bestehen aus einer dünnen schwarzen Kontur, die Flächen, die sich daraus ergeben, fülle ich mit meist kontrastreichen, bunten Farben und haben doch eine harmonische Gesamtwirkung. Es gibt Pillen mit strengen, geraden Linien und welche, die geschwungene Rundungen fahren. Bei mir ist keine »Pille« gleich. Jede Blisterpackung hat ihre eigene Musterart, mit der sie spielt.

Die Packungen sind auf geschliffene, bunte Acrylplatten montiert, farbig abgestimmt zum jeweiligen Muster. Die Platten haben in jeder Ecke ein Loch und können so mit Metallösen und Nylonschnur gehängt werden. Sie können als Einzelstücke oder auch als Gruppe montiert gehängt werden – über- und untereinder und erreichen durch die Farbkombinationsmöglichkeiten noch eine besondere Fernwirkung.

Details

Entstehungsjahr

2009

realisiert

weitere Angaben

Material:
Blisterpackungen auf polierten Acrylscheiben
Zeichnungen: Filzstift auf Zeichenkarton 300g

Maße:
27 x 27cm

Die Happy Pills können einzeln oder als Gruppe gehängt werden.
Zur Gruppierung werden sie mit Metall-Ösen verbunden.

initiiert von

  • Anke Hansen

Schlagwörter

Schalen mit Deckel
Schalen mit Deckel
Schale mit Inhalt
Schale mit Inhalt
Schalen ohne Deckel
Schalen ohne Deckel
Schalen ohne Deckel
Schalen ohne Deckel
Herstellung der Schalen
Herstellung der Schalen
Herstellung der Schalen
Herstellung der Schalen
2013

Selektiv Weichgezeichnet

Gestaltung

Antje Pesel

Pate

Inga Reimers

Kategorie

Sonnenschein

vorgeschlagen am

17. April 2013

Plädoyer

Diese bunten Dosen wecken in jedem Betrachter sofort Neugier! In auffälligen Neon-Farben kommen sie daher und sind doch irgendwie geheimnisvoll. Bewegt man sich um das Objekt herum, so scheint sich auch die Farbe zu bewegen.

Die Lösung ist ebenso simpel wie effektiv: Die Dosen haben einen Nebeldeckel. Jeweils in zwei leuchtenden Neon-Farben lackiert, besitzen die Dosen einen Deckel aus milchigem Kunststoff. Dieser Deckel wirkt wie ein Filter, so dass er die Farben »vernebelt«. Zwischen zwei vollkommen unterschiedlichen Farben entsteht so ein weicher Farbverlauf. Durch den Deckel werden die Farben quasi weichgezeichnet. Je nachdem, wie man sie betrachtet, sehen sie immer wieder anders aus und teilweise sogar, als würden sie leuchten.

Ob für Schmuck, Kleinigkeiten oder Leckereien: Diese Dosen bieten für jedes Objekt den richtigen Rahmen. Schließt man die Dose, wird auch der Inhalt vernebelt und wirkt dann ebenso verklärt wie die Dosen selbst. In verschiedenen Größen und Farben ist dies auf jeden Fall ein Objekt, das ich so noch nirgends gesehen habe.

Da die Gestalterin Antje Pesel eine Freundin von mir ist, kann ich häufig auch den Entwicklungsprozess ihrer Arbeiten beobachten. Ihre experimentelle und intuitive Herangehensweise bringt immer wieder überraschende Ergebnisse hervor.

Beschreibung

Die Arbeit entstand inspiriert durch neblige Novembermorgen. Nebel taucht die Natur in eine besondere Stimmung. Farben und Konturen verschwimmen. Ein unwirkliches Bild entsteht. Dieser faszinierende Effekt wird durch die Nebelschalen auf den Wohnraum übertragen.

Die Metallschalen sind jeweils in zwei Farben lackiert. Die leuchtenden Farben setzen sich stark vom Wohnraum ab. Je leuchtender, desto eindrucksvoller tritt der Effekt auf. Der eigentliche Nebeleffekt wird durch die Deckel aus satiniertem Plexiglas hervorgerufen. Die verschiedenen Farbnuancen zwischen den beiden Tönen werden sichtbar. Nach Versuchen mit verschiedenen Farbpaaren wählte ich die Töne so aus, dass der Effekt am stärksten in Erscheinung tritt und sich harmonische Mischfarben ergeben. Je nach Lichteinfall und Blickwinkel ändern sich die Farben und die gesamte Erscheinung der Schalen – ein optischer Effekt, der mit der Wahrnehmung des Nutzers spielt.

Formal reduzierte ich die Schalen auf geometrische Grundkörper. Die Form des Zylinders tritt zurück und schafft Raum für die Individualität des Nutzers, die durch seine persönlichen Gegenstände zum Ausdruck kommt. Die drei verschiedenen Größen bilden eine harmonische Produktfamilie, die verschiedenste Anwendungen zulässt.

Bei der Benutzung der Schalen wird auch der Inhalt unter den Nebel gelegt. Die Dinge bekommen eine Unschärfe, sind nicht mehr genau zu erkennen und werden geheimnisvoll. Kleine Schätze werden in ein besonderes Licht getaucht und sind dennoch vor fremden Blicken geschützt. Die Dinge verschwinden im Dunst des Nebels. Es entsteht ein unwirkliches Bild, ein unscharfer Fleck, welcher sich von der Umgebung absetzt – selektiv weichgezeichnet.

Details

Entstehungsjahr

2012

Prototyp

weitere Angaben

Die Schalen wurden in Handarbeit aus 1 mm starkem Stahlblech gefertigt und später zweifarbig lackiert. Sie haben einen Durchmesser von 13,5 cm, 11 cm und 7 cm. Für den Deckel wurde satiniertes Plexiglas verwendet. Die Arbeit wurde zunächst als Einzelstück realisiert.

initiiert von

Schlagwörter

Einladung zum ersten Werksalon
Einladung zum ersten Werksalon
Postkarte, Motiv: Haus der Visionen
Postkarte, Motiv: Haus der Visionen
Posterdruck, Thema Jahr 1: Ankunft
Posterdruck, Thema Jahr 1: Ankunft
Einladung zum öffentlichen Thermographie Workshop
Einladung zum öffentlichen Thermographie Workshop
Weihnachtsplakat
Weihnachtsplakat
Cover Arbeitsbericht 2011
Cover Arbeitsbericht 2011
Our Haus.
Our Haus.
2013

BAUHAUS. EINS: NEUES. MUSTERHAUS

Gestaltung

Maurice van Brast

Pate

Marcus Max Schreiner

Kategorie

Nächstenliebe

vorgeschlagen am

16. April 2013

Plädoyer

Die Zeit ist reif! Mut zur Utopie!

Im Zusammenspiel der Disziplinen gestaltet die Stiftung BAUHAUS EINS Weimar ein Haus der Visionen, das in seiner Komplexität zum Manifest einer umsichtigere Zukunft führen soll. Das Projekt stellt sich zur Aufgabe, ein sanierungsbedürftiges Haus der Gründerzeit in ein Gesellschaft gestaltendes und Ressourcen schonendes Haus des 21. Jahrhunderts umzuformen.

Die Stiftung BAUHAUS EINS Weimar begibt sich mit dem Projekt »BAUHAUS EINS: neues Musterhaus« auf die Suche nach einem jungen Bauhaus, das nicht nur Traditionen kopiert, sondern gegenwartsorientiert die historischen Ansätze aufgreift, transformiert und anwendet. Künstler, welche die gesellschaftliche Pflicht von Gestaltung nicht nur denken, sondern leben sowie eine Verknüpfung unterschiedlichster Disziplinen und Gewerke sind hier Selbstverständlichkeit.

Um diese Menschen zu finden und für das Projekt zu begeistern, war es uns ein besonderes Anliegen, schon im ersten Schritt einen Vertreter dieser zu suchenden Zunft zu gewinnen, um unsere Vision abzubilden und nach außen zu kommunizieren. Maurice van Brast entwarf für uns nicht nur das visuelle Erscheinungsbild, vom Logo hin zur Website, Plakate, Flyer und andere Kommunikationsmittel, sondern unterstützt unseren Verein und das Projekt darüber hinaus auch mit künstlerischer und strategischer Beratung, damit aus Utopien Realität wird.

Seine konstruktive Mitarbeit, sein Engagement und Herzblut sind für uns immer wieder bereichernder Quell der Inspiration und Bestätigung für die Relevanz eines solchen Unterfangens. Daher empfinden wir das von ihm geschaffene Werk einer Auszeichnung würdig.

Beschreibung

Als Marcus Max Schreiner von der Stiftung BAUHAUS EINS Weimar mir zum ersten Mal von seiner Vision erzählte, war ich sofort begeistert: Er wollte ein sanierungsbedürftiges Haus aus der Gründerzeit in ein neues Musterhaus verwandeln.

Jalousien, die das tagsüber gespeicherte Licht am Abend wieder in den Raum geben … Wasser, das in Rohrleitungen energetisiert wird … Möbel, die bewohnbar sein sollten … die damit verbundenen Ideen und Utopien klangen zunächst völlig verrückt, aber für mich ist dieses Quäntchen Verrücktheit ein wichtiger Impuls für eine lebenswerte Zukunft.

Die Nachfrage, dieses Projekt auf gestalterischer Ebene zu begleiten, freute mich sehr. Neben der gewährten künstlerischen Freiheit reizte mich besonders der interdisziplinäre Anspruch des Projekts. Andere Menschen aus den unterschiedlichsten Gewerken mit meiner gestalterischen Arbeit dazu zu motivieren, ihre eigenen Visionen in das Projekt einfließen zu lassen, ist mir eine Herzensangelegenheit.

Mein gestalterisches Gesamtkonzept ist darum kein starrer Entwurf. Es ist ein sich immer wieder definierender Prozess der Auseinandersetzung mit den Teilnehmern und ihren Ideen, mit der Geschichte des Ortes und seiner Evolution.

Inzwischen ist es mir eine große Freude, den Verein mit seinem Anliegen zusätzlich auf ehrenamtliche Weise ratkräftig zu unterstützen und auf seiner Reise zum Musterhaus im Jahr 2019 zu begleiten.

Details

Entstehungsjahr

2011

realisiert

Ort

Bauhausstraße 1
99423 Weimar
Deutschland

Website

www.bauhauseins.de

initiiert von

Beteiligte

  • Jeremias Urban, Fotograf
  • Tristan Vostry, Fotograf
  • Mathias Schmitt, Fotograf

Schlagwörter

Seite 1
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Seite 2
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Seite 3
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Seite 4
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2013

Der Schattenspringer

Gestaltung

Daniela Schreiter

Pate

Stefanie Ollenburg

Kategorie

durch die Blume

vorgeschlagen am

16. April 2013

Plädoyer

Schon eine Weile verfolge ich das Fuchskind und seine Comics. Ich mag ihren Stil, und ihren listigen (ja ich meine »listigen«, nicht »lustigen«!) Humor.

Das Fuchskind – unter einem anderen Namen kenne ich die rothaarige, meist bunt gekleidete und doch zurückhaltende Frau gar nicht – ist ruhig und sagt wenig, aber seine Comics sprühen vor Lebensfreude. Eine Freundin sagte mir damals, dass das Fuchskind das Asperger-Syndrom hätte. Mir wurde es so erklärt: »Sie könne die Gesichter von Menschen nicht lesen und sei deshalb so zurückhaltend.«

Wikipedia schreibt dazu: »Als Asperger-Syndrom wird eine tiefgreifende Entwicklungsstörung innerhalb des Autismusspektrums bezeichnet, die vor allem durch Schwächen in den Bereichen der sozialen Interaktion und Kommunikation gekennzeichnet ist sowie von eingeschränkten und stereotypen Aktivitäten und Interessen bestimmt wird. Beeinträchtigt ist vor allem die Fähigkeit, nonverbale und parasprachliche Signale bei anderen Personen intuitiv zu erkennen und intuitiv selbst auszusenden. …«

Ich konnte mir das kaum vorstellen, denn wenn ich das Fuchkind sah, lächelte sie meist – etwas schüchtern, aber hinter ihren Augen blitzte und blinkte es. Und diesen Esprit spürt man in ihren Comics.

In ihrem »Schattenspringer« fand ich endlich eine für mich schlüssige Erklärung, was hinter diesen Augen vor sich ging und geht! Mit dem »Schattenspringer« hat sich das Fuchkind getraut, sich komplett zu outen.

»Der Schattenspringer« handelt von ihrer Sicht der Welt, von ihrem Autismus. Als ich diesen Comic anfing, wollte ich immer mehr lesen – und nun füttert uns das Fuchkind immer wieder mit neuen Geschichten und Berichten aus der Sicht der Frau mit dem Asperger-Syndrom. Und ich darf mitlachen, das finde ich einfach klasse!

Leichtigkeit und humorvolle Zeichnungen sind ihre Art, Menschen wachzurütteln und zu sagen, was hinter einem Verhalten steckt, das vielleicht nicht der Norm entspricht. Gefühle, Meinungen und Bedürfnisse werden so erklärt, dass mein Kopf und besonders mein Herz angesprochen wird.

Das Fuchskind setzt sich für etwas ein, das nicht offensichtlich ist, in unserer Gesellschaft als unnormal behandelt und darum oft verschwiegen wird. Sie gibt Menschen mit Asperger-Syndrom den Mut sich zu »outen«. Angehörigen macht sie Mut, sich der Situation zu stellen und damit auf eine positive Weise umzugehen.

Beschreibung

Seit ich meine Diagnose für das Asperger-Syndrom bekam, wollte ich einen Comic darüber zeichnen. Mir fiel auf, wie schwierig es ist, Nicht-Autisten meine Wahrnehmung der Welt zu erklären und darzustellen: was ist Autismus und wie variabel können die Symptome und Erscheinungsformen sein? Die meisten können mit dem Begriff Autismus nicht viel anfangen. Sie verbinden damit in erster Linie bestimmte Filmfiguren, hochbegabte aber sozial minderbemittelte Menschen und das Klischee vom schaukelnden Kind, das nicht angefasst werden möchte. Es gibt eine starke Berührungsangst vor diesem Thema, die vor allem durch Fehlinformationen entsteht. Statt jedes Mal abstrakt ein Referat zu dem Thema zu halten, dachte ich: warum zeichne ich es nicht konkret auf? So werden die meisten Situationen doch viel deutlicher und hey, wenn es dabei auch noch ab und zu witzig ist, nehme ich den Lesern gleichzeitig die Berührungsangst. Humor überspringt mit Leichtigkeit jede Hemmschwelle.

Die einzelnen Seiten des Comics zeichne ich zuerst als Rough Pages analog vor. Diese scanne ich ein und realisiere dann die Panels, das Inking et cetera digital in einem Grafikprogramm. Dass ich den Comic als Schwarz-Weiß-Variante gestaltete, hatte in erster Linie zeitliche Gründe. Die Coloration ist der größte Zeitfaktor bei der Entstehung eines Comics und da ich den »Schattenspringer« als Nebenprojekt zu meiner eigentlichen Arbeit, ohne einen separaten Coloristen, gezeichnet habe, bot sich diese Variante an. Ich wollte mir auch die Möglichkeit offen halten, den Comic als eigenes Buch herauszubringen, falls sich kein Verlag gefunden hätte. Autismus ist ein sehr spezielles Thema und wird in der Comic-Landschaft so gut wie nie thematisiert – ich hatte also keine großen Hoffnung auf einen Verleger. Um dies finanziell realisieren zu können, wäre eine Farbvariante vom Kostenaufwand für mich nicht möglich und für Interessierte (Autismus-Vereine und Selbsthilfegruppen) nicht erschwinglich gewesen.

Noch ist der Comic nicht fertiggestellt, er wird aber mindestens 140 Seiten umfassen. Zur Zeit arbeite ich an Seite 103. Bis spätestens September 2013 wird er beendet sein.

Der Comic hat inzwischen einen Verlag gefunden und wird im Frühjahr 2014 erscheinen.

Details

Entstehungsjahr

2013

Prototyp

Website

www.fuchskind.de/galerie/schattenspringer/aspie.php

initiiert von

Schlagwörter

Corporate Design Hotel & Café Scholl
Corporate Design Hotel & Café Scholl
Corporate Design Hotel Scholl
Corporate Design Hotel Scholl
Infobroschüre Hotel Scholl
Infobroschüre Hotel Scholl
Corporate Design Café Scholl
Corporate Design Café Scholl
Leitsystem Hotel & Café Scholl
Leitsystem Hotel & Café Scholl
Internetpräsenz
Internetpräsenz
2013

Gesamtauftritt für das Hotel & Café Scholl

Gestaltung

MILCH + HONIG designkultur

Pate

Florian Schwarz

Kategorie

kleine Ewigkeit

vorgeschlagen am

16. April 2013

Plädoyer

Ein Kunde will einen Tapetenwechsel, will frischen Wind, der durch die Geschäftsräume weht und der bereits im Design zu erahnen ist. Aber es muss mehr sein als ein aktueller Trend, der das eigene Profil unscharf werden lässt. Schwierig genug. Umso schwerer und diffiziler, wenn es sich um ein seit Generationen etabliertes Familienunternehmen handelt. Und das ist MILCH+HONIG im Fall des Hotels Scholl hervorragend gelungen, wie ich finde.

Schon der erste Besuch auf die Webseite des Hotels Scholl vermittelt einen ausgeglichenen visuellen Eindruck und ein angenehmes Gefühl der Ruhe und Entspannung. Die gestalterische Umsetzung dieses warmen Gefühls, die selbstbewusste und straighte Vermittlung von Geschichte und Tradition des Hotels und die Liebe zum Detail haben mich sofort in den Bann gezogen. Alte Bausubstanz, modernes Design und elegant gestaltete Zimmer erzählen Geschichten des seit Generationen inhabergeführten Hotels und Cafés, des Ortes Schwäbisch Hall mit seinen Künstlern und von regionalen Schätzen. Alle Räume sind »Räume reich an Zeit«.

An jedem Kontaktpunkt – digital, gedruckt und persönlich – werden die Gäste herzlich und aufmerksam empfangen. Dabei hilft das klare Leitsystem, das stilvoll durch das ganze Haus führt. Mit jedem Schritt spürt man die perfekte und liebevolle Vereinigung von Tradition und Moderne. Von der Ankunft bis zur Abreise, bei der jeder Gast ein handversiegeltes Kuvert für Gutscheine oder die Rechnung erhält.

MILCH+HONIG hat die Geschichte des Hotels und all die kleinen und großen Geschichten im Hotel und rund um Schwäbisch Hall aufgesogen, verstanden und in eine Designsprache übersetzt, die das, was war, was ist und was wird, in ein zeitloses Gewand hüllt.

Beispielhaft!

Beschreibung

Unsere Aufgabe war nicht nur, das Corporate Design mit all den analogen wie digitalen Medien zu gestalten. Wir sollten auch Ideen zur Gestaltung von Räumen entwickeln, die im Zuge einer baulichen Erweiterung entstehen sollten. Die bauliche Erweiterung und die damit verbundenen Renovierungsarbeiten waren für Christian Scholl (Geschäftsführer in der jüngsten Generation) ein willkommener Anlass, sein Corporate Design und seine neuen Räume auf ein modernes Niveau zu heben.

Vom tiefen Respekt gegenüber traditionellen Werten und dem damit verbundenen Drang nach Weiterentwicklung formulierten wir die Philosophie des Hotels in dem Claim »Räume reich an Zeit«. Das Logo symbolisiert die drei Haupthäuser mit ihren typischen Spitzgiebeln. Zur Einheit zusammengerückt werden sie zur »Drei-Häuser-Krone«.

Gäste dieser charmant und sehr persönlich geführten Häuser erleben Zeit als Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart. Im Herzen der Altstadt von Schwäbisch Hall präsentiert sich das Hotel mit einer denkmalgeschützten Fachwerkfassade und überrascht im Inneren mit zeitgemäßem Design. Gäste des Café Scholl schätzen regionales und qualitativ hochwertiges »Lebensmittel-Bewusstsein« und genießen Rezepturen, die seit Generationen weitergegeben wurden. Nicht nur dem traditionellen Teil des Hotel Scholl sollten wir im Zuge des Corporate-Design-Updates ein neues Gesicht schenken, sondern auch dem Café.

Für den Gesamtauftritt von Café und Hotel schufen wir zwei parallele Welten, die eigenständig und voneinander losgelöst stehen und zugleich miteinander verwandt sind und eine Geschichte erzählen. Dafür modifizierten wir das Hotel-Logo mit seiner Drei-Häuser-Krone zu einem Bildzeichen mit abstrahierter Tasse und gaben dem Typografiekonzept ein eigenständiges Farbsystem. Der Claim »Zeit für Genuss« schafft ebenso die Brücke zum großen Bruder (»Räume reich an Zeit«) und rundet die Kommunikation ab.

Schlagwörter

2013

YOGA Die Rishikeshreihe

Gestaltung

Diana Laube, Illustration & Grafikdesign

Pate

Herta Kadner

Kategorie

weniger ist mehr

vorgeschlagen am

15. April 2013

Plädoyer

Gibt man bei Google »Yogabücher« ein, so erfolgen 153.000 Nennungen.

Dies aber ist ein kleines ästhetisches Juwel; wie Yoga selbst konzentriert es sich auf das Wesentliche, es ist quasi Yoga. Es ist die Qualität der Bilder, genauer gesagt die Technik der sich überlagernden Bilder, die auf geniale und zugleich minimalistische Weise veranschaulichen, wie man zum Beispiel den Weg in einen »Yogaknoten« findet, und natürlich auch wieder hinaus! Dem Leitspruch »weniger ist mehr« wird es voll und ganz gerecht.

Die so dargestellten Übungen können sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene für einen kurzen Augenblick auf sich wirken lassen, um sie dann nachzuvollziehen.

Yoga, das ist eine Binsenweisheit, verhilft zu mehr Ausgeglichenheit und Konzentration. Dieses Buch führt auf direktem Weg zum Ziel.

Beschreibung

Als Designer liest man Bücher mit anderen Augen!

Die Idee zu diesem Buch reifte in mir, weil ich kein Yogabuch fand, das sowohl meinen Ansprüchen an gute Gestaltung als auch an inhaltliche Qualität erfüllt hätte.

Ich übte seit dem Jahr 2000 Yoga und war bald eine »fortgeschrittene« Schülerin, so dass meine Lehrer mich oft als Vertretung einsetzten. 2004 machte ich neben meinem Studium eine Yogalehrerausbildung. Das Unterrichtsmaterial dieser Ausbildung versprühte einerseits den Charme der 60er Jahre, andererseits eine Art »esoterisches Chaos«. Ich beschloss also, meine Kompetenz als Designerin und Yogalehrerin zu bündeln und selber ein Buch zu entwerfen.

Um einen Anfang zu finden, konzentrierte ich mich auf eine überschaubare Anzahl von Übungen. Die »Rishikeshreihe« hielt ich als durchdachtes, stimmiges Gesamtensemble für ideal geeignet. Ausgehend von der Zeitgeistigkeit meiner Yoga-Literatur der 60er Jahre bemühte ich mich um Neutralität / Sachlichkeit und einen zeitlosen Ausdruck. Da Frisur und Kleidung, die auf Fotos zu sehen wären, immer sehr stark Ausdruck von Mode und Zeit sind, schied diese Option aus.

