2013

UniCollection

Gestaltung

Yvonne Rundio (geb. Bayer)

Pate

Masa Busic

Kategorie

Begleiterscheinung

vorgeschlagen am

17. März 2013

Plädoyer

Schmuck soll schön sein. Genau genommen soll er schön machen. Ein Objekt, dessen vordergründigster Wert ein ästhetischer ist, lässt sich kaum bewerten, ohne auch subjektiv zu urteilen. Denn über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten.

Was aber, wenn man anders an die Sache herangeht? Was, wenn man versucht, nicht objektiver, sondern im Gegenteil noch subjektiver zu urteilen? Was, wenn ich die Möglichkeit habe, ein Schmuckstück zu tragen, das nur für mich gemacht wurde und dessen Aussehen ich mitbestimmen kann? Ein Schmuckstück, das neben seinem ästhetischen Wert einen hohen persönlichen Wert für mich hat?

Yvonne Rundio ist dieser Schritt mit ihrer UniCollection gelungen. Hier werden aus Erinnerungsstücken, wie zum Beispiel Fotografien oder Eintrittskarten, richtige Perlen. Um solch ein Unikat zu erhalten, muss jedoch ein Opfer erbracht werden: das Erinnerungsstück wird zerstört. Erst wenn es in kleinen Quadraten zu einem Häufchen aufgetürmt da liegt, kann die Transformation stattfinden. Der poetische Moment, die Einsicht, dass ich etwas sehr Wertvolles erst zerstören muss, um es in verfremdeter Form festhalten zu können, gefällt mir besonders an dieser Arbeit. Schaut man die Perle an, so erkennt man Fragmente des Ursprungsmaterials. Ob die Perle bläulich, rötlich, milchig oder klar aussieht, hängt ganz davon ab, welches Erinnerungsstück als Vorlage dient. Jedes Stück ist einzigartig. Sowohl vom Aussehen her, als auch von der Bedeutung, die es impliziert. Ich habe somit die Möglichkeit, Dinge, die mir wichtig sind, in eine kodierte und ästhetische Form zu bringen und sie immer bei mir zu tragen.

Beschreibung

Der Mensch wünscht sich Individualität. Diese bringt er unter anderem durch Kleidung, Frisur und Schmuck zum Ausdruck. Die Auswahl trifft dabei unser Geschmack. Immer öfter möchten wir aber auch ein Statement setzen, welches unsere persönliche Haltung widerspiegelt. Der Mensch emotionalisiert seine Objekte und baut einen persönlichen Bezug zu ihnen auf. Mit UniCollection kreiert der Träger diesen Wert selbst. Die aus Erinnerungen gewonnenen, kostbaren Perlen sind nicht nur Unikate, sie manifestieren ein Stück des Trägers in sich selbst.

Persönliche Andenken zerlege ich in ihre Bestandteile. Diese geben jeder fertigen Perle ihr eigenes Aussehen und schaffen durch Farbintensität sowie Reflexion ein Schmuckstück, das seine ganz eigene Geschichte in sich trägt.

Die Vorgeschichte zu diesem Projekt ist die Auseinandersetzung mit dem Phänomen des »Schrumpfens«: Unsere Gesellschaft und Kultur basiert auf der Idee des Wachstums. Jedoch sinken seit Jahren Ressourcen, Energiereserven, mittlere Einkommen, Geburtenraten und so weiter. Das stellt uns vor kulturelle, gestalterische und ethische Herausforderungen und wir müssen uns fragen, welche Bedürfnisse entstehen, wenn es von allem immer weniger gibt? Wie können wir damit umgehen? Welche neuen Werte entstehen durch diese Entwicklung?

Ein Denkansatz in diese Richtung ist mein Konzept der UniCollection. Schmuck bekommt einen neuen Wert, indem zum Beispiel auf natürliche Perlen und Rohstoffe wie Gold oder Silber verzichtet wird und stattdessen Perlen aus vorhandenen, persönlichen Andenken entstehen. Das Material der Andenken reicht dabei von einem Foto des Lieblingstiers, einer Fahrkarte der Pariser Metro bis hin zu einem Stein, einer Muschel aus dem letzten Urlaub oder einem Hüpfgummiband aus Kinderzeiten.

Details

Entstehungsjahr

2007

realisiert

weitere Angaben

Durchmesser der Perlen:
ca. 1 cm

eigene Anfertigung:
gegossen in Silikonform

Schlagwörter

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