2013

Loom

Gestaltung

Polynoid

Pate

Sebastian Murrer

Kategorie

Begleiterscheinung

vorgeschlagen am

25. März 2013

Plädoyer

Es gibt viele animierte Videos im Internet, die man sich anschaut, für toll befindet und dann wieder vergisst. Das Video »Loom« ist in meinem Gedächtnis hängen geblieben. Selbst nach zwei Jahren bereitet es mir immer noch Gänsehaut und fesselt mich mit seiner Spannung.

Der Inhalt ist schnell erzählt: Es geht um eine Spinne, die in ihrem Netz eine Motte einfängt und tötet. Das Video erzählt jedoch viel mehr als das: Es geht um die Beziehung zwischen Jäger und Gejagtem, um Unbarmherzigkeit und um einen natürlichen Kreislauf. In sehr präzisen und minutiös aufgezeigten Details, sowie bildgewaltigen Szenen wird diese Geschichte erzählt. Ein kurzer Augenblick, der wie eine Ewigkeit erscheint und mich als Zuschauer mitfühlen und gruseln lässt.

Meiner Meinung nach stimmt dabei alles: das Licht, die farbliche Gestaltung, die Geschwindigkeit und das sehr hervorragende Sound-Design. Alles ist dort, wo es hingehört. Beeindruckt hat mich ebenso der Balanceakt zwischen Realismus und Abstraktion, der in diesem Video wunderbar funktioniert und harmoniert.

Kurzum: »Loom« hat mich nachhaltig fasziniert, berührt und aus diesem Grund auch einen Preis verdient.

Beschreibung

»Loom« entstand als Diplomprojekt an der Filmakademie Baden-Württemberg und wurde am Institut für Animation, Visual Effects und digitale Postproduktion realisiert. Die komplette Produktionszeit inklusive Stoff-Entwicklung und Pre-Production betrug ein Jahr.

Grundlage unserer Idee ist eine ganz natürliche Situation: eine Motte verfängt sich in einem Spinnennetz, steht der Spinne gegenüber, wird von diesem »Raubtier« gefangen, verdaut und als integraler, struktureller Teil ihrer eigenen Falle »wiedergeboren«.

In unserer Storyline arbeiteten wir die Wendepunkte und dramaturgischen Stärken dieses Kreislauf der Natur heraus und entwickelten weitere Sub-Stränge. Dadurch kamen rein grafische, größenrelevante oder zeitliche Ebenen hinzu. So tauchen wir über den Mikrokosmos in einen abstrahierten Nanokosmos ein und erleben, was das Gift der Spinne für Auswirkungen auf die Motte hat. Im Grunde genommen ergab sich alles aus unserem Drang heraus, einen großen Bogen in einer kleinen Geschichte zu erzählen.

Nach der Pre-Production gingen wir über zur eigentlichen Entwicklung. Von der Bildgestaltung mit Farbpalette und Kamera über Schnittrhythmus, Timing und Tonebene bis zur technischen Machbarkeit haben wir alles geplant und grob festgehalten. Somit hatten wir eine rohe Grundform des Films. Eine Arbeitsgrundlage, die im Laufe der Produktion immer weiter wuchs und verfeinert wurde. An Software kamen Softimage für 3D und Digital Fusion für das Compositing zum Einsatz.

Von Anfang an haben wir uns bewusst dafür entschieden, kein Storyboard zu entwickeln, sondern direkt mit groben 3D-Szenen zu arbeiten, um einen natürlicheren Schnitt zu erreichen. Parallel dazu fing unser Sound-Designer und Musiker Joel Corelitz mit den ersten Entwürfen seiner Arrangements an. Durch den frühen und engen Kontakt konnten wir uns während der Produktion austauschen, auf seine Sound-Ideen und Rhythmik eingehen und diese in Animation und Schnitt aufgreifen.

»Loom« ist unsere Abschlussarbeit der Filmakademie. Außerdem war unser Ziel, den Film im Electronic Theater der SIGGRAPH 2011 in Los Angeles zu zeigen.

Details

Entstehungsjahr

2010

realisiert

weitere Angaben

Technik:
Computeranimation

Länge:
5'20"

Produktionszeitraum:
März 2010 – April 2010

Software:
Softimage, Fusion

initiiert von

Beteiligte

Schlagwörter

1 Kommentar

1 Margarete Laue, 27.4.2013, 1:47

Wow, grausig schön. Besonders die erwähnte »Nanoebene« mit den zerfallenden Fragmenten und der »Zoom« aus dieser Ebene heraus ist grandios. Ich liebe es, wenn in 3D-animierten Filmen damit gespielt wird, dass der »Raum« im Grunde endlos ist. Schon das Spinnennetz an sich ist wunderschön. Ich könnte jetzt auf hunderte Details eingehen. Das akustische Zappeln der Motte … Dass man meint, Verzweiflung in den Facettenaugen zu sehen … … … … … Richtig richtig gut!

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