Eine weitere wichtige Überlegung war, die Phasen in und aus einer Übung darzustellen. Ich experimentierte eine Weile mit Dreh- und Schiebemechanismen, bis mir die Idee mit der Überlagerung kam. Heute würde ich das Problem der Darstellung möglicherweise mit Vektorgrafiken lösen. Aber diese Technik beherrschte ich damals noch nicht und wer weiß, ob ich ohne die Arbeit im Fotolabor überhaupt auf die Idee der Mehrfachbelichtung gekommen wäre. Der analoge Ausdruck sowie kleine Abweichungen in den Grauabstufungen haben außerdem auch ihre Qualität. Die bei der Mehrfachbelichtung entstehenden Überlagerungen, also die dunkleren Farbfelder der Illustration, sind deckungsgleich mit den Bereichen im Körper, an denen die dargestellte Yogaübung arbeitet oder die besonders gefordert werden. Da es im Yoga ja eben unter anderem um das In-sich-hinein-Spüren geht, war ich sehr froh, diese Form der Darstellung gefunden zu haben. Auf der Grundlage einer extra erstellten Fotoserie fertigte ich in mühevoller Kleinarbeit Schablonen an, mit deren Hilfe ich das Fotopapier im Labor belichtete.

Parallel begann ich, beschreibende Texte zu verfassen, die Illustrationen zu digitalisieren, ein Layout zu entwickeln, Schriften zu wählen und alles nach und nach zu einem Buch zusammenzufügen. Insbesondere das Schreiben der Anleitungen und Informationen setzte eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema voraus. Eine Reihe von Freunden, erfahrene Yogis wie auch Nicht-Yogis, halfen mir mit ihrem Feedback. Alles in allem ein Prozess von zwei Jahren!

Nach der Geburt meines Sohnes ließ ich das Projekt lange in der Schublade. Als ich es später wieder aufgriff, hatte ich Abstand dazu gewonnen. Ich sortierte alles noch einmal neu. Insbesondere kürzte ich die Texte! Der Fokus wird auf diese Weise mehr auf die Bilder gelenkt. Eine CD ergänzt inzwischen das Buch. Diese war vom Beginn an konzeptionell vorgesehen, aber bislang nicht realisiert worden. Jetzt habe ich die passende Stimme gefunden, direkt neben mir, mein Nachbar (Schauspieler und Sprecher).

Details

Entstehungsjahr

2012

Prototyp

weitere Angaben

Maße:
14,4 x 13 cm – den Maßen einer CD-Hülle entsprechend

Schriften:
Frutiger Next LT Regular und Van Dijck MT Regular

Bindung:
Fadenheftung

Auf der Innenseite des Einbands (siehe Foto) befindet sich eine besprochene Yoga-CD, mit deren Hilfe man durch eine 50minütige Yoga-Einheit geführt wird, ohne zwischendurch nachlesen zu müssen. Buch und CD ergänzen sich inhaltlich.

Technik:
Die Illustrationen entstanden im Fotolabor. Es sind mehrfachbelichtete Fotogramme, die ich anschließend mit grafischen Elementen collagierte.

initiiert von

Beteiligte

Schlagwörter

clettis – tag your way!
clettis – tag your way!
Bestickte »tags« kletten auf einer Filz-Handyhülle …
Bestickte »tags« kletten auf einer Filz-Handyhülle …
... oder handschmeichelnd auf einem Schlüsselanhänger.
... oder handschmeichelnd auf einem Schlüsselanhänger.
Größere Schlüsselanhänger bieten mehr Platz für »tags« und lassen sich mit einem Griff in der Handtasche wiederfinden.
Größere Schlüsselanhänger bieten mehr Platz für »tags« und lassen sich mit einem Griff in der Handtasche wiederfinden.
Sportliche, schlichte Taschen bieten auf der Klettflauschfläche viel Platz für die individuelle – und flexible – Gestaltung mit »tags«.
Sportliche, schlichte Taschen bieten auf der Klettflauschfläche viel Platz für die individuelle – und flexible – Gestaltung mit »tags«.
Neben hochformatigen Umhängetaschen gibt es auch kleinere, die genau eine Brotbox und eine kleine Trinkflasche fassen – oder den Reiseführer.
Neben hochformatigen Umhängetaschen gibt es auch kleinere, die genau eine Brotbox und eine kleine Trinkflasche fassen – oder den Reiseführer.
Die größeren Querformat-Taschen fassen DIN-A4-Formate und bieten genug Platz für eine Tour durch die Stadt.
Die größeren Querformat-Taschen fassen DIN-A4-Formate und bieten genug Platz für eine Tour durch die Stadt.
2013

clettis – tag your way!

Gestaltung

clettis – Julia Höger

Pate

Konstantin Manthey

Kategorie

kleine Ewigkeit

vorgeschlagen am

27. März 2013

Plädoyer

Wir Menschen stecken in einer Klemme. Unser Leben soll einzigartig sein, wir wollen besonders sein und doch möchten wir dazu gehören. Da kommt es oft vor, dass wir alle auf einmal rote Mäntel tragen oder eine Klasse von Teenagern trotz Markenvielfalt von hinten höchstens noch an der Mützenfarbe zu unterscheiden ist.

Und dann finde ich eine kleinen Laden in meinem Berliner Kiez. Dort bietet jemand aus einem großen Sortiment von ikonografischem, quadratischem Material einen Dekorationsbaukasten für Tasche, Hemd und Handy an. Und das alles Dank dem Uralt-Nähutensil Klett. Als hätte es das Ganze schon immer gegeben. Es rettet nicht die Welt, aber es rettet mich bei der Suche nach einem immer neuen Begleiter. Und bei Langeweile klette ich nun einfach. Ob Tourist, Sammler oder Urberliner – der Spieltrieb ist geweckt.

Wir dürfen nun anders sein und im Strom schwimmen. »Clett your bag« heißt, wir gestalten endlich selbst. Frei nach Beuys: jeder Mensch ein Designer!

Die Clettis-Macherin, Julia Höger, Jahrgang 1975, ist auch keine ausgebildete Designerin. Doch manchmal scheint jemand das zu tun, was sie tun muss. Und so kommt etwas über uns, das durchaus praktisch und trotzdem wohlgestaltet ist. Etwas, das immer schon da zu sein schien.

Clettis hat meine (Geschenke-)Welt verändert!

Beschreibung

Meine Familie und ich reisen selbst gerne, haben ständig Freunde von überall her bei uns in Berlin zu Besuch und lieben die vielen Facetten unserer Stadt. An all diese schönen Erlebnisse und Begegnungen hier und anderswo erinnern wir uns gerne. Brauchbare, kreative und vor allem individuelle Andenken oder Mitbringsel zu finden, fiel mir aber nicht nur in Berlin schwer. Für unsere Freunde kreierte ich solche deshalb bald selbst: zum Beispiel Shirts oder Sonnenhüte mit den wichtigsten Motiven des gemeinsam Erlebten.

Irgendwann fielen mir die frühen Globetrotter ein, die ihre Koffer mit Aufklebern aus aller Herren Länder beklebten und so stolz zeigten, wo sie schon überall waren. Oder Wanderer, die sich mit Stocknägeln und Hutansteckern ihrer Gipfelerlebnisse schmücken. Und sind denn nicht auch die sozialen Netzwerke ein Medium, mit dem man Dinge sammelt? Mit einem »like« teilt man allen mit, was einem gefällt. Diese zwei Aspekte, das Sammeln (von Erinnerungen) und das Teilen (seiner Erlebnisse und Vorlieben) mit anderen wollte ich auf modernem Weg wieder haptisch erlebbar, greifbar machen.

Ich habe dann einige Zeit benötigt, um verschiedene Ideen der Umsetzung auszuprobieren und mich auf eine Möglichkeit festzulegen. Die wichtigsten Punkte dabei:

• die Produkte sollten personalisierbar sein
• dies sollte flexibel geschehen, nicht nur einmalig
• es sollte Spaß machen.

Wie ich auf den guten alten, bereits 1951 vom Schweizer Ingenieur Georges de Mestral zum Patent angemeldeten Klettverschluss gekommen bin, weiß ich gar nicht mehr genau. Er erfüllte meine Anforderungen jedoch aufs Beste und Einfachste. Die »clettis-tags« waren geboren!

Als Gegenstück für meine haftenden Erinnerungsstücke fehlte mir nun noch ein »Album«, damit sie nicht einfach nur im Schrank verstauben. Taschen lagen nahe, da sie die größte Fläche bieten und immer gebraucht und benutzt werden. Es folgten schlichte Handyhüllen und Schlüsselanhänger aus Wollfilz.

Noch viele weitere Accessoires stehen auf meiner Liste, die ich nach und nach als Prototypen umsetze und teste, was viel Spaß macht. (Zum Beispiel: Laptophüllen, Portemonnaies, demnächst auch Brillenetuis zum Bekletten, und vieles mehr … ). Die Reaktionen von Freunden, Bekannten und Kunden darauf finde ich immer besonders spannend! Aus ihren Anregungen und eigenen Beobachtungen in der Stadt entstehen im Skizzenbuch und am PC auch ständig neue Motive für »tags«. Schwierig war, sich aus finanziellen Gründen auf eine Motiv-Startkollektion festzulegen. Deutlich unterschätzt habe ich auch den Aufwand, Bezugsquellen für Materialien und Produzenten zu finden. Es bedeutet einen enormen Kraftakt, vom Idealbild im Kopf einen Prototypen zu erstellen und diesen dann auch noch mit hohem Abstimmungsaufwand in ein Produktionsmuster zu verwandeln. Und was ich auch noch lernen musste: selbst die beste Idee verkauft sich nicht von selbst. Gut Ding braucht Zeit, glückliche Umstände und viel gezielte Werbung!

Es ist jeden Tag aufs Neue spannend, mein »Baby« beim Wachsen zu unterstützen. Die Liste der Ideen ist lang und die Zeit rennt viel zu schnell dahin … Eine positive Bestätigung wie die Nominierung zum Ehrenpreis entschädigt dabei für schwierige Etappen und Zweifel am eingeschlagenen Weg. Danke!

Details

Entstehungsjahr

2011

realisiert

weitere Angaben

clettis-tags:
Berlin- und andere Motive, sowie Buchstaben (mit Berlin-Bezug und neutrale) sind mit der Stickmaschine auf 4 x 4 cm waschbaren Stoff gestickt und mit einer Kletthakenrückseite versehen.
(Zunächst einige Berlinmotive, sowie Wetter- / Gefühlsmotive, weitere sollen folgen. Für die Buchstabenserien sind weitere Städte geplant, wie Hamburg, München, Stuttgart).

clettis-Träger:
hierauf kann man die »tags« immer wieder anders ankletten. Dazu sind die eigens von mir entworfenen (dann industriell produzierten) pragmatischen Umhängetaschen aus strapazierfähigem Polyestergewebe in drei Größen und verschiedenen Farben sowie Smartphone-Hüllen und Schlüsselanhänger aus deutschem Wollfilz jeweils mit einer unterschiedlich großen Klettflauschfläche versehen.

Wollfilz:
ist von der Filzfabrik Wurzen

Polyestergewebe:
handelsübliches Polyester 600D

Schriften:
die Kleinbuchstaben auf den Buchstaben-»tags« habe ich selbst gestaltet. Die Großbuchstaben sind eine von mir angepasste Stereofidelic.

Website

www.clettis.de

initiiert von

Beteiligte

Schlagwörter

2013

Loom

Gestaltung

Polynoid

Pate

Sebastian Murrer

Kategorie

Begleiterscheinung

vorgeschlagen am

25. März 2013

Plädoyer

Es gibt viele animierte Videos im Internet, die man sich anschaut, für toll befindet und dann wieder vergisst. Das Video »Loom« ist in meinem Gedächtnis hängen geblieben. Selbst nach zwei Jahren bereitet es mir immer noch Gänsehaut und fesselt mich mit seiner Spannung.

Der Inhalt ist schnell erzählt: Es geht um eine Spinne, die in ihrem Netz eine Motte einfängt und tötet. Das Video erzählt jedoch viel mehr als das: Es geht um die Beziehung zwischen Jäger und Gejagtem, um Unbarmherzigkeit und um einen natürlichen Kreislauf. In sehr präzisen und minutiös aufgezeigten Details, sowie bildgewaltigen Szenen wird diese Geschichte erzählt. Ein kurzer Augenblick, der wie eine Ewigkeit erscheint und mich als Zuschauer mitfühlen und gruseln lässt.

Meiner Meinung nach stimmt dabei alles: das Licht, die farbliche Gestaltung, die Geschwindigkeit und das sehr hervorragende Sound-Design. Alles ist dort, wo es hingehört. Beeindruckt hat mich ebenso der Balanceakt zwischen Realismus und Abstraktion, der in diesem Video wunderbar funktioniert und harmoniert.

Kurzum: »Loom« hat mich nachhaltig fasziniert, berührt und aus diesem Grund auch einen Preis verdient.

Beschreibung

»Loom« entstand als Diplomprojekt an der Filmakademie Baden-Württemberg und wurde am Institut für Animation, Visual Effects und digitale Postproduktion realisiert. Die komplette Produktionszeit inklusive Stoff-Entwicklung und Pre-Production betrug ein Jahr.

Grundlage unserer Idee ist eine ganz natürliche Situation: eine Motte verfängt sich in einem Spinnennetz, steht der Spinne gegenüber, wird von diesem »Raubtier« gefangen, verdaut und als integraler, struktureller Teil ihrer eigenen Falle »wiedergeboren«.

In unserer Storyline arbeiteten wir die Wendepunkte und dramaturgischen Stärken dieses Kreislauf der Natur heraus und entwickelten weitere Sub-Stränge. Dadurch kamen rein grafische, größenrelevante oder zeitliche Ebenen hinzu. So tauchen wir über den Mikrokosmos in einen abstrahierten Nanokosmos ein und erleben, was das Gift der Spinne für Auswirkungen auf die Motte hat. Im Grunde genommen ergab sich alles aus unserem Drang heraus, einen großen Bogen in einer kleinen Geschichte zu erzählen.

Nach der Pre-Production gingen wir über zur eigentlichen Entwicklung. Von der Bildgestaltung mit Farbpalette und Kamera über Schnittrhythmus, Timing und Tonebene bis zur technischen Machbarkeit haben wir alles geplant und grob festgehalten. Somit hatten wir eine rohe Grundform des Films. Eine Arbeitsgrundlage, die im Laufe der Produktion immer weiter wuchs und verfeinert wurde. An Software kamen Softimage für 3D und Digital Fusion für das Compositing zum Einsatz.

Von Anfang an haben wir uns bewusst dafür entschieden, kein Storyboard zu entwickeln, sondern direkt mit groben 3D-Szenen zu arbeiten, um einen natürlicheren Schnitt zu erreichen. Parallel dazu fing unser Sound-Designer und Musiker Joel Corelitz mit den ersten Entwürfen seiner Arrangements an. Durch den frühen und engen Kontakt konnten wir uns während der Produktion austauschen, auf seine Sound-Ideen und Rhythmik eingehen und diese in Animation und Schnitt aufgreifen.

»Loom« ist unsere Abschlussarbeit der Filmakademie. Außerdem war unser Ziel, den Film im Electronic Theater der SIGGRAPH 2011 in Los Angeles zu zeigen.

Details

Entstehungsjahr

2010

realisiert

weitere Angaben

Technik:
Computeranimation

Länge:
5'20"

Produktionszeitraum:
März 2010 – April 2010

Software:
Softimage, Fusion

initiiert von

Beteiligte

Schlagwörter

Die Synagoge hat sich ihren Platz auf dem Weinhof zurück erobert.
Die Synagoge hat sich ihren Platz auf dem Weinhof zurück erobert.
Das in die Dämmerung leuchtende Jerusalem-Fenster
Das in die Dämmerung leuchtende Jerusalem-Fenster
Ostseite des Gebäudes mit Jerusalem-Fenster und Öffnungen des Fluchttreppenhauses
Ostseite des Gebäudes mit Jerusalem-Fenster und Öffnungen des Fluchttreppenhauses
Unweit der Synagoge steht das Ulmer Münster.
Unweit der Synagoge steht das Ulmer Münster.
Die Westseite des Gebäudes zeigt mit ihren Öffnungen ein völlig anderes Gesicht.
Die Westseite des Gebäudes zeigt mit ihren Öffnungen ein völlig anderes Gesicht.
Hinter dem Jerusalem-Fenster verbirgt sich der eigentliche Synagogenraum.
Hinter dem Jerusalem-Fenster verbirgt sich der eigentliche Synagogenraum.
Auch das liturgische Herzstück, der Thoraschrein, ist in Richtung Süd-Osten ausgerichtet.
Auch das liturgische Herzstück, der Thoraschrein, ist in Richtung Süd-Osten ausgerichtet.
2013

Synagoge Ulm

Gestaltung

kister scheithauer gross architekten und stadtplaner GmbH

Pate

Karola Goris

Kategorie

Begleiterscheinung

vorgeschlagen am

23. März 2013

Plädoyer

Eine Besonderheit der Ulmer Synagoge: Das »Jerusalem-Fenster«. Es hat die Ausrichtung nach Jerusalem und die 600 einzelnen Glasteile sind jeweils ein Davidstern. Das sieht ganz toll aus. Es strahlt förmlich. Ich habe gelesen, die Ulmer jüdische Gemeinde hat circa 450 Mitglieder. Wer weiss, vielleicht sind es ja irgendwann 600.

Vor zwei Jahren habe ich den Beginn des Baus gesehen. Nun ist er in nur zwei Jahren fertig geworden und ist im Kostenrahmen geblieben. Das hat meinen Respekt und sollte erwähnt werden.


Beschreibung

Chronologie

2009 entschloss sich die Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs K.d.ö.R. (IRGW), eine neue Synagoge für ihre Ulmer Gemeinde zu bauen und initiierte daraufhin gemeinsam mit der Stadt Ulm den Wettbewerb für den Neubau eines Gemeindezentrums mit Synagoge. Die Stadt Ulm unterstützte das Bauvorhaben wohlwollend und stellte den Bauplatz mitten auf dem Ulmer Weinhof zur Verfügung, nur einen Steinwurf von der ehemaligen, in der Pogromnacht zerstörten Synagoge.

Am 21.1.2010 fiel die Wahl der Wettbewerbsjury unter Vorsitz von Prof. Arno Lederer einstimmig auf unseren Entwurf. Insgesamt waren zehn Architekturbüros zu dem Wettbewerb eingeladen worden. Im Anschluss daran veränderten wir den Entwurf, auf einige Anregungen des Preisgerichtes und des Rabbiners hin. Am 8.2.2011 stimmte der Ulmer Stadtrat dem von uns überarbeiteten Entwurf wieder einstimmig zu. Der Quader war nun niedriger und kürzer als zunächst im Wettbewerb geplant. Er maß jetzt 24 Meter in der Breite, 16 Meter in der Tiefe und war mit 17 Metern Höhe deutlich niedriger als das nahe gelegene Schwörhaus. Der Spatenstich erfolgte am 17.3.2011. Knapp 20 Monate später war das Bauwerk vollendet und damit rechtzeitig zur feierlichen Eröffnung am 2.12.2012 fertiggestellt.

Konzept

Die Synagoge und das jüdische Gemeindezentrum sind in einem einzigen Baukörper zusammengefasst. Der kompakte Quader steht frei auf dem Platz. Die Position ergibt sich aus der Geschichte: in der Pogromnacht 1938 wurde die ehemalige Synagoge, die in eine Straßenrandbebauung eingefasst war, zerstört. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Lücke mit einem Gebäude profaner Nutzung bebaut. So verloren die Synagoge und das jüdische Gemeindezentrum ihren angestammten Platz im Zentrum der Stadt Ulm.

Das Bauwerk der jetzigen Synagoge hat ein neues Grundstück mitten auf dem Platz, dem Ulmer Weinhof. Als wäre die Synagoge von ihrer ehemaligen Position aus einen Schritt nach vorne getreten, hat sie sich ihren Standort zurückerobert. Ohne baulichen Saum steht sie als Solitär unvermittelt auf dem Weinhof.

Alle Nutzungen des Gemeindezentrums und der Synagoge sind in dem glatten Baukörper, der gänzlich ohne Vor- und Rücksprünge der Kalksteinfassade auskommt, zusammengefügt: Ein Foyer im Erdgeschoss, eine unterirdische Mikwe, ein Versammlungssaal im ersten Stock. Die Schul- und Verwaltungsräume befinden sich im zweiten Stock. Im dritten Obergeschoss liegt, geborgen in einem nicht einsehbaren Innenhof, die Kindertagesstätte mit Außenspielfläche. Die Spielfläche ist gleichzeitig das Dach des Sakralraumes.

Im Inneren sind alle Räume orthogonal organisiert, mit einer einzigen Ausnahme, dem Gebetssaal als der eigentlichen Synagoge. In einer Drehung um die einzige freistehende Innenstütze des Gebäudes erstreckt sich die Längsachse des Sakralraumes in die Raumdiagonale. Diese Raumdiagonale hat in ihrer Ausrichtung eine übergeordnete religiöse Bedeutung, sie zielt geographisch exakt nach Jerusalem, dem geistigen und religiösen Zentrum des Judentums.

Durch die diagonale Raumausrichtung ergibt sich im Sakralraum ein Eckfenster, das mit dem Motiv des Davidsterns als Raumfachwerk spielt. Anhand von über 600 einzelnen Fenstern ergibt sich in der Synagoge ein vielfach illuminierter Raum mit Schwerpunkt in dessen geistigem Zentrum, dem Thoraschrank. In der Dämmerung wird das Motiv durch die Innenbeleuchtung auch nach außen wirksam und macht damit auf einfache Weise den Inhalt des Bauwerkes deutlich.

Abgesehen von dem großformatigen Eckfenster hält sich das Gebäude ansonsten dezent zurück. In den funktional notwendigen Bereichen durchbrechen Fensteröffnungen die sonst weithin geschlossene Natursteinfassade. Erst im Sakralraum ist der Naturstein so aufgelöst, dass durch eine Perforation der Fassade das Licht in die Synagoge eindringt und diese zugleich nach außen hin abbildet.

Details

Entstehungsjahr

2012

realisiert

Ort

Weinhof
89073 Ulm
Deutschland

weitere Angaben

Projektdaten

Wettbewerb:
11/2009

Leistungszeit:
2010–2012

Baubeginn:
03/2011

Fertigstellung:
12/2012

BGF:
1.980 m²

Leistungsphasen:
1–4 plus künstlerische Oberleitung und Leitdetails

Baukosten:
4,6 Mio. Euro

Konstruktion, Fassade, Innenausbau und Materialien
Die Stahlbetonkonstruktion ist von einer Fassade aus Kalkstein umschlossen. Es handelt sich um den »Dietfurter Kalkstein«, der im bayerischen Dietfurt bei Treuchtlingen gebrochen wird. Die vorgehängte Natursteinverkleidung mit geschliffener Oberfläche und geschlossenen Fugen mit farblich abgestimmtem Mörtel besteht aus großformatigen Kalksteinplatten in Maßen bis 1,20 x 0,90 Metern. Die Platten sind mit versetzten Fugen und in unterschiedlichen Höhenformaten montiert.

