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geöffneter Deckel
geöffneter Deckel
teilweise geöffnet
teilweise geöffnet
teilweise geöffnet, mit Lederböden
teilweise geöffnet, mit Lederböden
teilweise geöffnet, mit Lederböden
teilweise geöffnet, mit Lederböden
2013

Florentiner Schmuckkästchen

Gestaltung

Ulrike Schmidt

Pate

Frederike Frei

Kategorie

ah und oh

vorgeschlagen am

11. März 2013

Plädoyer

Dies Schmuckkästchen ist die wahre Konkurrenz zu einer schönen Frau. Denn es beherbergt die Juwelen so sinnvoll und soft, so ausgeklügelt elegant, dass man sie eigentlich in ihm zurücklassen möchte und nicht wegnehmen für das eigene Dekolleté, wo es für sie manchmal robuster zugeht als in ihrer Zauberbox. Spaß beiseite. Dies Kästchen, eigentlich ein ellenlang auszubreitender Großkasten, hat wildlederfeine Innenfächer und befindet sich auf dem Wege zu einem Instrument. Ja tatsächlich, das Geräusch, mit dem sich die Sesams alle öffnen, macht süchtig. Dass das handgearbeitet ist, kann man nicht sehen, nur bewundern. Meine Hand brächte das nicht zustande. Auch nicht nach fünf Stunden.

Zu Beginn ist es ein sattgenau schließender länglicher Kasten, den man perfekt auf- und zuklappen kann. Man hat das Gefühl, der Deckel denkt mit, er legt sich über die Stirn des Quaders so dicht und passgenau, wie eine Katze ihren Schwanz im Schlummer an ihre Seite heftet. Wer den Schmuck stehlen will, hat Probleme. Zwei quadratische Fächer mit Deckel stehen zur Verfügung, wenn man den Hauptdeckel öffnet, aber man findet nicht hinein. Nur der Besitzer weiß, wie es funktioniert. Gott sei Dank. Es funktioniert so schlicht und ergreifend wie Touchscreen. Obwohl man sieht, dass und wie die beiden Fächer fest verarbeitet sind, kann man sie lässig wie auf einem Bildschirm einfach mit dem Zeigefinger auseinander schieben und dann öffnen sich ein, zwei, drei ... mal fünf Fächer, die ihr Inlet zeigen und alle miteinander zusammenhängen. Wie? Weiß ich auch nicht. Die Fingerringe haben sogar eine kleine wildlederne Rolle, über die sie sich stülpen. Na, mehr verrate ich nicht vom Schmuck, der darin Platz hat. Sonst bekomme ich noch unfreiwillig Besuch.

Als ich es meinem Mann zeige, sagt er sofort: »Schön.« Das sagt er selten. Und als ich ihm klarmache, wie es sich öffnet, kommt ein langes »Ooooh«. Das spricht Bände.

Doch auch kleine Mädchen könnten sich schon dafür begeistern: Diese raffiniert gearbeitete Schmuckbox wird sie spontan begeistern, ein Kleinmädchentraum, ein »must have« für jede Prinzessin!

Ulrike Schmidt arbeitet mit traditionellen Florentiner Papieren. Den Schnitt hat sie selbst entwickelt. Unsichtbare Magnete sind in den Verschlüssen verarbeitet.

Genial. Unikat und handgearbeitet.

Beschreibung

Meine wichtigsten Werkzeuge: ein Teppichmesser, ein Lineal und eine Schneideunterlage.

Vor 30 Jahren hatte ich mir einmal selbst ausgetüfftelt, Bücher zu binden und einzuschlagen. Nach einem Vierteljahrhundert »Pause« bin ich durch einen glücklichen Impuls und eine wunderbare Begegnung damit wieder in Kontakt gekommen. Es war wie eine wiedergefundene Liebe.

Inspiriert zu diesem Schmuckkästchen hat mich eine andere Box, die ich einmal sah und begeistert nachbaute (in Würfelform, mit abnehmbarem Stülpdeckel mit drei Innenfächern).

Diese Schachtelarbeiten ziehen sich meist über Stunden hin, manchmal Tage, da die Teile alle erst einmal extra geschnitten, geleimt und gepresst werden. Als »Presse« verwende ich schwere Apothekerglasplatten, auf die ich mich zusätzlich zum Anpressen kurz draufstelle. Während ich also am Schneiden, Leimen und Kleben bin, langsam und sorgsam, ist mein Denken schon weit voraus und mir fallen oft neue Ideen zu.

Ich wollte nun unbedingt ein größeres Kästchen erschaffen, noch raffinierter, mit mehr Platz und mit Magneten. Zuvor habe ich schon mit verdeckten Magneten experimentiert und Klappschachteln damit ausgestattet. Ich liebe einfach diesen satten Ton, wenn sie aufeinander klappen. So kam es zu diesem Prototyp.

Die Maße für dieses Modell habe ich im Kopf errechnet – vermutlich gibt es heute Designerprogramme für so etwas. Wenn ich auf etwas stolz bin, dann darauf, dass das mein Rechenhirn ohne Ingenieurstudium (noch) hinbekommen hat.

Zwei Magnete habe ich in der Klapplasche vom Deckel eingearbeitet, zwei passgenau »gegenüber« in der Vorderfront. Zwei weitere Magnete befinden sich in den Mittelkanten der Vorderfront. Die Böden habe ich zusätzlich mit Leder und Wildleder ausgelegt, so liegt der Schmuck noch edler und geschmeidiger. Das italienische Papier von »Rossi 1931« ist einfach super zu verarbeiten, sehr lichtbeständig und robust. Die Box kann auch im Bad stehen, wo sie gegen Dusch- und Badefeuchtigkeit im Raum gänzlich unempfindlich ist.

Für das Verwahren der Ringe habe ich Lederstreifen locker aufgerollt und die Ringe drüber gesteckt. So passen sie für jede Größe und die Ringe liegen auch übersichtlicher im Fach. Wildleder und Gold / Silber scheinen mir eine gelungene Materialkombination.

Unbedingt an dieser Stelle meinen allerbesten Dank an Maria Zander-Schütt, die ich sehr für ihre Papierarbeiten bewundere und bei der ich lernen durfte!

Details

Entstehungsjahr

2012

Prototyp

weitere Angaben

Material:
● Papier der Firma »Rossi 1931«: Blumen und Früchte
● Buchbinderleinen »Brillianta«
● Leim (selbst gemischt), Uhu
● Spezialpappe »Kapa«, 37 Einzelteile von Hand geschnitten
● 6 Magnete
● 2 Buchecken
● Leder

Maße:
ca. 11 x 11 x 21 cm

initiiert von

  • Ulrike Schmidt

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