Sesede – Armenien, Amanda – Schweden
Sesede – Armenien, Amanda – Schweden
Amanda – Schweden, Maria – Griechenland
Amanda – Schweden, Maria – Griechenland
Hila – Israel, Nadine – Palästina
Hila – Israel, Nadine – Palästina
Tatiana – Russland, Silvia – Italien
Tatiana – Russland, Silvia – Italien
Miljana – Serbien, Alexandra – Slowakei
Miljana – Serbien, Alexandra – Slowakei
Alexandra – Spanien, Tu-Anh – China
Alexandra – Spanien, Tu-Anh – China
Georgina – Zypern, Emina – Usbekistan
Georgina – Zypern, Emina – Usbekistan
2013

Global Faces of the Madonna

Gestaltung

Jörn Kipping

Pate

Gabriela Rieck

Kategorie

kleine Ewigkeit

vorgeschlagen am

22. Januar 2013

Plädoyer

Bei Jörn Kipping, Fotograf und Gestalter aus Hamburg, liegt seine herausragende Stärke darin, Menschen – und hier besonders Frauen – nicht einfach abzubilden, sondern mit seiner Fotografie in eine Welt zu überführen, die Traditionen und Sehnsüchte aufgreift.

Es geht nicht einfach um das »schöne« Bild, um ein Abbild, es geht um die besondere Ausdrucksform und die Persönlichkeit, die das jeweilige »Model« ausmacht.

Jörn Kipping stellt sich auf sein Gegenüber ein – mit oder ohne Vorgaben. Und das Ergebnis sind immer Bilder, bei denen sich die Porträtierten entdeckt fühlen – im besten Sinne. Der Fotograf liebt Frauen und ihre Gesichter und das, was sie zum Ausdruck bringen können. Er baut Frauen eine Bühne und schafft mit ihnen Bilder, die zeitlos und gleichzeitig voller Drama sind.

Mit seinem künstlerischen Vorhaben »Global Faces of the Madonna« hat Jörn Kipping in vielen Jahren bis heute Frauen aus mittlerweile über 60 Ländern fotografiert – im ikonographischen Duktus der klassischen Madonna, wie sie aus vielen Bildern der Kunstgeschichte bekannt geworden ist.

Hier steht eine Frau im Mittelpunkt, die symbolisch eine historische, christliche Figur vertritt, die für das Reine, für Erhabenheit und doch das Weibliche mit all seinen Facetten steht. Und gleichzeitig sehen wir in diesen Bildern eine Frau, die ihr Land vertritt. Ob Anna aus Lettland, Alexandra aus Spanien, Amanda aus Schweden oder Sibel aus der Türkei. Die Präsenz jeder Einzelnen mit ihrem eigenen Charakter zieht ihren Betrachter in seinen Bann.

Bereits ein Bild alleine zeigt diese Intensität, die aus der Spannung kommt, etwas Fremdes, gleichzeitig auch Vertrautes und eine schöne, beeindruckende Frau zu sehen, die eben mehr ist als nur eine äußere Erscheinung. Viele Bilder großformatig an der Wand zu sehen, ist dann atemberaubend. Hoffentlich werden alle Bilder einmal in einer Werkschau zu betrachten sein!

Es bliebe so viel zu sagen zu den Fotografien, deren Funktion es ganz einfach ist, den Betrachter beim Anschauen inne halten und das Motiv wirken zu lassen. Und deren Gestaltwert nicht nur in der fotografischen Qualität liegt, sondern darüber hinaus in der Befassung mit Frauen aus allen Ländern der Welt, in der Suche nach und der Begegnung mit ihnen und der jeweils charakteristischen Inszenierung des Models.

»Begegnung« ist vielleicht das wichtigste Kriterium, das diese Arbeiten auszeichnet. Begegnung mit der Welt auf eine ganz eigene Art.

Beschreibung

Marienbildnisse haben mich schon immer fasziniert. Die Melancholie und die »Entrücktheit« in Kombination mit einer in sich ruhenden Schönheit zog mich besonders an. Vor etlichen Jahren beschloss ich, selbst ein Madonnenbild zu machen, ein Bild, das für mich persönlich mit »Leben erfüllt« sein sollte. Die alten Meister hatten auch ihre Modelle und ich versprach mir vom Medium der Fotografie, dass es die Gefühle der Menschen im »Hier und Jetzt« intensiv wiedergeben könne. Es funktionierte.

Daraufhin begann ich mich mit der Madonnenikonographie vom ausgehenden Mittelalter (Romanik, Gotik, Renaissance) bis ins 20. Jahrhundert zu beschäftigen und fand großartige Werke von Künstlern der Moderne, denen ich nicht zugetraut hätte, dass sie jemals auf die Idee gekommen wären, Madonnenbilder zu malen. Darunter u.a. Bilder von Nolde, Munch, Picasso, Chagall, Dalí und Gauguin, die mich sehr beeindruckten. Hier zeigte sich mir die Madonnenikonographie als säkularisierte Kunst, die mich motivierte, mit meinem Schaffen, das zwar die christlichen Tugenden (Glaube, Liebe, Hoffnung wie im Korintherbrief) und die Tugenden, die mit der Marienfigur in Verbindung gebracht werden (Reinheit, Unschuld, Barmherzigkeit, Tapferkeit u.a.m.) mit aufnimmt, doch nicht religiös motiviert ist, fortzufahren.

Die internationale Ausrichtung des Projekts begann, als ich auf eine Sammlung von christlichen Marienbildnissen verschiedener Kontinente stieß, in die jeweils die Ästhetik der verschiedenen Kulturen ganz selbstverständlich mit eingeflossen war. Koreanische, haitianische oder afrikanische Madonnen wirken auf uns Europäer zunächst eher befremdlich, dabei hätte die Mutter Christi durchaus ethnische Wurzeln in Taschkent, Tokio oder anderswo haben können. Dieser Fund war der Beginn des Projekts »Global Faces of the Madonna«. Ich war sofort (und bin immer noch) Feuer und Flamme für dieses Vorhaben: Die »Schönheit der Welt« mittels Frauenportraits einzufangen und dabei die multikulturelle Inspiration zu genießen und weiter zu tragen.

Die Figur der Maria steht für viele Werte und Tugenden, die in allen großen Religionen und Kulturen eine wichtige Rolle spielen und sie verkörpert verschiedene Rollen wie Jungfrau, Geliebte, Gottesmutter, Beschützerin und einige mehr. Bei guten Madonnenbildern vereinen sich ambivalente Eigenschaften wie Unschuld und gleichzeitige Weisheit oder Stärke und Verletzlichkeit. Das verleiht den Bildern eine ganz eigene Spannung. Am meisten fasziniert mich jedoch, dass die Bilder eine Sehnsucht erzeugen, die nicht profan im Hinblick auf das Begehren des Weiblichen ist, sondern eine Sehnsucht auf einer ideellen, transzendentalen Ebene hervorrufen.

Abschließend ein Zitat von Novalis, das mich mit diesem Projekt fortfahren lässt:
»Ich sehe dich in tausend Bildern,
Maria, lieblich ausgedrückt,
doch keines von allen kann dich schildern,
wie meine Seele dich erblickt.«

Details

Entstehungsjahr

2013

realisiert

weitere Angaben

Technik:
analoge und digitale Fotografie
teilweise analoge und/oder digitale Bildbearbeitung mit
eigens erzeugten Texturen und kompositorischen Fotos

Schlagwörter

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