Das Eckfenster der Synagoge hat die Abmessungen von 2 x 4,20 x 8,50 Metern. Die darunterliegende Tragkonstruktion aus Stahl besteht aus einem Flachgitter mit dreieckigen Feldern. Diese Dreieckskonstruktion erwies sich als besonders belastbar, so dass die Konstruktionstiefe deutlich verringert worden konnte.

Ein Davidstern der perforierten Fassade besteht aus sechs Dreiecken mit einer Seitenlänge von ca. 19 cm und einem regelmäßigen Sechseck mit einer Höhe von 50 cm. Die Perforation des Kalksteines wurde mit einem Hochdruck-Wasserstrahl hergestellt.

Zusätzlich zur Synagoge umfasst der viergeschossige Neubau Mikwe (Ritualbad), Gemeindesaal, Bibliothek, Kindergarten mit Spielhof sowie ein Jugendzentrum. Im Foyer wurde eine Steinzeugfliese verlegt, in den restlichen Räumen Linoleum. Der Synagogenraum ist, genauso wie der Gemeindesaal, mit Stäbchen-Eichenparkett ausgelegt.

Der Gebetsraum bietet 125 Personen Platz, 40 davon befinden sich auf der Frauenempore. Die Sitzbänke stammen aus Israel. Die Wände sind bis 3,00 m Höhe mit Holztafeln auf einer Holzunterkonstruktion verkleidet. Darüber sind die Wände mit einem hellen Akustikputz versehen.

Die Innenausstattung der Synagoge basiert nur in Teilen auf Plänen von ksg, wie etwa der zwölfeckige Leuchter, ein Symbol für die zwölf Stämme des Volkes Israel. Gemeinsam mit den Vertretern der IRGW übernahm Rabbiner Shneur Trebnik die Auswahl des Gestühls und beauftragte in Israel die Anfertigung von Thoraschrein samt Bima, ein erhöhtes Podium mit Pult, von dem aus die Thora verlesen wird.

initiiert von

Beteiligte

Schlagwörter

Cover »Man gönnt sich ja sonst nix«
Cover »Man gönnt sich ja sonst nix«
In der Nähe vom Chlodwigplatz | S. 3–4
In der Nähe vom Chlodwigplatz | S. 3–4
Einmal das echte Leben, bitte! | S. 4–5
Einmal das echte Leben, bitte! | S. 4–5
Ausblicke | S. 9–10
Ausblicke | S. 9–10
Warten auf Willi | S.14–15
Warten auf Willi | S.14–15
Omastammtisch | S. 17–18
Omastammtisch | S. 17–18
Wir gehen | S. 26–27
Wir gehen | S. 26–27
2013

Man gönnt sich ja sonst nix

Gestaltung

Vera Langer

Pate

Michael Oreal

Kategorie

Begleiterscheinung

vorgeschlagen am

18. März 2013

Plädoyer

Meine Aufmerksamkeit war prompt gebannt, als ich auf die Theke der Buchhandlung sah. Dort lag ein querformatiges Heft, dessen Cover die Gestalt eines älteren Mannes schmückte, vor sich ein Tässchen Kaffee und ein großes Stück Sahnetorte, auf dem Kopf eine Schirmmütze mit der Aufschrift »Oddset«, gezeichnet in schwarz auf elfenbeinfarbenem Papier. Der Titel des Hefts: »Man gönnt sich ja sonst nix«. Der Name der Zeichnerin: Vera Langer.

Ich schlage das Heft auf und erfahre, dass die Zeichnerin zwei Monate lang jeden Tag eine Bäckerei in Köln aufsuchte, um ihre Eindrücke aufzuzeichnen. Skizzenblock für Skizzenblock, Impression für Impression. Ich blättere weiter und vor mir entfaltet sich ein Universum. Die Striche und Flächen der Zeichnungen nehmen mühelos und mit grafischer Raffinesse die Doppelseiten ein. Die Hand von Vera Langer ist sicher und bestimmt. Charakter, Ausdruckskraft und vor allem Persönlichkeit zeichnen ihren Strich aus. Ich halte eine brilliante Comic-Reportage in meinen Händen, die mit journalistischen und grafischen Mitteln einen Tag in einer Kölner Bäckerei beschreibt.

Auf jeder Seite entdecke ich alltägliche Szenen, die sich in unzählige Epiphanien der kleinen Rituale, der Sinnlichkeit und des Genusses verwandeln. Ich werde hineingesogen in diesen Mikrokosmos einer Kölner Bäckerei. Ich höre förmlich das Klirren des Bestecks, das Absetzen der Tassen und die Motorengeräusche der vorbeifahrenden Autos. Die Zeichnungen beginnen zu leben und ich verliebe mich in deren betörende Poesie.

Chapeau, Frau Langer.

Beschreibung

Ich bin neugierig auf das Alltägliche. Es begann als Experiment – mein fester Vorsatz war es, über zwei Monate jeden Tag eine Stunde in die Bäckerei um die Ecke zu gehen, um vor Ort zu zeichnen.

Egal was kommt. Ich wollte so diesen Ort und die Menschen dort erforschen und begreifen, denn ich glaube im Alltag findet man oft mehr Wahrheit als in so manchem Buch. Ich wusste nicht genau, worauf ich mich bei dem Projekt einließ, ich war einfach gespannt auf den Prozess und das Ergebnis. Bäckereikoller hatte ich währenddessen einige!

Warum gerade diese Bäckerei?
Weil sie so schön ehrlich ist – ohne Hipster, mit viel echtem
Kölschgeklöne und schlechtem Filterkaffee.
Omis mit Hüten, Falten und Gehwagen, Willis, Fritzes, Elfies, Jennys und Rosies.
Express und Fußball. Veedel und Dorf.
Wiederholung. Heimat. Suche.
Stagnation. Das Kleine im Großen. Anonym.
Beobachter. Gaffen. Eintauchen.

Zwei Monate, jeden Tag, eine Stunde, ein Stift, zwei Bücher.
Eier, Sahne, Alte, kölsche Jungs und Mädchen,
lauschen, dabei sein, außen vor sein.
Projektion & Suche.
Sympathie.
Das echte Leben.
So ehrlich sollte auch die Arbeit werden.

So entstand aus 320 vor Ort gezeichneten Seiten das Heft »Man gönnt sich ja sonst nix«. Ein Stück Köln, ein Tag in der Bäckerei – von morgens bis abends!

Details

Entstehungsjahr

2012

realisiert

weitere Angaben

Format:
21 x 14,8 cm

Umfang:
32 Seiten

Technik:
Fineliner, Zeichenfeder & Tusche

Druck:
Schwarz-Weiß auf Naturpapier

Auflage:
1000 Stück

initiiert von

Schlagwörter

2013

UniCollection

Gestaltung

Yvonne Rundio (geb. Bayer)

Pate

Masa Busic

Kategorie

Begleiterscheinung

vorgeschlagen am

17. März 2013

Plädoyer

Schmuck soll schön sein. Genau genommen soll er schön machen. Ein Objekt, dessen vordergründigster Wert ein ästhetischer ist, lässt sich kaum bewerten, ohne auch subjektiv zu urteilen. Denn über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten.

Was aber, wenn man anders an die Sache herangeht? Was, wenn man versucht, nicht objektiver, sondern im Gegenteil noch subjektiver zu urteilen? Was, wenn ich die Möglichkeit habe, ein Schmuckstück zu tragen, das nur für mich gemacht wurde und dessen Aussehen ich mitbestimmen kann? Ein Schmuckstück, das neben seinem ästhetischen Wert einen hohen persönlichen Wert für mich hat?

Yvonne Rundio ist dieser Schritt mit ihrer UniCollection gelungen. Hier werden aus Erinnerungsstücken, wie zum Beispiel Fotografien oder Eintrittskarten, richtige Perlen. Um solch ein Unikat zu erhalten, muss jedoch ein Opfer erbracht werden: das Erinnerungsstück wird zerstört. Erst wenn es in kleinen Quadraten zu einem Häufchen aufgetürmt da liegt, kann die Transformation stattfinden. Der poetische Moment, die Einsicht, dass ich etwas sehr Wertvolles erst zerstören muss, um es in verfremdeter Form festhalten zu können, gefällt mir besonders an dieser Arbeit. Schaut man die Perle an, so erkennt man Fragmente des Ursprungsmaterials. Ob die Perle bläulich, rötlich, milchig oder klar aussieht, hängt ganz davon ab, welches Erinnerungsstück als Vorlage dient. Jedes Stück ist einzigartig. Sowohl vom Aussehen her, als auch von der Bedeutung, die es impliziert. Ich habe somit die Möglichkeit, Dinge, die mir wichtig sind, in eine kodierte und ästhetische Form zu bringen und sie immer bei mir zu tragen.

Beschreibung

Der Mensch wünscht sich Individualität. Diese bringt er unter anderem durch Kleidung, Frisur und Schmuck zum Ausdruck. Die Auswahl trifft dabei unser Geschmack. Immer öfter möchten wir aber auch ein Statement setzen, welches unsere persönliche Haltung widerspiegelt. Der Mensch emotionalisiert seine Objekte und baut einen persönlichen Bezug zu ihnen auf. Mit UniCollection kreiert der Träger diesen Wert selbst. Die aus Erinnerungen gewonnenen, kostbaren Perlen sind nicht nur Unikate, sie manifestieren ein Stück des Trägers in sich selbst.

Persönliche Andenken zerlege ich in ihre Bestandteile. Diese geben jeder fertigen Perle ihr eigenes Aussehen und schaffen durch Farbintensität sowie Reflexion ein Schmuckstück, das seine ganz eigene Geschichte in sich trägt.

Die Vorgeschichte zu diesem Projekt ist die Auseinandersetzung mit dem Phänomen des »Schrumpfens«: Unsere Gesellschaft und Kultur basiert auf der Idee des Wachstums. Jedoch sinken seit Jahren Ressourcen, Energiereserven, mittlere Einkommen, Geburtenraten und so weiter. Das stellt uns vor kulturelle, gestalterische und ethische Herausforderungen und wir müssen uns fragen, welche Bedürfnisse entstehen, wenn es von allem immer weniger gibt? Wie können wir damit umgehen? Welche neuen Werte entstehen durch diese Entwicklung?

Ein Denkansatz in diese Richtung ist mein Konzept der UniCollection. Schmuck bekommt einen neuen Wert, indem zum Beispiel auf natürliche Perlen und Rohstoffe wie Gold oder Silber verzichtet wird und stattdessen Perlen aus vorhandenen, persönlichen Andenken entstehen. Das Material der Andenken reicht dabei von einem Foto des Lieblingstiers, einer Fahrkarte der Pariser Metro bis hin zu einem Stein, einer Muschel aus dem letzten Urlaub oder einem Hüpfgummiband aus Kinderzeiten.

Details

Entstehungsjahr

2007

realisiert

weitere Angaben

Durchmesser der Perlen:
ca. 1 cm

eigene Anfertigung:
gegossen in Silikonform

Schlagwörter

geöffnet
geöffnet
geschlossen
geschlossen
geöffneter Deckel
geöffneter Deckel
teilweise geöffnet
teilweise geöffnet
teilweise geöffnet, mit Lederböden
teilweise geöffnet, mit Lederböden
teilweise geöffnet, mit Lederböden
teilweise geöffnet, mit Lederböden
2013

Florentiner Schmuckkästchen

Gestaltung

Ulrike Schmidt

Pate

Frederike Frei

Kategorie

ah und oh

vorgeschlagen am

11. März 2013

Plädoyer

Dies Schmuckkästchen ist die wahre Konkurrenz zu einer schönen Frau. Denn es beherbergt die Juwelen so sinnvoll und soft, so ausgeklügelt elegant, dass man sie eigentlich in ihm zurücklassen möchte und nicht wegnehmen für das eigene Dekolleté, wo es für sie manchmal robuster zugeht als in ihrer Zauberbox. Spaß beiseite. Dies Kästchen, eigentlich ein ellenlang auszubreitender Großkasten, hat wildlederfeine Innenfächer und befindet sich auf dem Wege zu einem Instrument. Ja tatsächlich, das Geräusch, mit dem sich die Sesams alle öffnen, macht süchtig. Dass das handgearbeitet ist, kann man nicht sehen, nur bewundern. Meine Hand brächte das nicht zustande. Auch nicht nach fünf Stunden.

Zu Beginn ist es ein sattgenau schließender länglicher Kasten, den man perfekt auf- und zuklappen kann. Man hat das Gefühl, der Deckel denkt mit, er legt sich über die Stirn des Quaders so dicht und passgenau, wie eine Katze ihren Schwanz im Schlummer an ihre Seite heftet. Wer den Schmuck stehlen will, hat Probleme. Zwei quadratische Fächer mit Deckel stehen zur Verfügung, wenn man den Hauptdeckel öffnet, aber man findet nicht hinein. Nur der Besitzer weiß, wie es funktioniert. Gott sei Dank. Es funktioniert so schlicht und ergreifend wie Touchscreen. Obwohl man sieht, dass und wie die beiden Fächer fest verarbeitet sind, kann man sie lässig wie auf einem Bildschirm einfach mit dem Zeigefinger auseinander schieben und dann öffnen sich ein, zwei, drei ... mal fünf Fächer, die ihr Inlet zeigen und alle miteinander zusammenhängen. Wie? Weiß ich auch nicht. Die Fingerringe haben sogar eine kleine wildlederne Rolle, über die sie sich stülpen. Na, mehr verrate ich nicht vom Schmuck, der darin Platz hat. Sonst bekomme ich noch unfreiwillig Besuch.

Als ich es meinem Mann zeige, sagt er sofort: »Schön.« Das sagt er selten. Und als ich ihm klarmache, wie es sich öffnet, kommt ein langes »Ooooh«. Das spricht Bände.

Doch auch kleine Mädchen könnten sich schon dafür begeistern: Diese raffiniert gearbeitete Schmuckbox wird sie spontan begeistern, ein Kleinmädchentraum, ein »must have« für jede Prinzessin!

Ulrike Schmidt arbeitet mit traditionellen Florentiner Papieren. Den Schnitt hat sie selbst entwickelt. Unsichtbare Magnete sind in den Verschlüssen verarbeitet.

Genial. Unikat und handgearbeitet.

Beschreibung

Meine wichtigsten Werkzeuge: ein Teppichmesser, ein Lineal und eine Schneideunterlage.

Vor 30 Jahren hatte ich mir einmal selbst ausgetüfftelt, Bücher zu binden und einzuschlagen. Nach einem Vierteljahrhundert »Pause« bin ich durch einen glücklichen Impuls und eine wunderbare Begegnung damit wieder in Kontakt gekommen. Es war wie eine wiedergefundene Liebe.

Inspiriert zu diesem Schmuckkästchen hat mich eine andere Box, die ich einmal sah und begeistert nachbaute (in Würfelform, mit abnehmbarem Stülpdeckel mit drei Innenfächern).

Diese Schachtelarbeiten ziehen sich meist über Stunden hin, manchmal Tage, da die Teile alle erst einmal extra geschnitten, geleimt und gepresst werden. Als »Presse« verwende ich schwere Apothekerglasplatten, auf die ich mich zusätzlich zum Anpressen kurz draufstelle. Während ich also am Schneiden, Leimen und Kleben bin, langsam und sorgsam, ist mein Denken schon weit voraus und mir fallen oft neue Ideen zu.

Ich wollte nun unbedingt ein größeres Kästchen erschaffen, noch raffinierter, mit mehr Platz und mit Magneten. Zuvor habe ich schon mit verdeckten Magneten experimentiert und Klappschachteln damit ausgestattet. Ich liebe einfach diesen satten Ton, wenn sie aufeinander klappen. So kam es zu diesem Prototyp.

Die Maße für dieses Modell habe ich im Kopf errechnet – vermutlich gibt es heute Designerprogramme für so etwas. Wenn ich auf etwas stolz bin, dann darauf, dass das mein Rechenhirn ohne Ingenieurstudium (noch) hinbekommen hat.

Zwei Magnete habe ich in der Klapplasche vom Deckel eingearbeitet, zwei passgenau »gegenüber« in der Vorderfront. Zwei weitere Magnete befinden sich in den Mittelkanten der Vorderfront. Die Böden habe ich zusätzlich mit Leder und Wildleder ausgelegt, so liegt der Schmuck noch edler und geschmeidiger. Das italienische Papier von »Rossi 1931« ist einfach super zu verarbeiten, sehr lichtbeständig und robust. Die Box kann auch im Bad stehen, wo sie gegen Dusch- und Badefeuchtigkeit im Raum gänzlich unempfindlich ist.

Für das Verwahren der Ringe habe ich Lederstreifen locker aufgerollt und die Ringe drüber gesteckt. So passen sie für jede Größe und die Ringe liegen auch übersichtlicher im Fach. Wildleder und Gold / Silber scheinen mir eine gelungene Materialkombination.

Unbedingt an dieser Stelle meinen allerbesten Dank an Maria Zander-Schütt, die ich sehr für ihre Papierarbeiten bewundere und bei der ich lernen durfte!

Details

Entstehungsjahr

2012

Prototyp

weitere Angaben

Material:
● Papier der Firma »Rossi 1931«: Blumen und Früchte
● Buchbinderleinen »Brillianta«
● Leim (selbst gemischt), Uhu
● Spezialpappe »Kapa«, 37 Einzelteile von Hand geschnitten
● 6 Magnete
● 2 Buchecken
● Leder

Maße:
ca. 11 x 11 x 21 cm

initiiert von

  • Ulrike Schmidt

Schlagwörter

Wegmarke
Wegmarke
Feierliche Eröffnung mit Richtfest
Feierliche Eröffnung mit Richtfest
Details der Outlines
Details der Outlines
Spirale mit Outlines
Spirale mit Outlines
Ideenskizze
Ideenskizze
2013

Westfälischer Himmel

Gestaltung

SzenoPRISMA

Pate

Viktoria Wallmeyer

Kategorie

Begleiterscheinung

vorgeschlagen am

9. März 2013

Plädoyer

Anfang April 2012 war ich zu der feierlichen Eröffnung der Wegmarke »Westfälischer Himmel« in das LWL-Freilichtmuseum für Handwerk und Technik in Hagen geladen. Seit diesem Tag werden die Besucher, auf dem Fußgängerweg zum Museumseingang, von einem geheimnisvollen Portal empfangen und auf eine fantasievolle und gleichzeitig mitreißende Art und Weise zum Eingang geleitet.

Aus einem früheren Besuch des Museums weiß ich, dass es nicht ganz einfach war, den Weg zum Eingang des Museums zu finden. Der Knackpunkt ist der lange Weg, der vom Parkplatz bis zur Museumskasse führt und den Blick zum Eingang nicht direkt freigibt.

Das Szenografen-Trio SzenoPRISMA, namentlich Olga Kröhmer, Jing Liang und Sophia Pollmüller, hat dieses Orientierungsproblem wunderbar kreativ und poetisch gelöst. Ihre Installation »Westfälischer Himmel« empfängt die Besucher schon am Parkplatz und weist ihnen den richtigen Weg.

Die Wegmarke ist sehr anregend gestaltet, denn sie ruft nachhaltig lebendige Erinnerungen hervor. Durch den Bezug dieser Installation zu den Inhalten des Freilichtmuseums werden die Gäste schon frühzeitig auf ihren Museumsaufenthalt eingestimmt. Die Installation fesselt die Besucher und erzählt eine Geschichte, die den Museumsbesuch schon auf dem Weg dahin beginnen lässt.

Der Fußweg führt die Besucher durch ein Haus, das nur aus stählernen Umrissen besteht und an ein vereinfachtes Fachwerkhaus erinnert. Über den Köpfen der Besucher funkelt eine große Wolke verzinkter Drähte in der Sonne. Erst auf den zweiten Blick erkennt man die Konturen von Werkzeugen. Immer neue Formen tauchen in dem »Wirrwarr« auf. Es ist, als ob man versuchen würde, Fabelwesen und Objekte in den Wolken zu erkennen. Dieser »Schwarm« aus Werkzeugen durchzieht das Dach des Hauses und führt die Museumsgäste mit einer dynamischen Bewegung in Richtung Eingang.

SzenoPRISMA hat, im Einklang mit den Themen des Museums, eine ganz eigene Interpretation von dem Begriff »Westfälischer Himmel« entwickelt. Die Wegmarke greift diese, für die Region typische und etwas in Vergessenheit geratene, Redewendung wieder auf und leistet einen Beitrag zum Erhalt der regionalen Sprache.

Die Interpretation des Begriffes »Westfälischer Himmel« gibt dem Besucher kleine Rätsel auf. Später, im Freilichtmuseum, stößt man nochmals auf diesen Begriff. Viele Elemente, wie die Fachwerkhäuser und die verschiedensten Werkzeuge, begegnen dem Besucher immer wieder beim Rundgang durch das Freilichtmuseum und die Rätsel werden nach und nach gelüftet: Der Begriff »Westfälischer Himmel« beschreibt ursprünglich die Stelle im Bauernhaus, unter dem Dach, wo die Fleischvorräte durch den Rauch des Kamins luftgetrocknet wurden.

Als Besucher wird man zum Mitdenken animiert und mit einem ironischen Augenzwinkern zum Eingang begleitet. Eine himmlische Wegmarke, die die Themen des Freilichtmuseums erlebbar macht, verblüfft und Freiraum für eigene Interpretationen des poetischen Begriffs »Westfälischer Himmel« schafft.

Beschreibung

Für das LWL-Freilichtmuseum in Hagen haben wir eine szenografische Wegmarke geschaffen, um den Besuchern die Orientierung auf dem Weg zum Museum zu erleichtern.

Am meisten faszinierte uns an diesem Projekt das Zusammenspiel der Installation mit den Besuchern des Museums. Der »Westfälische Himmel« ist der erste Berührungspunkt der Besucher mit den Themen des Freilichtmuseums.

Die Wegmarke schafft ein gebautes, begehbares und dreidimensionales Erlebnis, welches die Inhalte des Museums erfahr- und interpretierbar macht.

Das Freilichtmuseum für Handwerk und Technik steckt voller Inspirationsquellen. Wir ließen uns von alten Werkzeugen und wunderbaren Redewendungen leiten und entwickelten aus dem Begriff »Westfälischer Himmel« eine eigene Interpretation.
Wir übertrugen die Bedeutung dieses Konservierungsverfahrens auf Gegenstände, die im Museum gezeigt werden.

Die Form der Wegmarke entwickelte sich aus den Inhalten des Museums und erzählt für die Besucher eine Geschichte, die sie auf Ihren Besuch eingestimmt.

Der Besucher durchschreitet auf dem Weg zum Museumseingang das Portal und wird selbst Teil dieser Geschichte.
Es entsteht ein dialogischer Bezug zwischen der Installation und dem Besucher.

Wir möchten die Gäste des Museums zu eigenen Interpretationen einladen und Bilder in ihren Köpfen entstehen lassen. Auf diese Weise soll unsere Geschichte auch in der Erinnerung fortwirken.

Details

Entstehungsjahr

2012

realisiert

Ort

Mäckingerbach
58091 Hagen
Deutschland

weitere Angaben

Maße:
3,5 x 3,2 x 2,2 m (H x L x B)

Materialien:
MSH Profil-Rohre 100 x 100 x 3 mm (Gerüst)
Rundstahl 8 mm (Spirale)
Stahldraht 4 mm (Outlines)
Spirale samt Outlines feuerverzinkt nach DIN EN ISO 1461

initiiert von

Beteiligte

  • Prof. Nora Fuchs, Betreuung
  • Dipl.-Des. Manfred Jockheck, Betreuung im Bereich Metallverarbeitung
  • Dipl.-Ing. Werner Pollmüller, Unterstützung bei statischer Konstruktion
  • Dipl.-Des. Geert Schüttler, Unterstützung beim Aufbau

Schlagwörter

Porträt von Grace
Porträt von Grace
Familienporträt der Familie von Grace
Familienporträt der Familie von Grace
Eine der Aufnahmen von Grace, die sie mit einer Einwegkamera aufgenommen hat.
Eine der Aufnahmen von Grace, die sie mit einer Einwegkamera aufgenommen hat.
Porträt von Josua
Porträt von Josua
Familienporträt der Familie von Josua
Familienporträt der Familie von Josua
Eine der Aufnahmen von Josua, die er mit einer Einwegkamera aufgenommen hat.
Eine der Aufnahmen von Josua, die er mit einer Einwegkamera aufgenommen hat.
2013

Same same – but different. Ein serielles Porträt von Familien in Kenia

Gestaltung

Anna Damm

Pate

Sarah Hüttenberend

Kategorie

ah und oh

vorgeschlagen am

7. März 2013

Plädoyer

Darstellungen von dunkelhäutigen Menschen kennen wir entweder im Kontext von Spendenaufrufen oder als Betonung von leidenschaftlichem Temperament. Armut und Tanz – das europäische Bild von Afrikanern scheint selbst in unserer aufgeklärten Zeit die unzähligen Nuancen dazwischen zu meiden. Bin ich überhaupt fähig, einem Dunkelhäutigen neutral zu begegnen? Ich weiß es nicht.

Auch Anna Damm war sich unsicher, ob sie sich mit ihrer fotografischen Arbeit »same same – but different« von ihren europäischen Vorurteilen lösen kann. Ihre Arbeit ist ein Versuch, afrikanischen Kindern und ihren Familien unvoreingenommen zu begegnen. Fast noch wichtiger war es ihr, mit ihrer Arbeit den Menschen in Deutschland einen neuen Blickwinkel aufzuzeigen.

Was mich neben der künstlerisch eindrucksvollen Bildreihe und den intimen Einblicken in afrikanische Familien jedoch vor allem beeindruckte, war der Mut der Fotografin. Anna Damm gesteht sich mit dieser Arbeit ihre eigene Unzulänglichkeit ein, sich vollkommen von ihrem europäischen Kontext loslösen zu können. So lange man sich auch mit einer fremden Kultur beschäftigt, so vertraut sie einem ist, man wird sie immer mit anderen Augen sehen, als diejenigen, die mit ihr aufgewachsen sind.

Anna Damm hat diese Erkenntnis genutzt, um ihr Projekt konsequent einen Schritt weiterzubringen als jede fotografische Arbeit, die ich bisher gesehen habe: Sie hat afrikanische Kinder selber fotografieren lassen. Auf diese Weise wird jedes Familienporträt mit intimen Eindrücken aus der Sicht der Kinder ergänzt. Der Betrachter bekommt so die einmalige Möglichkeit, nicht nur einen Blick auf, sondern tatsächlich in afrikanische Familien zu wagen.

Die Arbeit selbst habe ich auf der Abschluss-Ausstellung der Designer der Fachhochschule Münster entdeckt. Umso beeindruckender ist es, dass der Fotografin bereits mit ihrer Abschlussarbeit ein solches Werk gelungen ist.

Jeder, der wie ich das Glück hatte, die Bilder erforschen zu dürfen, verweilt – zum Nachdenken angeregt. Die Frage nach Unterschieden oder vielleicht auch Gemeinsamkeiten zum eigenen Leben bleibt dabei schließlich jedem Einzelnen überlassen.

Beschreibung

Um einen Einblick in die kenianische Gesellschaft zu erhalten, porträtierte ich im Herbst 2011 elf Familien in Mombasa. In einem Land, in dem es kaum staatliche Sozialleistungen gibt, ist die Familie weit mehr als nur Verwandtschaft. Sie stellt die kleinste Einheit einer Gesellschaft dar, die als Kindergarten, Altersvorsorge und Lebensgemeinschaft fungiert.

Mein Anliegen war es, nicht die stereotypische, europäische Vorstellung der afrikanischen Bevölkerung zu zeigen, sondern ein unvoreingenommenes Porträt zu schaffen – Bilder, die nicht allein Auskunft über die jeweilige Situation der Abgebildeten geben, sondern zeitgeschichtlich relevante und künstlerische Botschaften über das Entstehen und Verändern von Lebenssituationen und Beziehungen vermitteln.

Die Anfertigung von Familienporträts ist seit Jahrhunderten eine gängige Praxis und lässt sich weit vor die Erfindung der Fotografie zurückverfolgen. In der Malerei des 17. Jahrhunderts hatte das Familienporträt, in dem sich individuelle, wie allgemein gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Gegebenheiten spiegeln, seinen Höhepunkt. Mit Erfindung der Fotografie erlebte die Porträtierung von Familien einen neuen Aufschwung, da sich die breite Masse eine solche Anfertigung leisten konnte. Trotz des wahrhaftigen und realitätsabbildenden Charakters von Fotografie, verströmen Familienbilder oft auch den Eindruck von etwas Inszeniertem, etwas Unwahrem. Sie zeigen in der Regel ausschließlich in lächelnder Inszenierung die positiven Seiten des Beziehungskonstrukts »Familie«. Die Schattenseiten lassen sich hinter den lachenden Gesichtern nur erahnen. Das liegt vor allem an dem Entstehungsprozess der Aufnahmen. Wir steigen kurz aus dem Alltagsleben aus und stellen uns einen Moment lächelnd vor die Kamera. Es herrscht ein fast universeller Kodex, jeder Beteiligte nimmt seine Position, seine Haltung und sein Lächeln ein. Aber ein Familienbild bringt auch das wahre, zusammenhaltende Gefüge einer Familie zum Ausdruck. Ein Bild, das eine Vertrautheit und ein Wechselspiel des Gebens und Nehmens aufzeigt und in der jede Person um ihren wichtigen Platz weiß.

Da ich mich entschieden habe, die Familien als kleinste Einheit einer Gesellschaft und somit als Repräsentantinnen der Gesellschaft Kenias zu zeigen, musste ich dafür eine geeignete Bildsprache entwickeln. Eine, der meine drei Kernpunkte zugrunde liegen:



● keine stereotypischen Armutsdarstellungen

● eine unvoreingenommene Fotografie
● Authentizität



In meinen abgebildeten Familienbildern entsteht durch die Inthronisierung des Kindes im Mittelpunkt des Bildes, im Gegensatz zur Betrachtung von klassischen Familienporträts, ein Durchbrechen der üblichen Sehgewohnheiten. Mit einer großen Einfachheit entwickelt sich dadurch eine eigenständige Bildsprache.

Neben den Familienporträts beinhaltet das Projekt eine Fotoschule, die ich mit den Kindern der jeweiligen Familien durchführte. Mittels Einwegkameras wurde den Kindern die Möglichkeit gegeben, die Welt aus ihrer Perspektive zu fotografieren. Somit entsteht ein Wechselspiel aus den europäisch geprägten, dokumentarischen Familienporträts und den subjektiven, unbefangenen Bildern der Kinder. Da ich die Einwegkameras vor Ort entwickeln ließ, wurden die bunten Rahmen landesüblich hinzugefügt. Somit wird der Bilderzyklus geschlossen – Fotograf, Motiv und Entwicklung auf kenianisch.
Der symbolische Aspekt, die Gleichstellung von Betrachter und Abgebildeten, war mir hierbei besonders wichtig. Ein weiterer gewünschter Effekt ist die dadurch resultierende »Greifbarkeit« und Nähe, die entsteht. Um die authentische Linie der bisherigen Gestaltungselemente fortzuführen, habe ich mich dafür entschieden, nach Möglichkeit mit dem Tageslicht oder vorgefundener, künstlicher Beleuchtung zu arbeiten. Nur in wenigen Fällen, wenn die natürliche Lichtquelle nicht ausreichte, hellte ich mit einem Blitzlicht auf. Um die vorgefundene Umgebung möglichst unverfälscht wiederzugeben, verzichtete ich auf eine Manipulation in der Farbgebung. Auch entschied ich mich dagegen, die Bilder in Graustufen umzuwandeln. Schwarzweiß-Fotografien erwecken schnell den Anschein, die Vergangenheit abzubilden und werden häufig als nicht zeitgemäß empfunden. Doch dies würde meiner Aussage, das Leben der kenianischen Familien so zu zeigen, wie es heute ist, widersprechen.

Details

Entstehungsjahr

2012

realisiert

weitere Angaben

Elf Familienporträts, die Originalfotos der Schulkinder,
Porträts der Kinder, sowie ein Ausstellungskatalog.

Maße:
30 cm x 40 cm
10 cm x 15 cm (Bilder der Kinder)

Material:
mattes Fotopapier

initiiert von

Beteiligte

Schlagwörter

Handschuhpaar 1 (Fundort: Berlin 2009 | Oslo 2009)
Handschuhpaar 1 (Fundort: Berlin 2009 | Oslo 2009)
Handschuhpaar 2 (Fundort: Berlin 2010 | Oslo 2011)
Handschuhpaar 2 (Fundort: Berlin 2010 | Oslo 2011)
Handschuhpaar 3 (Fundort: Oslo 2009 | Berlin 2011)
Handschuhpaar 3 (Fundort: Oslo 2009 | Berlin 2011)
Handschuhpaar 4 (Fundort: Oslo 2012 | Berlin 2011)
Handschuhpaar 4 (Fundort: Oslo 2012 | Berlin 2011)
Handschuhpaar 5 (Fundort: Oslo 2010 | Berlin 2011)
Handschuhpaar 5 (Fundort: Oslo 2010 | Berlin 2011)
Handschuhpaar 6 (Fundort: Oslo 2012 | Berlin 2010)
Handschuhpaar 6 (Fundort: Oslo 2012 | Berlin 2010)
Handschuhpaar 7 (Fundort: Berlin 2012 | Berlin 2012)
Handschuhpaar 7 (Fundort: Berlin 2012 | Berlin 2012)
2013

stadtfund | urban authentic upcycling Handschuhe

Gestaltung

stadtfund | urban authentic upcycling-design

Pate

Petra Thimm

Kategorie

ah und oh

vorgeschlagen am

3. März 2013

Plädoyer

Glücklich vereint – kein Handschuh bleibt allein.

In einem Berliner Stadtmagazin sah ich sie zuerst: zwei Individualisten, jeder eigenständig, jeder anders in Form und Farbe, aber doch ähnlich und verbunden, nicht zuletzt durch ihre Absicht, gleichmäßig zu wärmen und zu schützen – verbunden auch durch das Label mit dem Begriff »Stadtfund«, das schon in die richtige Richtung wies.

Nachdem ich mich zur richtigen Website durchgeklickt hatte, wurde mir eine Fülle derartiger Individualisten geboten: zwar alle unterschiedlich, aber doch immer liebevoll zu sich charakterlich (das heißt durch Farbe oder Material oder Machart) ähnelnden Paaren zusammengestellt.

Die Idee ist faszinierend: einzelne Handschuhe, achtlos liegengelassen oder auch verloren und beweint, werden gesammelt und zu sich ergänzenden Paaren gefügt – nachdem sie zuvor sorgfältig geflickt, gestopft, gewaschen und mit den charakteristischen Etiketten sowie einem Herkunftsnachweis versehen wurden. Liebevoll werden diese Fundstücke betreut, was in unserer Wegwerfgesellschaft schon einem kleinen Wunder gleichkommt, und ihrem ursprünglichen Zweck in mehr als origineller Form wieder zugeführt.

Das von mir bestellte Paar Handschuhe (noch etwas schüchtern wählte ich die einander ähnlichsten Exemplare) wollte ich gern selbst von den dahinter steckenden kreativen Geistern ausgehändigt bekommen – was auch geschah. Jürgen Breiter und Katja Cappelen, ein außerordentlich freundliches und kreatives junges Paar, überzeugten mich mit ihrer Idee, Nachhaltigkeit mit der Schulung des Blicks auf die kleinen Dinge zu verbinden. Dabei sah ich noch viel mehr als einzelne Handschuhe …

Ich finde unbedingt, dass das Projekt »Stadtfund« es wert ist, bei der Vergabe des Ehrenpreises berücksichtigt zu werden.

Beschreibung

Was passiert eigentlich mit all den verlorenen Handschuhen ... alle Jahre wieder ... wenn diese von ihren so vertrauten Partnern getrennt, plötzlich ihre eigenen Wege gehen? Und was passiert mit der anderen Hälfte? Hat diese bei der nächsten Aufräumaktion des Kleiderschranks noch eine reelle Chance, auch weiterhin als Lieblingsstück auf den vorderen Rängen zu bestehen? Doch wer trägt schon gerne freiwillig seine Schusseligkeit in Form von zwei unterschiedlichen Handschuhen zur Schau? »Stadtfund« will das ändern ... Mut zum Handschuhmix aus Fundstücken aus der Stadt!

stadtfund_wörtlich gemeint?
Ja, bei den hier angebotenen Handschuhen handelt es sich tatsächlich um Fundstücke aus der Stadt. Diese werden von uns sorgfältig gereinigt und mit einem Desinfektionszusatz gewaschen, mittels eines Wollrasierers aufgearbeitet und falls erforderlich sogar repariert. Kleinere Schäden werden geflickt, größere Schäden mit Flicken aus Leder besetzt. Eine kleine Besonderheit: es handelt sich bei den Handschuhen um selbst gefundene Handschuhe, also keine Handschuhe aus Fundkisten sondern tatsächlich auf der Straße von uns auf unseren alltäglichen Wegen gesammelte Stücke. Nur einige wenige Handschuhe wurden uns von begeisterten »stadtfund«-AnhängerInnen per Post zugesendet – in diesem Fall haben wir auch mal eine Ausnahme gemacht. Auf diese Weise zeigt sich auch, wie viele Handschuhe uns bislang begegnet sind – seit Beginn des »stadtfund«-Handschuhprojektes im Jahr 2009 bereits um die 500 Stück!

stadtfund_selber machen!
»Stadtfund« beabsichtigt nicht nur, gefundene Handschuhe zu verkaufen. Wir freuen uns auch, wenn Sie die Idee aufgreifen und ein eigenes »stadtfund«-Experiment starten. Gehen Sie mit offenen Augen durch die Stadt und lassen Sie sich überraschen, was von dem, was Sie dabei entdecken, alles noch einen Zweck erfüllen könnte. »Stadtfund«-AnhängerInnen haben uns auch bereits bestätigt, wenn man die Idee einmal im Kopf hat, geht man mit ganz anderen Augen durch die Straßen. Für den Fall, dass Sie eine eigene »stadtfund«-Kreation mit dem passenden Upcycling-Label versehen wollen, können Sie Ihre Etiketten auch selbst gestalten. Wir machen das mit Stoßband für Hosensaum zum Aufbügeln und einem Dienstleister (meist Läden für Berufsbekleidung), welcher maschinell Firmennamen und Logos auf Textilien sticken kann. Do it yourself ist wieder voll im Trend ... machen Sie mit!

stadtfund_Handschuhpartnervermittlung
Als Zusatzleistung bieten wir auch an, einen einzelnen Handschuh nach Verlust seines Partners zu einem neuen »stadtfund«-Partner zu verhelfen. Hierzu können Sie uns ein Bild von Ihrem Handschuh mit einer kurzen Beschreibung der Besonderheiten schicken (z.B. besonders warm, da gefüttert). Für den Fall, dass wir in unserem Fundus einen passenden »stadtfund«-Partner finden, treffen wir uns mit Ihnen, um die beiden Handschuhe miteinander zu vereinen. Für den Fall, dass Sie nicht in Berlin ansässig sind, schicken wir den Handschuh auch gerne per Post auf die Reise.

stadtfund_alte Liebe rostet nicht!
Wenn Sie einen Handschuh verloren haben und glauben, dessen ehemaligen Partner auf unserer Seite wiederentdeckt zu haben, so können Sie sich gerne an uns wenden. Stimmen unsere Funddaten mit ihren Angaben, wann und wo sie den Handschuh verloren haben, einigermaßen überein, so handelt es sich eindeutig um ein unzertrennliches Paar, welches unbedingt auch weiterhin als Paar getragen werden sollte. Wir schicken den Ausreißer dann wieder zu Ihnen nach Hause.

stadtfund_sind das nur Handschuhe?
Nein, es gibt unter der Reihe »stadtfund« bereits verschiedene Projekte. Die Handschuhe sind das »stadtfund«-Projekt N° 4. Auch sonst sind wir leidenschaftliche Sammler und Finder. So besteht unsere gemeinsame Wohnung fast ausschließlich aus gefundenen Einrichtungsgegenständen oder selbstgebauten Möbeln aus Reststoffen und Fundstücken. Der renommierteste Fund bislang war übrigens ein Lounge-Chair von Charles Eames, welchen wir im Sperrmüll eines Hotels in Berlin entdeckt haben.

stadtfund_Philosophie
Wir folgen dem Prinzip »Upcycling«. Dabei geht es um Weiterverwertung, welche nicht nur die zur Produktion eingesetzten Rohstoffe, sondern auch die im Fertigungsprozess erbrachten ideellen Leistungen sowie eingesetzte Energie umfasst. Im weiteren Prozess dienen diese als Grundlage für eine neue Nutzungs- oder Gestaltungsidee. Während der Vorgang des gebräuchlichen »Recyclings« als umweltschonende Abfallverwertung meist nur auf die Rückgewinnung der Rohstoffe zur erneuten Wiederverwendung abzielt (Gewinnung von Sekundärrohstoffen), bewahrt der Prozess des »Upcyclings« auch die bereits in Form von Konzeptidee, Gestaltung oder technischer Entwicklung erbrachten Leistungen und die damit einhergehenden energetischen Aufwendungen von scheinbar wertlos gewordenen Gegenständen.

Details

Entstehungsjahr

2009

realisiert

weitere Angaben

Bei diesen Handschuhen handelt es sich um Fundstücke aus der Stadt. Sie wurden gereinigt und aufgearbeitet und sind als Upcycling-Produkt Teil eines Projektes zum Thema Konsum aus der Reihe »stadtfund«.

Mögliche Materialfehler oder sichtbare Reparaturen liegen in der Natur der Sache und gelten nicht als Mängel, sondern vielmehr als individuelle Eigenschaft des jeweiligen Handschuhs.

initiiert von

Schlagwörter

Module: Die Einzelelemente lassen sich zu effektvollen Modulen zusammenstellen. Auch Ecklösungen lassen sich spannungsreich umsetzen.
Module: Die Einzelelemente lassen sich zu effektvollen Modulen zusammenstellen. Auch Ecklösungen lassen sich spannungsreich umsetzen.
Mit der modularen Wärmedämmung lassen sich, wie hier am Beispiel der Fakultät München gezeigt, skulpturale Effekte erzielen. So bringt der »Rote Kubus« in seiner Originalfarbe das neue Design perfekt zum Ausdruck.
Mit der modularen Wärmedämmung lassen sich, wie hier am Beispiel der Fakultät München gezeigt, skulpturale Effekte erzielen. So bringt der »Rote Kubus« in seiner Originalfarbe das neue Design perfekt zum Ausdruck.
Pinakothek der Moderne, München (oben Simulation, unten Original). Durch Drehung und Spiegelung der einzelnen Module bleibt das Auge des Betrachters in Bewegung. Einzelne farbige Elemente erhöhen die Spannung.
Pinakothek der Moderne, München (oben Simulation, unten Original). Durch Drehung und Spiegelung der einzelnen Module bleibt das Auge des Betrachters in Bewegung. Einzelne farbige Elemente erhöhen die Spannung.
Wohnhaus in München (oben Simulation, unten Original). Wärmedämmende Ornamentik mit individueller Farbgestaltung in Szene gesetzt.
Wohnhaus in München (oben Simulation, unten Original). Wärmedämmende Ornamentik mit individueller Farbgestaltung in Szene gesetzt.
Hochhaus in München (links Simulation, rechts Original) Aus drei Einzelelementen als Modul zusammengefasst, enstehen komplexe Fassaden. Hier zeigt sich die Wandlung einer Hochhausfassade, die im Original eine Kombination aus Putz und Metall bildet. Ich habe sie einheitlich mit Relief strukturiert, die Farbe aber weitgehend beibehalten.
Hochhaus in München (links Simulation, rechts Original) Aus drei Einzelelementen als Modul zusammengefasst, enstehen komplexe Fassaden. Hier zeigt sich die Wandlung einer Hochhausfassade, die im Original eine Kombination aus Putz und Metall bildet. Ich habe sie einheitlich mit Relief strukturiert, die Farbe aber weitgehend beibehalten.
Fassadenmodell (1:10): Je nach Lichteinfall entstehen eindrucksvolle Licht- und Schattenspiele.
Fassadenmodell (1:10): Je nach Lichteinfall entstehen eindrucksvolle Licht- und Schattenspiele.
2013

»Form & Funktion« – Dreidimensionale Fassadenornamentik als Fertigmodul zur Wärmedämmung

Gestaltung

Uly Schädler

Pate

Urte Kormann

Kategorie

ah und oh

vorgeschlagen am

23. Februar 2013

Plädoyer

Durch verschiedenste Städte habe ich, im Auftrag von Studiosus Reisen München, weltweit Studienreisen geleitet. Gestaltung und Architektur der verschiedenen Epochen ist auf jeder Städtereise ein zentrales Thema. Die Gestaltung von Fassaden ist Ausdruck kulturellen Lebens und drückt durch seine Form den Zeitgeist aus. Wenn sie unsere Sinne wach werden lässt und unser Auge zum Verweilen einlädt, wird ein ästhetischer Zweck erfüllt.

Die Fassadengestaltung von Uly Schädler erfüllt auf faszinierende Weise gleich zwei Aspekte: Sie verbindet die Notwendigkeit der Ressourcenschonung mit dem Bedürfnis, das eher triste Stadtbild der 50er bis 70er Jahre mit einer überraschend neuen Ästhetik weiterzuentwickeln. Dazu nutzte Frau Schädler eine umweltschonende Wärmedämmung aus recyceltem Werkstoff und verarbeitete diese zu reliefartigen, geometrischen Formen. Diese tauchen auf wundervolle Weise die Fassade in ein Licht- und Schattenspiel und lassen den Blick des Betrachters nicht nur einmal auf der Fassade ruhen, sondern bieten ihm je nach Tageszeit und Lichteinfall einen ganz neuen Anblick.

Uly Schädler erzielt durch viele Variationsmöglichkeiten der geometrischen Formen eine Vielzahl dynamischer Muster und dadurch einen 3D-Effekt, der dem heutigen, modernen Zeitgeist seinen Ausdruck im Stadtbild verleihen wird. Für die Fassade eines Eigenheims oder eines Wohnblocks, für die vielen sanierungsbedürftigen Fassaden aus den 50er Jahren oder dem Neubau bietet das reliefartige Dämmungsmaterial eine individuelle Lösung. Den rein funktionalen Wärmedämmplatten aus Foamglas, wie sie üblicher Weise bisher verarbeitet werden, wird ein innovativer ästhetischer Ausdruck verliehen.

Ich glaube, dass die Zeit reif ist für dieses neuartige Konzept von Frau Schädler. Und ich bin mir sicher, dass sich diese Innovation auf dem Markt durchsetzen wird, sodass wir in deutschen Städten bald diese belebende Fassadengestaltung werden bewundern können.

Beschreibung

Des Jugendstils überdrüssig propagierte der Kunstkritiker Adolf Loos um 1900 den völligen Verzicht auf ornamentalen Schmuck und revolutionierte damit die gesamte Baubranche. Für mich persönlich hat der Jugendstil einige der schönsten Kunstelemente der Geschichte hervorgebracht. Und doch sind sie auch in meinen Augen nicht mehr zeitgemäß und durch neue, schöne und andere Gestaltungselemente ersetzbar.

In meiner Abschlussarbeit zur Gestalterin im Handwerk im November 2012 hatte ich mir die Aufgabe gestellt, ein dreidimensionales Fassadendesign zu entwickeln, das unseren vielschichtigen Kriterien gerecht werden kann. Ein schönes Gesicht genügt den heutigen Design- und Qualitätsansprüchen schon lange nicht mehr.

Die Form braucht auch eine Funktion!

Klimawandel, Energieeffizienz, Ressourcen schützen und Recycling nutzen sind die Schlagworte der heutigen Anforderungen für zeitgemäßes Bauen. Meine Zukunftsvision soll beide Komponenten miteinander verbinden. Der »Mantel der Ornamentik« als Verpackung für integrierte, unsichtbare Wärmedämmung. Die Herstellung eines Fertigmoduls bestehend aus natürlichen und recycelbaren Dämmstoffen, eingebettet in einer Putzoberfläche und mit einem Silikat-Anstrich versiegelt.

Meine Recherchen nach dem geeigneten Material haben mir immer wieder die gleichen Schwachpunkte gezeigt: Für ein Fertigmodul mit Reliefstruktur braucht man vor allem Formstabilität und zudem ein noch händelbares Gewicht. Naturmaterialien wie Hanf, Stroh, Schilf, Wolle usw. können diese Punkte nicht erfüllen. Um eine Formstabilität zu erreichen, muss man sie mit Leim oder Ähnlichem versetzen und in Formen pressen, was den Nachteil der Material- und Gewichtszunahme mit sich bringt. Ebenso bleiben immer noch Schwachpunkte wie Brandgefahr und Schimmelbefall.

Doch ich fand eine Lösung: Recyceltes Altglas! Schaumglas. In einen völlig ungiftigen Herstellungsprozess durch Erhitzen und unter Zugabe von Kohlenstoff wird dieses Material in riesigen Edelstahlbehältern aufgeschäumt und erhält dadurch seine besondere, hermetisch abgeriegelte Zellstruktur mit hauchdünnen Zellwänden. Dieses Material ist in der Herstellung und Verarbeitung absolut ungiftig. Es ist formstabil, wasser- und dampfdicht, schimmel- und schädlingsresistent. Einer der wichtigsten Pluspunkte ist jedoch, im Gegensatz zu vielen anderen gebräuchlicheren Dämm-Materialien, seine Nichtentflammbarkeit! Besser noch: Es ist sogar als Brandbarriere einsetzbar. Alle marktüblichen Dämm-Materialien gibt es bisher nur in standardisierten Platten und Größen. Nutzbarkeit bei gleichzeitiger Formgestaltung erziele ich durch den »Mantel der Ornamentik«. Damit kann ich jeder älteren Fassade im Zuge eines Sanierungsprogramms ein völlig anderes Erscheinungsbild verleihen. Mein Verfahren könnte sogar noch einige Arbeitsschritte einsparen.

»Ornament ist ein Versprechen«

Auf den Bildern sind einige Beispiele zu sehen, wie meine Fassadengestaltung in Zukunft aussehen könnte. Weiß, farbig oder bunt – durch die dreidimensionale Fassadenornamentik entsteht eine spannende und interessante Variante und gibt einem Gebäude ein ganz »neues Gesicht«.

Die Bilder zeigen reale Bauwerke Münchens, die ich fiktiv umgestaltet habe. Hier möchte ich ausdrücklich anmerken, dass es nicht in meinem Interesse liegt, die Originalfassaden der Gebäude zu kritisieren oder in Frage zu stellen. Für mein eigenes Projekt habe ich mir lediglich Gebäude mit viel freier Fläche ausgesucht.

Details

Entstehungsjahr

2012

Prototyp

Beteiligte

  • Andrea Hüls, Fassadensimulationen anhand meiner Fotos im Photoshop-Programm
  • Helmut Hüls, Herstellung der unterschiedlichen 1:10 Musterteile aus Limaholz für verschiedene Designvariationen, Ecklösungen und Teilfassaden

Schlagwörter

2013

Der Partybaukasten

Gestaltung

raumservice, Büro für Ereignisse und Gestaltung

Pate

Martin Zentner

Kategorie

ah und oh

vorgeschlagen am

20. Februar 2013

Plädoyer

Was soll denn das? Eigentlich wollte ich nach dem Kongress nur noch einen Absacker trinken und ein bisschen abschalten. Aber als der Raum, in dem die Abschlussparty stattfinden sollte, die Pforten öffnete, wurde mir ein Strich durch die Rechnung gemacht. Mobiliar und Verpflegung waren nicht wie gewohnt locker im Raum verteilt, sondern stapelten sich streng nach Materialien geordnet in der Mitte des Raumes auf dem Grundriss eines Baukastens, der auf den Boden geklebt war. Die Gläser standen gefüllt zu Pyramiden gestapelt neben wohlsortierten Smalltalk-Karten (zehnsprachig!) und Konfettihaufen. Mit meiner Überraschung war ich nicht alleine. Ein Fest ist, was man selbst daraus macht, stellten ein paar mir fremde Konferenzbesucher fest, und wir schnappten uns Verpflegung für Körper (Getränk, Häppchen) und Gemüt (Diskokugel, Lampion).

Während wir es uns schön machten, wagten sich ein paar Leute an die Musikinstrumente, die im Instrumentenfach des Baukastens zu finden waren. Zum Glück waren es Musiker. Als ich mich umsah, war ich begeistert von der dekorativen Kreativität der restlichen Gäste. Nachdem der Nutzen des Inventars ausgelotet war, begannen Experimente mit dessen Umnutzung: Wie viele Heliumballons braucht es, um ein Lampion schweben zu lassen? Das war eine der vielen Fragen, auf die ich diesen Abend eine Antwort erhielt.

Zum Abschalten bin ich übrigens nicht gekommen, aber trotzdem wünsche ich mir mehr solche Baukastensysteme, die uns zum Spielen und Experimentieren einladen. Denn diese Arbeit hat mich begeistert. Mit der Erwartungshaltung des Gastes wurde gespielt, in dem er einer komplett neuartigen Situation ausgesetzt wurde.

Durch das Stilmittel der Reihung und ein festes Ordnungsprinzip wurde das Inventar wie eine skulpturale Installation inszeniert. Um dem Bedürfnis nach Feiern nachzukommen, waren die Gäste damit konfrontiert, in diese Ordnung einzugreifen, sie nach ihren Wünschen zu dekonstruieren und neu zu ordnen.

Der stilisierte Baukasten, der als Folienplot auf dem Boden klebte, diente einerseits der Klassifizierung einzelner »Bauteile«, andererseits forderte er wie ein übergroßes Piktogramm zum Bauen, Neukombinieren und Experimentieren auf. Im Laufe des Abends konnte man die Transformation dieser Installation in eine dynamische, kommunikative Struktur beobachten.

Das Experiment hat funktioniert. Selten habe ich so viel Begeisterung und Interaktion zu einem normalerweise eher steifen gesellschaftlichen Anlass wie einem Sektempfang erlebt. Und das mit einfachsten Mitteln: Ein Folienplot auf dem Boden und die Neuordnung und Umdeutung einer bekannten Situation reichten aus, um den Gästen neue Handlungsspielräume zu zeigen. Neben der gelungenen visuellen Gestaltung wurde rege Kommunikation im Raum erzeugt.

Wie wohl die meisten anderen Gäste werde ich diesen Abend nicht vergessen.

Beschreibung

Zum zehnten Geburtstag der Designkonferenz »Face to Face« sollte im Anschluss an den ersten Konferenztag eine Feier stattfinden. Wie oft bei Projekten, hinter denen kein Unternehmen mit großem Jahresbudget steht, waren zwar die Wünsche groß – rege Kommunikation, ein kreativer Rahmen und ein unvergesslicher Abend sollten entstehen – der finanzielle Rahmen aber beschränkte sich auf die Mittel eines herkömmlichen Sektempfangs. Also war von Beginn an klar, dass wir uns ohne Umschweife der Kernfrage des Abends widmen würden: Wie funktioniert eine gute Party?

Oft besteht der größte Wert einer solchen Feier im Zustandekommen von vielfältiger Kommunikation, anderen Blickwinkeln und neuen Impulsen. Als Gestalter sahen wir unsere Hauptaufgabe darin, hier Impulsgeber zu sein und einen anregenden Rahmen für neue Handlungsspielräume zu eröffnen.

So wollten wir die Gäste einfach selbst das Fest gestalten lassen, ganz wie sie es mögen. Sie sollten nicht nur alles aufbauen, sondern auch miteinander in Kontakt treten und Spaß dabei haben. Hierfür hatten wir den Partybaukasten entwickelt: Anstelle einer fertig hergerichteten Location fanden die Besucher eine Installation vor. Alles, was man für ein rauschendes Fest benötigt, befand sich ordentlich sortiert in der Mitte des Raumes. Den gestalterischen Rahmen gab ein stilisierter Baukasten, der als Folienplot auf den Boden geklebt und nach Materialkategorien beschriftet war.

Dieser hatte einerseits mit seinen Materialreihungen eine skulpturale Anmutung, war andererseits aber auch direkte Handlungsaufforderung: Wer Durst hatte oder sich setzen wollte, musste aktiv in die Ordnung eingreifen, diese dekonstruieren und neue Platzierungen im Raum schaffen. Der Schritt vom Konsumenten zum aktiv handelnden und gestaltenden Teilnehmer war der Dreh- und Angelpunkt des Konzepts: Derart aus den gewohnten Handlungsroutinen geholt scheint oftmals vieles möglich und Raum vorhanden für neuartige kommunikative Momente. Ähnlich der Chemie- oder Technikbaukästen unserer Schulzeit, war auf dieser Veranstaltung nun viel Raum zum Bauen, Experimentieren und Untersuchen der Chemie – und der Sektempfang konnte zum sozialen und räumlichen Experimentierfeld werden.

So war es dann auch: Nach kurzem Zögern begannen die Gäste, in die Installation einzugreifen, gemeinsam die Inhalte des Partybaukastens zu nutzen und Raum und Abend zu gestalten. Im Baukasten befanden sich viele Gegenstände, die Möglichkeiten zur weiteren Interaktion boten, zum Beispiel lieferten Smalltalk-Karten die richtigen Bonmots für die mehr oder weniger gepflegte Konversation, Polaroid-Kameras, Musikinstrumente und verschiedenste Dekorations- und Bauteile taten ihr übriges. Auch entwickelte sich zu unserer Freude eine Eigendynamik, die sich nicht immer an den vorausgeplanten Rahmen hielt: Die Heliumballons – die eigentlich zur Dekoration bereitgestellt waren – wurden als Bestandteilen für vielfältige Tests zur Flugfähigkeit des Inventars umgenutzt, die Smalltalk-Karten initiierten nicht nur kurze Kontaktpunkte sondern auch abendfüllende Gespräche …

Im Laufe der Feier entwickelte sich die statische Installation zum sozialen Gefüge, in dem immer neue Situationen und Rauminszenierungen entstehen konnten. Freudiges Chaos zerstörte die Ordnung. So wie es sich für eine gute Party gehört.

Der Partybaukasten ist ein Baukasten zur situativen Gestaltung von Festen und anderen sozialen Anlässen. In Größe und Befüllung wird er auf den jeweiligen Kontext angepasst – so kann auf Anfrage für unterschiedliche Gegebenheiten ein passender Partybaukasten erstellt werden.

Details

Entstehungsjahr

2010

realisiert

weitere Angaben

Material:
Folienplot, Dekofolie weiss matt

Inhalt:
Getränke, Häppchen, Hocker, Sofaboxen, Stehtische, Diskokugeln, Heliumballons, Lampions, Luftrüssel, Konfetti, Hawaiiketten, Polaroid-Kameras, Smalltalk-Karten, Instrumente ...

initiiert von

Schlagwörter

Nachtstücke – Langkofel, 2010 / 160 x 220 cm
Nachtstücke – Langkofel, 2010 / 160 x 220 cm
Nachtstücke – Sasso di Stria, 2003 / 100 x 122 cm
Nachtstücke – Sasso di Stria, 2003 / 100 x 122 cm
Nachtstücke – Furka, 2003 / 100 x 140 cm
Nachtstücke – Furka, 2003 / 100 x 140 cm
Nachtstücke – Lichenbretter II, 2003 / 100 x 140 cm
Nachtstücke – Lichenbretter II, 2003 / 100 x 140 cm
Nachtstücke – Riffelhorn, 2003 / 100 x 140 cm
Nachtstücke – Riffelhorn, 2003 / 100 x 140 cm
Nachtstücke – Pasterze, 2010 / 160 x 220 cm
Nachtstücke – Pasterze, 2010 / 160 x 220 cm
Nachtstücke – Olperer, 2010 /  160 x 220 cm
Nachtstücke – Olperer, 2010 / 160 x 220 cm
2013

Nachtstücke

Gestaltung

Michael Schnabel Photography

Pate

Gregor Krisztian

Kategorie

Begleiterscheinung

vorgeschlagen am

2. Februar 2013

Plädoyer

Wer einmal vor Michael Schnabels großformatigen Nachtbildern stand und sich lange genug auf deren Stille und Tiefe konzentriert hat, weiß, welche Kräfte und Stimmungen seine nächtlichen Langzeitaufnahmen auslösen können. Gewaltige Bergmassive, deren Lebendigkeit sich nur dem geduldigen Auge erschließen, und dann angesichts der stillen Bilder eine eigene Dynamik in Gang setzen.

Michael Schnabel ist für mich ein Philosoph, der es versteht, archaische Gefühle in Bilder zu verwandeln – Bilder, die trotz ihrer Ruhe unruhig machen und zwingen, in sich hineinzuhören: ungewohnt in heutiger Zeit, deren auffallendstes Merkmal die nach außen gerichtete Wirkung ist. Seine Bilder dagegen sind still, packend und gleichzeitig laut wie stumme Opern.

Beschreibung

Lange Jahre wollte ich mich den Bergen fotografisch widmen, ohne das für mich passende »Bild der Berge« zu finden. Aber irgendwann war es soweit und ein Kreis hat sich geschlossen.

In den Nächten habe ich die Ruhe gefunden, die den Alpenbergen tagsüber verloren gegangen ist. Die Nacht und deren Stille gibt den Bergen eine Erhabenheit, Ursprünglichkeit und auch Unnahbarkeit – all dies habe ich versucht in Bilder zu fassen.

Während in den Städten Belichtungszeiten von wenigen Minuten ausreichend sind, bedarf es hier einer Stunde. Auch ist auf der Mattscheibe der Kamera das Motiv mehr zu erahnen als klar zu erkennen und bei weitem nicht jeder Berg wurde zu einem gelungenen Foto.

Die Fotografie ist für mich ein Weg, auf dem ich mich gut bewegen kann, und die Beschäftigung damit wie eine Reise, auf der sich mein Blickfeld ständig erweitert.

Die Arbeit mit der Kamera in diesen außergewöhnlichen Landschaften, insbesondere in der Nacht und während der lange andauernden Belichtungszeiten, erlebe ich wohltuend konzentriert und lautlos. Ich bin geradezu atemlos ruhig, fühle mich zugleich geborgen und angespannt. Dabei ist die Erfahrung dieser Orte häufig von erfüllender Intensität.



Details

Entstehungsjahr

2003

realisiert

weitere Angaben

Recom Ditone Print

Schlagwörter

Flaschenausstattung
Flaschenausstattung
Einladungskarte zur Tafelrunde (jährliche Wein-Präsentation des klitzekleiner ring)
Einladungskarte zur Tafelrunde (jährliche Wein-Präsentation des klitzekleiner ring)
Plakat
Plakat
Infokarte für die ProWein, Messe in Düsseldorf
Infokarte für die ProWein, Messe in Düsseldorf
Plakat für Musik-Sonderveranstaltung
Plakat für Musik-Sonderveranstaltung
Großbild als Wandgestaltungs-Element bei Präsentationen
Großbild als Wandgestaltungs-Element bei Präsentationen
T-Shirt (Erlös aus Verkauf geht direkt in den Steillagenerhalt)
T-Shirt (Erlös aus Verkauf geht direkt in den Steillagenerhalt)
2013

Auftritt »klitzekleiner Ring« & Steillagen-Riesling »Bergrettung«

Gestaltung

Peter Wurm – Peter Wurm Fotografie & Grafik

Pate

Wolfgang Lüchtrath

Kategorie

Begleiterscheinung

vorgeschlagen am

2. Februar 2013

Plädoyer

Weitgehend umbemerkt von der Öffentlichkeit werden derzeit rund 60 Prozent der Weinanbauflächen an der Mosel zwangsstillgelegt. Als Folge einer verfehlten EU-Agrarpolitik geht damit 2000 Jahre altes Kulturland vermutlich unwiderbringlich verloren. Es sind dabei vor allem die besten Flächen, die Steil- und Steilstlagen, jene zum Teil schon von den Römern als erste Lagen kartierten Spitzenflächen, die der EU-Politik zum Opfer fallen. Eine kleine Gruppe ambitionierter Spitzenwinzer der Mittelmosel tritt dem mit dem Projekt Bergrettung beherzt und durchaus erfolgreich entgegen. Ziel ist es, Weinberge in Spitzenlagen zu retten, indem man sie gemeinsam kauft und bewirtschaftet. Das erste Projekt ist die Enkircher Ellergrub. Die Rettung dieser Lage, verbunden mit der entsprechenden politischen Arbeit, hat in der von der Großindustrie (Nestlé, Danone, Dr. Oetker etc) gesteuerten Brüsseler Agrarbürokuratie hohe Wellen geschlagen.

Dabei war von Anfang an klar, dass das Design und der gesamtgestalterische Auftritt des Projekts erstklassig, massenkompatibel, einfach, einleuchtend, aufrüttelnd und Lust machend sein muss, um ein breites Publikum für die außergewöhnliche Produkt-Qualität der Spitzenweine der Mosel und den Irrsinn der EU-Bürokratie zu interessieren. Die zur Durchführung gegründete Winzervereinigung tritt unter dem Namen »klitzekleiner ring« an, eine Ironisierung der althergebrachten »Ringe« in der Weinwirtschaft, was in der weitgehend humorfreien Branche bereits mit der Namengebung für Diskussionen sorgte.

Mit dem Label »Bergrettung« ist es gelungen, Name, Design, Produkt und Idee auf geniale Weise zu verbinden. Es ist ebenso klar wie einleuchtend, die Zweifellosigkeit des Designs spiegelt die Haltung ebenso wieder wie das Produkt Spitzenriesling und die Notwendigkeit zu handeln. Zugleich darf sich der Konsument freuen, mit jedem Glas dieses grandiosen Weines eine gute Tat zu vollbringen. Er steht aktiv in der 2000 jahre alten Tradition des Moselwein-Anbaus und darf sich zugleich zugehörig fühlen zu dem Teil zukunftsorientierter Verbraucher, die Konsum mit Ethik, Genuss mit Nachhaltigkeit verbinden.

Die Bergrettung ist für die Mosel unverzichtbar. Es gibt ansonsten keine vergleichbaren Initiativen und die Mosel ist auf dem Weg, ihre wertvollsten Kulturlagen zu verlieren. Der klitzekleine Ring hält mit der Bergrettung aktiv Steilstlagen am Leben und macht Politik (Weinbaupolitk / Bezeichnungsrecht) mit dem Ziel, diese Steilstlagenweine zu schützen, die Zahl der Trittbrettfahrer zu verringern und der Region die Zukunftsfähigkeit zu sichern.

Einzigartig ist das Projekt auch aus dem Grund, weil ansonsten mit einander im Wettbewerb stehende Winzer gemeinsam auftreten und damit einer ganzen Region zu einer wirtschaftlichen und politischen Perspektive verhelfen.

Die Tatsache, dass sie es ebenso entschlossen, wie humorvoll und selbstironisch tun, macht sie zudem höchst sympathisch. Ein sehr ernstes Thema, angepackt mit Ironie, Unbeugsamkeit und Gestaltungswillen, um neue Wege an die Mosel aufzuzeigen und zu bereiten.

Beschreibung

Die Arbeit Bergrettung (Wein) und klitzekleiner ring (Verein) ist mein persönlicher Beitrag zum Erhalt der bedrohten Steil- und Steilstlagen-Kultur im Weinbau der Mittelmosel. Dieses meist nur Weinfreaks bewusste Thema mittels eines ironisch unterlegten, schräg-wertigen und modernen Ansatzes für weitere Kreise begreif- und schmeckbar zu machen, war die Idee hinter Namenswahl und Gestaltung. Nicht Jammern und in altfränkischer Betulichkeit Traubenranken winden, sondern vorwärtsgehen, auffallen, mitmischen, sich einmischen.

Gestaltung und Namensgebung machen ohne Umweg klar, worum es geht: Die Erzeugung des Steillagen-Rieslings »Bergrettung« durch den klitzekleinen ring rettet (Wein-) Berge – und damit ein jahrhundertealtes Kulturgut; der »klitzekleine ring« spielt mit sowohl mit Exklusivität wie auch den Namen von »Großem« und »Kleinem« Ring, den beiden traditionellen Winzer-Verbänden des Weinbaugebietes Mosel, die jedoch vom Ansatz her reine Vermarktungs-Organisationen sind (auch, wenn sie inzwischen etwas weiter denken …).

Weder Selbstzweck noch Hübschlerei also bei der Gestaltung –, sondern eine klare Aussage in eine griffige, den Inhalt widerspiegelnde Linie gegossen. Ein zeitgemäßes Gewand für durchaus sinnenfrohe, schmeckbar gemachte Politik behufs Bewahrung uralter kultureller Werte.

Details

Entstehungsjahr

2007

realisiert

weitere Angaben

diverse Materialien und Techniken vom Flaschenetikett über Pressematerial, Postkarten, Plakate, Großbilder …

Website

www.klitzekleinerring.de

initiiert von

Schlagwörter

»PinPuc«, die kreative Pinnwand
»PinPuc«, die kreative Pinnwand
»PinPuc« wild
»PinPuc« wild
»PinPuc« straight
»PinPuc« straight
»PinPuc« um die Ecke
»PinPuc« um die Ecke
2013

PinPuc

Gestaltung

Spielmann & Engelchen UG

Pate

Ute Vogel

Kategorie

ah und oh

vorgeschlagen am

28. Januar 2013

Plädoyer

Pinnwand: wer denkt da nicht sofort an die holzumrahmten Korkplatten aus den siebziger und achtziger Jahren, an die man mit bunten Plastik-Pins Fotos, Einkaufszettel oder Kalender-
sprüche pinnte. Okay, das war mal modisch und trendy, aber das wirklich blöde war doch, dass man mit diesen Pins alles »lochen« und somit beschädigen musste.

Gut, magnetische Pinnwände gibt es auch schon eine Weile. Da bleiben zwar die »gepinnten« Artefakte unversehrt, aber man hat dennoch ein mehr oder weniger unschönes schwarzes bzw. weisses oder metallenes »Loch« an der Wand hängen.

»PinPuc« ist die Neuerfindung der Pinnwand (und ist ja gar keine Wand!) Mit minimalem Materialaufwand (eine Schraube, ein Gummi-»Puck«, eine Abdeckung, fünf Stahldrähte, superstarke Minimagnete) ist das Ergebnis ästhetisch, spielerisch, »interakitv«, mobil, flexibel, individualisierbar und unendlich erweiterbar.

Das hat mich vom ersten Moment an begeistert. Jeder kann sich seine Lieblingsform stecken: florale, organische Formen (meine sieht aus wie eine Libelle), strahlen- oder wellenförmig, sym-
metrisch, asymmetrisch, sogar dreidimensional in den Raum hinein – der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Und man kann es jederzeit wieder ändern! Man kann mehrere »PinPucs« miteinander kombinieren, sogar um die Ecke bauen. Flexibler geht's nimmer.

Die auswechselbare Abdeckung gibt es in unterschiedlichsten Farben. Man kann sie sich sogar individuell bedrucken lassen.
Pinpuc passt wirklich in jede Umgebung, zu jedem Wohn- und Arbeitsstil. Es ist eine so großartige Lösung, weil es einerseits ein absolut minimalistisches, ästhetisches Objekt ist, was sich je nach Form mehr oder weniger zurückhält. Es kann alleine ein dekoratives Element sein und wenn man will, kann man sogar noch Dinge dran pinnen!

In meinen Augen ist es eine sensationelle Synthese von »Form follows fun & function«.

Beschreibung

Müssen Pinnwände immer rechteckig sein? Passt Dein Leben in ein Rechteck? Wenn nicht, dann ist »PinPuc« genau die richtige Pinnwand für Dich.

Mit den Neodym-Magneten klemmst Du alles an die Feder-
stahldrähte. Die halten viel aus: Mehrere Postkarten oder Fotos oder auch fünf A4-Seiten an einem Magnet. Hält alles super fest. »PinPuc« macht alles mit, in allen drei Dimensionen. »PinPuc« hat keine vorgebohrten Löcher. Wo und in welchem Winkel Du den Draht durch den »Puc« steckst, entscheidest nur Du. So machst Du Dir Deine ganz eigene Pinnwand. Jedes »PinPuc« ist so (D)ein Unikat.

Diese Pinnwand ist überall zuhause. Flach an der Wand passt sie genauso wie in der Zimmerecke oder an der Dachschräge. Wenn Du ein Netzwerk aus mehreren »PinPucs« machen willst, bringst Du’s sogar um die Ecke! Ob Du nun im Altbau wohnst, wo alle Wände so flach sind wie ein Wellblechdach, oder Du Dir einfach nicht vorschreiben lassen willst, wo Deine Pinnwand hin soll – mit »PinPuc« kannst Du machen, was Du willst! Ein kleiner dezenter Streifen an der Wand oder über’m Schreibtisch? Eine große Fläche für Poster und Plakate? Oder doch lieber hochkant, seitlich neben dem Spiegel im Badezimmer? Alles kein Problem! Mach einfach Dein Ding! Erwähnten wir etwa nur drei Dimensionen? – Wir meinten natürlich vier! Denn Du kannst die Drähte immer wieder neu stecken. Wie und wann es Dir gerade passt.

Nicht zuletzt ist der ökologische Gedanke ein Pate von »PinPuc«. Materialersparnis dort, wo man sowieso keins braucht, ist das Ziel. Eine magnetische Pinnwand braucht eigentlich nur dort Metall, wo der Magnet etwas festhält. Unter dem Foto, der Postkarte oder gar dem Poster braucht es ja eigentlich kein Material. »PinPuc« bietet eine riesige Pinnwandfläche durch den Verlauf und die Vernetzung der einzelnen Federstahldrähte, benutzt dabei aber nur maximal 1% des Materials herkömmlicher Pinnwände. Hier ist mal weniger wirklich mehr!

Details

Entstehungsjahr

2012

realisiert

weitere Angaben

Materialien:
Neodym-Magnete, Federstahldraht, Gummi

Website

www.pinpuc.de

initiiert von

Schlagwörter

Sesede – Armenien, Amanda – Schweden
Sesede – Armenien, Amanda – Schweden
Amanda – Schweden, Maria – Griechenland
Amanda – Schweden, Maria – Griechenland
Hila – Israel, Nadine – Palästina
Hila – Israel, Nadine – Palästina
Tatiana – Russland, Silvia – Italien
Tatiana – Russland, Silvia – Italien
Miljana – Serbien, Alexandra – Slowakei
Miljana – Serbien, Alexandra – Slowakei
Alexandra – Spanien, Tu-Anh – China
Alexandra – Spanien, Tu-Anh – China
Georgina – Zypern, Emina – Usbekistan
Georgina – Zypern, Emina – Usbekistan
2013

Global Faces of the Madonna

Gestaltung

Jörn Kipping

Pate

Gabriela Rieck

Kategorie

kleine Ewigkeit

vorgeschlagen am

22. Januar 2013

Plädoyer

Bei Jörn Kipping, Fotograf und Gestalter aus Hamburg, liegt seine herausragende Stärke darin, Menschen – und hier besonders Frauen – nicht einfach abzubilden, sondern mit seiner Fotografie in eine Welt zu überführen, die Traditionen und Sehnsüchte aufgreift.

Es geht nicht einfach um das »schöne« Bild, um ein Abbild, es geht um die besondere Ausdrucksform und die Persönlichkeit, die das jeweilige »Model« ausmacht.

Jörn Kipping stellt sich auf sein Gegenüber ein – mit oder ohne Vorgaben. Und das Ergebnis sind immer Bilder, bei denen sich die Porträtierten entdeckt fühlen – im besten Sinne. Der Fotograf liebt Frauen und ihre Gesichter und das, was sie zum Ausdruck bringen können. Er baut Frauen eine Bühne und schafft mit ihnen Bilder, die zeitlos und gleichzeitig voller Drama sind.

Mit seinem künstlerischen Vorhaben »Global Faces of the Madonna« hat Jörn Kipping in vielen Jahren bis heute Frauen aus mittlerweile über 60 Ländern fotografiert – im ikonographischen Duktus der klassischen Madonna, wie sie aus vielen Bildern der Kunstgeschichte bekannt geworden ist.

Hier steht eine Frau im Mittelpunkt, die symbolisch eine historische, christliche Figur vertritt, die für das Reine, für Erhabenheit und doch das Weibliche mit all seinen Facetten steht. Und gleichzeitig sehen wir in diesen Bildern eine Frau, die ihr Land vertritt. Ob Anna aus Lettland, Alexandra aus Spanien, Amanda aus Schweden oder Sibel aus der Türkei. Die Präsenz jeder Einzelnen mit ihrem eigenen Charakter zieht ihren Betrachter in seinen Bann.

Bereits ein Bild alleine zeigt diese Intensität, die aus der Spannung kommt, etwas Fremdes, gleichzeitig auch Vertrautes und eine schöne, beeindruckende Frau zu sehen, die eben mehr ist als nur eine äußere Erscheinung. Viele Bilder großformatig an der Wand zu sehen, ist dann atemberaubend. Hoffentlich werden alle Bilder einmal in einer Werkschau zu betrachten sein!

Es bliebe so viel zu sagen zu den Fotografien, deren Funktion es ganz einfach ist, den Betrachter beim Anschauen inne halten und das Motiv wirken zu lassen. Und deren Gestaltwert nicht nur in der fotografischen Qualität liegt, sondern darüber hinaus in der Befassung mit Frauen aus allen Ländern der Welt, in der Suche nach und der Begegnung mit ihnen und der jeweils charakteristischen Inszenierung des Models.

»Begegnung« ist vielleicht das wichtigste Kriterium, das diese Arbeiten auszeichnet. Begegnung mit der Welt auf eine ganz eigene Art.

Beschreibung

Marienbildnisse haben mich schon immer fasziniert. Die Melancholie und die »Entrücktheit« in Kombination mit einer in sich ruhenden Schönheit zog mich besonders an. Vor etlichen Jahren beschloss ich, selbst ein Madonnenbild zu machen, ein Bild, das für mich persönlich mit »Leben erfüllt« sein sollte. Die alten Meister hatten auch ihre Modelle und ich versprach mir vom Medium der Fotografie, dass es die Gefühle der Menschen im »Hier und Jetzt« intensiv wiedergeben könne. Es funktionierte.

Daraufhin begann ich mich mit der Madonnenikonographie vom ausgehenden Mittelalter (Romanik, Gotik, Renaissance) bis ins 20. Jahrhundert zu beschäftigen und fand großartige Werke von Künstlern der Moderne, denen ich nicht zugetraut hätte, dass sie jemals auf die Idee gekommen wären, Madonnenbilder zu malen. Darunter u.a. Bilder von Nolde, Munch, Picasso, Chagall, Dalí und Gauguin, die mich sehr beeindruckten. Hier zeigte sich mir die Madonnenikonographie als säkularisierte Kunst, die mich motivierte, mit meinem Schaffen, das zwar die christlichen Tugenden (Glaube, Liebe, Hoffnung wie im Korintherbrief) und die Tugenden, die mit der Marienfigur in Verbindung gebracht werden (Reinheit, Unschuld, Barmherzigkeit, Tapferkeit u.a.m.) mit aufnimmt, doch nicht religiös motiviert ist, fortzufahren.

Die internationale Ausrichtung des Projekts begann, als ich auf eine Sammlung von christlichen Marienbildnissen verschiedener Kontinente stieß, in die jeweils die Ästhetik der verschiedenen Kulturen ganz selbstverständlich mit eingeflossen war. Koreanische, haitianische oder afrikanische Madonnen wirken auf uns Europäer zunächst eher befremdlich, dabei hätte die Mutter Christi durchaus ethnische Wurzeln in Taschkent, Tokio oder anderswo haben können. Dieser Fund war der Beginn des Projekts »Global Faces of the Madonna«. Ich war sofort (und bin immer noch) Feuer und Flamme für dieses Vorhaben: Die »Schönheit der Welt« mittels Frauenportraits einzufangen und dabei die multikulturelle Inspiration zu genießen und weiter zu tragen.

Die Figur der Maria steht für viele Werte und Tugenden, die in allen großen Religionen und Kulturen eine wichtige Rolle spielen und sie verkörpert verschiedene Rollen wie Jungfrau, Geliebte, Gottesmutter, Beschützerin und einige mehr. Bei guten Madonnenbildern vereinen sich ambivalente Eigenschaften wie Unschuld und gleichzeitige Weisheit oder Stärke und Verletzlichkeit. Das verleiht den Bildern eine ganz eigene Spannung. Am meisten fasziniert mich jedoch, dass die Bilder eine Sehnsucht erzeugen, die nicht profan im Hinblick auf das Begehren des Weiblichen ist, sondern eine Sehnsucht auf einer ideellen, transzendentalen Ebene hervorrufen.

Abschließend ein Zitat von Novalis, das mich mit diesem Projekt fortfahren lässt:
»Ich sehe dich in tausend Bildern,
Maria, lieblich ausgedrückt,
doch keines von allen kann dich schildern,
wie meine Seele dich erblickt.«

Details

Entstehungsjahr

2013

realisiert

weitere Angaben

Technik:
analoge und digitale Fotografie
teilweise analoge und/oder digitale Bildbearbeitung mit
eigens erzeugten Texturen und kompositorischen Fotos

Schlagwörter

Willkommen bei den »Tête-à-Têtes«. Wähle dein Design – ganz individuell
Willkommen bei den »Tête-à-Têtes«. Wähle dein Design – ganz individuell
Zu Hause bei den »Tête-à-Têtes« ...
Zu Hause bei den »Tête-à-Têtes« ...
Sportives »Tête-à-Tête«
Sportives »Tête-à-Tête«
Sitzjuwelen zwischen »Eiche Rustikal« und Birkenfurnier
Sitzjuwelen zwischen »Eiche Rustikal« und Birkenfurnier
Verspieltes »Tête-à-Tête«
Verspieltes »Tête-à-Tête«
Die Vielfalt der Produktfamilie »Tête-à-Tête«
Die Vielfalt der Produktfamilie »Tête-à-Tête«
Erinnerungen an vergangenes Wohnglück
Erinnerungen an vergangenes Wohnglück
2013

Tête-à-Tête

Gestaltung

Family Tree Shop Karlsruhe

Pate

Lisa Stöckel

Kategorie

kleine Ewigkeit

vorgeschlagen am

22. Januar 2013

Plädoyer

Der »Tête-à-Tête«-Hocker bringt zusammen was zusammen gehört: Eigentlich abscheuliche, alte Holzfurniere (»Marke Eiche rustikal«) werden durch andere Teile zu etwas Neuem, etwas das man sich gerne in sein Zimmer stellt und auch nie wieder hergeben möchte.

Die Tatsache, dass man sich die verschiedenen Teile des Hockers selbst zusammenstellen kann, machen den Hocker zu etwas Persönlichem, an dem man sich – hat man die Teile gut gewählt – auch nicht satt sehen kann. Und es gibt diesen »Gutes-Gewissen«-Faktor: Im Grunde handelt es sich hier um Recycling-Design. Die einzelnen Teile werden aus alten Holzplatten geschnitten, und nicht neu hergestellt. Ziemlich gut, denn wenn ich heute über den Sperrmüll laufe, wandelt sich der Begriff »Überflussgesellschaft« oft in ein leichtes Krampfen im Magen. Und das ist eines der besten Beispiele, dass man aus Alt tatsächlich Neu machen kann.

Mein – persönlich zusammengestellter – »Tête-à-Tête«-Hocker steht meist neben meinem Schreibtisch, wenn er nicht gerade für ein großes Essen als Sitzgelegenheit dient. Dort bietet er mir in Phasen der geistigen Verstopfung und des Nicht-Weiterkommens eine Möglichkeit des tagträumerischen Ausflugs in andere Zeiten und andere Orte. »(...) Eiche Furnier, sieht aus, als könnte es von einem alten Beamtenschreibtisch stammen. Eher etwas dunkler, schönes Braun eigentlich. Hatten die Schränke im Lehrerzimmer nicht auch so eine Farbe? Das Lehrerzimmer, ja. (...) der Kaffeegeruch (...) Ha, Herr Mayer! Was macht eigentlich Herr Mayer (...)«

Beschreibung

Willkommen bei den »Tête-à-Têtes«: Einst lebten sie in Jugend-
zimmern »Birke Furnier« und Wohnstuben »Eiche Rustikal« – die Hocker und Sitzbänke der Produktfamilie »Tête-à-Tête«. Aus von der Zeit gezeichneten Möbelbrettern werden sie im Family Tree Shop Karlsruhe Stück für Stück handgefertigt – bereit, moderne Wohnräume mit ihrem einzigartigen Charme zu beleben.

Die sechseckigen »Tête-à-Tête«-Hocker brachten uns 2012 dazu unser eigenes Produktlabel – den Family Tree Shop Karlsruhe – zu gründen. Uns gefiel die Vorstellung, dass sich jeder aus seiner alten Einrichtung, der er entwachsen ist, ein Souvenir in Form des »Tête-à-Tête«-Hockers mitnehmen kann. Der bewahrt gleich-
zeitig alte persönliche Erinnerungen und konserviert die Ästhetik einer vergangenen Wohnkultur in sich.

Für uns ist jedes »Tête-à-Tête« ein Möbel, das mit vielen kleinen Geschichten aufgeladen ist, die man aufgrund seiner äußeren Erscheinung immer noch erahnen kann. Wir sind jedes Mal wieder aufs Neue begeistert welche verschiedenen Gesichter ein Hocker haben kann. Die Quelle an ausgedienten Möbelbrettern ist unendlich und die Zeit hat als gestaltende Macht immer ihre Finger mit im Spiel.

Unser Material finden wir hauptsächlich auf der Straße. Sperr-
müll-Spaziergänge auf der Suche nach skurrilen neuen Holz-
dekoren gehören zu einer unserer liebsten Freizeitbe-
schäftigungen. In Karlsruhe zählt der Sperrmüll fast schon zum Kulturprogramm. Hier trifft man sich, um neue Sachen zu entdecken, die eigentlich schon ganz schön alt sind. Hier findet man alles – Geschichten, Ideen und Dinge, die man eigentlich gar nicht braucht, aber behalten muss, weil sie sonst für immer verschwinden.

Details

Entstehungsjahr

2012

realisiert

weitere Angaben

Materialien:
Hockersitzfläche aus erlesenen Pressspanhölzern vom Sperrmüll,
Untergestell aus verchromtem Metallrohr aus dem Hause Adam Wieland

Technik:
Die drei unterschiedlichen Teile der Hockersitzfläche werden aus den ausrangierten Möbelbrettern herausgesägt und neu zu der secheckigen Form zusammengefügt.

Maße:
38 x 33 x 45 cm

Gewicht:
3 kg

initiiert von

Beteiligte

Schlagwörter

NKR Benefizkalender Detail 1
NKR Benefizkalender Detail 1
NKR Benefizkalender Detail 2
NKR Benefizkalender Detail 2
NKR Benefizkalender Kalenderblätter 1
NKR Benefizkalender Kalenderblätter 1
NKR Benefizkalender Kalenderblätter 2
NKR Benefizkalender Kalenderblätter 2
NKR Benefizkalender Kalenderblätter 3
NKR Benefizkalender Kalenderblätter 3
NKR Benefizkalender
NKR Benefizkalender
2013

Benefiz-Adventskalender: Die vergessene Kunst ein Geschenk zu machen

Gestaltung

ItYt

Pate

Malte Wegner

Kategorie

Nächstenliebe

vorgeschlagen am

14. Januar 2013

Plädoyer

Wenn Weihnachten mit großen Schritten naht, drängt sich mit der steigenden Vorfreude auf das Fest eine Frage mit täglich wachsendem Nachdruck auf:

Was soll ich meinen Lieben bloß schenken?

Ich möchte besondere und persönliche Geschenke machen. Geschenke, die von Herzen kommen und nicht eben schnell im vorweihnachtlichen Geschenkekaufstress auf dem Heimweg irgendwo als Impulskauf eingesammelt wurden.

Die Initiative »Leben Schenken« des NKR (Norddeutsches Knochenmark- und Stammzellspender-Register) gibt in diesem Jahr Inspirationen zum Schenken und verschenkt dabei selbst etwas. Für eine Spende von 10 Euro bekommt man einen schön gestalteten Adventskalender der unter dem Motto steht: Die vergessene Kunst ein Geschenk zu machen.

Jedes Adventskalenderblatt birgt die Idee für ein besonderes Geschenk, das eine persönliche Note trägt. Dabei eignen sich die Ideen nicht nur für Weihnachten, sondern lassen sich auch ganzjährig verschenken.

Die Geschenk-Ideen reichen vom persönlichen Mixtape samt Kassettendeck über die Kunstausstellung in den eigenen vier Wänden bis zu einem nach dem Beschenkten benannten Fußweg, dessen Route an Orte führt, die eine besondere Bedeutung für die beschenkte Person haben.

Erdacht und gestaltet wurde der Benefiz-Adventskalender von ItYt, dem Designbüro für Publikationen und Identitäten in Zusammenarbeit mit dem Konglomerat für Erlebnisse, Sprache und Gamification DIE SPIELMACHER in Hannover.

Für die Gestaltung des Adventskalenders wählte ItYt geometrische Formen und Linien sowie klassische Weihnachtszeitsymbole. So lässt sich der Kalender in verschiedene Wohnkonzepte integrieren und kommt in minimalistischen Räumen ebenso gut zur Geltung, wie in weihnachtlich reich geschmückten Wohnungen.

Die Kalenderblätter verfügen über eine funktionale Japan-Klebebindung mit Fälzelband und bergen dadurch ihr Geheimnis effektiv bis zum richtigen Tag. Die Blätter sind individuell gestaltet und nehmen die Formen des Kalenderkörpers auf. Die Typo ist schlicht, funktional und unaufdringlich.

Ich bin gespannt darauf, welche Geschenk-Ideen sich noch im Kalender verbergen. Die Adventszeit ist noch längst nicht vorbei und die Frage, welche Geschenke ich in diesem Jahr mache, noch nicht beantwortet.

Beschreibung

Der Benefiz-Adventskalender des NKR widmet sich der vergessenen Kunst, ein Geschenk zu machen.

Hinter seinen Türchen verbergen sich 24 eigenwillige Geschenkideen als Abreißblätter.

Die Bezeichnung »vergessene Kunst« ist dabei ganz bewusst gewählt, denn sie mahnt den Trend an, dass unter dem Einfluss des Konsumwahns und des Weihnachtsstresses zu oft auf die einfache Möglichkeit des blossen Produktkaufs zurückgegriffen wird, anstatt dem Geschenk an sich einen kreativen Raum zu geben.
Der Adventskalender, der traditionell die Tage im Dezember bis zum Heiligen Abend markiert und so die Vorfreude auf Weihnachten durch kleine Überraschungen, Schokolade oder individuelle Kleinigkeiten befeuert, wird durch das Thema des Schenkens an sich zur vierundzwanzigtägigen Weihnachtsinspiration.

An jedem Tag wartet der Kalender mit einer neuen, originellen Geschenkidee auf, die abseits von immer gleichen Produktempfehlungen und schnöden Gutscheinen den Geist von Weihnachten als Fest von Harmonie und Familie verbreiten soll, bei dem die Kunst des Schenkens mehr ist als eine Shoppingtour.

Dabei entsteht ein eigenwilliger Adventskalender, der sich der grossen Frage der Vorweihnachtszeit widmet: Was kann man wem schenken?

In 24 kleinen Weihnachtsinspirationen sollen besondere Antworten dazu anregen, Weihnachten mehr als Chance für einzigartige Aufmerksamkeiten und weniger als Stress vor dem Ladenschluss zu sehen.

Gestalterisch finden sich zwei Ansätze in den Details wieder: 1. Die Geschenkideen richten sich an ganz verschiedene Altersgruppen und Charaktere. 2. Die Geschenkideen leben in erster Linie von Ihrer Originalität. Transportiert werden diese Aspekte durch passende Typografie, Illustrationen und Formen, die sich immer wieder neu zusammensetzen und neue visuelle Ausdrucksformen generieren. Somit ergibt sich für jedes Kalenderblatt eine eigenständige visuelle Geschichte, obwohl nur mit einem begrenzten Repertoire von Gestaltungsmitteln gearbeitet wurde.

Das »NKR – Initiative Leben schenken« hat es sich zur Aufgabe gemacht, gesunde Menschen zu motivieren, sich für das Stammzellspender-Register typisieren zu lassen. Die Ersttypisierung kostet 50 Euro, die nicht von den Krankenkassen oder anderen öffentlichen Einrichtungen übernommen wird. Gegen eine Spende von 10 Euro konnte man den Benefiz-Kalender beim NKR erwerben und in jedem Falle etwas Gutes tun: Der Spendenerlös wurde ausschließlich für Ersttypisierungen eingesetzt, um leukämiekranken Menschen die Chance auf ein zweites Leben zu ermöglichen.

Schlagwörter

Alpen
Alpen
2013

Berg / Die Erhabenheit

Gestaltung

Peter von Felbert

Pate

Daphne van der Grinten

Kategorie

kleine Ewigkeit

vorgeschlagen am

14. Januar 2013

Plädoyer

Mich fröstelt’s, obwohl ich innerlich glühe, wenn ich Peter von Felberts Bild betrachte. Es ist ein Foto, das mit der Kamera gezeichnet worden ist.

Ich bin ganz und gar kein Bergfex. Trotzdem ergreift mich, wann immer ich einen Blick darauf werfe, eine mir bis dahin unbekannte Sehnsucht nach diesem Berg. Fast die Lust darauf, mich der glühend himmelwärts gewandten Schroffheit auszuliefern.

Peter von Felbert ist es gelungen, sein Werk, sowohl farblich als auch in der Bildaufteilung, so zu gestalten, dass es eine gleichzeitig aufregende und beruhigende Wirkung auf mich ausübt.

Es ist die Gestalt gewordene Stille, das lockend Entgegengesetzte, die zugewandte Kehrseite.

Für mich heißt diese Arbeit: Die Erhabenheit.

Beschreibung

Die höchste Erhebung in meinem Umfeld war über viele Jahre ein gefühlt 30 Meter hoher, ziemlich unspektakulärer Schlackeberg. Die Alpen waren schlichtweg in einer anderen Welt weit jenseits des Ruhrgebietes. Selbst als ich als Fotograf nach dem Studienabschluss an der FH Bielefeld nach München übersiedelte, blieben die Berge lange eine Region, die ich als Stadtmensch mehr als Barriere auf dem Weg nach Italien denn als persönliche Herausforderung betrachtete. Bis mir eines Abends vor etwa fünf Jahren die Bilder von Luis Trenkers »Der verlorene Sohn« über den heimischen Fernsehbildschirm flackerten. Es waren die imposanten Aufnahmen der Dolomiten in diesem Filmklassiker aus dem Jahr 1934, die plötzlich etwas in mir weckten. Wie gewaltig dieser neue Eindruck war, mag sich ein wenig daraus erschließen, dass ich mich kurz darauf ins Auto setzte und drei Tage lang durch die Täler Südtirols kurvte.

Seitdem faszinieren mich die Alpen, insbesondere die winterliche Hochgebirgsregion. Fotografisch begann nun allerdings eine Frustphase. Es fiel mir zunächst nicht leicht, meine Gefühle in Bildern zum Ausdruck zu bringen. Alles wirkte viel zu pittoresk mit diesem blauen Himmel. Die Alpen zeigten sich mir Gebirgs-Greenhorn jedes Mal neu und anders. Sie verlangten nach einer anderen Logistik als vorangegangene Bildserien. Was sich jetzt und hier entwickelte, war stärker konzept-orientiert als alle meine vorigen Projekte. Wie fotografiert man diese schroffe, fremde Welt, in der das Thermometer bis auf minus 30 Grad Celsius fällt? Am Anfang gab es da ganz praktische Überlegungen: Sollte das Thema mit einer Großbildkamera umgesetzt werden, im Mittelformat oder doch mit einer digitalen Kleinbildkamera? Also reiste ich mit einem Kofferraum voller Foto-Equipment nach Österreich und entschied mich im Gelände für das digitale Kleinbild. Die handliche Nikon D2X (später eine Nikon D3) machte das Rennen. Überwiegend sollte mit dem 2,8/70-200-mm-Zoom und Zweifach-Konverter gearbeitet werden.

Wer heute in den Bergen fotografiert, bewegt sich in einem Umfeld, das die Kunstwelt in den vergangenen zehn Jahren zunehmend für sich wiederentdeckt hat. Der Südtiroler Walter Niedermayr, der Schweizer Jules Spinatsch, aber auch Margherita Spiluttini oder Axel Hütte haben hier wichtige Beiträge geleistet. Dabei hatte es nach der Vereinnahmung der Bergwelt durch die Naturideologie der Nazis und dem folgenden Heile-Welt-Heimatkitsch der 50er Jahre lange gedauert, bis sich die Kunst wieder ans Zentralmassiv wagte. Gerne hatte man das der schrillen Populärkultur mit fröhlichem Heiditum und Milka-Romantik überlassen. Die Berge zeigten zwei Nachkriegsgenerationen ausschließlich ihre Schokoladenseite. Man pflegte Klischees und watete durch seichte Täler zum Musikantenstadel.

In meinen Bildern fesselt den Blick zunächst die gewaltige Gesteinsmasse, die geologische Formation, baumlos, schneebedeckt, Ehrfurcht erweckend. Die Bilder der Bergsilhouetten bleiben ästhetisch noch in der Tradition der Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts. Ein Spiel irgendwo zwischen Faszination, Ehrfurcht und Bedrohung. Eine subtile Rolle spielt bei meinem Alpen-Projekt die digitale Bearbeitung. Nachbearbeitet habe ich via Photoshop. Ich neutralisierte den blauen Himmel zum einheitlichen Grau. So wirkt das verbleibende Sonnenlicht auf den Bergen plötzlich surreal irritierend. Die Frage nach der Wirklichkeitswahrnehmung stellt sich oft in meinem Werk. Mich interessiert die Grenzlinie zwischen Wahrheit und Fiktion.

Details

Entstehungsjahr

2012

realisiert

weitere Angaben

Format:
120 x 160 cm

Technik:
Inkjet

Papier:
Photo Rag 308 g/m² von Hahnemühle

initiiert von

Schlagwörter

Kreuzung 1: Weinglas x Schnapsglas
Kreuzung 1: Weinglas x Schnapsglas
Kreuzung 2: Teeglas x Ikea-Trinkglas
Kreuzung 2: Teeglas x Ikea-Trinkglas
Kreuzung 3: Saftglas x Cognacglas
Kreuzung 3: Saftglas x Cognacglas
Kreuzung 4: Ikea-Glas x Cognacglas
Kreuzung 4: Ikea-Glas x Cognacglas
Kreuzung 5: Ikea-Glas x Weinglas
Kreuzung 5: Ikea-Glas x Weinglas
infografische Darstellung der Kreuzung
infografische Darstellung der Kreuzung
infografische Darstellung der Kreuzung
infografische Darstellung der Kreuzung
2012

Crossthings. Frei nach Mendel

Gestaltung

Florian Renschke – Drei meiner Kollegen

Pate

Hannes Herold

Kategorie

ah und oh

vorgeschlagen am

18. Dezember 2012

Plädoyer

In dem bekannten platonischen Dialog mit Parmenides ist sich der junge Sokrates sehr sicher, dass es zwar die Idee des Guten und überhaupt nobler Dinge geben muss, nicht aber Ideen von derart unnützen und heruntergekommen Dingen wie Müll oder Kot. Als ich die Arbeit »Crossthings« von Florian Renschke sah, kamen mir die ausgestellten Gläser auf den ersten Blick wie Mutationen vor. Ich musste an verrückte Wissenschaftler mit wirren weißen Haaren denken, die mittels kruder Experimente unschuldige junge Damen in bestialische Freaks verwandeln. Erst nachdem ich die Infografiken der Dokumentation studiert hatte, war ich beruhigt, zu wissen, dass hier alles mit rechten Dingen zugeht: Die merkwürdigen Formen und Auswüchse dieser Gläser sind kein Wildwuchs, sondern Ergebnisse einer logischen, nachvollziehbaren Regel.

Ohne es zu bemerken, musste sich dabei ein Gedanke in meinem Kopf verfangen haben, der mich seitdem beschäftigt. Der Untertitel der Arbeit lautet »Frei nach Mendel«, und ich erinnerte mich blass an langweilige Biologie-Stunden, in denen uns die Vererbungsregeln beigebracht wurden. Aber irgend etwas war bei diesen Gläsern anders, und als mir klar wurde, was das ist, fasste ich den Entschluss, »Crossthings« für den Ehrenpreis vorzuschlagen.

Florian Renschke verwendet die Mendelschen Vererbungsregeln, um etwas Neues herzustellen. Dazu eignen sich diese Regeln besonders gut, weil sie nicht zwischen noblem Fortschritt und unnützer Mutation unterscheiden. Wenn der junge Sokrates jenen untauglichen Hybrid aus Wein- und Schnapsglas gesehen hätte, er hätte ihn wahrscheinlich auf den Müll geworfen; das Diplomprojekt von Herrn Renschke hätte er durchfallen lassen und wäre sicher nicht auf die Idee gekommen, es für einen Designpreis vorzuschlagen. Das spektakuläre an »Crossthings« sind nun aber nicht die Gläser oder die Infografiken allein, sondern die Interpretation einer logischen Regel als Gestaltungsprinzip. Denn die Arbeit im Ganzen gibt eine Antwort auf die Frage, wie es überhaupt möglich ist, dass etwas Neues entsteht, und diese Antwort ist so einfach wie verblüffend: Neue Dinge entstehen durch die logische Kombination von unterschiedlichen alten Dingen. Es sind also durchaus Gläser, aber eben vollkommen neue. Mir gefällt dieser Gedanke, weil er den platonischen Ideenhimmel Himmel sein lässt und zugleich die kreativen Ideen der Designer als Neuschöpfungen anerkennt.

Übrigens sind die Mendelschen Regeln nicht der Code der Neuschöpfungen schlechthin. Sie bilden lediglich eines von vielen möglichen Innovationsgesetzen. »Crossthings« zeigt auf, dass es solche Gesetze gibt und wie der Prozess der Neuschöpfung konkret funktioniert, wenn ein bestimmtes Gesetz angewendet wird.

Beschreibung

Kann man die Mendelschen Vererbungsregeln auch als Regeln in der Gestaltung beziehungsweise im Design anwenden? Kann man ein Schnapsglas mit einem Weinglas kreuzen? Kann man das Mercedes-Benz Logo mit dem Deutsche Bank Logo zu etwas neuem kombinieren, kann man einen Gartentisch mit einem Ikea-Esstisch verbinden, oder kann man eine Salami mit einer Mortadella kreuzen?

Diese Fragen stellten sich mir durch die Recherche zu meinem Diplomthema »Evolution«. Während der Recherche bin ich auf die Mendelschen Vererbungsregeln gestoßen.

Mendel hat Grundlagenforschung im Bereich der Vererbung betrieben und hat, noch heute gültige, Regeln aufgestellt. Auffallend ist, dass Mendel in seinen Versuchsreihen überwiegend mit visuellen Parametern gearbeitet hat. Vielleicht sind gerade deshalb die bekannten Vererbungstafeln so einprägsam und leicht verständlich. Ein bekanntes Beispiel sind seine Untersuchungen zu den unterschiedlichen Merkmalen von Erbsen in Bezug auf Farbigkeit und Form. Mendel hat aber auch die Blütenfarbe und Form von Vergissmeinnicht untersucht.

Bevor ich auf die Vererbungsregeln von Mendel stieß, habe ich mich mit der Fragestellung der stetigen Weiterentwicklung beschäftigt. Wie sehr lassen wir uns davon leiten, immer alles optimieren zu müssen? An welchem Punkt geht es nicht mehr weiter? Wann ist ein Logo richtig und perfekt? Und warum ist es das in fünf Jahren vielleicht nicht mehr? Gibt es Bereiche oder Kulturen, die sich dem Gedanken der stetigen Weiterentwicklung entziehen? Ist das Perfekte immer das Interessanteste?

Diese Fragestellungen waren für mich bei der weiteren Recherche und der Vertiefung in das Thema wichtig und ausschlaggebend. Und ich habe mich dem Thema sehr bildhaft genähert und die biologischen Aspekte der Evolution weniger beachtet. Es ging mir um den Begriff der »Entwicklung«, der oft auch mit dem Wort »Evolution« beschrieben wird. Wie in vielen anderen Disziplinen geht es auch im Design oft um die Frage: Wie kann ich etwas ganz neu darstellen, so wie man es noch nie gesehen hat. Auch als Designer, beziehungsweise Gestalter, muss man sich entwickeln und steht immer wieder vor neuen Themen und Aufgaben, die man visuell und konzeptionell bewältigen muss. Der eigene Anspruch, immer etwas komplett neues zu entwerfen und gleichzeitig zu wissen, dass es das komplett Neue nicht gibt, macht die Sache meist so schwierig.

Aber vielleicht kann man auch Neues im schon Vorhandenen entdecken. Um das herauszufinden, habe ich die Mendelschen Regeln als Design- und Gestaltungsregeln angewendet und Versuche durchgeführt.

Exemplarisch habe ich die Regeln mit verschiedenen Trinkgläsern durchgespielt, so dass ich jetzt sagen kann: Ja, man kann ein Schnapsglas mit einem Weinglas kreuzen und man kann auch ein Cognacglas mit einem Ikea-Glas kreuzen. Einige Ergebnisse sind sogar ganz ansehnlich, andere wirken eher unproportioniert, oder sehr skurril. Die visuell überraschendsten Ergebnisse erzielte ich mit der intermediären Vererbungsregel. Durch das Verschmelzen zweier Formen ergibt sich eine neue Form, und plötzlich kann man aus einem Weinglas guten Gewissens auch einen Schnaps trinken.

In meiner Arbeit geht es mir nicht darum, sinnvolle, zweckmäßige oder ästhetische Objekte zu generieren. Ich sehe das Ganze als Experiment an und möchte dem Betrachter keine vorgefertigte Deutung der Arbeit, beziehungsweise der Objekte liefern. Möglicherweise ist durch die Kreuzung zweier funktionaler Trinkgläser eine Glas-Skulptur entstanden, vielleicht ist es immer noch ein Trinkglas.

Man kann übrigens auch eine Salami mit einer Mortadella kreuzen und auch das Mercedes-Benz Logo mit dem Deutsche Bank Logo. Das ist zwar albern, macht aber Spass.

Details

Entstehungsjahr

2012

Prototyp

weitere Angaben

Die Kollektion der Gläser (Prototypen) besteht aus acht Objekten mit den Maßen von H: 14 cm bis H: 24 cm. Die Gläser wurden nach Vorgabe (Skizze mit Bemaßung) von einer Glasbläserin hergestellt. Bei dem verwendeten Material handelt sich um etwas dickeres Laborglas. Handelsübliche Trinkgläser werden in der Regel aus dünnerem Glas produziert.

initiiert von

Beteiligte

Schlagwörter

sanierte Turnhalle mit Blick auf den Sportplatz, die textile Deckenverkleidung dient vor den Fenstern auch als Blendschutz
sanierte Turnhalle mit Blick auf den Sportplatz, die textile Deckenverkleidung dient vor den Fenstern auch als Blendschutz
Backsteinmauern sichtbar belassen, die notwendige Technik (Leuchten, akustische Maßnahmen etc.) hinter einer textilen Decke
Backsteinmauern sichtbar belassen, die notwendige Technik (Leuchten, akustische Maßnahmen etc.) hinter einer textilen Decke
neugestalteter Umkleideraum der Jungen mit Duschen und Waschbecken in einem freistehenden Raum im Raum
neugestalteter Umkleideraum der Jungen mit Duschen und Waschbecken in einem freistehenden Raum im Raum
Außenansicht der sanierten Halle mit der Holzverkleidung, die Bestand und neue Bauteile zusammenbindet
Außenansicht der sanierten Halle mit der Holzverkleidung, die Bestand und neue Bauteile zusammenbindet
der neu erbaute Laubengang, der Schule und Turnhalle verbindet
der neu erbaute Laubengang, der Schule und Turnhalle verbindet
hinter den Lärchenholzleisten der Fassadenverkleidung sind farbige Lineaturen auf dem ausgebesserten WDVS-Putz sichtbar
hinter den Lärchenholzleisten der Fassadenverkleidung sind farbige Lineaturen auf dem ausgebesserten WDVS-Putz sichtbar
Abendansicht der neuen Glasfassade der sanierten Turnhalle – alle Fotos: Jan Bitter
Abendansicht der neuen Glasfassade der sanierten Turnhalle – alle Fotos: Jan Bitter
2012

Turnhalle auf dem Tempelhofer Feld

Gestaltung

ludloff+ludloff Architekten BDA

Pate

Christian Holl

Kategorie

weniger ist mehr

vorgeschlagen am

20. November 2012

Plädoyer

​Ich möchte die sanierte Turnhalle der Grundschule auf dem Tempelhofer Feld für den Ehrenpreis vorschlagen, weil ihr etwas viel zu selten zu Findendes gelungen ist: Mit hohem Respekt für die Architektur der Nachkriegszeit greift sie sensibel in den Bestand ein, verbessert die Nutzbarkeit der Halle, erneuert die Verbindung zum Hauptgebäude und die Einbindung in den Gesamtkomplex. Die Architekten stellen mutig die scheinbar so selbstverständlichen Notwendigkeiten einer energetischen Sanierung in Frage. Der Geist dieser Architektur ist für das Heute wieder belebt. Sie vermittelt wieder die Zukunftshoffnung aus der Zeit, in der sie entstanden ist.

Die zunächst auf eine energetische Sanierung der Turnhalle aus den frühen 1950er Jahren reduzierte Aufgabe stellte eine inzwischen durchaus übliche Herausforderung: Ein Haus aus der jungen Nachkriegszeit galt es so zu sanieren, dass das Wesen der Architektur nicht leidet – nicht einfach bei der zwar leichten und eleganten, aber unter den Nöten der Nachkriegszeit mit einfachen Mitteln realisierten Architektur, die schon einmal mit einer acht Zentimeter starken Dämmschicht und neuen Fenstern saniert wurde. Je mehr im Zuge der Arbeiten offensichtlich wurde, dass mehr getan werden musste, als ursprünglich gedacht, desto wichtiger wurde es, die energetische Sanierung als eine sensible Erneuerung der architektonischen Erscheinung zu verstehen, gerade weil die Halle nicht unter Denkmalschutz steht.

Dabei half, dass den Architekten ein anderer Aspekt wichtig war, der bei energetischen Sanierungen oft nicht berücksichtig wird: Es sollte nicht allein der Energieverbrauch minimiert werden, es sollte vielmehr bedacht werden, welche Energie benötigt wird, um Materialien herzustellen und zu entsorgen. Deswegen wurde die alte Dämmung nicht entfernt, um durch eine andere ersetzt zu werden – im Sinne ganzheitlicher Betrachtung wäre ein Austausch der Dämmung unsinnig gewesen: Um Energie zu sparen, hätte erst wieder Müll erzeugt werden müssen, hätte Material entsorgt werden müssen, dessen Herstellung bereits Energie verbraucht hatte. Nicht nur hierin beachteten die Architekten die Langzeitperspektive: Es wurden wo möglich nachwachsende, sortenreine oder recyclebare Baustoffe eingesetzt; auch die Entscheidung, dass alle Materialien, soweit man das heute ermessen kann, wieder voneinander in Einzelkomponenten getrennt werden können, ist in Verantwortung gegenüber der Zukunft getroffen worden. Anstatt also die Halle einfach neu zu dämmen, wurde das (zuvor undichte) Dach neu gedämmt, auch gegen das Erdreich konnte dank eines bestehenden Kriechkellers isoliert werden. Schließlich wurde die bislang bis auf ein hochgelegenes Lichtband geschlossene Westfassade geöffnet. (Schul-)Sport mit Blick ins Freie macht mehr Spaß, eine neue Holz-Glas-Fassade verbessert nun auch die Energie-Kennwerte. Dazu kommen eine kontrollierte Frischluftversorgung mit Wärmerückgewinnung und Sonnenkollektoren zur Warmwasserbereitung.

Eine leichte, mit dopplellagigem Glasfasergewebe bespannte Konstruktion erlaubt es, unter der alten Decke technischen Einbauten und Akustikelemente offen und trotzdem ballwurfgeschützt einzubauen – man hätte die bestehende Decke kaum zusätzlich belasten können. Die Sanitärbereiche wurden entkernt, Duschen und Waschtische offen angelegt. Helle Pastelltöne und farbiges Glasmosaik setzten neue Akzente, die gut mit dem Bestehenden harmonieren. Der Eingangsbereich wurde übersichtlicher, die Turnhalle ist wieder gut zu nutzen. Licht und hell erzählt sie von der Freude an der Bewegung, betont nicht das Materielle sondern nutzt die Leichtigkeit des Stoffes, um Unbeschwertheit im Sinne des Wortes zu vermitteln und die Gedanken an eine Zeit zu vertreiben, in denen Schulsport noch mit Disziplinierung verbunden wurde. Die Turnhalle strahlt heute mit der Hoffnung der Aufbruchsstimmung, in der sie errichtet wurde: ihr Geist wurde erfrischt.

Auch der Außenraum wurde aufgewertet. Eine neue, zum Innenbereich offene Pergola verbindet das Schulhaus mit der Turnhalle, sie ersetzt einen marode gewordenen gedeckten Zugang aus der Entstehungszeit. Robuste Bretter aus Zedernholz schirmen nach außen ab, ohne gänzlich zu trennen; diese Konstruktion fasst nun auch die geschlossenen Hallenwände ein, fungiert dort nebenbei auch als passabler Graffiti-Schutz. Dahinter ist der Putz neu mit Farbstreifen gestrichen, die durch die Holzkonstruktion schimmern. Weder wird der Umbau aufwändig inszeniert, noch das Alte fetischisiert, sondern durch das Neue belebt, es wird zugänglich und muss nicht beweisen, dass es selbstverständlich ist, dass es sich lohnt, es zu achten.

Beschreibung

​Ort und Substanz

Die Turnhalle entstand im Zuge der Neuerrichtung der Schule auf dem Tempelhofer Feld und gehörte zu den sanierungsbedürftigen Gebäuden der späten fünfziger Jahre, die den Sprung zum Einzeldenkmal nicht geschafft haben, obwohl ihre Konstruktion und Gestaltung mit vergleichsweise bescheidenen Mitteln eine überraschend sinnliche Leichtigkeit ausstrahlte, die den Glauben an einen politischen Neuanfang nicht besser transportieren könnte.

Entwurfsansatz

Die Bauaufgabe bestand aus der energetischen Sanierung und der Erweiterung der bestehenden Turnhalle bei Unterschreitung der aktuellen EnEv um 20 Prozent, gleichzeitig sollte der »leichte« Charakter des Gebäudes wiederhergestellt werden. Unser Entwurfsansatz denkt über den energetisch optimierten Gebäudebetrieb hinaus und gelangt so zu einer energetischen Gesamtbetrachtung. Sanierungen konzentrierten sich bisher vornehmlich auf den Energieverbrauch im Betrieb eines Gebäudes. Gerade bei Gebäudesanierungen wird deutlich, dass jeder Abriss und Rückbau mit Ressourcenvernichtung einhergeht. Grundsätzlich sollte die im Baumaterial gebundene »graue Energie«, also die benötigte Energie zur Herstellung und über die Nutzungsdauer bis zur Entsorgung benötigte Energie eines Bauprodukts, in die energetische Betrachtung integriert werden. Auf dieser konzeptionellen Grundlage haben wir die Turnhalle auf dem Tempelhofer Feld saniert, die Auswirkungen des Konzepts beziehen sich sowohl auf den Umgang mit der Substanz, als auch auf alle hinzugefügten Materialien. Alle Konstruktionen wurden so geplant, dass nach Ablauf ihrer Lebenszeit eine sortenreine Trennung der Einzelkomponenten und eine Entsorgung oder Wiederverwertung nach heutigem Kenntnisstand auf einfachem Wege möglich ist. Diese Entwurfsstrategie, die den Faktor »graue Energie« berücksichtigt, führte zwangsläufig zu einer neuen »Gebäudetypologie«. Der Umbau und die Sanierung der Turnhalle veranschaulicht die Bezüge energetischer und gesellschaftspolitischer Fragen und hilft die in Teilen verschütteten Qualitäten des Gebäudes wiederherzustellen und mit dem Wissen aktueller Raumerfahrungen zu überhöhen.

Energie

Die Herausforderung bestand für uns darin, die Maximierung des Komforts bei gleichzeitiger deutlicher Reduzierung des Energiebedarfs im Betrieb des Gebäudes und der Berücksichtigung von gebundener Energie. Durch die Behandlung der Hüllfläche, der Konstruktion und die Materialwahl wurde das Gebäude so gestaltet, dass sich durch sein »passives Verhalten« bereits ein gutes Innenklima einstellt. Weiterführende Maßnahmen, zum Beispiel die kontrollierte Lüftung einzelner Nutzungsbereiche, wurden gezielt für eine optimale Luftqualität eingesetzt. Dabei kam bei allen Bestandsbauteilen der Abwägung des Erhalts und der Ertüchtigung unter dem Aspekt des energetischen Gesamtlebenszyklus’ eine wichtige Rolle zu. So wurde die bereits bestehende Dämmung nach eingehender bauphysikalischer Prüfung in Teilen bewusst erhalten, auf eine Entsorgung konnte verzichtet werden. Das Gesamtgebäude weist insgesamt einen erhöhten Dämmstandard auf. Dabei wurden für die Neukonstruktionen nachwachsende Rohstoffe oder, wo dies nicht möglich war, nur sortenreine und recyclefähige Rohstoffe eingesetzt. Der zweite Schritt bestand darin, durch die Nutzung regenerativer Energiequellen wie Solarkollektoren für die Wasseraufbereitung, die Nutzung vorgewärmter Luft aus Nebennutzflächen zur Konditionierung der Hauptnutzflächen und der Möglichkeit der Nachtlüftung für den Hallenbereich, den Einsatz fossiler Brennstoffe auf ein Mindestmaß zu reduzieren.

Sichtbarkeit der Schichtung, Innenbereich

Nach dem Rückbau großer Teile der Innenverkleidungen wurde die filigrane Tragstruktur des Gebäudes sichtbar. Neubauteile wurden aufgrund fehlender Tragwerksreserven der Deckenkonstruktionen gewichtsoptimiert. Dies führte unter anderem zum Einbau einer ballwurfsicheren Spanndecke auf einer Metallrahmenkonstruktion aus Glasgewebe. Alle technischen Einbauten, sowie die Akustikelemente konnten ballwurfgeschützt oberhalb der Spanndecke eingebaut werden, gleichzeitig bleibt die Struktur der Konstruktion ablesbar. Nach dem Freilegen der leichten Staka-Systemdeckenkonstruktion der Hallenanbauten wurden diese in Teilbereichen ertüchtigt und als Lichtreflektor nutzbar gemacht. Nach Entkernung der Sanitärtrakte wurden neu installierte Dusch- und Wascheinheiten als offene Fliesenkörper in die Umkleideräume eingestellt.

Sichtbarkeit der Schichtung, Außenbereich

Die Fassaden wurden im Verlauf der Geschichte des Gebäudes mehrfach überformt. Nach umfassenden bauphysikalischen Berechnungen des Gesamtgebäudes und unter Bewertung der gebundenen »grauen Energie« war es gesamtenergetisch sinnvoller, die vorhandene Fassadendämmung aus Polystyrol mit 8 cm zu erhalten, als diese zu entsorgen und durch eine dickere Dämmung zu ersetzen. Das vorhandene Wärmedämmverbundsystem wurde nur ausgebessert und stabilisiert, zur optischen Egalisierung erhielt der patchworkartig ausgebesserte Bestandsputz einen Anstrich mit Linien aus unterschiedlichen Farbfamilien. Eine Fassade aus Holzstäben, die sich als weitere Schicht in Form eines Paravents um diese gewachsene Struktur legt, führt die Zeitspuren der baulichen Geschichte des Gebäudes zusammen. Im Zusammenwirken der farbigen Linierungen und der Struktur der Holzstäbe entsteht eine optische Entgrenzung des Baus, der sich so, auch nach fünfzigjährigem Bestehen, ganz neu in den gewachsenen Baumbestand einfügt. Der Paravent macht sich als Teil des Laubengangs von der eigentlichem Halle unabhängig, dadurch gelingt es auf einfachste Weise Neu- und Altbauteile, sowie die Außenanlagen unter Erhalt der vorhandenen Strukturen zu einem Gesamt-Ensemble zusammenzuführen.

Details

Entstehungsjahr

2011

realisiert

Ort

Schulenburgring 7–11
12101 Berlin
Deutschland

initiiert von

Beteiligte

Schlagwörter

Süße Beschwerde
Süße Beschwerde
Im Karton wird die Süße Beschwerde in Museums-Shops und Galerien verkauft.
Im Karton wird die Süße Beschwerde in Museums-Shops und Galerien verkauft.
Original und Fälschung! Form und Größe sind gleich, nur die Materialität unterscheidet sich auf den ersten Blick.
Original und Fälschung! Form und Größe sind gleich, nur die Materialität unterscheidet sich auf den ersten Blick.
In freier Wildbahn untergejubelt.
In freier Wildbahn untergejubelt.
Neun Süße Beschwerden mit feinen Unterschieden.
Neun Süße Beschwerden mit feinen Unterschieden.
Eine Süße Beschwerde als Briefbeschwerer.
Eine Süße Beschwerde als Briefbeschwerer.
Nach der Party.
Nach der Party.
2012

Süße Beschwerde / Concrete Gift

Gestaltung

Bea Seggering

Pate

Bernhard Moosbauer

Kategorie

Sonnenschein

vorgeschlagen am

22. Oktober 2012

Plädoyer

Hm lecker, ein Negerkuss, oh hoppala, geht ja nicht das Wort … hmm grau, seltsam, vielleicht schon abgelaufen? alt? angemalt? wie eklig … mal anfassen … schwer … sehr schwer … mannomann, liegt der gut in der Hand, kalt … und immer noch lecker …

Die »Süße Beschwerde«, das ist ein in Beton gegossener Schaumkuss, süße Kindheitserinnerung in Stein gemeißelt. Als kleine Massenskulptur kann man das Dings auf den Sims stellen und an bessere Zeiten zurückdenken. An die – schon tote – Oma, die sie immer heimlich (weil die Mama das nicht wollte, daß die Kinder kurz vor dem Schlafengehen … usw.) aus der hinteren Ecke des Stubenschrankes hervorholte … diese Geschichten der glücklichen Kindheit entlockt dieses kleine Stück Beton … schön, wie das Gedächtnis funktioniert …

Tatsächlich ist meine Geschichte mit »Concrete Gift« – wie der englische Titel dieses Produkts lautet – eine sehr persönliche. Sie handelt von ewigem Rumsitzen in der gemeinsamen Küche, tagelangen Belagerungen derselben ohne Kochgeruch … Sweatshop-Atmosphäre. Die Betonküsse wurden bei uns handmade produziert. Die Küche war umfunktioniert in ein Betonlager … überall Zement, nirgends Brot. Aber viel Spaß.

500 Stück betonierte, gegossene Handschmeichler, die tiefe Erinnerungen an diverse Kindergeburtstage hervorrufen. Auch die Assoziation eines Geschenks für Rockergeburtstage finde ich passend. Die Vorstellung, daß wilde Kerle wie Kinder damit Betonkuss-Schlachten veranstalten, ist schon goldig.

Ich mag die irritierten Reaktionen der Leute. Ich mag das Ding.

Beschreibung

Mich reizt das Assoziative, das dieses Objekt bietet: Ein ungesundes Ding, mit einem rassistisch anmutenden Namen und obszöner Form, an das die meisten Menschen fröhliche Erinnerungen knüpfen, ist Teil unserer Kultur.

Diese klebrige Süßigkeit, voller schäumender Lebensfreude, die sich Kinder auf Parties in den Mund stopfen – quasi Sinnbild für die ersten Orgien des Lebens.

Man gehe in ein Geschäft. »Guten Tag, haben Sie Schaumküsse / Schokoküsse?« … »Ach so, Sie meinen Negerküsse / Mohrenköpfe.« »Äh ja, Entschuldigung, die darf man ja jetzt nicht mehr so nennen.« …

Sicher sollte der Name »Negerkuss« oder »Mohrenkopf« im 19. Jahrhundert die Exotik und Besonderheit der kleinen Ei-Zucker-Schokobombe unterstreichen; Jetzt ist uns diese Anspielung peinlich.

Die klassische Form, so simpel. Doch erst durch die gezackte Waffel ergänzt sich das hutförmige Oberteil zu der charakteristischen Schokokuss-Form. Beim Abgießen war mir wichtig, dass das sauber rüber kommt und genau so einfach aussieht.

500 Stück habe ich gegossen, zuhause in der Küche. Sehr viele unterschiedliche Formen habe ich verwendet. Was eigentlich Ergebnis maschinentechnischer Produktion ist – Schaum wird auf Waffel gespritzt und mit Schokolade übergossen – wird zu skulpturalen Unikaten. Fast immer sind die Waffeln mehr oder weniger schief platziert. Der Schaum ist in unterschiedlichen Wülsten aufgetragen. Die Schokolade glatt oder verkleckert, mit Zipfel oben oder glatter Fläche, mit unterschiedlich vielen zugeschmierten Waffelkästchen auf der Unterseite.

Viele Leute, die die Süße Beschwerde zum ersten mal sehen, haben ein kleines verschmitztes Blitzen im Auge, mit diebische Freude darüber, jemandem diese harte Beton-Fälschung unterzujubeln.

Die Süße Beschwerde steht für das »ja, aber …«, das Zarte, das Süße ist irgendwie verfälscht.

Während Schokoküsse normalerweise im Dutzend verkauft werden, wird die Süße Beschwerde einzeln angeboten. In einem kleinen Karton, der sie schützt und die Besonderheit und Individualität des Objekts unterstreicht. Das Handgemachte ist auch dem Karton noch anzumerken. Beim Auspacken ist das manuelle Einpacken noch zu spüren, wie bei frischem Aufschnitt, den man gerade beim Metzger gekauft hat.

In freier Wildbahn sind die Süßen Beschwerden bei Kunst-Events, in Galerien und Museums-Shops anzutreffen. Von dort finden sie ihren Weg auf Schreibtische, Frühstückstische, Gabentische ... Mit einer Süßen Beschwerde kann man konstruktive Kritik liebevoll äußern.

Details

Entstehungsjahr

2008

realisiert

weitere Angaben

Material:
Beton

Gewicht:
circa 150 g

Maße:
5 cm x 6 cm

Auflage:
500

initiiert von

Schlagwörter

2012

Blaubau

Gestaltung

Jörg Oswald

Pate

Markus Aust

Kategorie

kleine Ewigkeit

vorgeschlagen am

8. Oktober 2012

Plädoyer

Funktionsarchitektur ist meistens schlimm. Aber das hier ist anders.

Spielt da ein Riesenkind mit seinen blauen Klötzen? Gibt’s eine LandArt-Ausstellung in provinzieller Umgebung? Nein, das ist ein Hochregallager von innen und gleichzeitig eine Arbeit des Berliner Kommunikationsdesigners Jörg Oswald von aussen.

Der Blick in das Nichts der Industriezone hält sich immer wieder am blauen Objekt fest. Beim Näherkommen ist der Betrachter schließlich blau überwältigt. Der große blaue Würfel in der Landschaft verletzt nicht baumarktmäßig die Sinne des Betrachters. Es sind eigentlich nur kleine intelligente Verschiebungen innerhalb des vorgegebenen Rahmens, die zu der Umdeutung zum großen Designobjekt führen. Natürlich benutzt Oswald die industriellen Profile, ordnet sie aber seinem gestalterischen Plan unter und natürlich kommt der Würfel ohne den optischen Quatsch der Firmenbeschilderung aus. Stellen Sie sich einfach eine Wegbeschreibung vor: »Sie finden uns beim blauen Würfel, aber eigentlich sind wir der blaue Würfel«.

Oswalds Arbeit ist ein Glücksfall: für die Region gibt es eine prägnante und schöne Landmarkierung. Für den Form-Enthusiasten gibt es zusätzlich zur ästhetischen Freude und Überraschung die Bestätigung, dass Gestalter und Auftraggeber, so sie eine gemeinsame Sprache sprechen, sehr viel in Bewegung setzen können. Und das ganz ohne die öffentliche Hand, in den engen Grenzen der Flächennutzungspläne, mit Funktion und wunderbar spielerischer Optik.

Eine gelungene Intervention in den Raum und in die Denkstrukturen ihrer Benutzer.

Beschreibung

Die Firma Alutecta beauftragte mich 1999 mit dem Entwurf einer Fassade für ein Hochregallager. Dieses dient den Kunden als Materiallager und hilft, Lieferzeiten zu verkürzen. Bereits in der Planung wurde wegen der Dimension und der weitsichtbaren Lage des Lagers die Notwendigkeit einer ansprechende Hülle des Gebäudes erkannt. Dem Fachbetrieb für Aluminium-Oberflächen und -Bearbeitung bot sich mit diesem Projekt die Chance, mit eigenen Produkten seine Leistungsfähigkeit unter Beweis zu stellen. »Wir realisieren Ideen in Form, Farbe und Funktion« lautet die Firmenphilosophie. Das Hochregallager sollte diesem Anspruch gerecht werden. In enger Zusammenarbeit mit der Firmenleitung und der Projektplanung entstand eine Umsetzung, die mit minimalem Mehraufwand realisiert werden konnte.

Die Form des Lagers blieb unverändert, die Verkleidung legte ich auf 1,80 x 1,80 m große Aluminiumwellbleche fest. Alutecta ist unter anderem spezialisiert auf die Sandalor-Färbung eloxierter Oberflächen. Farbeloxal bewahrt das metallische Aussehen, reflektiert das Licht und bietet eine sehr hochwertige, »lebendige« Optik. Für das Hochregallager wählte ich einen blauen Sandalor-Farbton in fünf Helligkeitsstufen. Theoretisch ermöglicht dieses Verfahren unendlich viele Helligkeitsstufen. Im Oberflächen-Markt wird normalerweise das Gegenteil verlangt, deswegen werden in der Praxis nur vier Abstufungen angeboten. In der Eloxalproduktion wurde speziell für dieses Projekt eine zusätzliche Helligkeitsstufe hergestellt. Die Farbquadrate verteilte ich nach einer genauen Festlegung so, daß eine Struktur ohne Flächen-, Muster- oder Linienbildung entstand. Grundlage dieser Idee ist das – vermeintlich chaotische – Ordnungsprinzip der Natur. Chaotische Strukturen sind und bleiben aufgrund ihrer Komplexität »spannend«, die kompakte Form des Hochregallagers wird durchbrochen und aufgelockert. Wie eine Tarnhülle sind die Blautöne in ihrer Streuung außerdem eine Annäherung an die natürliche Blaupalette der Umgebung. Das Aussehen der Außenhülle ist zudem eine Analogie zum Inneren des Lagers: 1000 Lagerplätze unterscheiden sich in Farbe und Inhalt und werden durch eine so genannte »chaotische Lagerhaltungs-Logistik« bearbeitet. Das heißt, jede Palette wird vollautomatisch immer in der nächsten freien Position geparkt und vom System registriert.

Für Alutecta erfüllt dieses Hochregallager nun gleich zwei Dienste: es ist ein wichtiger Bestandteil der Produktion und Werbeträger in einem. Die Kosten, die durch diese Gestaltung der Fassade entstanden, lagen bei circa 0,5 Prozent der gesamten Investitionssumme. Der dadurch generierte Mehrwert ist zwar nur schwer in Zahlen zu fassen, dafür aber für jeden Besucher von Kirchberg sinnlich erlebbar: aus einer wirtschaftlich sinnvollen Investition wurde ein positives Identifikationsobjekt für Mitarbeiter. Der Kubus verwandelte sich in eine Landmarke und kommuniziert nicht nur die Prozesse, die im Inneren des Lagers stattfinden, sondern ist auch ein Aushängeschild für die Qualitäten der Firma Alutecta.

Details

Entstehungsjahr

2000

realisiert

Ort

Rudolf-Diesel-Straße 1
55481 Kirchberg
Deutschland

weitere Angaben

Maße:
L x B x H​
27 x 24 x 18 m

Material:
Aluminiumwellblech

Oberfläche:
Farbeloxal in 5 Blautönen

initiiert von

Beteiligte

Schlagwörter

Handhabung
Handhabung
Wäscheleine
Wäscheleine
Wäschebeutel
Wäschebeutel
Starterset
Starterset
Wäscheklammern mit Beutel
Wäscheklammern mit Beutel
Verpackung
Verpackung
2012

System Wäscheleila

Gestaltung

Henny Gudehus

Pate

Cornelia Krüchting

Kategorie

weniger ist mehr

vorgeschlagen am

14. September 2012

Plädoyer

​Am Waschen von Wäsche als Akt der Befreiung kann man ja durchaus noch Gefallen finden. Das Aufhängen gewaschener Wäsche zum Trocknen aber ist eine durch und durch müßige Beschäftigung. Sie ruft durch die Unvermeidbarkeit des »praktischen« Wäscheständers auch dem perfektionistischsten AD-Abonnenten schmerzhaft vor Augen, dass er niemals fragen wird, ob er einziehen darf. Unansehnliche, sperrige und instabile Wäscheständer so groß wie Klettergerüste verschandeln Bade-, Schlaf- und Wohnzimmer in aller Welt. Und die angeblich »platzsparenden« Modelle versprühen den Charme mittelalterlicher Prothesen.

Henny Gudehus ist es mit der Wäscheleila gelungen, diesem Trauerspiel auf charmanteste Art und Weise ein Ende zu setzen. Die Wäscheleila muss sich nicht hinter Kleiderschränken, Duschvorhängen oder Sofas verstecken – im Gegenteil: Sie verschönert den Raum, auch wenn sie nicht mit Wäsche bestückt ist, durch ihr filigranes und zeitloses Design und dadurch, dass sie sich fast unsichtbar macht. 

Gesehen habe ich die Wäscheleila in einer Ausstellung auf den »Passagen« während der Möbelmesse in Köln. Zu diesem Zeitpunkt handelte es sich noch um einen Prototyp. Ich hoffe sehr, dass es sie bald regulär zu kaufen gibt, weil mir reihenweise Leute einfallen, denen ich sie gern schenken würde. Und ich selbst würde sie mir gleich in mehrfacher Ausführung holen, denn mir scheint, je mehr dieser Wäscheleila-Riegel man hat, desto vielfältiger und überraschender ihre Hilfsangebote. An den Leinen ließe sich nämlich nicht nur nasse Wäsche aufhängen, sondern auch Bilder, Schmuck, Nudeln oder was sonst man überall in der Wohnung trocknen, aufreihen, aus dem Weg oder im Blick haben möchte. 

Was mich in der Kölner Präsentation – abgesehen von diesen funktionalen Qualitäten – besonders bezauberte, war die Zeichnung, die die farbige Wäscheleine mit ihren Linien in den Raum zauberte: eine poetische Geste, eine ungewöhnliche Verzierung.  

Die Wäscheleila macht schlichtweg Spaß – beim Anschauen, bei der Benutzung, und wenn Freunde mit neidvollen Fragen aus dem Badezimmer zurückkehren. Und wer das mit einem Wäschesystem schafft, der hat einen Preis verdient.

Beschreibung

Das Thema Wäsche umgibt uns im Alltag ständig und doch wird es oft stiefmütterlich behandelt. Mein Ziel war ein platzsparender, ästhetischer, leicht zu handhabender und universal einsetzbarer Wäscheständer. 

Das System »Wäscheleila« passt sich mit seinen vielseitigen Einsatzmöglichkeiten dem Benutzer an. Die Handhabung gestaltet sich durch einfaches Einklemmen der Wäscheleine im Schlitz der Wandhalterung angenehm und schnell. Es können bis zu drei Leinen pro Halterung kreuz und quer durch den Raum gespannt werden, auf diese Weise lassen sich sowohl kleine als auch große Wäscheteile trocknen. Ist die Wäscheleine nicht in Gebrauch, finden Wäschesäcke, Klammerbeutel, Handtuchringe etcetera mit der gleichen Klemmtechnik ihren Platz. 

Zum Starterset »Wäscheleila« gehören zwei Wandhalterungen und eine Wäscheleine (10 m). Die Wandhalterung ist aus durchsichtigem Kunststoff oder HPL weiß lackiert. Diese wird durch zwei eingelassene Linsenkopfbeschläge auf ihrer Rückseite und zwei Schrauben an der Wand befestigt. Die Wäscheleine gibt es in verschiedenen Farben und sie kann je nach persönlicher Raumsituation gekürzt werden. Passende Wäscheklammern mit eigener Klemmtechnik, ebenfalls aus Kunststoff, gibt es im Klammerbeutel als Erweiterung dazu und für die Aufbewahrung der täglichen Schmutzwäsche bieten sich die weißen Wäschebeutel aus kochfester Baumwolle an.  

Die Verpackung aus recyclebarem Karton ist in hellem Minttürkis und Weiß gehalten und symbolisiert die Frische und Sauberkeit von gewaschener Wäsche. Details, wie der dezent altmodische Schriftzug »Wäscheleila«, zeigen sich in einem jungen Maigrün.

Details

Entstehungsjahr

2008

Prototyp

weitere Angaben

Halterung: 
260 x 15 x 40 mm
Kunststoff oder HPL lackiert

Wäscheleine: 
Ø = 3 mm x 10 m
Gummimantel mit Stahl-Kern

Klammer:
15 x 15 x 70 mm
Kunststoff

Wäschebeutel:
500 x 2 x 700 mm
strapazierfähige Baumwolle

initiiert von

Beteiligte

Schlagwörter

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